Abwrackprämie für Armut

Vorgeschichte
Korrespondenz mit der grünen Landtagsfraktion
   eine Presseerklärung von Barbara Steffens, MdL, vom 23.4.2009
   meine Anfrage dazu vom gleichen Tag, die unbeantwortet blieb
   die Antwort von Bettina Tull vom 8.7.2009 auf meine Nachfrage
Reaktionen auf das Thema von anderen PolitikerInnen
   Olaf Scholz
   Bettina Herlitzius
   Claudia Walther
   Frank Thyssen
   Eva-Maria Voigt-Küppers
Bilanz
   Testergebnis
   eigene Forderung
Exkurs: Jonathan Swift - A modest proposal

Vorgeschichte

oben

Fünf Jahre nach 2 Gesetzeswerken der "rotgrünen" Bundesregierung, dem Gesundheitsmodernisierungsgesetz und den Arbeitsmarktreformen, wurden Folgen offenbar, die man wohl nicht vorausgesehen hatte. Weil der für Gesundheit vorgesehen Anteil am "ALG2" bei den häufigsten Verhütungsmethoden und den üblichen Paarungsfrequenzen die entstehenden Kosten nicht decken kann, sollten zunehmend Frauen auffallen, die aus Armut ungewollt schwanger wurden und dann abtreiben ließen, was die Krankenkassen noch bezahlen. Das hatte Pro Familia untersucht und damit wohl PolitikerInnen wachgerüttelt. Waren früher die "nicht rechtswidrigen" Sterilisationen Kassenleistungen, so ab 2004 nur die "durch Krankheit bedingten" (Artikel 1, Pt. 11 GMG)

Auch wenn ich jetzt im Gesetzestext weder "Empfängnis" noch "Verhütung" finde, so hat doch schon am Internationalen Frauentag 2006 Pro Familia auf die Folgen dieses Gesetzes hingewiesen:

Siehe dazu auch: ULRIKE BUSCH, ANNELENE GÄCKLE: Die Familienplanungslotterie Oder: Verhütung unter Druck. In: ProFamilia-Magazin 03/2007, S. 12-15

Drei Jahre später kam das Thema in der Politik an. Weil die Bundespolitik (~600 Abgeordnete, von denen die meisten auf die wenigen Mitglieder ihrer Fraktion im Gesundheitsausschuß hörten und sich selbst nicht weiter darum kümmerten), ein Problem schuf, mußten sich nun in Städten und Gemeinden und in den Bundesländern hunderte PolitikerInnen tausende Stunden mit dem geschaffenen Problem auseinandersetzen. So z.B. im Kreis Ostholstein (zufällig mit Google gefunden):

Und auch in meinem Bundesland wird das Problem behandelt, hier auf Landesebene.

Korrespondenz mit der grünen Landtagsfraktion

oben

eine Presseerklärung von Barbara Steffens, MdL, vom 23.4.2009

oben
Kopf der Homepage von Barbara Steffens
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag NRW
PRESSEMITTEILUNG
74/09 Düsseldorf,&xnbsp;23. April&xnbsp;2009

Pille auf Staatskosten

Steffens: SPD-Frauen helfen ihren Männern auf die Sprünge
&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;&xnbsp;

Zu der Bekanntgabe, dass die Arbeitsgemeinschaft Sozialdemokratischer Frauen (ASF) auf dem Landesparteitag der NRW-SPD die Pille auf Staatskosten fordern will, erklärt Barbara Steffens MdL, frauen- und gesundheitspolitische Sprecherin:

„Wir freuen uns sehr, dass die ASF einen entsprechenden Antrag für den NRW-SPD Parteitag formuliert hat. Es wäre wunderbar, wenn sie über die NRW-SPD der Bundesregierung auf die Sprünge hilft, um endlich für Frauen mit geringem Einkommen die Pille auf Staatskosten einzuführen. Denn dies fordert der Arbeitskreis Frauen in Not, zusammen mit uns Grünen im Landtag, seit Jahren. Abgesehen von einzelnen Erfolgen auf kommunaler Ebene sind unsere Bemühungen auf Landes- und Bundesebene bisher gescheitert. Eine SPD-Unterstützung wäre ein Schritt in die richtige Richtung.

