Am 19.3.2000, genau ein Jahr nach Erwerb des Scorpios, habe ich gegen meine eigentliche Absicht dem Drängen meiner Mutter nachgegeben und sie Sonntagabends besucht. Bei ihr bemerkte ich ein Zischen aus einem Reifen. Ich habe dann den Wagen von der Straße in die Einfahrt gesetzt, um die undichte Stelle besser suchen zu können, aber nun war das Zischen weg. Trotzdem war der hintere rechte Reifen beschädigt, wie sich auf dem Rückweg zeigte. Da blieb ich nämlich gegen 22:50 auf der von Coels-Straße in Eilendorf (a long and windy road) in der Höhe der Autobahnbrücke liegen.
Ich konnte die Panne nicht mit eigenen Mitteln beheben, da ich zum Radwechsel an den Straßenrand gefahren bin. Es gelang mir noch, das betroffene rechte Hinterrad abzumontieren, dann konnte ich aber nicht mehr das Reserverad anbringen.
Zuerst hatte ich Probleme, die das Reserverad festhaltende Schraube zu lösen, was mir schließlich mit einem verbogenen Spanngurt gelang:
Der Scorpio hat ein vollwertiges Reserverad, sogar aus Leichtmetall
Dann konnte ich das Reserverad nicht anbringen, da ich dafür den Wagenheber weiter hätte hochkurbeln müssen, was daran scheiterte, das dieses fehlkonstruierte Gerät nach außen ein Metallteil ausfährt, das in meinem Fall gegen den Bordstein stieß und weiteres Hochkurbeln verhinderte. Das sieht ungefähr so aus:
Unten links: Zum Betrachter hin seht ihr links direkt an der geöffneten Klappe der Verkleidung (siehe Hintergrund) das abgewinkelte Bodenteil des Wagenhebers. Der ändert nämlich die Aufnahmefläche, wenn man ihn hochkurbelt. Rechts daneben kommt schon das kurze Metallteil raus, das ich am ehesten als Haken bezeichnen kann, obwohl man nichts dran aufhängen kann, nicht mal den Wagenheber selbst.
|
Oben rechts: Aus der Draufsicht besser zu erkennen ist das obere Ende, auf dem der Wagen ruhen soll. Zwischen diesem und dem komisch gebogenen dicken Draht (die Kurbel) ist ein Gewinde, mit dem man gleichzeitig bis zu fünf Wirkungen erzielt:
Bei der letzten Nebenwirkung ist sehr wichtig, daß der Wagenheber nicht schräg steht, weil sonst das Gewinde gegen den Schweller stößt und dort einen Eindruck hinterläßt:
Warum habe ich den Wagenheber denn nicht "richtig" hingestellt? Weil dann der komische Haken wie oben erwähnt gegen den Bordstein stieß.
Nach Mitternacht habe ich die Reparatur aufgegeben und mich zu Fuß auf den Heimweg gemacht (nur noch eine Stunde). Unterwegs habe ich meine Mutter, die als einzige einen Reserveschlüssel hatte, angerufen, um ihr zu sagen, was für Folgen der mir abgenötigte Besuch hatte, und sie zu bitten, sich am nächsten Tag während ich zur Arbeit wäre darum zu kümmern. Sie wußte aber angeblich nicht, wo die (von ihr häufig benutzte) von-Coels-Straße ist. Als ich es ihr erklärt hatte, behauptete sie, da sei keine Autobahn.
Deshalb habe ich, als ich nach Hause kam, nicht schlafen können und schließlich ein Fax an Ford Mohr, Am großen Rad 19, 52222 Stolberg geschrieben, in dem ich u.a. darlegte:
... Der Wagen steht jetzt noch dort in Fahrtrichtung Aachen kurz hinter der Autobahnbrücke.
... Aus dieser unangenehmen Situation kann der Wagen nur mit einem anderen Hubverfahren, z.B. mit einem mit Auspuffgasen zu füllenden Kissen befreit werden.
Jetzt steht er auf drei Rädern (Stahlfelge mit Winterreifen) und einem Wagenheber. Das defekte Rad liegt als zusätzliche Sicherheit unter dem Schweller. Vom Wagenheber habe ich die Kurbel abgenommen und auf den Beifahrersitz gelegt. Die Radmuttern habe ich mitgenommen, da sie nicht benötigt werden. Das Reserverad ist nämlich eine Leichtmetallfelge mit Sommerreifen wie auf dem Foto und liegt mit fünf passenden Radmuttern im Kofferraum.
Ich muß heute in Düsseldorf arbeiten und kann mich nicht um die Pannenhilfe kümmern. Aber meine Mutter ... , übrigens eine Ihrer treuesten Kundinnen, die kürzlich einen grünen Fiesta Ghia erwarb, hat zugesagt, sich heute bei Ihnen zu melden. Sie hat einen Zweitschlüssel und Geld. Allerdings bezweifle ich, daß sie begriffen hat, was vorgefallen ist. ("Wo ist die von Göhls-Straße?" "Da gibt es keine Autobahn!") Und selbst was sie begriffen hat, wird sie möglicherweise nicht mehr wiedergeben können, da sie sich so etwas nicht aufschreibt. Sie weiß angeblich auch nicht, wie mein Scorpio aussieht. Dazu haben Sie ja jetzt ein Foto.
Sollte sich meine Mutter nicht bis 12 Uhr bei Ihnen gemeldet haben, wäre ich Ihnen dankbar, wenn Sie sie anrufen.
Das war natürlich nicht freundlich, schließlich erwartete ich Hilfe von ihr. Außerdem hat sie fast alles richtig gemacht und ich habe etwas Entscheidendes vergessen: Ich bin zwar ADAC-Hasser (vgl. Surftipp 7/2001) und auch sonst in keinem Automobilclub. Aber durch die neuen Haftpflichtversicherungsbedingungen, die ich beim Scorpio eingegangen war, hatte ich für nur 15 DM im Jahr einen Schutz oder Schutzbrief der LVM mit erworben. Ich hätte also kostenlose Pannenhilfe anfordern können. Die LVM hat auch die Pannenhilfe nachträglich bezahlt, aber nicht meine Bahnfahrt nach Düsseldorf und zurück (52 DM).
Unnötig zu sagen, daß ich in der Nacht nur noch zwei Stunden schlief und trotzdem zu spät zur Arbeit kam. Wenig später habe ich mir einen parallelogrammartigen Wagenheber bei Auto-Teile-Unger gekauft, der aber auch nichts nutzt, wenn wie im Frühjahr 2001 beim Wechsel von Winter- auf Sommerbereifung das blöde Rad überhaupt nicht abgehen will.
Was lernen wir daraus: