WWW-Tipp der Woche 35/2000

PIUS IX. und der Syllabus
Die Protokolle der Weisen von Zion
Henry Ford
Anne Frank (Nachtrag zu Surftipp 1/2000)

PIUS IX. und der Syllabus

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Heute kreisen meine Tipps um religiösen und vielleicht auch antireligiösen Wahn. Aktueller Anlaß ist die Seligsprechung PIUS IX.. Das war eine prima Idee der katholischen Kirche, denn besser als die Argumente Gottloser kann dieser Akt der Amtskirche demonstrieren, was Katholiken eigentlich glauben müssen und was diese Kirche ablehnt. PIUS IX. war der am längsten amtierende Papst (1846-1878). Er prägte die Katholische Kirche im 19. Jahrhundert. Zwar begann er fortschrittlich, wandelte sich aber zum Gegner von Liberalismus und moderner Staatsauffassung. Selbst die Eisenbahn lehnte er ab (bis er selbst mal mitgefahren ist).

Kirchenstaat und nationale Einheit Italiens standen aber im Widerspruch, nicht nur weil Katholiken auch in anderen Staaten lebten, sondern auch weil Italien viel größer war als der Kirchenstaat, dessen Ausdehnung aber nicht realistisch war. Dem Krieg Piemonts gegen Österreich 1948 verweigerte der Papst seine Unterstützung. Ihm entglitt die Kontrolle der revolutionären Bewegung und schließlich floh er ins Königreich Neapel

    Verbittert verfolgte PIUS von seiner Fluchtburg in Gaeta aus, wie GIUSEPPE MAZZINI als Haupt einer Triumviratsregierung die weltliche Herrschaft des Papstes in Rom für beendet erklärte und die Republik ausrief. Zwar konnten französische Truppen bereits Anfang Juli 1849 die Stadt für den Papst zurückerobern, doch der Verlust der ewigen Stadt war für PIUS zum Trauma geworden, das er nicht mehr überwinden konnte. Als entschiedener Gegner der liberalen Zeitströmung kehrte der Papst nach Rom zurück. "Der katholische Liberalismus, das ist ein Fuß in der Wahrheit und ein Fuß im Irrtum." Unter dem strengen Regiment seines Kardinalstaatssekretärs GIACOMO ANTONELLI wurde die Todesstrafe, die MAZZINI abgeschafft hatte, wieder eingeführt. Besonders symbolträchtig für die politische Kehrtwendung war der Wiederaufbau der Gettomauer, die der Papst nur zwei Jahre zuvor selbst hatte einreißen lassen: Das letzte jüdische Getto Europas stand wieder.

Mit Rom und Umgebung blieben ihm bei der Gründung des italienischen Nationalstaats nur Reste des früheren Territoriums für wenige Jahre, denn im September 1870 verlor er auch die. Rom wurde italienische Hauptstadt.


http://home.t-online.de/home/kath.kirche.giengen/pius9-1.jpg

Besondere Aufmerksamkeit verdient sein "Syllabus", eine Aufstellung verbotener Lehren. Über die Entstehungsgeschichte erfahren wir einiges aus der Catholic Encyclopedia.

Der Syllabus ist in 10 Kategorien gegliedert:

§ l. Pantheismus, Naturalismus und absoluter Rationalismus.
§ II. Gemäßigter Rationalismus.
§ III. Indifferentismus, Latitudinarismus.
§ IV. Sozialismus, Kommunismus, geheime Gesellschaften, Bibelgesellschaften, liberale Kleriker-Vereine.
§ V. Irrtümer über die Kirche und ihre Rechte.
§ VI. Irrtümer über die bürgerliche Gesellschaft sowohl an sich, als in ihren Beziehungen zur Kirche.
§ VII. Irrtümer über das natürliche und das christliche Sittengesetz.
§ VIII. Irrtümer über die christliche Ehe.
§ IX. Irrtümer über die weltliche Herrschaft des Römischen Papstes.
§ X. Irrtümer, welche sich auf den Liberalismus unserer Tage beziehen.

Natürlich ist völlig in Ordnung, wenn eine Religion Behauptungen ablehnt wie:

Gelassen kann ich auch die angeblichen Irrtümer bezüglich der Kirche und ihrer Rechte hinnehmen, z.B.