Frauen mit geringem Einkommen werden häufig von der Gesellschaft stigmatisiert, wenn sie ungeplant schwanger werden. Dass viele Frauen durch die strengen Hartz-IV Regelsätze und nicht vorhandene Mindestlöhne oder während der Ausbildung schlichtweg kein Geld für Verhütungsmittel haben, wurde gleichzeitig verschwiegen. Wichtig ist nicht nur, dass die Pille finanziert wird, sondern dass auch andere, verträglichere Verhütungsmittel kostenlos bereitgestellt werden.

Momentan stehen jeder Hartz-IV Empfängerin 13,88 Euro monatlich für die Gesundheitspflege zu. Durchschnittlich muss eine Frau, die eine Schwangerschaft vermeiden will, monatlich zehn bis fünfzehn Euro aufwenden. Dieser Betrag entspricht den durchschnittlichen Verhütungsmittelkosten inklusive der Rezeptgebühr. Dadurch stehen Frauen im Krankheitsfall vor der Wahl, entweder Verhütungsmittel zu kaufen oder die Zuzahlungen für notwendige Medikamente zu leisten.“

___________________________________

verantwortlich:
Rudolf Schumacher
- Pressesprecher -
Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
im Landtag Nordrhein-Westfalen
Platz des Landtags 1 - 40221 Düsseldorf
Tel.: 0211 884 2180 - Fax.: 0211 884 2890

meine Anfrage dazu vom gleichen Tag, die unbeantwortet blieb

oben

Sehr geehrte Frau Steffens,

Ihr Vorschlag scheint mir noch nicht perfekt, geht aber in die richtige Richtung.

Wäre es nicht besser, eine Abwrackprämie für Armut zu fordern? Immer wieder ergeben internationale Vergleiche, daß in Deutschland Armut vererbt wird. Dies zu verhindern, indem man die Sterilisation mit einer Prämie (es müssen ja nicht 2500 Euro sein, aber vielleicht ein zusätzliches ALG II, sozusagen 13. Monatsgehalt) fördert, entzieht der Armut den Nachwuchs. Konsequent weitergedacht sollten die Tafeln nur noch an Sterilisierte (und alte Frauen und nachweislich Homosexuelle) Lebensmittel ausgeben, die Tierschutzvereine machen die Tiere, die sie vermitteln, ja auch vorher unfruchtbar (sah ich in "Tiere suchen ein Zuhause").

Außerdem wissen gerade die Grünen oder müßten wissen, wieviel CO2 ein neues Leben verursacht. Wenn jeder, der ein Kind in die Welt setzt, dafür gleich schon Verschmutzungsrechte für 80 Jahre kaufen müßten, könnten Hartz-IV-Empfänger sich ohnehin nicht mehr vermehren.

Ich bin selbst sterilisiert (seit dem 23.5.1986, also nicht wg. ALG II) und langzeitarbeitslos (Aktenzeichen 31102 BG ******* [im Original nicht verschlüsselt]) und sehr froh, daß ich kinderlos blieb.

Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schnitzler

die Antwort von Bettina Tull vom 8.7.2009 auf meine Nachfrage

oben
Kopf der Homepage von Bettina Tull
Herr Schnitzler,
&xnbsp;
ich werde Ihre widerliche und menschenverachtende&xnbsp;Mail weder an Rudolf Schumacher noch an Barbara Steffens weiterleiten.&xnbsp; Bitte verschonen Sie uns in Zukunft mit ähnlichen Vorschlägen zur CO2-Vermeidung.
&xnbsp;
Bettina Tull
&xnbsp;
______________________________________
&xnbsp;
Bettina Tull
Öffentlichkeitsarbeit und EDV
Pressestelle Fraktion Bündnis 90/Die Grünen
Tel: 0211/884-2887
Fax: 0211/884-2890
bettina.tull@landtag.nrw.de
www.gruene.landtag.nrw.de
______________________________________

