WWW-Tipp der Woche 11/2001

Norman Finkelstein
Peter Novick
Anja Rosmus
Organisationen der "Holocaust-Industrie"
Andrea Dworkin

In Surftipp 35/2000 schrieb ich im August über komische Theorien (Der Syllabus PIUS' IX., Die "Protokolle der Weisen von Zion", BARBRO KARLÈN). Dazu hat sich inzwischen noch etwas getan, was ich ergänzen möchte:

Norman Finkelstein

oben

Ich erwog damals, auch den Streit um NORMAN FINKELSTEIN einzubeziehen, über dessen Vorwürfe gegen jüdische Organisationen ("Holocaust-Industrie") kurz vorher (am 25. Juli) die Welt berichtet hatte. Ich habe davon Abstand genommen, um noch mehr darüber zu ermitteln. Ich war auch nicht sicher, ob er ein diesen Zusammenhang paßte.

Die Holocaust- Industrie. Wie das Leiden der Juden ausgebeutet wird.
NORMAN G. FINKELSTEIN
Preis: 38,00 DM, 19,42 Euro
Gebundene Ausgabe - 224 Seiten (2001)
Piper, München
ISBN: 349204316X
Amazon.de Verkaufsrang 150

http://www.channel4.com/plus/battle/images/finkle.jpg
Gibt es wirklich eine Holocaust- Industrie? Zur Auseinandersetzung um NORMAN FINKELSTEIN.
ERNST PIPER, USHA SWAMY
Preis: 24,90 DM, 12,73 Euro
Taschenbuch - 160 Seiten
Pendo Verlag
ISBN: 385842403X
Amazon.de Verkaufsrang 1.732
keine Abbildung

Nun war FINKELSTEIN auch in Deutschland, um sein Buch vorzustellen, und da ich kurz vorher Kabelanschluß bekam, konnte ich einige ausführliche Sendungen zu dem Anlaß sehen. Außerdem sind inzwischen viele Besprechungen erschienen. Allgemein wird sein Buch verrissen, gelegentlich sogar geraten, es zu ignorieren (was die, die diesen Rat geben, damit aber selbst unterlassen). Daß er Vorwürfe gegen Organisationen, die die Opfer des Nazi-Völkermords vertreten, erhebt, wird gelegentlich als Angriff auf die Opfer verstanden. So wirre Theorien wie OVADIA JOSEF verbreitet er aber nicht. Auch nicht diese:

Das ist nicht von FINKELSTEIN, sondern von ANDREA DWORKIN (Hervorhebungen von mir), auf die ich unten noch eingehe - mein Beitrag zum internationalen Frauentag am vergangenen Donnerstag.

FINKELSTEIN hat eine eigene Homepage, auf der viele Besprechungen und Interviews zu finden sind. Ich habe einige besonders überzeugende Zitate herausgesucht. Zunächst seine Biographie:

Zu FINKELSTEINs Thesen und Vorwürfen zählen:

Überlebendenzahlen

In Deutschland fällt FINKELSTEINs Vorwurf, jüdische Organisationen würden Deutschland erpressen, sogar mit übertriebenen Opfer-Zahlen arbeiten, bei Rechtsradikalen auf fruchtbaren Boden. Die Zahl der noch lebenden Opfer einzuschätzen, traue ich mir nicht zu, aber bei der "Wiedergutmachung", die Opfer bisher erhielten, halte ich das nicht für nötig. Wie sollen ein paar Tausend DM auch nur den materiellen Verlust (alles Eigentum, die Wohnung) wiedergutmachen? Wieviel Geld entspricht der Ermordung eines Familienmitglieds? Gibts bei mehreren Ermordeten Mengenrabatt? RAOUL HILBERG, einer der ersten Holocaust-Forscher, bestätigt in einem Interview, daß die Zahl der Überlebenden überschätzt wird.

FINKELSTEIN selbst begegnete in der Süddeutschen Zeitung diesen Vorwürfen mit dem naiven Argument:

SCHRÖDERs Sinn für Geschichte habe ich noch in Erinnerung. Kurz nach seiner Wahl ignorierte er die Feiern zum 80. Jahrestag des Endes des Ersten Weltkriegs in Frankreich und fiel auch bei der Beerdigung BUBIS' in Israel unangenehm durch Abwesenheit auf. FINKELSTEIN ist in diesem Punkt naiv.