Ohne Nummer werden generell Sozialismus, Kommunismus, Geheimgesellschaften, Bibelgesellschaften und klerikal-liberale Gesellschaften verdammt. Dabei geht es um reformierte oder protestantische Bibelgesellschaften. Katholische gab es anscheinend nicht. An verschiedenen Stellen findet ihr im WWW (z.B. gracious call, Christian Classics Ethereal Library und god rules) dazu einen anscheinend protestantischen Text, der der Katholischen Kirche vorhält, sie hätte die Bibellektüre zu verhindern versucht:

Inzwischen dürfen auch Katholiken die Bibel auch in ihrer Muttersprache lesen. Davon konnte ich mich vor einem Jahr bei einem Besuch im erzkatholischen Paderborn überzeugen. Eine Buchhandlung bot Bibel, Krimis, Kinderbücher an. Ein anderes Geschäft mit Lack und Leder nannte sich "Master & Servant". Das katholische Milieu ist schon recht interessant. Übrigens habe ich nach dem Besuch hier das Heinz-Nixdorf-Museumsforum empfohlen (Surftipp 36/1999).

Besonders stört sich der Syllabus an der Zivilgesellschaft, in der der Staat in Bereiche der Kirche eindringt:

Um es ganz klar zu machen: Das sind vielleicht für uns Selbstverständlichkeiten, wo nicht, denken wir vielleicht, das verlange sowieso kein vernünftiger Mensch (kein Recht auf Eigentum für die Kirche). In der Auflistung werden sie aber als Irrtümer aufgezählt.

Kirche zum Mitreden, woraus ich zitierte, sieht sich als Vertreter wahren Katholizismus und lehnt die offizielle Katholische Kirche als "V2-Sekte" ab. V2 steht dabei für das 2. Vatikanische Konzil. Auch den kürzlich verstorbenen Fuldaer Erzbischof DYBA, den ich für den wenn nicht einzigen, so doch bekanntesten richtigen Katholiken Deutschlands hielt, lehnen sie als Okkupant des Bischofsstuhls ab. Da halte ich mich ganz liberal raus. Gut finde ich aber, daß sich Rom gegen die deutschsprachigen katholischen Kirchenhistoriker (gefunden auf der Homepage der Katholischen Kirchengemeinde Heilig Geist in Giengen / Brenz, die noch mehr Piuskritik veröffentlicht) durchsetzte. Die waren nämlich gegen die Seligsprechung:

Die Seligsprechung PIUS IX., die mit der JOHANNES XXIII. gekoppelt wird - darüber habe nicht nur ich gestaunt -, ist nur eine von vielen der letzten Jahre, wie die Süddeutsche Zeitung berichtet:

Mehr Aufschluß über die Sorgfalt und Sachlichkeit des Seligsprechungsverfahrens gibt aber "Kirche intern" mit der Wiedergabe eines Interviews der Tageszeitung la Repubblica mit dem italienischen Kirchenhistoriker Professor GIUSEPPE ALBERIGO.

Eine Episode möchte ich noch erwähnen, die während des 1. Vatikanischen Konzils spielt und den Charakter PIUS IX. schön zeigt.

    Bereits am 16. Januar 1870 spielte sich ein schwerwiegender Vorfall ab. Der chaldäische Patriarch JOSEPH AUDU wurde wegen seiner Konzilsrede am Vortage und wegen seines Widerstandes gegen die Bulle "Reversus", die Rom bei der Besetzung der Bischofssitze bedeutend mehr Rechte einräumte als bisher, vom Papst zu sich zitiert. Sobald AUDU in den päpstlichen Gemächern erschien, kam es zu einer heftigen Szene. Nach den Aussagen von Bischof FÉLIX DUPANLOUP riegelte der Papst die Türe hinter sich zu und drohte dem 78jährigen Patriarchen, er werde hier nicht mehr herauskommen, bevor er nicht [? wohl "bevor er" gemeint, N.S.] sein schriftliches Einverständnis zur fraglichen Bulle gegeben habe. Während der Patriarch äußerlich ruhig blieb, zitterte der Papst vor Wut. AUDU blieb nur die Alternative, abzudanken oder sich zu unterwerfen. Aus Furcht wählte er das Zweite. Doch in der Folgezeit kam es zu weiteren Konflikten zwischen Patriarch und Papst. Schließlich enthob ihn PIUS IX. einige Jahre später seines Amtes.

    Der Vorfall vom Januar 1870 erregte die Gemüter außerordentlich... Am meisten entrüstete sich AUDUS Kollege, der griechisch-melkitische Patriarch GREGOR JUSSEF... Mutig widerstand er ersten Pressionen und trat am 14. Juni 1870 in der Konzilsaula ganz offen für die alten Patriarchenrechte ein. Doch da kam es zur wahrscheinlich peinlichsten Stene des ganzen Konzils. Der Papst ließ den Patriarchen in der höchsten Erregung zu sich kommen. Als JUSSUF PIUS IX. in der vorgeschriebenen Weise den Fuß küßte, setzte dieser nach der Art heidnischer Siegergesten dem Patriarchen den Fuß auf den Kopf oder Nacken mit den Worten: "Gregor, Du harter Kopf." Dann fuhr er dem Patriarchen mit dem Fuß eine Zeitlang auf dem Kopf herum. Zweimal reichte die heilige Synode der griechisch-melkitischen Kirche unter dem Vorsitz des Patriarchen MAXIMOS IV. SAIGH in Rom einen Bericht über dieses Ereignis ein, um den Heiligsprechungsprozeß PIUS' IX. zu blockieren. Aus Furcht vor einem Schisma in seiner Kirche hatte sich JUSSEF selbst lange Zeit nicht getraut, über diesen Zwischenfall zu reden.

    AUGUST BERNHARD HASLER: Wie der Papst unfehlbar wurde, S. 57ff

 

Die Protokolle der Weisen von Zion

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Wäre die katholische Kirche nicht so groß, würde man viel eher merken, wie albern ihre Rituale und Dogmen sind. So haben sich viele schon daran gewöhnt. Da haben es andere Spinner schwerer, weil sie leichter durchschaut werden. Trotzdem richten die angeblichen Protokolle der Weisen von Zion noch heute Schaden an und werden (z.B. im Parsimony Forum 56) als Beweis für eine angebliche zionistische Weltverschwörung herangezogen.

Diese Protokolle erinnern etwas an MACHIAVELLI, und behaupten im Prinzip, alle Völker ließen sich in Streitigkeiten verwickeln, wohingegen das Judentum nicht nur einig sei, sondern ihm sogar noch gelinge, dies zu verbergen. Wer kommt auf solche Erkenntnisse wie:

Nun die Frage ist inzwischen wissenschaftlich geklärt. Die Zitate sagen schon einiges über die Verfasser und ihre Politikvorstellungen. Einerseits steckt wirklich etwas MACHIAVELLI darin:

... und andererseits etwas autoritärer Geheimdienst: Jenes Pamphlet wurde nämlich von der russischen zaristischen Geheimpolizei Ochrana in die Welt gesetzt, die nicht viel Fantasie brauchte, weil sie auf ein literarisches Werk zurückgrief und eigene Pläne und Praktiken nur anderen unterstellen mußte. Weiter bei BRÖCKERS:

Daß mit den Protokollen etwas nicht stimmen konnte, haben viele übersehen:

Auf rechte und nationale Tendenzen in der freiwirtschaftlichen Bewegung macht HANS-JOACHIM WERNER aufmerksam, der zwar katholischer Theologe ist, aber doch einigermaßen vernünftig wirkt. Vor allem im Umfeld der Partei Freisoziale Union (FSU) wird rechtsradikal argumentiert. Der ehemalige Schriftleiter (1961-1988) der Parteizeitung "Der Dritten Weg" der FSU HANS SCHUMANN hatte 1943 in seinem Buch Männer gegen Gold, Prag, Berlin, Leipzig 1943 mit Zitaten und Hinweisen aus den "Protokollen der Weisen von Zion" die These einer jüdischen Weltverschwörung vertreten. Er kommentiert die Dawes-Goldanleihe und die Verabschiedung des Reichsbankgesetzes vom 30.08.1924 mit den Worten: "Die jüdisch-goldene Internationale hatte alle ihre Ziele erreicht." In die gleiche Richtung geht aber die Kritik JUTTA DITFURTHs am grünen Kreisverband Harburg Land, bei dem der Freiwirtschaftler und Antisemit YOSHITO OTANI die Theorie-Diskussion bestimme.

