WWW-Tipp der Woche 20/2000

Zeugung

Besser, sie hätten es gelassen, aber das war in der Zeit, in der dieser Text spielt, schwieriger als jetzt. Heute möchte ich über die Geschichte der Geburtenkontrolle berichten. Darunter verstehe ich vor allem Empfängnisverhütung, weil ich meine, daß Abtreibung hilft, wenn die Familienplanung versagt, aber die gesundheitlichen Gefahren und der enorme Aufwand verbieten sollten, mit Abtreibung die Kinderzahl gering zu halten, wenn nicht schon moralische Bedenken am Abtreiben hindern. Ich weiß, daß sich in manchen Staaten Frauen anders verhalten haben, etwa in Rußland oder der damaligen UDSSR, und daß die Volksrepublik China auch mit Zwangsabtreibungen Bevölkerungspolitik betreibt. Das sprengt aber den Rahmen dieses ohnehin schon umfangreichen Textes.

Als Übersichten empfehle ich zunächst schon The History of Contraception und The Hall of Contraception von WILLIAM PETRICK. Doch nun erst mal das Inhaltsverzeichnis zu diesen Surftipps.

Geburtenkontrolle in Antike, Mittelalter und früher Neuzeit

Über die Verhütung in der Antike schreibt die Encyclopedia Britannica einen Satz in ihrem Artikel über

Das ist dürftig! Insbesondere der Sprung von 2000 Jahren enttäuscht. Da weiß die Bibliothek der medizinischen Fakultät der Hochschule von Virginia schon mehr:

Das waren also chemische Methoden. Mechanische (Kondome und Pessare) kamen anscheinend erst später aus. Die ältesten noch erhaltenen scheinen über 300 Jahre alt zu sein, wenn ich der Rheinischen Post glaube:

Säckchen waren aus Tiergedärmen Ausstellung zeigt älteste Kondome der Welt

Katholische Kirche

Wegen der beherrschenden Stellung der Katholischen Kirche im Mittelalter findet man auch in Texten über diese interessante Hinweise auf Verhütungspraktiken dieser Zeit. Die katholische Theologin UTA RANKE-HEINEMANN, die jeder gute Katholik auf den Scheiterhaufen wünscht, hat sich recht ausführlich dazu geäußert:

UTA RANKE-HEINEMANN: Eunuchen für das Himmelreich. Katholische Kirche und Sexualität.
DM 19,90 EUR 10,17
Taschenbuch (2000)
Heyne, Mchn.; ISBN: 3453165055

https://images.amazon.com/images/P/3453165055.03.LZZZZZZZ.gif

Im WWW finden wir hier Auszüge daraus: Kirchliche Vorschriften bezüglich des Sexualverhaltens von Eheleuten von MAIKE VOGT-LÜERSSEN.

Bevölkerungstheorien (in Europa)

Bis zum 17. Jahrhundert

Über Grundlagen der Bevölkerungsentwicklung und über Bevölkerungstheorien informiert diesmal wieder umfassend und gewohnt seriös die Encyclopaedia Britannica

Weil ich aber auch in Deutsch das Staatslexikon aus den 20er Jahren besitze, das einen langen Artikel mehrerer Autoren über Bevölkerungsbewegung enthält, will ich hier nicht aus der EB zitieren, sondern daraus.

Den ähnlich aufgebauten englischen Text könnt ihr ja jederzeit im WWW finden.

Im Altertum erwartete der Staat meist von seinen Bürgern die Vermehrung, In Sparta wurde das strenger reglementiert als in Athen. In Rom war es Anliegen mancher Censoren, dem Rückgang der Censuszahlen mit Aufrufen zur Fortpflanzung zu begegnen, so etwa der Censor Q. METELLUS NUMIDICUS:

Die Kinderlosigkeit sollte nicht nur in der Antike erschwert werden, sondern auch in den nachfolgenden Jahrhunderten. Einerseits versprachen sich die Staaten militärische, andererseits wirtschaftliche Vorteile durch eine große Bevölkerung.

Für NICOLO MACHIAVELLI (1469-1527) standen nach KARL KNIES militärische Interessen im Vordergrund:

    Ein gesundes Klima, das die Zeugungskraft günstig beeinflußt, und ein ergiebiger Boden seien eine unerläßliche Bedingung für das Wachstum der Bevölkerung. Wenn aber die Bevölkerungszunahme über die Erträgnisse des Bodens hinausgehe, müsse, wie dies auch meist geschehen sei, durch Auswanderung und durch Begründung von Kolonien das entstandene Mißverhältnis zwischen Nahrungsmitteln und Bevölkerung beseitigt werden. Aber es handle sich nicht nur um eine Kolonisation nach außen, sondern auch im Innern des Landes, weil viel von einer guten Verteilung der Bevölkerung in einem Lande abhänge und es schlimm sei, wenn sich an einzelnen Punkten die Menschen zu sehr anhäuften, während an anderen Einöden seien...

    Könne aber einer ständig anwachsenden Bevölkerung auf diesem Wege nicht mehr geholfen werden, dann träten Naturereignisse, Pesten und Hungersnöte ein, was ebenso notwendig wie vernunftgemäß sei.