Daher halte ich Druck auf Staaten, Unternehmen oder Organisationen für berechtigt. Hinzu kommt, daß bei der Entschädigung von Zwangsarbeitern jüdische Organisationen vor allem für Nichtjuden (ca. 90% der Betroffenen) Druck ausübern. Auch die Zahlungen schweizer Banken betrafen auch andere Opfer, wie Homosexuelle, Zigeuner, Zeugen Jehovas.

Verwendung der Entschädigungen

Fundierter als Vorwürfe zur Höhe der Entschädigungen scheint mir der Hauptvorwurf zu sein, daß gezahlte Gelder nicht den Opfern, sondern den Organisationen zugute kommen. FINKELSTEIN hat das in seiner Familie erlebt:

Im Interview mit THOMAS SPANG für deutsche Rundfunkanstalten äußerte NORMAN FINKELSTEIN sich ähnlich:

Nicht ganz folgen kann ich der Kritik an den Anwälten. Sicher hätten die weniger Honorar fordern können, m.E. auch sollen. Aber 1. sind die Honorare in den US groß, 2. hätte die deutsche Industrie sich auch schneller mit den Opfern einigen können, dann wären die Anwälte auch bei den geforderten hohen Stundensätzen nicht so teuer geworden. FAGAN und WITTI wollen übrigens jetzt die Bundesregierung wegen BSE verklagen.

Die andere Alternative wäre, auf Entschädigungen zu verzichten:

Elie Wiesel

FINKELSTEINs Lieblingsgegner ist ELIE WIESEL. Das kann ich gut verstehen, habe ich doch WIESEL selbst in Surftipp 4/2000 angegriffen.

Auch vom "Independent" (U.K.) mußte sich WIESEL einen Verriß seiner Memoiren gefallen lassen (was zwar nichts beweist, aber auch nicht so unwahrscheinlich erscheinen läßt, daß Bedenken angebracht sind):

Museen als Sinnstiftung

Die "Jewish Quarterly" meint, das Buch solle vor allem in diesem Kontext gelesen und verstanden werden.

Es geht bei Museen und Gedenkfeiern nicht nur darum, was erhalten geblieben ist (was ich aber in vielen Fällen schon ausreichend fände), sondern auch, was heutige Menschen daraus lernen können. Der "Observer" zeigt für England, wo es neuerdings auch einen Holocaust-Gedenktag gibt, daß es falsch ist, die Erinnerung auf den Holocaust zu fixieren:

weitere Links

Peter Novick

oben

Am 5. August 1999 erschien in den Bulldog News ein Aufsatz von PETER NOVICK:
The Holocaust in American Life The Nazi regime killed about six million European Jews while the American people were distracted. Er untersucht, was die AmerikanerInnen von der nationalsozialistischen Verfolgungspolitik seit der Machtergreifung, insbesondere seit der Kristallnacht und dem Kriegsbeginn wußten. Bald danach erschien vom gleichen Autor ein Buch

The Holocaust in American Life
PETER NOVICK
Preis: 34,55 DM, 17,66 Euro
Taschenbuch - 382 Seiten
Mariner Books
ISBN: 0618082328
Amazon.de Verkaufsrang 3.474
Andere Ausgaben: Gebundene Ausgabe

Chapter One "We Knew in a General Way"


http://www.salon.com/books/review/1999/06/10/novick/novick.gif
The Holocaust and Collective Memory
PETER NOVICK
Preis: 26,56 DM, 13,57 Euro
Taschenbuch - 373 Seiten - new edition (2001)
Bloomsbury; ISBN: 074755255X
Amazon.de Verkaufsrang 111.890
Andere Ausgaben: Gebundene Ausgabe

http://warp6.dva.de/sixcms_upload/media/4/novick.peter.jpg
PETER NOVICK
Nach dem Holocaust. Der Umgang mit dem Massenmord
Aus dem Amerikanischen von IRMELA ARNSPERGER und BOIKE REHBEIN
350 Seiten, 13,2 x 20,5 cm, gebunden mit Schutzumschlag
DVA. ISBN: 3-421-05479-7
Preis: DM 44,-/ öS 321,-/ sFr 41,-

Leseprobe


http://warp6.dva.de/sixcms_upload/media/5/3421054797.jpg

Darüber schrieb der Tagesspiegel:

Die ELIE-WIESEL-Gegnerschaft haben wohl mehrere vernünftige Menschen gemeinsam, da fühle ich mich gut aufgehoben. Der Tagesspiegel weiß noch mehr Interessantes über das Buch:

Wenn FINKELSTEIN nun umgekehrt ein Museum für IndianerInnen und Schwarze in Deutschland vorschlägt, so neige ich doch dazu, lieber eins für die ArmenierInnen zu errichten, deren Verfolgung der türkische Staat immer noch beschönigt oder leugnet. Daran wird sich nicht so schnell etwas ändern wie am Mangel an IndianerInnen-Verfolgungsmuseen in den USA.

politische Korrektheit

Daß es bei der Diskussion um NORMAN FINKELSTEINs Buch in Deutschland auch darum geht, was man sagen darf und was man nicht sagen soll (was mich aber nicht beeindruckt), wurde deutlich, als der SWR eine Sendung zum Thema absetzte, dann aber mit anschließender Diskussionsrunde wieder ins Programm nahm.

Die FAZ verglich das mit Eingriffen in die Große Sowjetenzyklopädie

Der FAZ-Beitrag ist nicht mehr online. In der in New York erscheinende deutschsprachige jüdische Zeitung "Der Aufbau" kritisierte ROLF SURMANN

SURMANNs Argumentation scheint mir in verschiedenen Punkten nicht überzeugend. Die, die nicht seiner Meinung sind, zu "Kinder und Kindeskinder der NS-Täter" zu machen, ist keine Erkenntnis, wären sie das denn nicht mehr, wenn sie mit ihm übereinstimmten? Außerdem kann ich zumindest für Entschädigungen eintreten und für die Kontrolle, wie sie verteilt werden. Finkelsteins angebliche "Auschwitz-Relativierung" besteht darin, daß er die Zahl der Überlebenden geringer ansetzt, weil die Vernichtungsmaschine viel effektiver gewesen sei, als das noch so viele Überlebenden anspruchsberechtigt sein könnten. BUBIS scheint mir aus der Auseinandersetzung mit WALSER als Sieger hervorgegangen zu sein. Das war zwar bei WALSERs Rede nicht gleich klar, aber spätere Äußerungen WALSERs haben ihn disqualifiziert und BUBIS Recht gegeben. Der Meinung waren auch alle Kommentare, die ich nach der von FRANK SCHIRRMACHER betriebenen scheinbaren Versöhnung gelesen oder gehört habe.

Die Gefahr, daß Nazis sich an FINKELSTEINs Thesen erfreuen, ist offensichtlich. Bei der "Jungen Freiheit" war das Buch zwischenzeitlich auf Platz 1. Noch weiter rechts habe ich nicht nachgesehen. Das darf nicht zum Diskussionsverbot führen.

JF-Artikel zu diesem Buch:

Anja Rosmus

Erinnern möchte ich in diesem Zusammenhang daran, daß die Passauer Historikerin ANNA ELISABETH (ANJA) ROSMUS ihre Forschungen an das US-Holocaust-Memorial Museum verlegte, nachdem sie in Passau immer angefeindet ("Nestbeschmutzerin") wurde. Ihr diese Möglichkeit zu geben, war eine Ruhmestat der "Holocaust-Industrie".

ANJA ROSMUS hat schon als Schülerin einen Wettbewerb des Bundespräsidenten gewonnen und auch als Geschichtsstudentin die Geschichte Passaus im Dritten Reich erforscht, was in der Passauer Neuen Presse weitgehend verschwiegen wurde und ihr eher außerhalb der Stadt Aufmerksamkeit brachte. 1984 erhielt sie den Geschwister-Scholl-Preis der Vereinigung Bayerischer Verlage und des Bayerischen Buchhandels. Umgekehrt kann SHERE HITE, deren Bücher ich für weniger wissenschaftlich halte als die ROSMUS', besser in Deutschland arbeiten als in den verklemmten USA.

Dieses Foto stammt aus dem Magazin "ätzettera" Nr.11/November 1993, in dem Frau ROSMUS über ihr Weltbild sagte:

Was sie in Passau erlebt, dafür nennt Die internationale Rundschau der MIZ Beispiele:

ANJA ROSMUS' Erlebnisse waren Grundlage des Films Das schreckliche Mädchen, Bundesrepublik Deutschland 1989, 93 Minuten, Regie: Michael Verhoeven. In einer Filmbesprechung heißt es ziemlich diffus:

An welchem / auf welchen denn?

Weitere Links:

Organisationen der "Holocaust Industry"

Angesichts der nun folgenden Vielzahl von Organisationen (wobei ich nicht die KZ-Gedenkstätten aufgenommen haben, die am Ort der Taten aufklären und die leider oft unter Mittelknappheit leiden), erscheinen manche Vorwürfe NOVICKs und FINKELSTEINs berechtigt. Dabei möchte ich aber nicht entscheiden, welche Organisation z.B. Spenden falsch einsetzt oder zu Unrecht Gelder bekommt oder bei der Verwaltung von Ansprüchen für sich abzweigt. Im Internet präsentieren sich alle mehr oder weniger nützlich und man findet auch sehenswerte Online-Ausstellungen.

Die Anti-Defamation League hat vielfältige Ziele, darunter auch die Aufklärung über den Holocaust und über Antisemitismus in den USA. Informativ sind die Beiträge über Holocaust-Leugner, z.B. DAVID IRVING

Die Claims Conference The Conference on Jewish Material Claims Against Germany and the Committee for Jewish Claims on Austria informiert auch auf deutsch über Deutsche Stiftungsinitiative - Zahlungen für Sklaven- und Zwangsarbeit

The Ghetto Fighters' House wurde 1949 durch PartisanInnen und GhettokämpferInnen gegründet. Die israelische Organisation hat auch eine amerikanische Organisation der Freunde des Museums.

Das Holocaust Art Restitution Project (Lost Art) zeigt gerade eine Fallstudie über EGON SCHIELE.

Das Holocaust History Project beschreibt sich selbst als "a free archive of documents, photographs, recordings, and essays regarding the Holocaust, including direct refutation of Holocaust-denial." Mir gefallen besonders die vielen Aufsätze und Dokumente, z.B.

Der britische Holocaust Memorial Day (official site for Holocaust Memorial Day on 27 January, with background information on its aims and objectives, the National Ceremony, a community activities programme, educational material and useful addresses and links to organisations that will be able to support your interest.)

Die Holocaust Victim Assets Litigation behandelt (auch in deutscher Sprache) das Verfahren um die Verteilung der Vermögenswerte der Opfer schweizer Banken und zeigt den Vollständigen Verteilungsplan mit Anhängen

Die International Organisation for Migration (IOM) tritt im Netz als www.compensation-for-forced-labour.org auf (auch in deutsch).

Das Jewish Student Online Research Centre behauptet von sich, die virtuelle jüdische Bücherei zu werden. Darin liegt schon der Anspruch, mehr zu bieten als nur Informationen über das Dritte Reich.

Das hebräische Wort "Nizkor" bedeutet "Wir werden uns erinnern". Die gleichnamige Organisation bietet Informationen über Konzentrationslager, den Nürnberger Prozeß und verschiedene Personen.

DANIEL JONAH GOLDHAGEN, der Autor von "Hitlers willige Vollstrecker", hat eine viel kleinere Homepage als NORMAN FINKELSTEIN - nämlich nur mit 5 Dokumenten.

Die Organisation Remember läßt Überlebende zu Wort kommen, aber nicht nur zu Wort. Sie zeigt auch Kunstwerke. Hauptanliegen ist wohl die bereitstellung von Unterrichtsmaterial. Beispiele:

Das SIMON WIESENTHAL Center in Los Angeles ist weltweit aktiv: New York, Miami, Baltimore, Toronto, Paris, Buenos Aires und Jerusalem. Es betreibt das Museum of Tolerance und das Winnick Institute.

Die Survivors of the Shoah Visual History Foundation ist das von STEPHEN SPIELBERG initierte Projekt, das in aller Welt die Erinnerungen Überlebender zu retten versucht und inzwischen schon eine CD-ROM publiziert hat, die aber zu knapp und ungenau ausgefallen ist:

Das United States Holocaust Memorial Museum beschreibt seine Mission so:

Yad Vashem (The Israeli Holocaust Martyrs' and Heroes' Remembrance Authority in Jerusalem) zeigt z.B.

Beth Shalom (House of Peace), macht m.E. nichts, was nicht längst durch andere Organisationen abgedeckt wird. So bieten sie eine Wanderausstellung auf 20 Tafeln an.

