Ford Sierra 1,6 CL (10.6.1992 - 19.3.1999)

Den Sierra habe ich umsonst bekommen. Da ist es leicht, pro DM mindestens 10 Kilometer zu fahren. Der Anlaß war aber ein trauriger. Mein Vater starb 1991 an Krebs. Weil ich noch in Köln umgeschult wurde, habe ich den W 123 bis zum Sommer behalten. Der Sierra meiner Eltern wurde abgemeldet und in der Garage abgestellt. Meine Mutter entschied sich, den Renault 5 zu behalten, mit dem mein Vater stets zur Arbeit gefahren war, und überließ mir den im April 1989 neu gekauften Ford Sierra, obwohl sie den früher zum Einkaufen benutzt hatte. Da sie einen älteren Sierra eingetauscht haben, weiß ich nicht, wieviel er gekostet hat, aber in der Preisliste stand diese Ausstattung (viertüriger Sierra CL 1,6) mit 23.000 DM. Nun war er 2 Jahre alt und hatte 12.000 km zurückgelegt.

Macken

Der Wagen hatte nur wenige Macken, dafür hatte er aber auch sonst keine Ausstattung. frühere Sierras hatten eine geteilte Rücksitzbank

Vorzüge

Ich bemerkte vor allem gegenüber dem vorher gefahrenen W 123 viele Vorzüge.

Reparaturen

Ein verrückt spielender Vergaser wurde auf Kulanz ausgetauscht, wobei der zuerst eingebaute schon bei der Probefahrt auch nicht ordentlich funktionierte und ein weiterer ausprobiert werden mußte (der letzte, den die Werkstatt vorrätig hatte).

Es sind eigentlich nur Verschleißteile defekt gewesen: Ein Gaszug (ich konnte noch mit Leerlaufdrehzahl zur Werkstatt rollen), der Keilriemen, an den ich nicht gedacht hatte, bei etwa 150.000 km, außerdem der Auspuff (400 DM) inzwischen zum zweitenmal, bei mir einmal und die Querlenker der Stabilisatoren vorn (214 DM). Auspuff und Querlenker waren bei der Hauptuntersuchung festgestellt worden, kommt also noch die Wiedervorführung hinzu. Scheibenwischer, Öl und Ölfilter. Zum Schluß habe ich noch einen Schreck bekommen, als die Kühlflüssigkeit verschwand, aber da half Kühlerdicht für 8 DM (ein Tipp vom Ford-Mechaniker, der mir eine teurere Reparatur ersparte). Der Wagen hat allerdings auch keine Extras, die Reparaturen verursachen können.

Neuerdings braucht man schon fast einen Leihwagen, während die Werkstatt ein defektes Birnchen auswechselt, und ist bei einem neueren Fahrzeug mal ein Schloß defekt, kommt das einem wirtschaftlichen Totalschaden nahe. Ich glaube, ich sollte ein paar Sierras einmotten.

Ich hätte keinen Grund mich zu beklagen, wenn nicht der Zahnriemen wäre. Den muß man alle 60.000 Km wechseln, aber in der Betriebsanleitung stand das nicht! Wie oft man den Luftdruck der Reifen kontrollieren soll, findet man dort. Das ist der Skandal, denn passiert ist nichts. Bei 160.000 habe ich im Internet mal recherchiert, was über den Sierra geschrieben wird, und habe es bei Autobild gefunden. Dann habe ich es zum ersten Mal machen lassen. Ford entschuldigte, es stehe doch im Serviceheft!

Für das letzte Jahr mit ganzjähriger Nutzung - 1998 -ermittelte ich:

ich habe 49.119 km zurückgelegt
und dabei 4.560,39 DM für
3.105,39 l Benzin ausgegeben.
Daraus ergeben sich etwa 6,3 l/100km und 9,3 Pf/km

Das sind aber nach meiner Schätzung 1.824,16 DM mehr als bei einem Diesel (von dem ich annehme, daß die Treibstoffkosten 40% niedriger sind, hauptsächlich durch den Preisunterschied, aber auch durch den niedrigeren Verbrauch). Dagegen muß man rechnen, wieviel teuerer ein vergleichbarer Diesel (Sierra von 1989 mit 2,3 l Hubraum) in Steuer und Versicherung wäre. Bei der Steuer 1.313,30 - 531,20 = 782,10, bei der Versicherung weiß ich es nicht.

Sonstige Ausgaben:
833,00 DM für KFZ-Steuer, davon aber ~ 300 DM Nachzahlung für 1997, die ich nicht berücksichtigen möchte, und 531,20 DM =16*33,2 für 1998
1.312 DM für alles andere einschließlich Parken und Bußgelder, aber hauptsächlich Hauptuntersuchung, Wartung und Reparaturen,
1.152 DM für Versicherungen, darunter aber auch Rechtsschutz für nicht autobezogene Fälle.

Ich darf wohl von zusammen rund 3.000 DM ausgehen, weil Wertminderung gegenüber 1997 fast keine Rolle mehr spielt. Schließlich hat auch die neue TÜV-Plakette den Wert wieder etwas gehoben. Bei mir war also der Treibstoff der größte Brocken. Insgesamt komme ich auf etwa 15 Pf/km. Da kann ich mich nicht beklagen!

Das heißt, es ist supergünstig, mit einem zuverlässigen alten Auto zu fahren, auch wenn es ein Benziner ist.

Die Fotos (von hinten sah er am besten aus).

Fazit

Der Durchschnittsverbrauch betrug 7,16 l/100 km.

Mit knapp 180.000 km bei 2.3000 DM Anschaffungspreis und 1.500 DM Erlös hat der Sierra meine Forderung: "Pro DM Kaufpreis mindestens 10 Km" nicht erfüllt, aber nur, weil ich ihn zu früh bekam bzw. verkaufte. Daß er es geschafft hätte, scheint mir sicher, hat der Käufer doch schon die 205.000 km-Marke überschritten, also 15.000 Km zurückgelegt. Ihm habe ich dieses Verhältnis garantiert, wenn er die Wartung nicht vernachlässigt. Hätte er also durch Motorschaden nach 5.000 Km einen Totalschaden gehabt, hätte er nur 500 DM bezahlen müssen und 1.000 zurückbekommen. Ich hätte den Sierra auch für 1.000 DM eintauschen können, aber das Risiko, bis zu 1.000 DM zu verlieren oder bis zu 500 zu gewinnen, schien mir nach meinen Erfahrungen so eindeutig verteilt, daß ich den Wagen privat einem Freund verkauft habe.

Nachtrag Mai 2003: Der Wagen hat über 250.000

Exkurs

Da kommt er her: Ford Werksgelände in Genk (Belgien), 30. Oktober 1994

Bei der IAA 1999 zeigte der AVD zum Jubiläum des Vereins 100 herausragende Autos aus 100 Jahren, darunter auch den Ford Sierra:

 

Mercedes 200 D (W123) Inhalt Ford Scorpio 2,0 Ghia
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