    Handwörterbuch... S. 741 unter Berufung auf
    KARL KNIES : NICOLO MACHIAVELLI als volkswirtschaftlicher Schriftsteller,
    in Z.f.St. VIII, Bd (1852), S. 251 ff


http://www.pagesz.net/~stevek/images/machiavelli.jpg
MARTIN LUTHER schrieb:

    Derum zu beschließen: wer sich nicht findet geschickt zur Keuschheit, der thue beyzeiten dazu, daß er etwas schaffe und zu arbeiten habe, und wage es darnach in Gottes Namen und greife zur Ehe. Ein Knabe, aufs längste, wenn er zwanzig; ein Mägdlein, wenns funfzehn oder achtzehn Jahr ist, so sind sie noch gesund und geschickt, und lassen Gott sorgen, wie sie mit ihren Kindern ernähret werden. Gott macht Kinder, der wird sie auch wohl ernähren.

    Handwörterbuch... S. 741

Wenn wir auch annehmen dürfen, daß Jugendliche auch im Mittelalter bei passender Gelegenheit Sex hatten, bedeutete das jedoch nicht unbedingt die Ehe. Die sozialen oder familiären Bedingungen sprachen oft dagegen. Nichteheliche Kinder gab es immer und sie waren nicht in jedem Umfeld ein Skandal. Mit generellen Aussagen muß man aber vorsichtig sein.

Im Merkantilismus

    war man bemüht, den Vorrat an Edelmetallen zu vermehren. Konnte man diese aus eigenen Bergwerken nicht gewinnen, so glaubte man eine Handelspolitik mit "günstiger Handelsbilanz" betreiben zu müssen, d.h. eine Politik, welche mehr fertige Waren aus- als einführte und für diesen Überschuß der Ausfuhr Geld ins Land brachte. Eine solche Politik erforderte Ausfuhrartikel, und diese mußten durch die gewerbliche Arbeit gewonnen werden. Um die Gewerbe zur Blüte zu bringen, war aber eine große Zahl von Menschen, welche in den "Manufakturen" tätig waren, notwendig.

    Je größer die Einwohnerzahl eines Landes war, um so mehr konnte produziert werden; je mehr produziert wurde, um so mehr konnte zur Ausfuhr gelangen; je mehr ausgeführt wurde, um so mehr Gold und Silber kam ins Land...

    Vor allem war man bemüht, die Geburtenziffer zu erhöhen, die Einwanderung zu erleichtern, die Auswanderung zu verbieten oder zu erschweren.

    Handwörterbuch... S. 742

Reste dieser Politik sind heute in der Diskussion über die Einwanderung von IT-Experten erkennbar.

Freitag 12/2000, 17.3.2000, S. 2

FRIEDRICH II ließ Einwanderern schon auf der Anreise aber auch in späteren Jahren Zuschüsse zu gewähren und befreite sie jahrelang von Abgaben. Die Untertanen waren verpflichtet, den Einwanderern freundlich entgegen zu kommen und ihnen zu ihrem Unterkommen behilflich zu sein (Handwörterbuch S. 744). Das könnte man wieder den Ossis auferlegen. Aber auch Gebärfreudigkeit belohnte er:

    Die Dargestellte, eine geborene de MONTOLIEU DE SAINT HIPPOLYTE, war die Gemahlin des FRIEDRICH WILHELM QUIRIN DE FORCADE DE BIAIX. Als Kommandant von Berlin und preußischer Generalleutnant, der u.a. auch Domherr zu Havelberg war, leistete er König FRIEDRICH II. große Dienste. Nach seinem Tode erhielt die Generalin in Anbetracht der Verdienste ihres Mannes, ihres enormen Kindersegens, - sie soll 23 Kinder geboren haben -, und der Verehrung, die der König ihr persönlich zollte, eine Pension von 1000 Talern jährlich.
    Der gebürtige Däne ANDREAS MÖLLER war ein begehrter Porträtist an europäischen Höfen. In Berlin, wo er auch starb, wurde er nach einem langjährigen Aufenthalt in London "der Engländer" genannt.

Ich habe das Bild am 4. März im Schloß Friedrichsfelde auf dem Gelände des dortigen Tierparks in Ostberlin aufgenommen.


ANDREAS MÖLLER (1684-1762)
Bildnis MARIE DE FORCADE DE BIAIX (1709-1767), 1758
Öl auf Leinwand
In England das ja auch zum Vorreiter der Industrialisierung wurde, nahm man schon früh Abschied von der mekantilistischen Bevölkerungspolitik:

    Lord HARDWICKE's Marriage Act stated that, in England, if either party to a marriage was under 21, then they could not marry without parental consent. This Act did not apply to Scotland, where you only needed to be 16 years old to marry, as is the case today, with or without parental consent.

Damit konnte ein schottischer Ort berühmt werden, der noch heute für Hochzeiten gern genutzt wird:

    Gretna Green is one of the world's most famous wedding venues, conjuring up stories of romance, scandals, and illicit trysts. For 250 years, thousands of young lovers have made for Gretna Green, where they can wed in a hurry under Scotland's lenient marriage laws.

    Countless stories recall lovers arriving in Gretna Green after days on the road, with an angry father in hot pursuit, who is trying to intercept the couple before the marriage can take place. No place in the world can claim such a rich wedding history: one of the oldest marriage certificates is dated 11th June 1772; making Las Vegas, and Niagara Falls look like modern interlopers.