Reaktionen auf das Thema von anderen PolitikerInnen

oben

Olaf Scholz

oben

Am 23. Juni 2009 sprach OLAF SCHOLZ, damals Bundesarbeitsminister, vor seinen Parteifreunden in Düren, aber Presse und Außenstehende durften auch dabei sein und sogar Fragen stellen. Ich meldete mich mehrmals zu Wort, beim zweiten mal sagte ich:

Scholz legte während der Frage seinen Kopf schräg in seine Hand und wirkte irritiert. Dann sagte er:

Bettina Herlitzius

oben

Am 15. September 2009 besuchte ich eine Podiumsdiskussion in Alsdorf, bei der ich ebenfalls eine Abwrackprämie für Armut vorschlug.

Die grüne Kandidatin BETTINA HERLITZIUS überraschte mit der Antwort, sie seien damals (beim Gesundheitsmodernisierungsgesetz von 2004) in der Opposition gewesen und mußte von ihrem SPD-Nachbarn auf den Boden der Tatsachen geholt werden. Dann sprach sie über die Praxisgebühr, aber nicht über die Herausnahme der Reproduktion aus den Kassenleistungen.

Der sozialdemokratische Kandidat brachte es auf den Punkt:

Aber dann bekam ich dazu keine Antwort mehr, sondern der Kandidat äußerte sich zu anderen Aspekten. Ich hatte die Praxisgebühr nur erwähnt, damit das Publikum wußte, von welchem Gesetz ich sprach. Ich lernte nun, daß man solche Erläuterungen besser läßt und konkreter fragt. Natürlich war meine Frage auch zu lang. Ich habe später hoffentlich daraus gelernt.

Einen Tag später begegnete ich Frau HERLITZIUS bei einer angekündigten, aber ausgefallenen Exkursion in Aachen wieder. Da bestätigte sie zwar, sich geirrt zu haben, nannte meine Vorwürfe aber "böse". Danach schrieb ich ihr:

Eine Antwort habe ich nicht erhalten

Claudia Walther

oben

Eine SPD-Veranstaltung über "Auswirkungen der geplanten Gesundheitsreform", die bemüht in den Landtagswahlkampf eingefügt wurde, weil ja die Landesregierung im Bundesrat darüber mit abstimmt, außerdem die Investitionen in Krankenhäuser ein landespolitisches Thema seien, und da liege NRW an letzter Stelle unter allen Bundesländern, fand am 13. April 2010 in Aachen statt. Die Landtagskandidatin CLAUDIA WALTHER und der Sozialdemokrat WALDEMAR RADTKE von der AOK-Regionaldirektion Rheinland-Hamburg traten auf.

Während Frau WALTHER gleich zugab, keine Gesundheitsexpertin zu sein, die Themen des Abends aber geschickt in die SPD-Wahlversprechen einband, konnte Herr RADTKE mit Kompetenz überzeugen. Er betonte:

Ich wies auch auf die landespolitischen Auswirkungen der Gesundheitspolitik hin, vermied aber frühere radikale Forderungen (Verschmutzungsrechte kaufen, Ausgabe der Tafel-Lebensmittel nur an Sterilisierte...):

CLAUDIA WALTHER lobte die offene Diskussion auf dem Dresdner Parteitag, bekannte, daß Bundes- und Landesregierung Fehler gemacht haben und daß man diskutieren müsse, wo Korrekturen nötig sind. Sicher betreffe das auch den Gesundheitsbereich. Konkreter wurde der von mir angesprochene AOK-Experte:

Frank Thyssen

oben

Bei einer Podiumsdiskussion am 25. April 2010, also vor der Landtagswahl in NRW, in der es um Kinderarmut ging, äußerte der Kandidat der Linken, FRANK THYSSEN, die Ansicht, Kindergeld dürfe nicht auf Sozialhilfeleistungen angerechnet werden:

Das gab mir Gelegenheit, nachzufragen:

FRANK THYSSEN antwortete:

Eva-Maria Voigt-Küppers

oben

Der bei gleicher Gelegenheit anwesende Grüne betonte, man müsse daran arbeiten, daß es sich wieder lohne, Kinder zu bekommen. Er bedauerte, daß die Diskussion etwas in die falsche Richtung gehe. Das konnte sich natürlich sowohl auf meine Frage als auch auf THYSSENs Antwort beziehen.

Dann antwortete mir auch die SPD-Politikerin EVA-MARIA VOIGT-KÜPPERS

Das hinterläßt bei mir zwiespältige Gefühle. Vielleicht ist sie mit der vorherigen Diskussion des Themas in Parteigremien vertraut und erkennt deshalb, daß es beim kostenlosen Zugang zur Empfängnisverhütung um eine andere Frage geht. Und die Gelegenheit zu nutzen, allen Familien Förderung zu versprechen, ist legitim.

Entsetzt bin ich aber über den Versuch, Kinderkriegen dem Zweck Rentensystem unterzuordnen. Das ist eine Theorie, die von EVA HERMANN bis MEINHARD MIEGEL meist unter Berufung auf den Bevölkerungsforscher HERWIG BIRG propagiert wird. Daß dem der Statistiker GERD BOSBACH seit Jahren mit guten Argumenten widerspricht [Beispiel], können zwar ZuschauerInnen von ARD und Phoenix wissen, denn dort wurde mehrfach darüber berichtet, ist aber auch bei der nordrhein-westfälischen Spitzenkandidatin der SPD HANNELORE KRAFT noch nicht angekommen, wie sie im Duell mit JÜRGEN RÜTTGERS zeigte. Da muß EVA-MARIA VOIGT-KÜPPERS es auch nicht wissen.

Erstaunlich, daß FRANK THYSSEN da nicht protestiert hat. Er will doch nicht Kinder von der demographischen Entwicklung abhängig machen! In Wirklichkeit ist der Zusammenhang von Rentnerschwemme und Kindermangel diffiziler. Die Erwerbstätigen erarbeiten den gesamten Verzehr von Gütern und Dienstleistungen auch für die Nichterwerbstätigen mit. Wenn schon dadurch Schwierigkeiten entstehen, dann müssen doch die Nichterwerbstätigen komplett betrachtet werden, also RentnerInnen, Kinder und Arbeitslose, denn die müssen mit durchgefüttert werden. Und da sieht man schon, daß mehr Rentnern eine Entlastung, wenn auch vielleicht in geringerem Ausmaß, durch weniger Kinder gegenüber steht. Wenn diese beiden Gruppen die Volkswirtschaft fordern, wird aber die Gruppe der Arbeitslosen geringer. Sind hingegen nicht alle arbeitsfähigen Menschen nötig, um die benötigten Güter und Dienstleistungen herbeizuschaffen, wird die Gruppe der Arbeitslosen größer.

Zudem wird sogar ein geringes Wachstum, das ja angeblich keine Arbeitsplätze schafft, da schon der Produktivitätsfortschritt bei gleichem Einsatz Wachstum ermöglicht, mehr Güter und Dienstleistungen zur Verfügung stellen, so daß die steigende Rentnerzahl damit versorgt werden kann, ohne daß es den Erwerbstätigen dadurch schlechter gehen muß. Selbst ohne Wachstum bei konstanter Produktion müßte eine sinkende Bevölkerungszahl jedem mehr vom Kuchen bieten können.

Zwar heißt es, "junge" Gesellschaften seien produktiver oder innovativer, aber auch, gerade in jungen Gesellschaften gebe es mehr überzählige Männer, die leicht zu Gewalttaten oder Kriegen eingesetzt werden können. Was knapp ist, ist wertvoll, Rentner werden es also nicht sein, aber z.B. Einzelkinder in China und Westeuropa. Und das wird dem vergreisenden Deutschland gut tun. Schon jetzt schwindet die "Generation Praktikum" und der Kampf um Lehrstellen wird abgelöst durch den Kampf um Auszubildende.

Bilanz

oben

Testergebnis

oben

grünes Plakat aus dem Landtagswahlkampf 2010 mit GraffitiMeine Korrespondenz mit der grünen Landtagsfraktion hat den Newsletter nur zum Anlaß genommen, die Wut über m.E. verkorkste rotgrüne Politik auszudrücken. Anders als bei der SPD habe ich bei den Grünen Anlaß, deren Schwerpunkt Luftverschmutzung satirisch aufzugreifen. Die Abwrackprämie für PKWs (offiziell "Umweltprämie") war auch noch recht aktuell, und wenn man schon etwas vorübergehend für erwünscht erklärt, gegen das es auch gute Gründe gibt, dann kann man doch wohl auch einmal dieses Prinzip auf andere Lebensbereiche übertragen. Meine Aktion war mit der Antwort BETTINA TULLs beinahe abgeschlossen.

Spätere Gelegenheiten ergaben sich teils spontan und für mich unerwartet. Es zeigte sich, daß PolitikerInnen auf bekannte Stichworte gerne wie geplant reagieren, aber auf überraschende Ideen manchmal hilflos wirken. Bei meinen Fragen konnte ich nicht nach sozialwissenschaftlichen Maßstäben Vergleichbarkeit erreichen. Das habe ich auch nicht gewollt, denn dann hätte ich allen PolitikerInnen im gleichen Tonfall den gleichen Text vorsprechen müssen. Ich habe nur Gelegenheiten genutzt, Stichworte aufzugreifen. Das war bei SCHOLZ die von ihm hoch gelobte Abwrackprämie. HERLITZIUS, THYSSEN und VOIGT-KÜPPERS äußerten sich in verschiedenen Veranstaltungen zum Thema "Kinderarmut". Da war es naheliegend, eine Ursache der Armut und eine mögliche Abhilfe anzusprechen. RADTKE und WALTHER sprachen zur Gesundheitspolitik, und so setzte ich hier zwei andere Schwerpunkte: Glaubwürdigkeit (vor Privatisierung von Kosten warnen, selbst aber damit angefangen zu haben) und landespolitische Auswirkungen der Bundespolitik (hier Zuschüsse zu nicht mehr übernommenen Kosten).

Mein eigenes Auftreten ist dabei nicht perfekt gewesen (mit meinen E-Mails bin ich wohl zufrieden, die waren genau überlegt) und hat es den Angesprochenen leicht gemacht, mich mißzuverstehen oder als Spinner abzutun. Sie hätten dann aber die klar benannten Anlässe (Zunahme der kassenfinanzierten Abtreibungen, Vererben der Armut nach OECD-Studien) übergehen müssen.

eigene Forderung

oben

Als Linksliberaler will ich eine freiheitliche Lösung ohne staatlichen Einfluß, wie die Bevölkerung sich zu entwickeln, bzw. wie Paare und Individuen sich reproduktiv zu entscheiden haben. Mir ist sowohl suspekt, wenn der Staat Druck ausübt, um Geburten zu verhindern, als auch, um sie zu fördern. Die 2004 abgeschafften oder geänderten Bestimmungen sahen durchaus neutral vor, sowohl Verhütung als auch die Behandlung von Fruchtbarkeitsproblemen zu bezahlen. Es wird nun einseitig, aber außerhalb betroffener Kreise weitgehend unbemerkt, dafür gekämpft, zur Regelung vor 2004 zurückzukehren:

Leider wurde bei der Gelegenheit nicht über die andere Seite der Reproduktion, die Verhütung, gesprochen.

Ich unterstütze die eigentlich berechtigten oben zitierten Forderungen Pro Familias genau so wenig wie die vielfältigen Versuche etwa wie im Kreis Ostholstein die Not mit punktuellen Fonds zu lindern. Denn letztlich führt das wieder dazu, daß Menschen Amtspersonen ihre persönliche Situation darlegen müssen. Gegen die geplante Kopfpauschale wird ja ähnlich eingewandt:

Man kann auch Menschen, die genug haben, um diese Leistungen selbst zu bezahlen, mit Beiträgen und Steuern soviel abnehmen, daß genug Geld im System ist, um allen die Verhütung zu zahlen. Dieses indirekte Verfahren ist würdig und zivilisiert.

