WWW-Tipp 2/2002

In Paderborn findet zur Zeit (6. Dezember 2001 bis 28. April 2002) die Ausstellung

    Byzanz. Das Licht aus dem Osten
    Kult und Alltag im Byzantinischen Reich vom 4. bis 15. Jahrhundert

statt. Auch wenn ich sie besucht habe, ist mir dieses Staatsgebilde doch fremd geblieben. Wahrscheinlich stehe ich damit nicht allein, denn "normale" HistorikerInnen haben Byzanz bisher weniger Beachtung geschenkt als KunsthisorikerInnen und PhilologInnen, jedenfalls im Vergleich mit Westeuropas mittelalterlicher Geschichte.

Ein paar Daten und Fakten (Herrscher, Kriege, Grenzverschiebungen) sind nicht das Problem, Unbehagen bis Widerwillen erzeugt bei mir die religiöse Prägung dieses Staatswesens. Dennoch habe ich ein paar Informationen zusammengetragen, die unbefangeneren LeserInnen die Recherche erleichern mögen.


http://www.byzanz2001.de/download/hand144.jpg

Festvortrag bei der Eröffnung der Ausstellung am 5. Dezember 2001 in der Aula der Kaiserpfalz Paderborn
von Prof. Dr. PETER SCHREINER, Universität zu Köln

Das Museum hatte bereits vor zwei Jahren die Karolinger zum Thema einer großen Ausstellung gemacht (vgl. Surftipp 34/1999) und will daran anknüpfen, indem nun Ostrom zum Thema gemacht wird. Das verstehe ich.

Aber diese "Aktualität" scheint mir doch weit hergeholt.

GEORG PAHLKE schafft, wozu ich nicht fähig bin, nämlich eine unvoreingenommene und kenntnisreiche Besprechung.

Eine weitere Besprechung (mit mehreren Abbildungen) fand ich bei Magister STEPHAN M. ROTHER, Kulturhistoriker, Vortragskünstler und Autor des mittelalterlichen Mystery-Thrillers "Der Adler der Frühe", dem Initiator und Koordinator von Magister ROTHERs Mittelalter in Europa / Markgrafschaft Altamura, eines virtuellen mittelalterlichen Fürstentums unter der Herrschaft der Staufererbin BIANCA, übrigens der dritten, quasi halboffiziellen Gattin Kaiser FRIEDRICHs II., BIANCA aus der Familie der Markgrafen LANCIA, nachempfunden. Gibt es die als Kombi auch mit Dieselmotor?

Der Katalog ist wirklich zu empfehlen, ob die Informationen bei einer Führung länger haften bleiben, bezweifle ich jedoch. Der Katalog bietet zwar relativ wenige Aufsätze, aber die Erläuterungen zu den Exponaten sind umso ausführlicher.

Nicht nur mir ist Byzanz fern; Saarland online berichtet:

Im "Netz für Wissensweitergabe ist "Byzanz" übersichtlich gestaltet und mit Informationen über Westrom und spätere Entwicklungen verlinkt.

Mit diesem Faktenhintergrund könnt ihr an der Fordham Universität Die Homepage der Byzanzstudien im Internet aufsuchen. In der Einleitung werden auch die verschiedenen Ansätze der Wissenschaften vor allem zum Untergang Byzanz vorgestellt:

  1. It would be wrong then to present the later history of Byzantium as a "thousand year history of decline", leading inevitably to its conquest by the Ottoman Turks on Tuesday 29th May 1453. This perception, promoted disastrously by the English historian EDWARD GIBBON, reflects the origins in the classical studies of Byzantine studies. The classic periods of ancient cultures [the fifth and fourth centuries BCE in Greece and the late republican/early imperial period in Rome] have long appealed to modern Western sensibilities because - as times of rapid change and innovation in art and literature - echoes and origins of the present have been seen there. In comparison, Byzantine political culture changed slowly, and continuity was valued over change. Furthermore, classical secularism, so attractive to Renaissance and Enlightenment scholars, had no place in Byzantine thought worlds. As a result Byzantine culture was subjected to centuries of abuse as a time of barbarism and superstition.
  2. The counterpart to the dismissal of Byzantine culture was its exaltation by 19th-century Romanticism, and by a substrate of Christian, especially Anglican, intellectuals. [Even now Anglican seminaries are good places to locate books on Byzantine studies.] Byzantium was also "claimed" by some Orthodox Christian intellectuals. The result was that, after having been demeaned by the Enlightenment, Byzantium acquired defenders, but defenders who concentrated equally on the culture's religious aspects. Far from calm scholarship, Byzantine studies has ever been a locus of contestation, of defamers and champions.
  3. A third important strand of Byzantine studies has been the Marxist contribution. Marxist historians are often derided, especially in the United States, for fitting facts to theory [as if they alone were guilty of this!] In Byzantium, especially in the agricultural laws of the tenth century, which were presented at the time as addressing a struggle of the "poor" and the "powerful". Marxists saw a prime example of the beginning of "feudalism". While perhaps pushing some interpretations too hard, the Marxist tradition remains valuable in affirming a secular aspect of Byzantine culture.