    The rush to Gretna Green continues to this day. Over 4,000 couples marry in Gretna Green annually - about 13 per cent of all weddings performed in Scotland.


http://www.gretnagreen.com/images/lovers.jpg
Liebende (Statue in Gretna Green)

Thomas Robert Malthus

Vor zwei Jahrhunderten begann ein Umdenken in der Bevölkerungspolitik. Wenn in unserer Zeit von Bevölkerungsbombe die Rede ist und dazu Diagramme der Entwicklung der Weltbevölkerung gezeigt werden, war THOMAS ROBERT MALTHUS der meist ungenannte Vorreiter. Er behauptete aufgrund seiner Daten, die Nahrungsmittelmenge wüchse linear, die Bevölkerung geometrisch. Tiere, deren Population zu groß geworden sei, würden durch Mangel an Raum und Nahrung zurückgedrängt, der vernunftbegabte Mensch müsse sich aber fragen, ob er für seine Nachfahren genügend Unterhaltsmittel beschaffen könne.

Sein "Essay on the Principle of Population" ist heute online nachzulesen bei nps.org, der US-amerikanischen Organisation für negatives Bevölkerungswachstum (negative population growth). Am Ende von Kapitel VII faßt er die Erkenntnisse so zusammen:


http://www.igc.org/desip/malthus/malthuss.gif

Heute verwaltet The International Society of Malthus sein Erbe.

Auch lesenswert ist der Artikel der Encyclopaedia Britannica

Aber welche Folgerungen für die Politik und das Individuum zog MALTHUS aus seinen Erkenntnissen? M.E. ziemlich grausame wirtschaftsliberale:

Aber nicht durch Verbote sollten Menschen an ihrem Unglück gehindert werden (wer unbedingt heiraten wolle, werde eben die Strafe der Natur, die Strafe der Not erleiden, wenn er nicht für den Nachwuchs sorgen könne), sondern Bildung und späteres Heiratsalter aus Einsicht sollten die Geburtenzahlen senken.

Der bedeutende Philosoph und Malthusianer JOHN STUART MILL revidierte diese Haltung 1859 in seiner Schrift "on liberty" (über die Freiheit), in der er öffentliche Armenpflege und eine die Bevölkerungsvermehrung hemmende staatliche Gesetzgebung befürwortete.

    "Schon die Tatsache, daß man ein menschliches Wesen ins Leben ruft, ist eines der verantwortlichsten Handlungen im Bereiche des ganzen Dasein". Dem darf der Staat nicht mit verschränkten Armen zusehen. Und daher meint MILL, daß die Gesetze, die in vielen Ländern des Kontinents Die Ehe untersagten, sofern die beteiligten nicht genügend Mittel zum Unterhalte einer Familie nachweisen könnten, keine Überschreitung der dem Staate zukommenden Gewalt seien.

    Handwörterbuch, S. 767


Bild 25.2.2000
ein trauriges Schicksal - ich kenne das

Die Arbeiterbewegung lehnte überwiegend den Malthusianismus ab. Einerseits liegt das sicher an den individualistischen und wirtschaftsliberalen Forderungen, die er unterstützte, andererseits auch daran, daß man die Zukunft dort generell optimistischer sah. Damit war aber nicht das letzte Wort gesprochen. Der Neo-Malthusianismus etwa JOHN STUART MILLs begann sich von radikalen "liberalen" Forderungen zu distanzieren, und auch die Hoffnung, durch Enthaltsamkeit die Bevölkerungsentwicklung in den Griff bekommen zu können, wurde begraben.

Es wundert nicht, daß uns die Niederlande noch mehrmals auffallen werden.

Über die niederländische Geburtenkontrollbewegung schreibt

Eveline Brandt
'Een vrouw zonder pil is een domme trut!'
De Groene Amsterdammer van 9 oktober 1996

Geburtenkontrolle in den USA im 19. Jahrhundert

Aus England und den Niederlanden holten sich die Befürworter der Geburtenkontrolle in den USA die Argumente und Anregungen. Der Sohn des oben erwähnten Sozialisten ROBERT OWEN, ROBERT DALE OWEN, schrieb das erste Buch über Geburtenkontrolle, daß in den USA veröffentlicht wurde. In der schon in Tipp 14/2000 vorgestellten Ausstellung "From Quackery to Bacteriology" fand ich in Kapitel 4 (Women's Health Care) mehr dazu:

Margaret Sanger

Lebenslauf

MARGARET LUISE HIGGINS wurde am 14.9.1879 als sechstes von elf Kindern geboren. Ihre Mutter starb mit fünfzig Jahren. 1902, als sie gerade zur Krankenpflegerin ausgebildet wurde, heiratete Sie den Architekten WILLIAM SANGER (was hier vor allem wichtig ist, weil sie unter dem Namen MARGARET SANGER bekannt wurde), der jedoch seine Arbeit aufgab und Maler wurde. In Greenwich Village kamen sie in einen Kreis von Künstlern und politschen Theoretikern, zu denen auch MAX EASTMAN, JOHN REED, UPTON SINCLAIR, MABEL DODGE und EMMA GOLDMAN gehörten. Sie schloß sich der Sozialistischen Partei an und organisierte Streiks.

1912 begann sie eine Kolumne für den New York Call über Sexerziehung zu schreiben: "What Every Girl Should Know." Ihre Arbeit mit armen Frauen in New York's Lower East Side und der Einfluß der Anarchistin EMMA GOLDMAN, wahrscheinlich auch der frühe Tod ihrer Mutter, machten sie zu einer Verfechterin der Geburtenkontrolle.

Dazu mußte sie das 1873 verabschiedete "Comstock law" bekämpfen, ein Bundesgesetz, das die Verbreitung von Informationen über Empfängnisverhütung verfolgte. Gesetzgeberisch waren diese Bemühungen SANGERs aber erfolglos und erst 1936 hob ein Gericht im Fall U.S. v. one package of japanese pessaries das Verbot nur für Ärzte auf. Erst 1971 wurde auch das Gesetz aufgehoben.

    In March 1914, SANGER published the first issue of The Woman Rebel, a radical feminist monthly that advocated militant feminism, including the right to practice birth control. For advocating the use of contraception, three issues of The Woman Rebel were banned, and in August 1914 SANGER was eventually indicted for violating postal obscenity laws. Unwilling to risk a lengthy imprisonment for breaking federal laws, SANGER jumped bail in October and, using the alias "Bertha Watson," set sail for England. En route, she ordered friends to release 100,000 copies of Family Limitation, a 16-page pamphlet which provided explicit instructions on the use of a variety of contraceptive methods.

    On arrival in England, MARGARET SANGER contacted a number of British radicals, feminists, and neo-Malthusians whose social and economic theories helped SANGER develop broader justifications for the use of birth control. She was also deeply influenced by psychologist HAVELOCK ELLIS and his theories on the importance of female sexuality. SANGER broadened her arguments for birth control claiming it would fulfill a critical psychological need by enabling women to fully enjoy sexual relations, free from the fear of pregnancy.

    MARGARET SANGER : Biographical Sketch


http://www.plannedparenthood.org/about/photoalb/images/Lrgmarg2.jpg

Zu der Zeit trennte sie sich von ihrem Mann und begann in Übereinstimmung mit ihren Ansichten über sexuelle Befreiung eine Reihe von Affäiren u.a. mit HAVELOCK ELLIS und H.G.Wells. Eine Frau als Sexsubjekt finde ich doch wesentlich sympathischer als spätere Emanzen, die sie als Sexobjekte lieber in der Opferrolle sahen. In England blieb sie aber nicht lange, sondern besuchte z.B. auch Kliniken in den Niederlanden, wo sie sich von den Qualitäten des Diaphragmas überzeugte, das sie nach ihrer Rückkehr in den USA propagierte (was insofern überrascht, weil sie vorher von Frauen kontrollierte Methoden wie Duschen bevorzugte und dieses Mittel von medizinischem Personal eingesetzt werden sollte). Sie mußte 30 Tage in Haft, wurde aber nach dem Tod ihrer einzigen Tochter vorzeitig freigelassen.

1916 gründete sie mit ETHEL BYRNE und FANIA MINDELL in Brooklyn die erste Klinik für Geburtenkontrolle in den USA, die Brownsville Clinic. Die dafür zu 30 Tagen Haft verurteilte BYRNE trat in den Hungerstreik und wurde als erste Frau in US-Gefängnissen durch einen Schlauch zwangsernährt.

Die Arbeit zwischen den Weltkriegen war gekennzeichnet durch Gründung von Organisationen und Kliniken, auf die ich nicht im einzelnen eingehen will. Die Universität New York betreut und veröffentlicht ihre Schriften im "Margaret Sanger Projekt". Dort findet ihr Details. Erleichtert wurde ihre Arbeit durch die Heirat mit dem Millionär JAMES NOAH H. SLEE 1922. Sie vereinbarten finanzielle und sexuelle Unabhängigkeit. SLEE, der 1943 starb, wurde der Hauptunterstützer der Geburtenkontrollbewegung.

Obwohl der Schwerpunkt ihrer Arbeit sie vom radikalen Feminismus, Sozialismus und Anarchismus wegführte zu "more conservative mainstream middle-class values", legte sie sich besonders mit der Katholischen Kirche an (und drohte Jahrzehnte später, die USA zu verlassen, wenn KENNEDY Präsident würde - das hat sie aber nicht wahr gemacht).

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden ihre Anstrengungen noch internationaler (frühe Form der Globalisierung?). Schon 1927 hatte sie die Genfer Weltbevölkerungskonferenz organisiert. Sie begründete 1952 die International Planned Parenthood Federation mit. Deren deutsche Mitgliedsorganisation ist übrigens Pro Familia, deren Homepage aber überhaupt keine geschichtlichen Informationen bietet. Das ist blamabel. Außerdem unterstützte sie die Forschung zur Entwicklung neuer sicherer Verhütungsmethoden.

Sie starb am 6.9.1966 in Tucson, wenige Monate nach der Entscheidung des Obersten Gerichtshofs der USA im Fall GRISWOLD v. Connecticut, die die Geburtenkontrolle für Ehepaare legalisierte.

MARGARET SANGER und die deutsche Geburtenkontrollbewegung

Erstmals besuchte SANGER Deutschland 1920. Die Margaret Sanger Papers nennen vor allem HANS LEHFELDT als deutschen Vertreter der Geburtenkontrollbewegung, der von MARGARET SANGER stark beeinflußt worden sei. Nach der Weltbevölkerungskonferenz in Genf besuchte SANGER 1927 Berlin und hielt Vorträge über Verhütungsmittel. Im August 1929 hielt SANGER wieder ein Seminar in Berlin, an dem auch LEHFELDT teilnahm. Zu dieser Veranstaltung hatte ERNST GRÄFENBERG eingeladen, der einen Intrauterinring entwickelt hatte, heute aber vor allem als Entdecker des G-Punktes (den möchte ich auch mal finden) bekannt ist. LEHFELDT schrieb ein Ehebuch, das SANGER gerne in den USA verbreitet hätte, wenn die Zensur sie nicht zwingen würde, alles wegzulassen, was man wissen wolle. Unter der Naziherrschaft konnten Vertreter der deutschen Geburtenkontrollbewegung mit SANGERs Hilfe in die USA emigrieren. Auch LEHFELDT mußte Deutschland verlassen. Als Jude und Sozialreformer war er doppelt gefährdet. Er kehrte nach dem Zweiten Weltkrieg nicht nach Deutschland zurück.

