WWW-Tipp der Woche 3/2001

Vor einigen Wochen habe ich eine Anarchistin (EMMA GOLDBERG) und einen Anarchisten (AUGUSTIN SOUCHY) vorgestellt. Dabei dachte ich schon daran, bald auch JANE FONDA zum Thema zu machen. Warum gerade die? Bisher habe ich schon zwei Filme mit SISSY SPACEK erwähnt, "Coalminers Daughter" in Surftipp 44/1999 und "Missing" in Surftipp 48/1999. Trotzdem habe ich in den letzten Jahren JANE FONDA für meine Lieblingsschauspielerin gehalten. Das hat inzwischen etwas nachgelassen, aber dazu später mehr. Was sie mit Anarchismus verbindet, zeigt dieses Zitat aus

BILL DAVIDSON
JANE FONDA

Eine intime Biographie
Verlag Volk und Welt
Berlin 1994

Wie ich gezeigt habe, gibt es AnarchistInnen, die das nicht tun.

JANE FONDA wurde am 31.12.1937 geboren und ist seit etwa vier Jahrzehnten Schauspielerin, ihre große Zeit waren aber die 60er und 70er Jahre. Die Internet Movie Database nennt 78 Filme, an denen sie mitwirkte. Ich nenne nur ein paar Beispiele, die ich meist auch schon selbst gesehen habe und die gelegentlich wiederholt werden.

  • The Chapman Report, Regie GEORGE CUKOR 1962
    JANE FONDA spielte schlecht eine frigide Frau
  • Period of Adjustment (Zeit der Anpassung), Regie GEORGE ROY HILL 1962
    Komödie nach TENNESSE WILLIAMS. Ein Korea-Kriegsveteran behandelt seine Frau schlecht, aber sie finden wieder zueinander.
  • In the Cool of the Day, Regie ROBERT STEVENS 1963
    Klischeehaftes Melodram über eine inhaltslos gewordene Ehe, aber JANE FONDA sieht gut aus.
  • Les Félins (Wie Raubkatzen), Regie RÉNÉ CLÉMENT 1964
    Ein Gangster auf der Flucht (ALAIN DELON) wird von 2 Frauen versteckt, eine davon wird von JANE FONDA gespielt, die in Dessous gefällt, aber noch eindrucksvoller fand ich einen Rolls Royce mit verglastem Dach. Die Handlung ist unglaubwürdig.
  • Cat Ballou (Cat Ballou, Hängen sollst Du in Wyoming), Regie ELLIOT SILVERSTEIN 1965
    einer der wenigen Filme, bei denen ich mir auch die Handlung (Tochter, die ermordeten Vater rächen will, heuert abgehalfterten Revolverheld (LEE MARVIN) an) gemerkt habe. Wunderbare Western-Parodie mit Musik.
  • The Chase (Die Beute, Calda E Infedele, La Curée), Regie ROGER VADIM 1966
    Dreiecksgeschichte zwischen einem reichen Unternehmer, seiner jungen Ehefrau und deren Stiefsohn - reicht nicht an die Vorlage, Zolas Roman "La Curée", heran.
  • Barefoot in the park (Barfuß im Park) Regie GENE SAKS 1967
    Junges Paar (JANE FONDA und ROBERT REDFORD) mit Eheproblemen wohnt am Central Park in New York. Amüsant, obwohl nicht von WOODY ALLEN.
  • Barbarella, Regie ROGER VADIM 1968
    verfilmter SF-Comic: Agentin Barbarella wird auf unbekannte Planeten geschickt, um einem Wissenschaftler eine Geheimwaffe abzujagen. Sie besteht ihre Abenteuer durch ihre Bereitschaft zur körperlichen Liebe und mit Hilfe eines "Engels". ALICE SCHWARZER mag diesen Film nicht.
  • They Shoot Horses, Don't They? (Nur Pferden gibt man den Gnadenschuß) Regie: SYDNEY POLLAK 1969
    Den Film habe ich leider noch nicht gesehn, er soll sehr gut sein. Bei einem Tanzwettbewerb während der Weltwirtschaftskrise wird das Paar ausgezeichnet, das am längsten durchhält.
  • Klute, Regie ALAN J. PAKULA 1971
    Mörder bedroht Prostituierte. Der Film zeigt laut Frankfurter Rundschau, "in perfekter Machart ..., daß Einsamkeit oft der Preis für den amerikanischen Traum vom Leben ist".
  • F.T.A. Regie FRANCINE PARKER 1972
    steht für Fuck The Army. JANE FONDA spielt sich selbst. Leider habe ich den Film noch nicht gesehen.
  • A Doll's House, Regie JOSEPH LOSEY 1973
    Emanzipation einer Ehefrau im 19. Jahrhundert, nach HENRIK IBSEN.
  • Coming home - Sie kehren heim, Regie HAL ASHBY 1977
    Eine Dreiecksgeschichte vor dem Hintergrund des Vietnamkrieges, wahrscheinlich der JANE-FONDA-Film, der mir am besten gefallen hat.
  • California Suite (Das verrückte California-Hotel), Regie HERBERT ROSS 1978
    Komödie über fünf Paare in einem Luxushotel
  • The China Syndrome (Das China-Syndrom), Regie JAMES BRIDGES 1979
    mit JACK LEMMON und MICHAEL DOUGLAS. Störfall in einem Atomkraftwerk wird zum GAU
  • Nine to five (Warum eigentlich - bringen wir den Chef nicht um?) Regie COLIN HIGGINS 1980
    drei Sekretärinnen entledigen sich ihres Chefs (mit JANE FONDA, LILY TOMLIN und DOLLY PARTON, die auch den Titelsong singt).
  • On Golden Pond, Regie MARK RYDELL 1981
    der einzige Film mit ihrem Vater HENRY FONDA, der hier noch besser spielt als sie.
  • Dollmaker (Die Puppenmacherin), Regie DANIEL PETRIE 1983
    Eine Frau aus Kentucky, die während des 2. Weltkrieges ihrem Mann nach Detroit folgt, findet mit ihren Fähigkeiten einen Weg aus der Armut. (Der Film ist besser als die Beschreibung.)

