WWW-Tipp der Woche 41/1999

Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg
Humanismus in Jülich-Kleve-Berg
Im Licht des Großen Buddha

Liebe Netzgemeinde,

heute, Samstag den 16.10.1999 habe ich drei Ausstellungen besucht, um die herum ich meinen WWW-Tipp gestalte. Ursprünglich wollte ich meine Serie über Polizei und Verbrechen fortsetzen (keine Angst, es sollte die letzte Folge werden. Die hatte ich schon wegen der DDR zurückgestellt.)

Kindheit nach dem zweiten Weltkrieg

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Zuerst war ich in Rheydt (Teil von Mönchengladbach. Bedeutendster Sohn: JOSEPH GOEBBES, aber das wollen wir den RheydterInnen nicht weiter übel nehmen.)

Im Schloß Rheydt wurde eine Ausstellung über die Kindheit nach dem Zweiten Weltkrieg gezeigt. Dummerweise habe ich weder ein Faltblatt noch ein Poster der Ausstellung und im Internet findet man nichts, nicht mal auf den Kulturseiten der Lokalzeitung (Rheinische Post). Ergänzung am 26.2.2000: Inzwischen hat das Schloß eine Homepage.

Das paßt insofern, als das Schloss schwer zu finden ist. Ich muß jedesmal lange suchen, bis das erste Schild auftaucht. Das bin ich sonst nur aus dem Beitrittsgebiet gewohnt. Allerdings verstecken die Münchengladbacher nicht nur Schloß Rheydt, sondern auch ihren Flughafen, wie mir ein Freund berichtete, der von dort (mit)fliegen wollte. Jedenfalls ist die Ausstellung um eine Woche (!) verlängert worden und dauert nun noch bis zum 24.10.1999, damit alle, die sich unterwegs verfahren, doch noch etwas zu sehen bekommen.

Zur Ausstellung - ich glaube sie hieß

möchte ich noch erwähnen, daß einige Gebrauchsgegenstände (Haartrockner, Waschtisch, Rundfunkapparat) aus der Nachkriegszeit gezeigt wurden, dazu alte Zeitschriften (Illustrierte) und viele gut ausgewählte Zeitungsausschnitte. Besonders gefielen mir alte Wandkarten mit Hinweisen zur Verkehrssicherheit (in Zusammenarbeit von Land und Esso AG - Sponsern gab es auch schon in den fünfziger Jahren). Ich habe diese Wandkarten fotografiert und beabsichtige sie auf meiner Homepage zu zeigen. Noch ist es nicht soweit.

Humanismus in Jülich-Kleve-Berg

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Danach bin ich auf Anraten eines Freundes, der mich begleitete, nach Jülich gefahren, wo im Hexenturm bis in den November die Ausstellung

gezeigt wird. Die Sonderausstellung wird nur knapp im Internet angekündigt Für Behinderte ist sie nicht geeignet, denn man muß enge Treppen im "Hexenturm hochsteigen (und später wieder runter). Klasse ist die Preisgestaltung: 6 DM Eintritt, 30 DM für einen Katalog aus Wesel, 15 DM für einen Katalog aus Jülich und 30 DM für beide Kataloge und die Eintrittskarte, die übrigens auch noch zum Besuch der Dauerausstellung und der Zitadelle berechtigt. Da habe ich natürlich das Komplettangebot gewählt.


Die Eintrittskarte

KONRAD HERESBACH wurde am 2.8.1496 geboren. Er hat schon als Schüler mehrere Schulen besucht, später mehrere europäische Universitäten. Mit ERASMUS VON ROTTERDAM war er befreundet. 1523 wird er Prinzenerzieher am Hofe von Jülich-Kleve. Sein Einfluß dauert nach der Jugend des Herzogs fort, 1535 wird er herzoglicher Rat und bleibt es bis zu seinem Tod. Er lehnt die Reformation ab, bemüht sich stattdessen um eine Reform des Katholizismus. Auch gegenüber den Wiedertäufern plädiert er für Nachsicht:

1536 heiratet er MECHELT VAN DUENEN, eine ehemalige Nonne aus reicher Familie, was schlagartig zu einem Wohlstand führt, der ihm eine eigene Bibliothek ermöglicht. HERESBACH selbst hat bedeutende Bücher übersetzt, veröffentlicht oder selbst geschrieben. Aus seiner Feder stammt z.B. "Über die Landwirtschaft" Köln 1568. KONRAD HERESBACH stirbt am 14. 9.1576. Seine Bibliothek wird in der Weseler Stadtkirche über seinem Grab aufgestellt.

