WWW-Tipp der Woche 50/2000

Biographische Daten

EMMA GOLDMAN hatte wiederholt Kontakt zum deutschen Anarchisten AUGUSTIN SOUCHY. Leider hört man in letzter Zeit wenig über ihn in Rundfunk und Fernsehen. Ich meine, in den siebziger und achtziger Jahren sei das noch anders gewesen. Dabei ist SOUCHY nach dem Untergang der kommunistischen Systeme in Europa eher noch aktueller, weil er zumindest damit recht behalten hat, daß es so nicht geht. Im WWW habe ich aber einiges gefunden. Das Foto ist leider das einzige.
http://perso.club-internet.fr/ytak/images/souchy_low.gif

Souchy im Spanischen Bürgerkrieg

Das WWW kann zum Spanischen Bürgerkrieg etwas Gegenöffentlichkeit ermöglichen, wir müssen nur die richtigen Dokumente finden. Eines ist ANDREAS KLÄRNERs Spanische Revolution 1936.

Bereits in Surftipp 7/2000 erinnerte ich an Teilnehmer des Spanischen Bürgerkrieges: GEORGE ORWELL und ERNST BUSCH. Ein weiterer bedeutender Teilnehmer war SOUCHY. Die drei hier genannten kämpften alle auf der Seite der Republik und waren doch unterschiedlich. SOUCHY fand als Anarchist Gesinnungsgenossen in den anarchosyndikalistischen Gewerkschaften, aber die stalinistischen Kommunisten bekämpften und verfolgten diese, die doch eigentlich ihre Kampfgenossen waren. Es konnte als vorkommen, daß Anarchisten in kommunistischer Haft viel schlimmer behandelt wurden als Kämpfer FRANCOs in republikanischer Haft:

SOUCHY berichtete darüber:

Dieser Text ist möglicherweise vollständig (ausgedruckt 64 Seiten) und unbedingt lesenswert, schon wegen der unglaublichen Liberalität und Gesetzlosigkeit, von der dort berichtet wird, und die anscheinend sogar funktionierte. Das lag möglicherweise auch am Krieg, der die Menschen einte, aber sicher auch an der langen anarchistischen Tradition.

SOUCHY berichtet a.a.O. über die Situation in Muniesa, jeder habe Brot aus der Bäckerei nehmen dürfen. Das sei nicht mißbraucht, sondern nur zur Deckung des aktuellen Bedarfs genutzt worden. Auch Wein sei frei verkauft worden, dennoch habe es keinen Fall von Trunkenheit gegeben. WORKERS' AND PEASANTS' COLLECTIVES IN THE SPANISH CIVIL WAR meint dazu: "This was also partly a reflection of an anarchist puritanism which in other places led them to ban tobacco and even coffee". Da staune ich. Theoretisch müßte der Anarchismus völlig ungeeignet sein, NichtraucherInnen zu schützen (ist also für mich ungeeignet).

ACHIM VON BORRIES
Die unbekannte Revolution
1936-1996 - Das Experiment des spanischen Anarcho-Syndikalismus - 60 Jahre Spanische Revolution

zitiert neben SOUCHY auch FRANZ BORKENAU und GEORGE ORWELL. Die Revolution hatte demnach [noch?] positive Folgen: Selbstbewußte Kellner, Zusammenlegung von Straßenbahn, Bus und Untergrundbahn, Rationalisierung und Aubau einer katalanischen Rüstungsindustrie durch die Arbeiter selbst.

AUGUSTIN SOUCHY erzählte immer plastisch, daß es in vielen Dörfern zwei Cafés gab – ein geldloses für die dem Kollektiv angeschlossenen Bauern und ein »individualistisches«, in welchem bezahlt werden mußte. Die Individualisten waren nicht etwa »Uneinsichtige« oder Gegner des Anarchismus, sondern oft überzeugte Anarchisten und Mitglieder in anarchistischen Organisationen.zusammenzuschließen.

Schleswig-Holsteiner im Spanischen Bürgerkrieg benutzt einen blöden HTML-Editor, der Sonderzeichen nicht richtig darstellt. Ansonsten ist es eine lesenswerte Darstellung (hier ein etwas korrigierter Ausschnitt).