Der Holocaust Educational Trust (HET) wurde 1988 im Vereinigten Königreich errichtet. Er erstellt Unterrichtsmaterial und bereitete den ersten Holocaust Memorial Day in Großbritannien vor.

Andrea Dworkin

oben

Shoa und Israel

Die Feministin ANDREA DWORKIN wurde Anfang der 50er Jahre von Überlebenden der Shoa erzogen und unterrichtet. Sie behauptet, Auschwitz sei für sie die Wurzel der Vergewaltigung. Den "Stürmer" (vgl Surftipp 7/2001) nennt sie pornographisch:

Ihre Forderung, die Geschichte der Frauen im Holocaust im Museum erfahren zu können, ist vernünftg und naheliegend. Aus dem konstatierten Mangel macht sie aber geradezu eine Verschwörungstheorie:

In ihrem jüngsten Buch vergleicht DWORKIN Frauen und Israelis. Ihre Forderungen erschrecken nicht nur mich, sondern z.B. auch JULIA GRACEN:

Pornographie

ANDREA DWORKINs Äußerungen - ganz oben zitierte ich eine aus dem Buch

ANDREA DWORKIN
Geschlechtsverkehr
Klein-Verlag,
Hamburg 1993
ISBN 3-922930-10-7

(S. 161 f, weitere Zitate bei Ceiberweiber) leiden darunter, daß sie die Wurzeln allen Übels in der Pornographie sieht und diesen Begriff weiter auslegt als angebracht, wobei ihre Vorwürfe eigentlich nur Sinn machen, wenn nur eine Variante - die (in Deutschland zu Recht verbotene) Gewaltpornographie - gemeint ist.

Von DWORKIN geht eine Faszination aus, die Ihre Gegnerin SUSIE BRIGHT (deren Ermordung DWORKIN gefordert haben soll) so beschreibt:

"Ceiberweiber" kritisieren:

sexual harassement

DWORKINs Richtung hat nicht nur Pornographie bekämpfen wollen, sondern jegliche sexuellen Belästigung (sexual harassement), wobei der Begriff weit ausgelegt wurde. Klar, daß auch WILLIAM JEFFERSON CLINTON (von dem behauptet wird, Amerikas Frauen hielten ihm die Stange) angegriffen wurde (schließlich war PAULA CORBIN JONES nicht so begeistert von ihm wie MONICA LEWINSKI). Das Dokument, das ich mir 1999 ausdruckte, scheint jetzt nicht mehr online zu sein. Besonders peinlich fand ich da ein Beileidsschreiben der "Belgrader akademischen Vereinigung für gleiche Rechte in der Welt".

Anfang der 90er Jahre (noch vor CLINTON) wurde das Thema durch die Kandidatur von CLARENCE THOMAS für den Obersten Gerichtshof aktuell. Ihm wurde von ANITA HILL, einer langjährigen Kollegin und Rechtsprofessorin, sexuelle Belästigung vorgeworfen. Sie hatte nie vorher darüber gesprochen und war CLARENCE THOMAS noch beim Wechsel des Arbeitsplatzes gefolgt.

Im akademischen Milieu fielen DWORKINs Thesen auf besonders fruchtbaren Boden, von dort kamen aber auch die geistreichsten Einwände. So schrieben BARRY M. DANK und KLAUS DE ALBUQUERQUE im Electronic Journal of Human Sexuality, Volume 1

Noch ausführlicher ist Forbidden Love: Student-Professor Romances von BARRY M. DANK, California State University, Long Beach, and JOSEPH S. FULDA, New York City

Nach diesen Beispielen verwundert es nicht, daß KritikerInnen schon von Sexual Harassement Industry sprechen. Vielleicht hat NORMAN FINKELSTEIN dort den Begriff Holocaust-Industry her. Der Begriff "Sexual Harassement Industry" stammt von DAPHNE PATAI:

Ich habe bereits in Surftipp 17/2000 das Infoblatt der RWTH-Frauenbeauftragten zu "Sexuelle Belästigung im Studium" zitiert, für die eine Einladung mit sexueller Absicht schon Nötigung ist. In den USA und in Kanada sind die Sitten noch strenger:

ACLU

Besondere Feindschaft DWORKINs genießt die Bürgerrechtsorganisation American Civil Liberties Union. DWORKIN benutzt die gleiche Abkürzung ACLU für "Always Causing Legal Unrest". Bei der US-Präsidentschaftswahl unterstützte sie RALPH NADER.

