WWW-Tipp 4/2002

Die Arbeitsbedingungen vor dem Brand
Das Feuer
Ursachenforschung
Der Prozeß
Die Folgen

Am 25. März 1911 brach in der Bekleidungsfabrik "Triangle" in New York, die vor allem Blusen herstellte, ein Feuer aus, dem 146 von 500 dort beschäftigten Einwandererinnen zum Opfer fielen. Die Zustände, die die nachfolgende Untersuchung zu Tage brachte, fanden breite Aufmerksamkeit, wodurch die Katastrophe zu einem wichtigen Ereignis in der Geschichte der Arbeiterbewegung, der Frauenbewegung und der US-Rechtsgeschichte wurde. Aus Anlaß des Internationalen Frauentags möchte ich vorstellen, welche Informationen das Netz dazu bietet.

Die Arbeitsbedingungen vor dem Brand

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MAX BLANCK und ISAAC HARRIS hatten die Triangle Shirtwaist Company an der Ecke Washington Place / Greene Street in New York City 1901 eröffnet. Sie nutzten die obersten drei Stockwerke (8-10), um mit Hilfe des Sonnenlichts Gas und Elektrizität zu sparen und billiger zu produzieren.

Niedrige Löhne, lange Arbeitszeiten, schlechte sanitäre Verhältnisse und das Verbot gewerkschaftlicher Betätigung waren kennzeichnend für die "sweatshops" der Lower East Side in New York City.

Die Smithsonian Institution hat in einer Ausstellung "Between a Rock and a Hard Place" diese Arbeitsplätze in historischem Kontext dargestellt.

    What is a Sweatshop? A sweatshop is more than just a metaphor for a lousy job. Although there is no clear, single definition of the term, it generally refers to a workplace where relatively unskilled employees work long hours for substandard pay in unhealthy and unsafe conditions. The term ?sweatshop? was first used in the late 19th century to describe aspects of the tailoring trade, but sweatshop conditions exist in other industries as well.

    1820-1880: The Seamstress Impoverished

    Seamstresses were familiar figures in early 19th-century American cities, filling the needs of an expanding garment industry. Working at home, they stitched bundles of pre-cut fabric into clothing worn by Southern slaves, Western miners, and New England gentlemen. Dressmakers were responsible for producing an entire garment and could earn a decent wage. Seamstresses, however, were poorly compensated for work that was both physically demanding and unpredictable. Paid by the piece, seamstresses worked 16 hours a day during the busiest seasons, but their income rarely exceeding bare subsistence. Making matters worse was, shop owners were notorious for finding fault with the finished garments and withholding payment. Consequently, seamstresses often relied on charity for their own and their families' survival.

    1880-1940: Tenement Sweatshops

    In many cities, recent immigrants converted small apartments into contract shops that doubled as living quarters. Fierce competition among contractors for work and immigrants* desperate need for employment kept wages down and hours up. As miserable as this work was, it provided many new arrivals a transition into American society and a more prosperous future for themselves and their families. Some immigrants began working in small shops, eventually owning large clothing firms. Others succumbed to disease, malnutrition, and exhaustion, and never found the path from tenement sweatshop to a better life.

Die Ausstellung ist nicht nur in der oben zitierten Zusammenfassung online, sondern bei americanhistory auch mit Abbildungen der Vitrinen (allein 9 für die Periode von 1880 bis 1940, bei denen auch einzelne Objekte detailliert dargestellt werden können, rechts zwei Beispiele.


http://americanhistory.si.edu/sweatshops/
images/object_images/50.gif

Hilton, Hughes and Co.,
New York City, 1892


http://americanhistory.si.edu/sweatshops/
images/object_images/73.gif

Streik der 1900 gegründeten "International Ladies' Garment Workers Union (ILGWU)" 1909, der "Aufstand der 20000", vier Fünftel von ihnen Frauen

Ihre Forderungen nach offenen Türen zur Straße und besserem Feuerschutz wurden nicht erfüllt..

Die "School of industrial and labor relations" der Cornell-Universität hat ein umfangreiches Projekt über das Feuer bei Triangle online. Dort fandich nicht nur den obigen Text, sondern noch weitere Informationen, z.B. daßin Triangle Shirtwaist Factory schon 1909 400 Beschäftigte spontan die Arbeit niedergelegt hatten. Triangle sperrte die Streikenden aus und suchte in Anzeigen neue Beschäftigte. (vgl.HADLEY DAVIS: Reform and the Triangle shirtwaist company fire)

PAULINE S. NEWMAN erlebte als junge Einwanderin aus Litauen die Fabrikarbeit:

Auch heute gibt es möglicherweise noch ähnliche Arbeitsverhältnisse. 1995 wurden in Kalifornien 72 thailändische ArbeiterInnen aus haftähnlichen im Appartementkomplex El Monte befreit, die für 70 cent/Stunde 140 Stunden in der Woche arbeiten mußten. Daran erinnert Sweatshops im America: From the jungle to El Monte.