Deshalb wird er heute im Rahmen des Margaret-Sanger-Projektes erwähnt, eine für die Geburtenkontrolle in Deutschland mindestens so bedeutende Frau aber nicht, nämlich ANNE MARIE DURAND-WEVER. Auch die von ihr mitbegründete Pro Familia verzichtet im Gegensatz zur US-Schwesterorganisation auf eine "historical timeline" im Internet. Deshalb stütze ich mich hier nur auf einen Aufsatz aus dem Pro Familia Magazin 1/2000, aus dem auch das Foto stammt:

HANNA PIEPER:
Engagiert, ungewöhnlich und zäh: ANNE MARIE DURAND-WEVER
Kosmopolitin und Pionierin der Familienplanung - Gründungsmitglied der PRO FAMILIA
S. 32 f

Immerhin habe ich doch noch etwas über sie im WWW gefunden, nämlich:

ANNETTE F. TIMM
The Legacy of Bevölkerungspolitik: Venereal Disease
Control and Marriage Counselling in Post-WW II Berlin
Peer-reviewed scholarly article published in: Canadian Journal of History/Annales canadiennes d'histoire XXXIII, August/août 1998, pp. 173-214, ISSN 0008-4107 ©
Canadian Journal of History

A City at War II
aus: CORNILIUS RYAN, The Last Battle (New York, 1966).

Dort geht es um ihre Arbeit in Berlin im Zweiten Weltkrieg und kurz danach.

Zitate

To Mothers - Our Duty (26.3.1911)

Comstockery in America (Juli 1915)

Kritik und Einwände

Man hat MARGARET SANGER hauptsächlich vorgeworfen:

In der Tat stand zu Beginn des 20. Jahrhunderts auch bei Neomalthusianern Eugenik in gutem Ruf. In vielen auch demokratischen Staaten wurden Gesetze erlassen und Maßnahmen ergriffen, die uns heute entsetzen, etwa die Zwangssterilisation von vermutlich Erbkranken oder das Wegnehmen der Kinder bei Zigeunern. Ohne dies jetzt mit Hyperlinks belegen zu können, sind mir solche Berichte über Schweden, Kanada und die Schweiz in letzter Zeit schon begegnet. Auch die Nazigesetzgebung zur Verhütung erbkranken Nachwuchses basierte auf unverdächtigen Überlegungen aus der Weimarer Republik, und wurde offiziell nicht als Strafe, sondern als Maßnahme verkauft. Erst die "Euthanasie" genannten Morde brachten die Eugenik nachhaltig in Verruf. Die kann man aber nicht MARGARET SANGER anhängen. Sie hat ja auch nicht gefordert, die Vermehrung etwa der Neger einzudämmen, sondern allen (also sowohl Weißen als auch Schwarzen) die Möglichkeit zu geben, selbst die Zahl ihrer Kinder zu bestimmen. Entsprechend sah auch MARTIN LUTHER KING jr. Gemeinsamkeiten zwischen ihrer und seiner Bürgerrechtsbewegung:

vgl dazu auch The Demonization of MARGARET SANGER, MARGARET SANGER Papers Project Newsletter, #16, Fall 1997.

Mehr zu den Eugenik- und Rassismus-Vorwürfen bei Planned Parenthood.

Die Hochzeit mit dem Präsidenten der Three-In-One Oil Company, J. NOAH H. SLEE, am 18.9.1922 hat nicht nur in Ihrem Notizbuch kaum Spuren hinterlassen, sondern ist auch ihrem Freundeskreis zunächst völlig entgangen. Erst im Februar 1924 berichtete die Presse darüber. Die Buffalo Times zitierte sie am 20.2.1924:

Ein wichtiger Grund für die Geheimniskrämerei schein die Furcht vor Bettelbriefen gewesen zu sein. Nach Bekanntwerden der Ehe wurde sie oft um Unterstützung gefragt und SLEE gab auch viel Geld an die Geburtenkontrollbewegung. Ungewöhnlich war die Ehe sicherlich wegen der Unabhängigkeit der Partner und der langen Phasen der Trennung, die aber auch den Zusammenhalt gestärkt haben können. (vgl. Anniversary of a Second Marriage, MARGARET SANGER Papers Project newsletter #16, Fall 1997)

Schon in den 20er Jahren bereiste MARGARET SANGER Asien, 1927 organisierte sie die Weltbevölkerungskonferenz in Genf. Dabei suchte sie die Unterstützung vor Ort. In aller Welt sollten Organisationen für Familienplanung und Geburtenkontrolle gegründet werden. Kolonialismus stelle ich mir anders vor. Auch das PINCUS die Pille in Puerto Rico testete, liegt wohl eher an praktischen Vorteilen als daran, daß die Einwanderung aus Puerto Rico gebremst werden sollte. Schließlich sollte das Präparat später in den USA vermarktet werden.