In The ACLU: Bait and Switch griff sie 1981 die Bürgerrechtsunion an, die zwar für Frauenrechte zu kämpfen vorgab, aber ohne Frauen in führenden Positionen:

Das dürfte sich inzwischen etwas geändert haben. Präsidentin der ACLU wurde NADINE STROSSEN, die Pornographie mit dem Recht auf freie Rede verteidigte:

NADINE STROSSEN
Defending Pornography : Free Speech, Sex, and the Fight for Women's Rights
Paperback - 384 pages
1st Nyu pr edition (November 2000)
New York Univ Pr;
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Bedenkenswerter ist DWORKINs Kritik am Prinzip, allen bei der Durchsetzung ihrer Bürgerrechte zu helfen, auch Nazis:

Dworkins Vergewaltigung

Am 2. Juni 2000 behauptete DWORKIN im Guardian und im New Statesman, in einem Pariser Hotel vergewaltigt worden zu sein, woran aber allgemein gezweifelt wird, z.B. ebenfalls im Guardian am 8. Juni 2000 von CATHERINE BENNETT: Doubts about DWORKIN. Why the feminist author's graphic account of being raped last year does her - and us - no favours.

So schrieb JULIA GRACEN in Salon: "ANDREA DWORKIN in agony. The anti-porn feminist's strange tale of drugged rape in a European hotel has even her allies wondering."

Auch die erstaunlich unfeministische Suche nach Ursachen bei sich selbst (ich hatte doch keinen kurzen Rock an, habe nicht geflirtet, bin doch schon 52, hatte fast keinen Alkohol getrunken usw.) wirft ihr eine Feministin vor, weil längst bewiesen sei, daß Vergewaltigungen alle treffen können.

weitere Links

Sei es nun Unverstand oder geschicktes Taktieren, was die Macherinnen der Zeitschrift EMMA 1988 bewog, aus DWORKINs Thesen eine von vornherein aussichtslose Kampagne zu machen, jedenfalls wurden unter dem Motto "PorNo" Aufkleber gedruckt und Veranstaltungen angekündigt, die immerhin die Aufmerksamkeit auf EMMA lenkten und ANDREA DWORKIN auch in Deutschland bekannt machten. TITANIC konterte mit einer erfundenen Selbstbezichtigungsaktion auf dem Titelblatt ("Wir haben abgerieben"), aber auch seriösere Argumente wurden nicht berücksichtigt, selbst wenn sie von Frauen kamen.

Erfolgreicher war wohl die generelle Verdächtigung von Männern (alle Männer sind potentielle Vergewaltiger). Vor Jahren forderten Grüne Frauen ein abendliches Ausgehverbot für Männer. Diese Theorie ist inzwischen bei NORBERT GEISS von der CSU angekommen, der den genetischen Zwangstest für alle Männer forderte. Nun wird das kein Feminismus sein, sondern etwa die Einstellung, mit der vor fast zwei Jahrzehnten PETER GAUWEILER allgemeine AIDS-Tests forderte.

Exkurs

In letzter Zeit verstehe ich Schlagzeilen häufiger falsch. Hatte ich schon die Meldung vom Tod des Alemania-Aachen Trainers FUCHS falsch verstanden, so dachte ich vorige Woche, als ich an einem Kiosk die BILD-Schlagzeile "Oh Gott, es stimmt: ULRIKE wurde ermordet" (oder so ähnlich) las "Hatte die RAF doch Recht?" Bei "CLAUDIA" wäre mir das nicht passiert. Und als ein Aachener Anzeigenblatt kürzlich berichtete "Sperrbezirk aufgehoben", dachte ich "Dürfen die Nutten jetzt überall stehen?". Es ging aber um die Maul- und Klauenseuche.

Unterrichtsmaterial für US-LehrerInnen bietet "EdSitement", in diesem Monat mit dem Schwerpunkt Frauengeschichte und Themen wie:

Der öffentliche Rundfunk erinnerte an ELEANOR ROOSEVELT.

Dazu paßt vielleicht die Enthüllung von Regierungsdokumenten:

Did Army tape ELEANOR ROOSEVELT having an affair?
FBI Files Show FDR Ordered Her Alleged Lover Sent Overseas in WWII
Jan. 31, 2000 By JANON FISHER

Hintergrundmusik: woman.mid von den Beatles

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