Falls man es noch nicht gemerkt hat: Ich lehne es ab, ein Recht auf Vermehrung vom Kauf von Verschmutzungsrechten abhängig zu machen. Das wäre ohnehin verfassungswidrig, widerspricht aber auch meinen Vorstellungen von Freiheit. Mit der Idee wollte ich nur grüne Spaßbremsen provozieren.

Eine "Abwrackprämie" lehne ich nicht strikt ab. Der Staat kann m.E. durchaus darauf hinweisen, daß nun die Zukunft eines eventuell geplanten Kindes noch sehr von den Lebensumständen der Eltern abhängt. Wird wie bei der "Umweltprämie" für Neuwagen niemand gezwungen, davon Gebrauch zu machen, so ist das noch in Ordnung. Nötig scheint es aber schon deshalb nicht, weil mir inzwischen berichtet wurde, daß die Neigung zum Kinderzeugen bei Langzeitarbeitslosen ohnehin sehr sinkt. Zwar sind sehr viele Kinder in Deutschland von Sozialleistungen abhängig, aber die meisten wurden noch gezeugt, als ihre Eltern noch nicht ALG-2-berechtigt waren. So blöd sind wir doch nicht!

Wir wissen nicht, was die Zukunft bringt. Wird die Erderwärmung uns das Leben vermiesen mit Tropenkrankheiten auch in Deutschland, mehr Regen und neuen Küstenlinien? Wird die Wirtschaft so produktiv, daß noch weniger Leute alles erledigen und noch mehr arbeitslos sind? Wird das Alter wirklich so problematisch, oder werden heutige Probleme wie Alzheimer durch Medikamente und Pflege durch Pflegeroboter gelöst? Wird wirklich rechtzeitig Ersatz für schwindende Rohstoffreserven gefunden? Diese Unsicherheit erlaubt m.E. keine allgemeingültigen Vorschläge sondern kann nur von Paaren individuell beurteilt werden. Diese Verantwortung ist schwer und nicht übertragbar. Mich stört aber, daß fast nur die Warner vor dem Aussterben und der Vergreisung gehört werden.

Nach bisherigen Erfahrungen sind geburtenstarke Generationen ideale Lohndrücker und ideales Kanonenfutter. Für das Militär braucht man aktuell in Deutschland kaum Nachschub, denn selbst in Afghanistan ist der Schwund geringer als durch den früher mangelnden Nichtraucherschutz, der für jährlich 3300 Tote in Deutschland verantwortlich gemacht wird. Es gibt so vieles, was Menschenleben retten kann. Der Wunsch nach Lohndrückern ist bei interessierten Kreisen natürlich hoch, und statt Menschen zu qualifizieren wird eher an Verlagerung der Produktion oder Anwerbung von Beschäftigten in anderen Staaten (green card) gedacht. Der Politik traue ich durchaus zu, auf die falschen Experten zu hören, wie es auch schon bei der zusätzlichen Selbstbeteiligung an der Altersvorsorge geschah.

Exkurs: Jonathan Swift - A modest proposal

oben

Meine angeblich menschenverachtenden an Euthanasie grenzenden Vorschläge gingen längst nicht so weit wie die viel ältere Satire von JONATHAN SWIFT.

SWIFT schrieb u.a.:

Hintergrundmusik: intheghetto.mid
http://www.fortunecity.com/banners/interstitial.html?http://members.fortunecity.com/gendrondesigndesk/midis/ij/intheghetto.mid
Text dazu

 

Ein unerhörter Organspendevorschlag
WWW-Tipp der Woche 20/2000: Geburtenkontrolle, Margaret Sanger
Übersicht Ärgernisse Home Email
Austritt aus dem Kinderschutzbund
<BGSOUND SRC="../Postkarten/intheghetto.mid">