WWW-Tipp der Woche 18/2000
Seit Tipp 11/2000 erzähle ich hier von meinem Urlaub in Berlin und den (auch auf dem Weg dorthin in Kassel) besuchten Ausstellungen. Damit bin ich noch nicht fertig, auch wenn der vorige Tipp damit nichts zu tun hatte. Das Museum für Verkehr und Technik war meine letzte Station am 7.März. Seit einiger Zeit nennt es sich "Deutsches Technikmuseum Berlin", entsprechend auch seine Webadresse dtmb. Ich mag diese Deutschtümelei nicht. Und dem Deutschen Museum in München braucht es auch nicht nachzulaufen.
Trebbiner Straße 9
10963 Berlin
Öffnungszeiten Di-Fr 9.00 - 17:30, Sa, So und feiertags 10.00 - 18.00
Tel. 030/25484-0, Fax 030/25484-175
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Im Museum zeigt man noch bis zum 7. Mai noch die kleine aber hübsche Ausstellung "Bewegte Kindheit. Tretautomobile für kleine Leute" aus einer 1982 erworbenen Sammlung von technischem Kinderspielzeug. Im Internet selbst ist davon hoffentlich noch länger etwas zu finden. Nach langer Ladezeit erscheint eine Animation, informativer wird Seite 2, dann werden Abbildungen einiger Tretautos vor einer Rennstreckenkulisse bewegt und damit ist schon Schluß. Wenn die Sonderausstellungen-Seite aktualisiert wird, ist ohnehin Schluß damit, denn ein Archiv früherer Ausstellugen habe ich nicht entdeckt. Deshalb hier die Rückseite des Faltblattes zur Ausstellung (vergrößerbar).
Auf der Vorderseite heißt es:
... Bis in die 1920er Jahre handelte es sich meist um in Handarbeit gefertigte, sehr aufwendig gestaltete Einzelstücke. Diese waren für die durchschnittliche Familie unerschwinglich. Neue Produktionsverfahren... führten zu einem Boom... Waren die frühen Kinderautos noch keinem bestimmten Vorbild nachempfunden, so überboten sich nun die Hersteller in Detailtreue. Die Fahrzeuge wurden mit raffiniertem Antrieb, elektrischer Beleuchtung und später auch mit Betteriemotor versehen. Besonders Rennwagen waren bei den Kindern sehr beliebt... Während Puppenwagen in erster Linie den Mädchen geschenkt wurden und Experimentierkästen und Modelleisenbahnen von den Söhnen genutzt wurden, waren Kinderautomobile immer ein geschlechtsunspezifisches Spielzeug.
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Ergänzung am 10.1.2002: Ja es ist länger etwas im Internet zu finden, aber nicht beim Museum für Verkehr und Technik, sondern z.B. bei Auto aktuell, Kleine Autos ganz groß mit mehreren vergrößerbaren Fotos darunter auch diesem.
http://www.auto.de/AutoAktuell/Tretauto1_klein.jpg
Meine Lieblingszeitung hat natürlich über die Ausstellung berichtet:
Geschichte des Tretautos
Das Deutsche Technikmuseum widmet sich der "Bewegten Kindheit"
Das pedalbetriebene Kraft-Fahrzeug ist fast so alt wie das große Vorbild. Schon früh wollten die Kleinen am Volant Platz nehmen
von CHRISTOPH STOLLOWSKY, Tagesspiegel 3.12.1999
Das war doch was. Beide Geschlechter wußten es gleichermaßen zu schätzen. Hunderte alte Tretauto-Fotos aus Archiven haben die Ausstellungsmacher durchgesehen bis in die 50er Jahre, als man auf Plastiklimousinen abfuhr. Doch ihre Erwartung, nur Jungs am Lenkrad zu finden, täuschte. Es traten auch viele Mädchen in die Pedalen mit einem Unterschied: Sie lachen, die Jungmänner schauen beim Fahren ernst drein.
Später ging die Ausstellung nach Oberhausen ins Industriemuseum. Nun bemerkte sie der Berliner Tagesspiegel erneut.
"Bewegte Kindheit"
Tretautos sind rasend schön
Ausstellung in Oberhausen
von ANDREAS REHNOLT, Tagesspiegel 15.6.2001
...Als in den 20er und 30er Jahren europaweit Autorennen einen Boom erlebten, schlug sich das auch sofort auf die Produktion von Tretautos nieder. "Kinder wollten plötzlich nicht mehr Lokomotiv-Führer oder Feuerwehrmann, sondern Rennfahrer werden", erklärt Museumsmitarbeiterin NICOLE SCHEDA. Die Firmen reagierten prompt mit einer Flut unterschiedlicher Modelle, die immer aufwändiger, raffinierter und gestylter wurden. Die Hersteller überboten sich in detailgetreuen Abbildern tatsächlich existierender Autos. Einige Wagen erhielten sogar elektrische Beleuchtung, Blinker oder verstellbare Rückspiegel.
... Auch Vorläufer der Tretautos sind in Oberhausen ausgestellt. Von der Mitte des 19. Jahrhunderts an kamen eiserne Dreiräder und - als Luxusversion - Velocipedpferde auf den Markt. Das Dreirad bildete auch die Grundlage für die späteren Tretautomobile, die auf Grund ihres Preises und größeren Platzbedarfs nur noch für vermögende Familien erschwinglich waren, berichtet Zeppenfeld. Teuer waren die Wagen auch in den 50er und 60er Jahren noch. So kostete der Mercedes 190 SL von HELGA ADAMSLI aus Oberhausen 1958 immerhin 185 Mark. Ein Maserati mit stabiler Metall-Karosserie und Schlusslicht war schon für 99,50 Mark zu bekommen.
Die Jahre nach 1950 standen ganz im Zeichen der neuen Kunststoffe. Die Tretautos wurden leichter und preiswerter, weiß NICOLE SCHEDA. Immer öfter löste der Batteriemotor den Tretmechanismus ab.
Einen ähnlichen Artikel findet man auch in der Berliner Zeitung vom 11.6.2001
Der Autor ließ sich zur Abwechslung von einem Mitarbeiter, nämlich BURKHARD ZEPPENFELD, nicht einer Mitarbeiterin informieren.
Vom 23.9. bis 4.11.2001 war die Ausstellung auch im Deutschen Arbeitsschutzmuseum Dortmund zu sehen:
Von Sonntag, 2. Dezember 2001, bis Ende Februar 2002 wird "Bewegte Kindheit" im museum mobile im Audi Forum Ingolstadt ausgestellt. Das museum mobile im Audi Forum Ingolstadt ist von Montag bis Sonntag von 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr geöffnet.
Bei der Station bemerkt es endlich der SPIEGEL und berichtet am 9.12.2001 mit Fotos, die in anderen Berichten nicht online waren:
Tretauto-Ausstellung von Audi
"Bewegte Kindheit"
Audi zeigt Autos für Kinder. In einer Sonderausstellung "Bewegte Kindheit" präsentieren die Ingolstädter in ihrem Audi Forum bis Ende Februar 2002 Tretautomobile aus den vergangenen 100 Jahren. Und Drei- bis Siebenjährige dürfen auch fahren.
Am 12. August 2000 sah ich zufällig ein Treffen von Tretautosammlern in Herzogenrath. Meine Fotos habe ich inzwischen veröffentlicht.
http://image.pathfinder.com/carculture/kids/01pedalcars/images/pedalcar03.jpg
Großer und kleiner Oldtimer
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Bei Pathfinder habe ich einige hübsch bebilderte Seiten (Text: RICK FEIBUSCH) gefunden. Die sind nun wieder weg (s.l.), aber bei seinem 50 Jahre alten Austin A 40 Van zeigt er noch ein Tretauto.
Tretautos waren nicht immer PKW-Nachbauten, sondern auch manchmal solche von Traktoren, LKWs, Motorrädern, Booten oder Flugzeugen.
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Mehr Abbildungen gibt es bei Pedal Car USA, hier einige Vorschaubilder:
Blue Diamond Classics, a division of Speedway Motors, Inc. hat nicht nur Originalfahrzeuge, sondern auch Tretautos, z.B. nach Vorbild des Ford Mustang.
PETE und M.J. MATTEROLI sammeln und verkaufen in Colorado Tretautos, wovon mir vor allem die mit Anhängern gefallen, obwohl die für Kinder sicher schwierig zu bewegen sind.
Nur relative neue Vorbilder haben die Traktoren bei Pedaltractors
In Australien nennen die Tretautosammler ihren Internetauftritt "Pedalmania". Sie haben schon über 20 Seiten über australische Tretautos, auch über handgefertigte Einzelexemplare, zusammengestellt.
Moonlight Woodies Pedal Cars and Strollers hat Tretautos mit Holzkarosserie (Woodies), vgl auch Surftipp 6/2001.
1946 hatte Sir LEONARD LORD die Idee, an Staublunge erkrankten Bergleuten eine neue Beschäftigung zu geben. Am 5. Juli 1949 wurde die Tretautofabrik "Austin Junior Car Factory" eröffnet. Sie war nicht gewinnorientiert. Eine Broschüre für den Austin J40 Pedal Car beschrieb das so:
Austin J40 cars are made in a specially constructed factory at Bargoed in South Wales. Here, in good conditions with the guidance of an experienced rehabilitation officer and under the supervision of a doctor, disabled Welsh miners are able to find a new interest in life and do a job of work that is both useful and congenial. There are employment facilities at this factory for 250 men.
Bis September 1971 wurden etwa 35000 Tretautos produziert.
The Austin pedal cars were used for many purposes. They were used to teach road safety to school children and appeared in many road safety films. Pedal cars were fitted to roundabouts at fairs. These cars had two steering wheels and did not have any pedals. Some were single-mounted on coin-operated rides. Some pedal cars were later converted to gas engine power. Some of the gas-powered cars had the bodies "stretched" to make room for taller drivers.
http://www.austinworks.com/pc-ride.jpg
An die Austin-Tretautos erinnern ein Club im Vereinigten Königreich und Austinworks in den Vereinigten Staaten.
Das Deutsche Technikmuseum besitzt übrigens auch eine Geldscheinsammlung, die nach Motiven sortiert präsentiert wird, z.B. Brücken, WissenschaftlerInnen, Wirtschaftszweige usw., aber leider nicht im WWW. Ich wollte es hier als Ergänzung zum Surftipp 4/2000 über Bargeld erwähnen.
Weitere Links:
