Der 9.9.1989 war nicht nur der 13. Jahrestag meiner Führerscheinprüfung, sondern auch ein Samstag und genau zwei Monate vor der Öffnung der Mauer. Die Gebrauchtwagenpreise waren noch niedrig und die Zeitung voller Angebote. Ich suchte mir einige 200 D aus (weil ich die neuen Reifen weiter verwenden wollte). Gleich in Geilenkirchen kaufte ich ein 1980er Modell, allerdings in der scheußlichen Farbkombination saharagelb mit grünen Sitzen. Auch sonst hat es mir wenige Freude gebracht und ich ihm umgekehrt ebenfalls, denn ich hatte mehrere Unfälle, die ich auch noch selbst verschuldet habe.
Das Auto hatte ein wenig Luxus:
Auch hier senkt sich das Heck beladen sehr. Nicht nur die Radkappen sind falsch, auch die Reifengröße stimmt nicht!
Und man kann nicht mehr ein Rad wechseln, weil das Reserverad unter dem Gepäck liegt - Fehlkonstruktion!
Zunächst habe ich noch nicht gemerkt, wie viel Ärger ich mit dem Wagen haben würde. Das einzige, was mir schon bei der Probefahrt auffiel, war der größere Wendekreis. Dabei schätzte ich gerade den kleinen Wendekreis so beim Vorgänger. Lieber keine Servolenkung als ein großer Wendekreis.
Auch war der Fahrersitz durchgesessen (bei 130000 km! War es der Originalsitz?)
Sonst wirkte er aber gepflegt und ließ noch kein Mißtrauen aufkommen.
Im Februar hatte ich meinen schwersten Unfall a) mit dem Wagen b) überhaupt und außerdem den einzigen mit Personenschaden und Starfbefehl. Ich bin in Düren an einer Ampel mit etwa 30 km/h abgebogen und auf eine Ampel zugefahren, die ich bei der Geschwindigkeit bei grün zu erreichen gewohnt war. In der Tat wurde sie grün, aber der dort in meiner, der linken Spur wartende Motorradfahrer konnte seine Maschine nicht starten. Ich bremste einerseits zu spät, andererseits waren die runderneuerten Winterreifen Mist und blockierten (Aquaplaning). ich versuchte noch, auf den bepflanzten Mittelstreifen auszuweichen, weshalb der Aufprall in Höhe des rechten Frontscheinwerfers erfolgte. Der Motorradfahrer fiel nach hinten vom Zweirad auf die Mercedeshaube und dann auf den Boden. Aus der bereits fahrenden rechten Spur hielt jemand und bald kam auch Polizei. Alle Aussagen stimmten überein (schon grün, langsam gefahren), der Motorradfahrer bemerkte noch, letztes Mal habe er ins Krankenhaus gemußt - es hätte also schlimmer kommen können, auch für mich, denn ich kam mit 600 DM Strafgeld bei einem Jahr Bewährung davon. Die Winterreifen haben mir später noch Probleme bereitet, weil sich die Laufflächen lösten. Nie wieder Runderneuerte!
demolierte Stoßstange durch leichten Aufprall des Motorrades, abgebrochener Plastegriff, Kennzeichen auf der Stoßstange | runderneuerter Winterreifen nach Verlust eines Teils der Lauffläche (ist bei mehreren Reifen passiert) |
Später habe ich mir noch eine Beule in die Fahrertür gefahren und bei anderer Gelegenheit so gewendet, daß mir Gegenverkehr ins Heck gebrettert ist (mit überhöhter Geschwindigkeit, aber wie sollte ich das ohne Unfalldatenschreiber beweisen).
Zu Ostern lernte ich eine Macke des Wagens kennen: Ich brach in Ostberlin den primitiven Plastegriff ab, mit dem die Motorhaube zwar entriegelt, aber nicht mehr hochgezogen werden konnte. Deshalb mußte ich bis auf weiteres ohne Kühler fahren, damit ich am Stummel die Haube entriegeln konnte.