    Außer AUGUSTIN SOUCHY erlebten noch weitere deutsche Anarchisten und Anarchosyndikalisten den Beginn des Bürgerkrieges. So die 20 ehemaligen Mitglieder der vom NS-Regime zerschlagenen Freien Arbeiter Union Deutschlands (FAUD), die, angezogen von der einmaligen Stärke der anarchistischen Bewegung, vor allem in Form der Massenorganisation CNT/FAI, in Barcelona im Exil lebten. Als Mitglieder der Gruppe "Deutsche Anarcho-Syndikalisten" (DAS) hatten sie im Umkreis der CNT gelebt, in ihren Zeitungen gearbeitet und an deren Seite an den Straßenk&aumlmpfen teilgenommen. Als die Anarchisten deutsche Schulen, Kirchen, Firmen und Handelszentren in Barcelona stürmten, da diese größtenteils als "Außenstellen" des NS-Regimes dienten, kam den deutschen Anarchosyndikalisten die Aufgabe zu, die dort verhafteten Deutschen zu vernehmen und zu überprüfen. Nachdem die Vernehmungen abgeschlossen waren, verlagerte die Gruppe ihren Aufgabenbereich immer stärker auf die Propaganda und auf die Betreuung von deutschen und anderen ausländischen Antifaschisten in den anarchistischen Milizen, die gleich zu Beginn des Bürgerkrieges gebildet wurden.


http://www.geocities.com/CapitolHill/9820/poum2.jpg

Das anarchistische Experiment endete schon im Mai 1937 durch kommunistische Gewalt. Kommunistische Polizeitruppen versuchten die gemeinsam verwaltete Telefonzentrale zu besetzen, die Massen hielten zur anarchistischen Bewegung. Nun zogen die Kommunisten Kämpfer von der Front ab, die Anarchisten nicht. Damit hatten sie diesen internen Streit verloren.

Noch in den 90er Jahren vertragen Altkommunisten wie KURT HAGER die Lügen über die Ereignisse in Barcelona. Die kundigste Widerlegung liefert

MANFRED BEHREND "In Spanien stand's um unsre Sache schlecht..." 60 Jahre nach dem Barrikadenkampf in Barcelona

im "Glasnost-Archiv - Beiträge zur Geschichte"

Weitere Links:

Souchy und Kuba

SOUCHY konnte Spanien und Europa rechtzeitig verlassen. Er fand in Mexico einen ausländerfreundlichen Aufnahmestaat:

Mit Aufmerksamkeit verfolgte er das kubanische Experiment. 1960 bereiste er Kuba, um ein Buch über die kubanische Revolution zu schreiben. Seine Kritik am wachsenden Totalitarismus wurde unterdrückt, und er konnte Kuba gerade noch rechtzeitig verlassen. SAM DULGOFF zitiert SOUHCYs Kritik:

weitere Links:

Kampf gegen falsches Verständnis von "Anarchismus"

Oft wurde und wird Anarchismus mit Terrorismus gleichgesetzt. Die Rote-Armee-Fraktion gilt manchen als anarchistisch. Selbst WILLY BRANDT benutzte diese Bezeichnung. AUGUSTIN SOUCHY widersprach:

Souchys Nachlass

SOUCHYs Nachlass ist im Internationalen Institut für Sozialgeschichte:

  • De literaire nalatenschap van Gustav Landauer is een rijke bron voor Duitse radicale bewegingen.
  • De archieven van ALEXANDER BERKMAN en EMMA GOLDMAN bestrijken zowel de Amerikaanse als de Russische anarchistische beweging.
  • De papieren van RUDOLF ROCKER, GRIGORI MAXIMOV, SENYA en MOLLIE FLÉCHINE-STEIMER en AUGUSTIN SOUCHY vertellen bijna de gehele geschiedenis van het Duitse en Russische anarchosyndicalisme
  • Bücher von und über AUGUSTIN SOUCHY sind im Trotzdem-Verlag erschienen

    Hintergrundmusik: Thaelmann-Kolonne.mid

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