Ausgerechnet mit dem Vorwurf, sie sei eine starke Rassistin, wollte der katholische Bischof ROBERT CARLSON ein Plakat der American Library Association aus der Serie "Great Minds Meet at the Library" aus der University of St. Thomas library entfernen lassen. Das war aber nur eine Ausrede mit dem populären Argument politischer Unkorrektheit. In Wirklichkeit dürfte die Feindschaft zwischen ihr und der Katholischen Kirche der Grund gewesen sein. (vgl. SANGER, Censorship, and the Catholic Church -- The Latest Battle in a Long War, MARGARET SANGER Papers Project Newsletter, #6, Winter 1993/4.)


http://www.maz.net/dhmd/die_pille/jpegs/2.ber/2_popbom.jpg

Gregory Pincus und die Pille

Die Encyclopaedia Britannica schreibt über

Hier hält GREGORY PINCUS etwa 1950 eine Pille. Die anderen beiden sind General WILLIAM DRAPER and CASS CANFIELD, PPFA board chairperson.

Finanziell unterstützt wurde die Forschung von KATHARINE DEXTER MCCORMICK, eine der ersten Absolventinnen des Massachusetts Institute of Technology. Sie wurde von MARGARET SANGER GREGORY PINCUS und MIN CHUEH CHANG vorgestellt, die an der Worcester Foundation in Massachusetts forschten. MCCORMICK gab jährlich 180000 $ für diese Forschung und klinische Versuche mit der Pille durch Dr. JOHN ROCK, einen bedeutenden katholischen (!) Gynäkologen. 1960 genehmigte die Food and Drug Administration das erste orale Verhütungsmittel. Hier war es also ausnahmsweise nicht SANGER, der die größte Bedeutung zukommt!

Bereits in Surftipp 44/1999 bin ich auf LORETTA LYNN eingegangen. Ihre Texte hat aber wahrscheinlich kaum eine(r) der wenigen BesucherInnen meiner Homepage gelesen, deshalb komme ich hier noch mal darauf zurück. LORETTA heiratete mit 13 Jahren! Danach wurde sie mehrmals schwanger, ohne zu wissen warum:

Diese Erfahrung, aber auch das Glücksgefühl, endlich die Pille zu benutzen, gibt ihr Titel "The Pill" wieder:

1967 äußerte sich JUDITH HERZBERG eher mit gemischten Gefühlen in ihrem Gedicht 'Pil':

Generell wurde die Pille aber von Feministinnen freudig begrüßt, schließlich besiegte sie den "Fluch der Fruchtbarkeit". Die niederländische Aktionsgruppe "Dolle Mina" kämpfte nicht nur für freie Abtreibung, sondern auch für die Bezahlung der Pille durch Krankenkassen.

Ausstellung des Hygienemuseums

Das Dresdener Deutsche Hygiene Museum zeigte vom 1. Juni bis zum 31. Dezember 1996 die Ausstellung "Die Pille. Von der Lust und von der Liebe" - Die erste umfassende Ausstellung zum Thema "Antibabypille". Auf der eigenen Homepage findet man fast nichts mehr dazu, ich wußte aber, daß es mal mehr im WWW gab und habe dem Museum am 4.11.1999 eine Mail geschickt, die bis heute unbeantwortet blieb. Trotzdem habe ich die gesuchten und wirklich sehenswerten Seiten doch noch wiedergefunden.

Dort erfährt man auch, wann die Markteinführung der ersten Präparate war:

    1960 bringt der Chicagoer Pharmakonzern C. D. Searle mit Enovid 10 weltweit die erste Pille auf den amerikanischen Markt.

    1961 ist es die Berliner Schering AG, die Anovlar als erste Pille in Deutschland und Europa zur Verfügung stellt.

    1965 zieht die DDR nach. VEB Jenapharm läßt Ovosiston als hormonales Kontrazeptivum in das Arzneimittelregister der DDR eintragen.


http://www.maz.net/dhmd/die_pille/giffs/2.ber/2_Medal.gif

Für hervorragende Qualität - eine Goldmedaille für "Ovolon"

Die Pille: Traum von der Liebe ohne Angst (Besprechung in der ZEIT)

andere Ausstellungen

Niederländisches Drogeriemuseum

Das Nederlands Drogisterij Museum
Diependaalsedijk 19c
3601 GH Maarssen
Tel./Fax: (0346) 55 52 53

besitzt auch einige Verhütungsmittel, zeigt diese jedoch nicht im Internet.


http://www.drogisterijmuseum.nl/images/naamgez.gif

Kommern

Im Freilichtmuseum Kommern wird in einer Ausstellung über Kindheit auf dem Lande auch eine Vitrine mit Verhütungsmitteln gezeigt. Oben liegen Termometer, Kalender und drei Medikamentenschachteln, unten zwei Medikamentenschachteln und Kondome. Dazu wird erläutert:

    Außer der christlichen Kirche, die die Geburtenregelung verwarf, Zeugung von Nachwuchs oder aber Enthaltsamkeit forderte, nahmen gesellschaftliche Regelungen Einfluß auf die Geburtenzahlen: Heiratsverbote, Heraufsetzung des Heiratsalters, eine besondere Steuer für Ledige.

    Empfängnisverhütende Praktiken, die Eigenschaften von Tinkturen aus verschiedenen Pflanzen, wie auch die empfängnishemmende Wirkung des Stillens waren zwar schon im 18. Jh. einer breiten Bevölkerung bekannt - Schutzmaßnahmen wurden jedoch nur selten ergriffen.