Das Internet Medieval Sourcebook (Selected Sources Byzantium) führt zu zahlreichen Quellentexten in englischer Übersetzung.

Aber auch zahlreiche Abbildungen sind online.

Die griechische Botschaft weist zu Recht darauf hin, daß Byzanz durch Westeuropa sehr gelitten hat, und daß dies nicht im öffentlichen Bewußtsein verankert ist:

Virtuelle Rekonstruktionen aus der Zeit um 1200 zeigt Byzantium1200 von A. TAYFUN ÖNER. (Eine Übersicht über weitere virtuelle Rekonstruktionen findet ihr beim Historikernetzwerk)

Die Hagia Sophia

Das beeindruckendste Bauwerk Byzanz' ist die Hagia Sophia, die nach dem "Heiligen Geist" benannt ist. (Christen haben eine multiple Persönlichkeit als Gott, die sie "Dreifaltigkeit" nennen. Außer dem "Heiligen Geist" gehören noch Gottvater und Sohn JESUS CHRISTUS dazu.).

Auf der Homepage der "Ecumenical Patriarchate of Constantinople" heißt es über die Hagia Sophia:

Das Gebäude ist seit 1935 Museum. Focus on Hagia Sophia zeigt Fotos und Pläne und informiert über die Geschichte
http://www.focusmm.com/civilization/hagia/hagia_03.jpg

Weitere Links

  • Art Serve Art & Architecture mainly from the Mediterranean Basin (enthält nun 185.000 Bilder, ~ 95 GB). "byzantine" als Suchbegriff eingeben!
  • Die Kreuzzüge aus byzantinischer Sicht. Ein unterrichteter byzantinischer Augenzeuge des ersten Kreuzzugs und der Zeit danach schreibt nieder, was er erlebt hat.
  • The Roman-Byzantine Period (135-638 CE) in Jerusalem zeigt auch verschiedene Fundorte byzantinischen Erbes: Visit the Sites of the Roman Byzantine Period
  • YISHAI ELDAR: Jerusalm, Christliche Architektur im Laufe der Zeiten berichtet auch über andere Epochen als die byzantinische, ist aber so umfangreich, daß die Lektüre lohnt.
  • Das Geldmuseum zeigt 17 Münzen aus Byzanz.
  • Zusammenfassungen der Vorträge der Sektion "Christlicher Orient und Byzanz" beim Orientalistentag 2001 haben mir zu Byzanz nicht so viel gebracht wie erhofft, aber ich fand noch einen Aufsatz über den in der vorigen Folge erwähnte Bamberger Jesuiten CHRISTOPH CLAVIUS
  • Fünf weiterführende Links zur Byzantinischen Kunst
  • Griechische Kaiserreich-Ostliche Römische Kaiserreich ist der Index zu zahlreichen Photos.
  • Bei der Bergerfoundation, die Kunstschätze aus aller Welt online präsentiert, soll es zahlreiche (angeblich 100.000) Abbildungen geben, allerdings hatte ich bisher Probleme beim Zugriff.
  • Spätbyzantinische Kunst (Palaiologische Renaissance, 1261-1453)
  • Archäologie mit Kutte und Computer von ALEXANDER SCHICK. Ein ausführlicher Bericht über das Katharinenkloster auf der Sinai-Halbinsel, das im Juni 2002 zum Weltkulturerbe erklärt wurde. Es besitzt die älteste und grösste gewachsene Handschriftensammlung der Welt. Hier hatte 1844 KONSTANTIN VON TISCHENDORF Teile einer griechischen Bibelhandschrift von 350 n. Chr. in einem Abfallkorb entdeckt. Und noch im Mai 1975 wurde in der Nordostmauer des Klosters ein Raum unter der St.-Georgs-Kapelle freigelegt. Er war in Vergessenheit geraten und zugemauert gewesen. Man entdeckte in ihm 1148 Handschriften, bzw. deren Reste.
  • Bilder des Klosters von einer Exkursion der TU Dresden
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