Daß das Kennzeichen auf der Stoßstange war, hat es nach Kontakt mit Anhängekupplungen bald übel aussehen lassen. Es ist einfach blöd, die Gummileiste nicht durchgehen zu lassen. Der W 115 hatte das Kennzeichen noch unter der Stoßstange. Das habe ich beim W 123 mit dieser Konstruktion erreicht:
Unterdessen war der Wagen auf mich angemeldet, vorher lief er als Zweitwagen meines Vaters. Daher das andere Kennzeichen. | Ein dicker Draht ersetzt den Plastegriff, kann aber den Grill beschädigen. |
Während sich beim W 115 der Stern bei geöffneter Haube mit der Hand (am besten mit Handschuhen) entfernen ließ, brauchte man beim W 123 dafür zwei Zangen! Bei Fahrten nach Berlin fand ich es günstiger, den Autonomen dieses Haßobjekt nicht zu präsentieren.
Kühler ohne Stern |
Scheibe mit ungewischter Ecke |
Auch innen bereitete der Wagen Ärger: Der Schalthebel war so hoch, daß er das Radio (mitgekauftes Becker Europa mit vier Wellenbereichen, mono ohne Cassettenteil) verdeckte. Eigentlich war aber auch das Radio zu niedrig angebracht.Die ganze Konsole war eine Fehlkonstruktion. Ich habe einen zweiten Schalthebel vom Schrottplatz geholt und verkürzt und dann ein neues Gewinde schneiden lassen, damit ging es.
zu langer Schalthebel |
Das Lenkrad verdeckt die Tankreserveleuchte |
Die Hupe im Vorgänger war deutlich lauter. Ich habe daher vom Schrottplatz welche als Ersatz geholt, und siehe da, sie war auch größer:
Serienmäßig soll die A-Klasse nur noch ein schlappes "Möpp Möpp" von sich geben.
Bedenkt man, daß der Wagen auch sonst blöde Reparaturen hatte (z.B. tropfte Diesel auf dem Motor und verpestete die Atemluft), konnte ich so keine positive Beziehung zu dem Fahrzeug herstellen.
Beide Mercedes-Modelle hatte schlappe Federn hinten und hohen Reifenverschleiß. Hier noch mal beide Fahrzeuge nebeneinander - beachtet die Position des Kennzeichens beim W115. (Aufnahme aus dem Dezember 1991, als ich zur Beerdigung meines Vaters fuhr, womit wir schon fast beim nächsten Auto sind):
Im Streit mit einem W123-Fan in de.etc.fahrzeug.auto habe ich mal alle Vorteile des Vorgänger / Nachteile des neueren Modells aufgelistet:
Der Durchschnittsverbrauch betrug 7,72 l / 100 Km.
Ich verkaufte den Wagen im Sommer 1992, als ich ihn nicht mehr für die Fahrten zur EDV-Umschulung nach Köln brauchte (Lehrer bin ich nicht geworden). Da begann schon der Öldruck Probleme zu bereiten und eine weitere Reparatur schien unvermeidlich. Vor allem aber gab es schon den Nachfolger. Nach dem Tod meines Vaters stand dessen Sierra abgemeldet bei meiner Mutter.
Mit rund 95000 Kilometern hat der W 123 zwar meine Forderung: "Pro DM Kaufpreis mindestens 10 Km" erfüllt, aber nicht so souverän wie der W 115. Der erste gute Eindruck, der zum Kauf bewog (leiser, etwas mehr Komfort) verflog bald, als mir die Konstruktionsfehler klar wurden und auch sonst war es keine erfolgreiche Verbindung. Besser, ich hätte den W 115 reparieren lassen.
Verbunden bleibt auch dieser Mercedes mit Fahrten in das Beitrittsgebiet.
Auch JOHN LENNON fuhr einen Mercedes W 123, aber nur 13000 Meilen:
http://www.guildautomotive.on.ca/images/79merc2.jpg