Liebe Netzgemeinde,
in Costa-Gavras Film "Missing" ging es 1982 um einen von der Pinochet-Diktatur ermordeten US-Bürger, dessen Frau und Eltern nach ihm suchen und von der US-Botschaft heuchlerisch Hilfe zugesagt bekommen, obwohl man dort schon weiß, daß der Gesuchte tot ist. Die Internet Movie Database nennt hier weitere Daten.
Warum erzähle ich das? Weil das US-Außenministerium Dokumente über Chile "deklassifiziert" hat - d.h. sie nicht mehr geheim hält. Die CIA sträubt sich noch gegen die verordnete Offenheit. Aber ein Dokument das State Departements nährt Verdacht, daß der Geheimdienst mit der Angelegenheit mehr zu tun hatte, als bisher zugegeben wurde - wörtlich "an unfortunate part" spielte. Der Verschwundene hieß in Wirklichkeit Charles Horman.
Als die Familie 1980 einen Prozeß führte, wurde ein Dokument nur mit großen unkenntlich gemachten Passagen freigegeben.
Original-URL: http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/19991008/01-01.gif
So sieht das Dokument ungeschwärzt aus:
Original-URL: http://www.gwu.edu/~nsarchiv/news/19991008/01-04.gif
Viele Originaldokumente kann man beim State Departement lesen: http://foia.state.gov/ "foia" in der URL steht dabei für "Freedom of information act" Dort gibt es auch Informationen zu anderen Ereignissen, wie der Ermordung amerikanischer Nonnen in El Salvador. Die Benutzung dieser Seiten setzt den Acrobat Reader voraus, aber das dürfte ja kein Problem sein.
Am Muskingum-College wurde eine ausführliche Bibliografie zur Geschichte der Geheimdienste zusammengestellt. Ich nenne die Links vom Speziellen zum Allgemeinen. Beachtet aber, daß ihr hier nicht viel erfahrt, außer, wo ihr viel erfahren könnt.
MAIN TABLE OF CONTENTS This page is the beginning point for using The Literature of Intelligence: A Bibliography of Materials, with Essays, Reviews, and Comments. All materials are organized in the major substantive categories listed below...
Beim Untergang der DDR sind viele scheinbar wertlose Schriften weggeworfen worden. Die SERO-Annahmestellen waren voll davon. Auch wenn es sich meist um Veröffentlichungen handelt, die an verschiedenen Orten vorhanden sind, bin ich doch froh, mir 1990 einiges gesichert zu haben, wie ihr auf meiner Homepage nachlesen könnt
Zwei Jahre später hatte ich eine ähnliche Gelegenheit, als ich durch einen schwulen Freund vom Selbstmord eines Soziologieprofessors erfuhr. Er war nicht nur ebenfalls schwul, sondern auch etwas pädophil, allerdings suchte er sich Jugendliche als Sexpartner, die natürlich schon mehr Macht als Kinder haben. Zuletzt soll er an einen jungen Türken geraten sein, der ihn erpreßte. Seine Konten waren jedenfalls völlig geplündert und überzogen. Dann hat er sich erhängt. Aus seinem Nachlaß sicherten wir uns einiges, wobei ich z.B. an Zeitschriften interessiert war. So kam ich zu Heften der Zeitschriften
Nachdem ich so zumindest einen Teilbestand zusammenhalten konnte, der sonst wahrscheinlich zerstreut worden wäre und im Fall DDR sogar die Vernichtung verhindert habe, tut es mir weh, durch eine email des in Konstanz oder Freiburg lehrenden Historikers KLAUS GRAF auf einen baden-württembergischen Skandal aufmerksam zu werden.
(Startseite für meine Erkundungen war http://www.uni-koblenz.de/~graf/#kulturgut Alles, was ich hier zitiere, habe ich von dort aus gefunden. Ich halte es aber für so wichtig, daß ich mich nicht darauf verlasse, daß ihr selbst nachseht.)
Am 20. Oktober 1999 fand bei Reiss in Königsstein die erste Versteigerung aus der Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek Donaueschingen statt. Unter den Hammer kamen gut 1100 Drucke, darunter etwa 300 aus dem Besitz von Joseph von Laßberg. Nur ein kleiner Teil davon konnte für öffentliche Institutionen gesichert werden.
In der Badische Zeitung vom 20.10.1999 schrieb Volker Schupp, Ordinarius für Germanische Philologie und Altrektor der Universität Freiburg u.a.: .
Der Versteigerungskatalog umfaßt 1101 Nummern, gegliedert in Kapitel wie Alte Drucke, Literatur-Philosophie, Geographie, Naturwissenschaften, Deutschland, darunter auch Landeskunde, Geschichte et cetera. Als Prachtstück ist mit Bild hervorgehoben der Theuerdank, die Brautfahrt des Kaisers Maximilian zu Maria von Burgund, als allegorischer Versroman von ihm, dem letzten Ritter, selber entworfen, und mit Holzschnitten von Hans Burgkmair und andern bekannten Künstern der Zeit geschmückt, gedruckt 1519.
Es ist eines der wenigen Exemplare, die auf Pergament gedruckt sind und nimmt so eine interessante Stellung ein in der Ablö-sung des mittelalterlichen Handschriftenbetriebs durch den Druck. Von 300 000 Mark an kann man mitbieten. Dergleichen Zimelien, mögen sie auch im Katalog besonders hervorgehoben werden, kennzeichnen aber nicht allein den wissenschaftlichen und kulturellen Wert der Bibliothek...
Über sie gab es unterschiedliche Einschätzungen. Während der Katalog von der Vielfalt einer über Jahrhunderte hinweg gewachsenen Adelsbibliothek schwärmt, war in der Presse, der Hofberichterstattung der Fürstenberger und des Ministeriums für Wissenschaft und Kunst von einem Schriften-Sammelsurium die Rede, das seit den 20-er Jahren nicht mehr systematisch gepflegt worden sei. Viele Bücher wären im Besitz des Landes zu Duplikaten geworden. (Wie viele Unikate dabei waren, weiß allerdings niemand.) Das Land hat also den Erwerb, für den angeblich knapp acht Millionen hätten aufgebracht werden müssen, abgelehnt Hat man das in Stuttgart nicht gewußt? Die Aussage, man habe eben kein Geld, ist deswegen nicht akzeptabel, weil man sich offenbar auch nicht bemüht hat, die Mittel anderweitig aufzutreiben. Man hat wohlweislich den Deckel auf den Verhandlungen gehalten, damit solche Forderungen erst gar nicht erhoben werden konnten...
1680 wollten die Konstanzer Domherren eine Trinkstube einrichten. Es bot sich an, dazu den oberen Stock der Sakristei zu verwenden. Dort befand sich die Dombibliothek. Da man (wie in Donaueschingen) auch kein Geld mehr ausgeben wollte, die Handschriften und Bücher zu pflegen, die Bibliothek ohnehin im Wege war, wurde sie verkauft. Wer heute wissen will, was die Domherren der größten deutschen Diözese gelesen haben und was sie meinten, am Ausgang des 17. Jahrhunderts nicht mehr zu benötigen, braucht seine Frage nicht mehr zu stellen. Von den Handschriften sind einige ans Kloster Weingarten und von dort (durch die Säkularisation) in die Württembergische Landesbibliothek gekommen wie die Minnesingerhandschrift (B). Einen Kodex hat Joseph von Laßberg 150 Jahre später bei einem Konstanzer Antiquar entdeckt. Er wurde 1982 bei der ersten Fürstenberg-Versteigerung angeboten. In seinem Deckel hatte man die Vetus-Latina-Fragmente aus dem 5. Jahrhundert gefunden, Prophetentexte des Alten Testamentes vor der Über-setzung des Hieronymus (Nr. 1 des Auktionskataloges).
Wo mögen sie hingekommen sein? Von den Druckschriften wird es wohl nur noch Spuren geben. Wir haben keinen Grund, uns über das Unverständnis der Domherren zu erheben; sie hatten kein historisches Bewusstsein. In Donaueschingen sollen Wohnungen in den Bibliotheksräumen eingerichtet werden, und die gesparten acht Millionen mag die Landesregierung in die Trinkstube der Berliner Landesvertretung investieren.
und in einem anderen Aufsatz heißt es:
s: Staatsanzeiger für Baden-Württemberg 23. August 1999, S. 17. Nahezu gleichlautend in: Badische Zeitung 24. Juli 1999, S. 8
[Von Reinhart Siegert]
Eine sinnvolle Beheimatungsvariante hätte auch die junge UB Konstanz dargestellt, die laut Bibliothekshandbuch bisher ganze 3 000 Titel vor 1800 ihr Eigen zählt. Hier winkte durch den Donaueschinger Bestand der Glücksfall, praktisch ohne Dubletten zu einem kompletten, gewachsenen Altbestand zu kommen, noch dazu aus der nächsten Umgebung - eine Parallele zu dem Glücksfall, den der Erwerb der Oettingen-Wallersteinischen Bibliothek aus Schloss Harburg für die ebenfalls junge UB Augsburg darstellt. Eine Bestandsaufnahme durch die Stiftung Kulturgut des Landes Baden-Württemberg ist vereitelt worden (Badische Zeitung 8. Juli 1999).