Im jülicher Katalog rühmt Prof. JOACHIM TREUSCH:

Da das Internet nicht viel zu HERESBACH bietet, reicht die Zeit noch, einen Blick in die bedeutende Stadtgeschichte Jülichs zu werfen (hätte man diesem Provinznest nicht zugetraut).

Von der Startseite aus (nach unten rollen), kommt man zu detaillierten Texten zu diesen Themen:

---- Geschichte der Stadt Jülich ----

Eine andere Stadt, in der HERESBACH wirkte, Wesel ist dagegen äußerst dürftig vertreten. Allerdings gibt es auch andere Angebote aus Stadt und Kreis Wesel, die für uns an Geschichte Interessierte aber nicht genug bieten.

Im Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte 1970 Teil 1 fand ich noch diesen Hinweis:

Angesichts dieser enttäuschenden Ergebnisse macht es wohl mehr Sinn, nach ERASMUS VON ROTTERDAM


Zeichnung Hans Holbeins

zu suchen. Und hier schlägt das Netz erbarmungslos zurück. Forschungsprogramme und Schulen heißen nach ERASMUS und haben nichts Wichtigeres zu tun, als sich im Internet breit zu machen und die Suchergebnisse zu verlängern.

Trotzdem habe ich was gefunden: A collated web index of significant Historians and Philosophers Early Modern Period (1500 - 1750)

Von dort fand ich zum Erasmus Text Project der University of the South

Besonders interessant scheinen mir (nur nach erstem Eindruck) Das Lob der Torheit und die Colloquia

Außerdem weise ich noch auf die Kurzbiografie (in Englisch) hin.

Abseits meiner Suche liegt JOSEF IMBACH, Dr. theol. habil. Professor für Fundamentaltheologie an der Päpstlichen theologischen Fakultät S. Bonaventura in Rom. Ich zitiere ihn mal, damit ihr es euch nicht selbst ansehen müßt:

und dann kommt ein Tortellini-Rezept

Im Licht des Großen Buddha

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Zuletzt haben wir im Museum für Ostasiatische Kunst in Köln trotz der wieder mal hohen Eintrittspreise (12 DM)

gesehen. Diese Ausstellung ist wunderbar im Internet dokumentiert und kann in natura bis zum 10. November besucht werden.

Als vollkommen gottloser Mensch habe ich immer etwas Probleme mit komischen Kulten, rätselhaften Riten und seltsamen Sitten. Bei Ausstellungen über Religionen fürchte ich die besserwisserischen BesucherInnen, die mit ihren Deutungen nerven. Besonders schlimm soll das bei der Ausstellung einiger Qumran-Rollen in Köln gewesen sein. Die habe ich zwar nicht besucht, aber in einer Sendung des Deutschlandfunks bemerkte ich damals diese Tendenzen.

Bei der Buddha-Ausstellung habe ich mich dagegen vergleichsweise wohl gefühlt. Nun gut, die Riten am Ausgang der Ausstellung habe ich mir nicht angesehen, obwohl sich da eine Menschentraube bildete. Aber die Informationen auch über den Zusammenhang von Staat und Politik in Japan (vor über 1000 Jahren in einer Zeit, als bei uns die Franken aufstiegen), hatten auch mir etwas zu geben.

Nächste Woche will ich wieder einen etwas zusammenhängenderen Tipp abgeben.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schnitzler

Fotos aus Schloß Rheydt
Surftipp 7/2001 (Schloß Rheydt)
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