In der Entgegnung von

wird aber mit einem längeren Zitat dargestellt, daß OTANI es ablehnt, die Juden zu verdächtigen, die Protokolle aber als Hinweis auf "die negativen Möglichkeiten des kapitalistischen Systems ... wie sie nach dem Erscheinen der Protokolle schrittweise verwirklicht wurden." heranzieht, was ich auch schon für weit hergeholt halte, aber nicht für Verschwörungstheorie oder Antisemitismus. SCHMITTs Text hatte ich auch schon bei der Vorbereitung von Surftipp 17/2000 gefunden, weil dort mehrmals ERNEST BORNEMAN erwähnt wird, aber nicht verwendet.

SILVIO GESELL, Erfinder der Freiwirtschaftslehre, hat sich nach meinem Eindruck zu einer Zeit vom Rassismus distanziert, als z.B. GUSTAV STRESEMANN noch schrieb:

Hintergründe dieses Zitats, das direkt nichts mit den Protokollen zu tun hat, entnehmt bitte einem Artikel im Freitag vom 22.1.1999:

In der Weimarer Republik wurden antisemitische Motive auch auf Notgeld gedruckt:

LILIANE WEISSBERG schreibt dazu:

Natürlich argumentierten die Nazis mit den Protokollen.

Dabei waren sie aber selbst "mehr oder weniger bewußt nach dem Modell der fiktiven Geheimgesellschaft der Weisen von Zion" orgenisiert (HANNAH ARENDT, Elemente und Ursprünge totaler Herrschaft, München 1986, S. 595, zitiert nach BRÖCKERS, a.a.O.)

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Shoa sollten solche Verschwörungstheorien eigentlich keinen Zuspruch mehr finden können, doch sind die Protokolle immer noch im arabischen Raum, aber auch wieder in Rußland weit verbreitet:

In den USA vereint das Machwerk Gegner wie Ku Klux Klan und schwarze Moslems. Aber auch in Deutschland findet sich noch Propagandisten. Noch 1995 veröffentlicht ein katholischer Verlag

ein Buch, in dem der Autor DE RUITER auch auf die „Protokolle der Weisen von Zion zu sprechen" kommt und behauptet, daß „alle Aussagen des prophetischen Autors inzwischen Wirklichkeit geworden" seien. (GEBHARD, a.a.O.) Ausführlich tritt dem LUTZ LEMHÖFER entgegen:

Literatur:

Henry Ford

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Der Autokönig HENRY FORD, der eine Bolschewisierung Amerikas durch das liberale Judentum fürchtete, druckte "The Protocols of the Learned Elders of Zion" (heute nicht auf der Ford-Homepage) im großen Stil nach


http://www.globaldomination.org.uk/img13.gif
In den USA sind bekanntlich auch rechtsradikale Homepages erlaubt und Adressen wie "hitlerisgod". In diesem Fall soll es mir recht sein, wenn ich dort eine solche Quelle finde. Der Hinweis darauf dient hier nur Zwecken der politischen Bildung.

    Did you know that HENRY FORD was an anti-semite?
    Did you know that EVERY April 20th, HENRY FORD sent ADOLF HITLER a birthday gift of $50,000 (fifty thousand dollars)?
    Did you know that ADOLF HITLER displayed a picture of HENRY FORD in his office, the ONLY American that HITLER would display a picture of?
    Read what HENRY FORD had to say about the Jew.
    HENRY FORD on the International Jew

weitere Links:

Als zweifacher Ford-Fahrer (erst Sierra, dann Scorpio) bin ich mitverantwortlich und sollte vielleicht etwas an die Stiftungsinitiative der Deutschen Wirtschaft überweisen. Als vorheriger zweifacher Mercedes-Fahrer bin ich auch nicht entschuldigt.

1997 hat Ford (für geschätzt 1 bis 5 Mio $) die werbefreie Ausstrahlung von Schindlers Liste bei NBC ermöglicht. JESSE OXFELD spricht da von Bigoterie:

Über die Zwangsarbeiter bei Ford Köln und die Kollaboration des Werkes während der Naziherrschaft berichten


http://www.freep.com/art/1999/december/21/1221_labor_henry.jpg

1938: HENRY FORD (Mitte) wird von den deutschen Konsul FRITZ HAILOR (links) und KARL KAPP (rechts) ausgezeichnet


http://www.freep.com/art/1999/december/21/1221_labor_hitler.jpg

1936: ADOLF HITLER besucht den Ford-Stand bei der 1936 Berliner Autoausstellung. HERMANN GÖRING kauft einen Ford.