Eine wertvolle Geschichtsquelle wurde schon zerstört, als am 1. Juli 1994 die Inkunabelsammlung der traditionsreichen Fürstlich Fürstenbergischen Hofbibliothek zu Donaueschingen versteigert wurde. In einem Artikel in der "Badischen Heimat" ( nun auch als Volltext mit Nachträgen zur Sammlung Laßberg) wurde diesem Ensemble ein Nachruf gewidmet. Während der Chef des Hauses Fürstenberg mit der über Jahrhunderte gepflegten bibliophilen Tradition seiner Familie bricht, läßt er sich zur gleichen Zeit auf seinem Schloß Weitra als kultureller Mäzen bejubeln. Der Katalog zur dort stattfindenden niederösterreichischen Landesausstellung "Die Fürstenberger. 900 Jahre Herrschaft und Kultur in Mitteleuropa" enthält nicht nur bemerkenswerte Beispiele moderner höfischer Panegyrik, sondern auch einen Abschnitt über die Hofbibliothek, der zwar ihre wissenschaftliche Bedeutung rühmt, aber kein Wort zu ihrer Gefährdung verliert. Der fürstliche Archivar schreibt dort, die Hofbibliothek, eine "gewachsene Sammlung", genieße sowohl im Inland als auch im Ausland hohes Ansehen. "Gerade wegen der zahlreich vorhandenen wertvollen Altbestände ist sie oft eine der wenigen Bibliotheken oder die einzige, in denen die gesuchten Werke noch vorhanden sind. Glücklicherweise blieb sie im Laufe der Jahrhunderte von Kriegsschäden und anderweitigen Katastrophen verschont" (S. 112). Erwähnt werden zynischerweise auch die rund "500 Inkunabel-Nummern, unter denen sich manches Unicum und viele seltene Stücke befinden"...
Völlig unverzeihlich ist jedoch die endgültige Zerstörung der mittelalterlichen Teile der Klosterbibliothek der Villinger Franziskaner. Nicht weniger als 90 Bände dieser Provenienz befanden sich unter den Donaueschinger Inkunabeln, ganze acht davon erwarb vorab das Land. Nur die Ankäufe der Donaueschinger Hofbibliothek bei der Versteigerung 1794 hatten Stücke aus dieser nicht unbedeutenden Büchersammlung bis zur Londoner Versteigerung gerettet. "Die andern Bücher sind verschleudert worden", stellte 1904 Christian Roder fest (FDA 32, S. 306). Welche Verwüstungen die Säkularisationen der Jahre nach 1800 in den gewachsenen Buchbeständen der Klöster angerichtet haben, ist allgemein bekannt. Einigermaßen geschlossen überlieferte Bestände sind infolgedessen äußerst selten.
In vielen klostergeschichtlichen Darstellungen wiederholt sich deshalb die Klage, wegen des Verlustes der Bibliothek könne über die Interessen und die wissenschaftliche Tätigkeit der Mönche nichts mehr in Erfahrung gebracht werden. Besonders die Bücher Bettelorden waren damals gefährdet, da man ihnen mit aufklärerischem Vorurteil gegenübertrat. 90 Bände aus einem Franziskanerkloster, die nicht nur durch ihren Inhalt, sondern gerade auch durch die Besonderheiten der einzelnen Exemplare wie Besitzeinträge und Arbeitsnotizen der Mönche Einblick in das geistige Leben einer klösterlichen Gemeinschaft geben, hätten als überaus seltener Glücksfall zu gelten. Zum Vergleich: der jüngst erschienene Inkunabelkatalog der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf bezeichnet 21 Wiegendrucke aus der bekannten rheinischen Zisterzienserabtei Heisterbach als "eine keineswegs unbedeutende Menge".
Außerdem: Mailinglistenbeiträge
Nach all dem habe ich keine Lust mehr, Euch das baden-württembergische "Schlössermagazin" zu empfehlen und mache es mehr als Pflichtübung: Ihr erfahrt dort etwas über
Schloß Rastatt
Zu jedem Schloß gibt es
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schnitzler