Daß zu den schlechten Arbeitsbedingungen auch fehlender Feuerschutz gehörte, war bekannt. JASON LANG zitiert aus einer Anhörung fünf Monate vor dem Brand:

Das Feuer

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WILLIAM GUNN SHEPHERD, Reporter der "New York World" konnte zufällig als Augenzeuge von einer nahen Telefonzelle ständig der Redaktion berichten, was sich ereignete. Der Bericht enthält aber viele Wörter, die ich noch nie gesehen habe, weshalb er Leuten mit geringen Englischkenntnissen unverständlich bleibt (die Babel Fish-Übersetzung ist ein Witz).

Der "Jewish Daily Forward" berichtete am Tag nach dem Feuer, daß viele sich noch mit dem Aufzug retten konnten (was Hinweise, diesen im Brandfall nicht zu benutzen, fragwürdig macht):

An anderer Stelle wird sogar behauptet, der Aufzug sei erst bei der zehnten Fahrt ausgefallen:

Auch die New York Times berichtete ausführlich auf Seite 1: 141 Men and Girls Die in Waist Factory Fire; Trapped High Up in Washington Place Building; Street Strewn with Bodies; Piles of Dead Inside

Ursachenforschung

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Neun Tage vor dem Brand hatte eine Zeitung vor den Feuergefahren in der Bekleidungsindustrie gewarnt. Ausgelöst wurde das Feuer vermutlich durch eine Zigarre oder Zigarette. Ich bin zwar immer dafür, gegen RaucherInnen hart vorzugehen, wie etwa ausgerechnet von Berlusconis Regierung, halte aber die privaten Schußwaffen in den USA für viel gefährlicher. Das darf aber nicht dazu führen, den Brandschutz zu vernachlässigen, wie es in New York geschehen ist.

Der Prozeß

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Die Fabrikbesitzer wurde zwar vor Gericht gestellt, kamen aber gegen die Volksstimmung mit einem milden Urteil davon. Daß die Ausbeutung von EinwandererInnen nicht arm macht, zeigt ihr Versuch, mit einer Anzeigenkampagne für 1 Mio. $ ihre Unschuld zu beweisen, die aber von den Zeitungen abgelehnt wurde. JASON LANG beschreibt die juristisch zu klärenden Fragen:

1914 mußten die Fabrikbesitzer aber an 23 Familien je 75 $ Entschädigung zahlen.

Die Folgen

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Die Triangle Waist Company  war sicher nicht die einzige gefährliche Fabrik, andere waren womöglich noch gefährlicher. Immerhin sah das Gebäude hinterher noch recht gut aus. Die New York Times zählte 14 Fabriken ohne Fluchtmöglichkeiten auf und erwähnte, daß  99% der untersuchten Fabriken in New York ernste Sicherheitsmängel aufwiesen. Aber dazu mußte es erst einmal zu Untersuchungen kommen.

Zwei Kommissionen wurden eingesetzt, ein Kommittee mit 25 Mitgliedern und eines mit 9 Mitgliedern.

FRANCIS PERKINS, 1911 Mitglied einer Untersuchungskommission und 1938 Arbeitsministerin unter FRANKLIN D. ROOSEVELT, nannte den 11.3.1911 "the day the New Deal began." Deshalb erinnert auch das "New Deal Network" an das Ereignis und zeigt 11 Fotos und diesen Ausschnitt aus dem Gemälde

FRANKLIN D. ROOSEVELTs New Deal - Politik führte mit dem "Fair Labor Standards Act" 1938 3 Prinzipien in das US-Amerikanische Arbeitsrecht ein:

Vgl. History of US Labor Law

Für 16 Opfer, die nicht identifiziert werden konnten, befindet sich auf dem
   Mount Zion Cemetery
   Maspeth
   Queens County
   New York, USA
ein Massengrab, von dem Find a grave nicht nur nebenstehendes Foto, sondern auch eine Gedenktafel mit der Inschrift

Dedicated to the memory of the workers
who lost their lives in the
TRIANGLE SHIRT WASTE CO. FIRE
on march, 25, 1911.
Out of their martyrdom came new
concepts of social responsibility
and labor legislation.
That have helped make american aworking conditions
the finest in the world

International Ladies' Garment Workers Union

zeigt. "Beste Arbeitsbedingungen der Welt" kann sich z.B. nicht auf den Urlaub beziehen.


http://www.findagrave.com/photos/101c/222/victimsofthetri.jpg

Das Gebäude wird heute von der Universität genutzt und ist "National Historic Landmark", weshalb der Nationalparkdienst es unter "Places where women made history" vorstellt.

Weitere Links

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Hintergrundmusik: http://www.crixa.com/muse/unionsong/u095.mid

Don't Forget The Union Label. A song by THOMAS H. WEST ©1901

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