Ford hat nun schon seit 75 Jahren eine Niederlassung auf deutschem Boden und berichtet darüber (natürlich nur das Beste) auf seiner Homepage. Daß man erst später als die Konkurrenz geregelte Katalysatoren einbaute, fehlt. An meinem Wohnort (Aachen) errichtete die Firma das Europäische Ford Forschungszentrum, bei dessen Eröffnung die Sperrungen für Bundeskanzler GERHARD SCHRÖDER (Audi A 8), der sich inzwischen als Kanzler aller Autos sieht, die Beschäftigten und Kunden von benachbarten Unternehmen behinderten (im Gästebuch der AN nach "Kackertstraße" suchen)

Anne Frank

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In Surftipp 1/2000 berichtete ich:

An der verlinkten Stelle heißt es:

Obwohl ich mir ein Urteil darüber ersparte, schrieb mir der Webmaster des Perseus-Verlages

Ob Tran- oder Tarnname, warum die Exilschwaben sich so äußern, weiß ich auch nicht. Die Frage ist aber berechtigt. Weiter der Verlags-Webmaster:

Ich habe mir das angesehen. Man vergleicht BRUNO DOESSEKKER, alias BINJAMIN WILKOMIRSKI mit BARBRO KARLÉN. (Er behauptete, selbst KZ-Opfer zu sein, sie behauptet, in einem früheren Leben ANNE FRANK gewesen zu sein.) Besonders (schlecht) getroffen fühlt man sich von der "sachlich gänzlich unbegründete[n], rufschädigende[n] Assoziation von BARBRO KARLÉNs Anliegen mit dem «Fall THOMAS HOCKEMEYER, alias TRUTZ HARDO»" Bei den "Exilschwaben" heißt es nämlich:

Solche Ansichten sind inzwischen auch in der Knesset und zuvor schon von einem britischen Fußball-Trainer geäußert worden. Auch da halte ich mich ganz liberal raus.

Meine Meinung dazu dürfte aber nach allem, was ich hier über Religionen schreibe, nicht überraschen. Ich halte dies alles für Unsinn. Ob Frau KARLÉN nun gut- oder böswillig ANNE FRANK gewesen sein will oder man ihr das eine oder andere unterstellt, will ich nicht klären, dazu ist mir das viel zu blöd. Religionen oder mildere Formen wirren Denkens wie Lesen von Horoskopen, Kartenlegen oder Glauben an die Reinkarnation sind nicht Offenbarungen, sondern Erfindungen von Menschen, die eine Erklärung für etwas suchen, das sie nicht erklären können. Deshalb ist es auch nicht angebracht, Ihnen etwas ausreden zu wollen, wenn ich als Atheist selbst keine Erklärung habe. Argumente, die Widersprüche (Frau KARLÉN behauptet, verbrannt worden zu sein, ANNE FRANK ist an Typhus gestorben) aufgreifen, sind legitim, fallen aber meist nicht auf fruchtbaren Boden. Mir fällt auf, daß kaum jemand glaubt, früher ein unbekannter Bettler gewesen zu sein. Burgfraulein gerne, prominentes Opfer auch, aber Angehöriger der Unterschichten - nein. Was wohl die Fantasie so anregt?

Vor einiger Zeit plauderte ich im Antiquariat (und Buchhandlung) PASCHER mit dem Buchhändler, als eine Frau nach Kalkulationstabellen fragte. Ich dachte gleich an MS Excel, Lotus 1-2-3 und Starcalc, aber sie meinte etwas für Horoskope. Das hatte er nicht. Ich meinte, das brauche man auch nicht, konnte sie aber nicht überzeugen. Schließlich erzählte ARNOLD PASCHER noch, früher habe man ihn oft nach einer esotherischen Buchhandlung gefragt. Bei so viel Material, das angeblich magische Strahlen / Energien sende, müsse doch eigentlich jede(r) dafür Empfängliche auch ohne Rat und Stadtplan dorthin gezogen worden sein. Aber auch das konnte sie nicht überzeugen. Religiöse Menschen fürchten die Leere (an Erklärungen). Deshalb bleiben sie lieber bei Ihrem Unsinn, als nichts zu glauben.

Ich bestehe darauf, daß niemand das Recht hat,

Hintergrundmusik: imagine.mid

Surftipp 1/2000 - Anne Frank
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