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Nach 1983 lassen die interessanten Filme nach. JANE FONDA verdiente aber viele Dollar mit Aerobic-Videos und LPs.


Ohne JANE FONDAs politische Aktivitäten würde ich sie heute nicht vorstellen. Davon war während ihrer ersten Ehe mit ROGER VADIM (1965-1973) noch nichts zu spüren, aber der Politiker TOM HAYDEN, mit dem sie 1973-1983 verheiratet war, und der den amerikanischen SDS (Students for a Democratic Society) mitgegründet hat, beeinflußte sie positiv. Ihr aktueller Noch-Ehemann TED TURNER, den sie an ihrem 54. Geburtstag (21.12.1991) heiratete, führte sie zwar etwas zum Establishment zurück, ist aber auch selbst politisch aktiv. Als Gründer von CNN wurde er Multimilliardär, setzte sein Geld aber für politische Zwecke ein (z.B. für eine Spende in Höhe von 1 Mrd. $ an die UNO für Bevölkerungskontrollprogramme und aus Protest gegen die schleppende Beitragszahlung der USA).

Die informativste Biographie (aber etwas durcheinander) JANE FONDAs, die ich im WWW fand, ist JANE  FONDA  &  TOM  HAYDEN. Einige Auszüge:

Wie das FBI 1970 JANE FONDA zu diskreditieren versuchte, beschreibt BILL DAVIDSON a.a.O. S. 8f:

Der Kolumnist warf den Brief aber in den Papierkorb, da er den Inhalt mangels brauchbaren Absenders nicht überprüfen konnte. Heute hätte es das FBI leichter, weil es die Information nur unter Pseudonym im WWW zu verbreiten bräuchte. Irgendjemand würde sie schon zitieren. Leider werden nämlich viele Korrespondentenstellen abgebaut (vom ZDF z.B. Nairobi und Johannisburg) und der Zeitdruck der Redaktionen erhöht, auch weil man glaubt, nicht mehr vor Ort recherchieren zu müssen, sondern alles aus den Onlineausgaben von dortigen Zeitungen erfahren zu können. Hauptsache, wir können bei DAUMs Pressekonferenz live dabei sein. Noch ein paar Auszüge aus JANE  FONDA  &  TOM  HAYDEN:

Ihre Besuche Nordvietnams werden ihr bis heute von Rechten und von Vietnamveteranen sehr verübelt. inzwischen hat sie sich dafür ob aus Überzeugung oder aus Opportunismus zwar entschuldigt, aber das kommentierte einer, man solle ihr nicht vergeben, sondern sie vergessen.