    Abtreibungen, Aussetzungen und Kindestötungen waren Folgen fehlender Planung.

    Moderne Geburtenkontrolle verbunden mit dem Angebot zahlreicher Verhütungsmittel, hat sich erst ab 1960 durchgesetzt.

Exkurs: fauler Sack im DHMD

Weil ich immer wieder auf einfache Fragen keine Antwort bekomme, möchte ich einmal jährlich den "Virtuellen Faulen Sack" verleihen. Er ist undotiert und hat Ähnlichkeiten mit der "Sauren Gurke" für frauenfeindliche Sendungen oder der Wahl der schlechtesten Filme. Hier nun die Preisträger:

Fauler Sack in Bronze
Ein halbes Jahr antwortete das Deutsche Hygiene Museum in Dresden nicht auf die Frage nach der Adresse der Pillenausstellung im Internet. Das ist Bronze wert.

Fauler Sack in Silber
Der geht an ML-Mona Lisa. Hier bin ich mir nicht sicher, ob es Faulheit oder die Angst war, einen Fehler zugeben zu müssen. Am 22.8.1999 behauptete die Sendung, Alice Schwarzer hätte einen Prozeß gegen Helmut Newton gewonnen. In Wirklichkeit war es umgekehrt, worauf ich schon einen Tag später hinwies. Bis heute bekam ich keine Antwort.

Fauler Sack in Gold
Leider muß ich den sonst so geschätzten Deutschlandfunk auszeichnen. Dem schrieb ich am 10.6.1998:

Danach rief mich der Leiter der Pressestelle an, schriftlich habe ich nichts bekommen.

humanae vitae

Die Pille hat natürlich auch Gegner aktiv werden lassen. In der in Zeiten des II. Vatikanischen Konzils reformorientierten Katholischen Kirche stand zunächst nicht fest, welche Haltung das Lehramt einnehmen würde. Außerdem ging es nicht nur um die Pille, sondern um eine Bewertung der Empfängnisverhütung generell. 1968 wurde schließlich jedoch jede Methode abgelehnt, die nicht die unfruchtbaren Tage der Frau ausnutzt.

ENZYKLIKA PAPST PAULS VI.
ÜBER DIE RECHTE ORDNUNG DER WEITERGABE MENSCHLICHEN LEBENS

"Humanae vitae" 25. Juli 1968
Von den deutschen Bischöfen approbierte Übersetzung

Der folgende Beitrag ist entnommen aus: "das Neue Groschenblatt", September 1998, S. 3

Dazu ein Text des konservativen österreichischen Bischofs KRENN:

Diözesanbischof Dr. KURT KRENN von St. Pölten
25 Jahre seit Humanae vitae
Pastoralschreiben an die Priester und Gläubigen der Diözese vom 25. Juli 1993

Empfängnisverhütung, II.
KARL HÖRMANN
Lexikon der christlichen Moral
LChM 1976, Sp. 348-357

habe ich nicht gelesen, der erste Eindruck reichte.

Ähnlich war es bei "Christliche Texte im Lateinunterricht - ein Projekt für die 10. Jahrgangsstufe am Beispiel der Enzyklika 'Humanae vitae'". Dieses 74-seitige Werk ist eine schriftliche Hausarbeit zur Zweiten Staatsprüfung für das Lehramt an Gymnasien im Fach Latein. Angefertigt wurde es von StRef ALBAN SEDLMEIER am Albertus-Magnus-Gymnasium in Regensburg.

Hier gilt weitgehend die Kritik, die ich auch schon an VERENA KRUSCHKE übte, analog: Leere Absätze statt Format / Absatz / Einzüge und Abstände / Abstand vor/nach, mehrere Tabulatoren hintereinander statt benutzerdefinierter, Nichtverwenden von Überschriftsformatvorlagen, kein Zusammenhalten mit folgenden Absätzen usw. Ihr seht, daß ich solche Kritik nicht aus Frauenfeindlichkeit äußere.

Frauenbewegung der 80er Jahre

In den mich prägenden 70er und 80er Jahren waren sexuelle Revolution und Begeisterung über die Pille weitgehend verschwunden. Frauen sahen oft nur Nachteile in der Verhütung, insbesondere in der Pille. Daß ausgerechnet als die Risiken und Nebenwirkungen früher überdosierter Präparate verschwunden waren, die Kritik daran populär wurde, hätte MARGARET SANGER wohl nicht verstanden. Ich fand besonders pikant, wenn ausgerechnet Raucherinnen auf vorsichtig machten und keine Chemie in sich hineinstopfen wollten.

ANJA MEULENBELT schrieb 1975 in Sekstant:

EVELINE BRANDT faßt a.a.O. die neuen Argumente gegen die Pille so zusammen:

Die Erkenntnis "Wenn eine Frau nein sagt, meint sie nein" schien vergessen. Braucht Frau wirklich die Ausrede, sie könne schwanger werden, um den Mann abzuwehren? Und wenn schon Ausreden, warum nicht die traditionelle "Migräne"? Bei mir schien jedenfalls keine Probleme gehabt zu haben, nein zu sagen.

Damit meinte frau, der schwanzfixierte Koitus sei - wie Untersuchungen zeigen - nicht die optimale Methode für Frauen, zum Orgasmus zu kommen. [Na gut, bei mir auch, aber Wichsen allein ist arg ungesellig.] Erst durch anderen Sex (oral? manuell?) gäbe es gesunde Orgasmen in gesunden Körpern. Die Folgen waren nervende Diskussionen mit den Partnern.

Wenn ich selbst auch keine so krassen Verhütungsdebatten führen mußte, so glaube ich doch, daß das Kultbuch


https://images.amazon.com/images/P/3499151499.03.MZZZZZZZ.gif

das damalige Klima gut getroffen hat (und deswegen wohl auch so beliebt war). Hier einige Auszüge:

Die Leserrezensionen bei Amazon schwanken zwischen 1 und 5 Sternchen:

Überraschend viele Frauen haben ähnlich gedacht. HEIDE SOLTAU etwa, die damals wie heute auch recht vernünftige Beiträge verfaßt (z.B. das WDR-"Zeitzeichen" über das Deutsche Hygiene-Museum am 16.5.2000, das aber nicht online ist, weil der WDR eine schreckliche Anstalt ist, auch wenn KARL DIETZ etwas anderes behauptet). Im pro familia magazin 4/87 schrieb sie unter dem Titel

SVENDE MERIAN war also keine Ausnahme. Die Unvernunft hatte weite Kreise befallen und ist bis heute noch nicht besiegt. Ich habe es damals wahrscheinlich erfolglos mit einem Leserbrief versucht, der immerhin abgedruckt wurde:

Noch eine Denk-Anregung für zickige Emanzen: Wenn der böse Mann die Pilleneinnahme der Frau braucht, um selbst bequem rumbumsen zu können, wieso wird dann andererseits das jahrzehntelange Verbot der Pille in Japan mit der Dominanz des Mannes erklärt? Weil ein Mann den Artikel geschrieben hat?

Nachtrag 27.2.2006: Meine Theorie, daß die Behauptung, Männer machten Frauen Kinder, angesichts der Verhütungsmachtverhältnisse an der Wirklichkeit vorbeigeht, sehe ich durch zwei Beobachtungen bestätigt.

  1. Immer mehr hört und liest man von der Zeugungsverweigerung von Männern. Das muß aus dem Kopf kommen. Wer einigermaßen vernünftig denken kann, wird nicht in diese Welt Kinder setzen und ihnen Klimakatastrophe, Bildungskatastrophe, Kampf der Kulturen, Arbeitslosigkeit, Staatsverschuldung, Pflegekatastrophe zumuten (etwa in dieser zeitlichen Abfolge). Zudem führen zunehmende Ansprüche und damit zunehmende Unzufriedenheit der Frauen in Verbindung mit z.B. dem geplanten "Schlampenschutzgesetz" dazu, daß Väter (und manche Nicht-Väter) nur wenige Jahre Kontakt zu einem Wesen haben, für das sie viele Jahre zahlen sollen.
  2. Die "Frau-TV"-Moderatorin LISA ORTGIES bekannte bei HARALD SCHMIDT, daß sie Frauen, deren Partner ihren Kinderwunsch ignoriert, geraten habe, doch mal die Pille zu vergessen, und daß sie darauf viele böse Briefe von Männern bekommen hat.

    Männer die wissen, wozu Frauen fähig sind, werden sich nicht wundern und nur mäßig ärgern. Ich wußte es schon 1986 und habe etwas unternommen:

Vasektomie

Über Vasektomie berichtet die gleichnamige TLD, aber nicht über ihre Geschichte.

Das ist schade, denn eigentlich ist sie der Anlaß für diesen Surftipp. Vor 14 Jahren, am 23.5.1986 ließ ich mich sterilisieren. Das war vielleicht meine beste Entscheidung bisher. Ich wußte schon seit Jahren, daß ich mich nicht vermehren wollte und war kurz vorher (ein paar Wochen vor Tschernobyl) zum letztenmal verliebt. Die Frau machte einen vernünftigen Eindruck (gemessen an SVENDE MERIANs Hauptfigur) und befürwortete aus eigenem Interesse die sichere Verhütung mit der Pille. Aber sie schockierte mich, als sie erklärte, sie könne sich vorstellen, später ihr Kind / ihre Kinder taufen zu lassen. Dabei war sie genau so gottlos wie ich. Mir wurde klar, daß ich mich generell besser auf mich verlasse. Ich ließ mir von Pro Familia drei Urologen nennen und vereinbarte schließlich einen Termin mit Dr. DANNENBERG, dem ich an dieser Stelle danken möchte. Der Eingriff hat nicht mal eine Narbe hinterlassen, was der Chirurg, der mir 1995 eine Zyste aus der linken Schulter entfernte, nicht geschafft hat. Dessen Name habe ich verdrängt. Die Operation, die übrigens Farbe, Geschmack und Volumen des Ejakulats kaum verändert, läßt sich nur in Ausnahmefällen rückgängig machen. Deshalb sollte man sie nicht leichtfertig vornehmen lassen, was bei mir schon deshalb gewährleistet ist, weil ich Angst vor medizinischen Eingriffen habe, die über das Fiebermessen hinausgehen.

Nachtrag 28.8.2000: Wie CNN berichtet, hat die britische Organisation Marie Stopes International mit dem Angebot an Franzosen, sich in Großbritannien sterilisieren zu lassen, diesen die Möglichkeit eröffnet, ein 200 Jahre altes französisches Gesetz zu umgehen.

Nach feministischer Theorie bin ich seit 14 Jahren sexuell verfügbar. Noch warte ich auf Verfügungen. Und ich verlange nicht, daß Frauen die Verhütungsverantwortung mittragen.

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