JANE FONDA in North Vietnam zitiert sowohl ihre Ansprache aus Hanoi vom 22 August 1972 als auch ihre Entschuldigung 16 Jahre später.

'Hanoi JANE' Rumors Blend Fact and Fiction von DAVID EMERY weist nach, daß es Legenden/Lügen über FONDAs Besuch in Nord-Vietnam gibt, z.B. daß sie den Vietnamesen geheime Nachrichten von Kriegsgefangenen ausgehändigt habe, richtig sei aber, daß Kriegsgefangene geschlagen worden seien, die sich weigerten, mit ihr zusammenzuarbeiten. (Dort findet ihr auch Links auf die Gerüchte.)

Jane Fonda mit nordvietnamesischem Abwehrgeschütz (?)
http://users.deltanet.com/~cybrgbl/fonda/fonda.jpg

Den Eindruck, daß JOAN BAEZ politisch mehr Durchblick hat(te), hatte ich schon früher gewonnen. Durch die jüngste Entwicklung JANE FONDAs wird dieser Eindruck noch bestärkt. Sie trennte sich vor zwei Jahren von TED TURNER (ohne Scheidung). Wurde zunächst noch gemutmaßt, zwei starke Persönlichkeiten hätten zu wenig gemeinsam erlebt und sich auseinandergelebt, weil z.B. TED TURNER sie nicht bei seinen politischen Aktivitäten hinzuzog ("Ich TURNER, Du JANE" - EVA KOHLRUSCH), kam bald zu Tage, daß JANE FONDA durch Gespräche mit ihrem Chauffeur religiös geworden ist.

Sex mit dem Chauffeur wäre weniger dramatisch gewesen.

Warum denn das? Auch Loser wie ich können vernünftig und gottlos bleiben!

Aber (wieder weg von TURNER) was in Frauen vorgeht, ist mir ohnehin ein Rätsel, weil es mit Vernunft nicht zu erklären ist. Dafür sprechen nicht nur Erfahrungen, die ich voriges Jahr im Beruf machen konnte, sondern auch der nebenstehende Ausschnitt aus dem "Programm zur Kommunalwahl Aachen 1994" von Bündnis 90/Die Grünen, Kreisverband Aachen-Stadt.

Ich hatte MONIKA KUCK 1984 als vernünftige, atheistische Biologiestudentin mit vielen Büchern kennengelernt. Damit bin ich zu beeindrucken. Später ging sie in die Politik und war praktisch nicht mehr zu sprechen. Die letzten Neujahrsgrüße habe ich ihr vor Jahren per Einschreiben mit Rückschein geschickt, um noch einmal ein Lebenszeichen zu bekommen. Im Wahlprogramm 1994 wird sie so zitiert:

    "In meinem nächsten Leben werde ich Psychologin! Vielleicht gelingt es ja dann, die Kluft zwischen Wissen über die Umwelt und dem praktischen Handeln zu überbrücken. Nicht an Wissen mangelt es, sondern an der Umsetzung!"

Wiedergeburt - das hätte ich nicht von ihr gedacht. Der Glaube an Reinkarnation paßte gar nicht zu der Frau, die ich in Erinnerung hatte. Später habe ich sie mal zufällig im Aachener Hauptbahnhof getroffen und darauf angesprochen. Da erklärte sie, so habe sie es nicht gemeint. Sie glaube weiterhin nicht an Wiedergeburt und andere religiöse Theorien. Auch andere hätten sie übrigens schon danach gefragt.

Hoffentlich ist es dabei geblieben. (Fehlt bloß noch, daß JOSCHKA FISCHER zu beten anfängt, aber da er ein Mann ist, rechne ich damit nicht.)

Die geistreichste Reaktion auf FONDAs Bekehrung fand ich bei SALON. Anspielend auf "Driving Miss Daisy" ("Miss Daisy und ihr Chauffeur") schrieb LANCE GOULD am 27. Jan. 2000

Bevor ich aber in Wehklagen ausbreche, wie tief ein Mensch sinken kann, muß ich JANE FONDA doch zugute halten, daß sie immer noch das Recht auf Abtreibung befürwortet und auch die in den USA verbreitete Praxis, SchülerInnen nur Enthaltsamkeit als Mittel der Geburtenkontrolle zu lehren, kritisierte. (JANE FONDA supports Aportion)

Weitere Links

Hintergrundmusik: http://midistudio.com/midi/Carroll/IfISaidYouHad.mid
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