WWW-Tipp der Woche 39/2001

Troia - Traum und Wirklichkeit
HOMER
HEINRICH SCHLIEMANN
Die KOLB-KORFMANN-Kontroverse
Troja-Atlantis
Udabno in Georgien

Troia - Traum und Wirklichkeit

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http://www.iit.edu/~agunsal/truva/truva/truvac.gif

Am 16.11. eröffnete die Ausstellung "Troia - Traum und Wirklichkeit" in der Bundeskunsthalle. Das ist ihre dritte Station (vorher war sie in Stuttgart und Braunschweig, was mir aber zu weit weg ist), so daß auch schon Berichte darüber im Netz zu finden sind. "Die Schreibweise Troia mit "i" entspricht der antiken Form, die den Buchstaben "j" nicht kennt. Troia mit "i" kommt sowohl in den griechischen wie in den lateinischen Quellen vor. Aus diesem Grund praktiziert auch das Troia-Projekt der Universität Tübingen (Leitung: Prof. Dr. MANFRED KORFMANN) diese Schreibweise. Die türkische Schreibweise ist Truva."

Die Ausstellung ist in fünf Stationen mit 12 Bildern gegliedert:

1. HOMER und die Ilias
Bild 1 : Die Landschaft
Bild 2 : Der Dichter und sein Werk

2. Troia Rezeption in der Antike
Bild 3 : Vom Wort zum Bild
Bild 4 : In der Mitte eines Weltreiches

3. Troia Rezeption vom Mittelalter bis zur Neuzeit
Bild 5 : Was nicht in der Bibel steht
Bild 6 : Von VERGIL zu HOMER
Bild 7 : Die Ilias lesen

4. Troia und die Troas
Bild 8 : Die Suche nach Troia
Bild 9 : Hisarlík - Anatomie eines Hügels
Bild 10 : Ein Rundgang durch Troia

5. Troia heute
Bild 11 : "in meinem Ende..."
Bild 12 : Fortsetzung folgt

Nach dem heutigen erarbeiteten Stand der Informationen besteht der Hügel Hisarlik aus 10 Schichten, und auf jeder dieser Schichten stand zu der jeweils betreffenden Epoche ein anderes Troja. Teamquest zeigt einen virtuellen Rundgang von RALPH ZANDER (IRT GmbH, München).

Hielt SCHLIEMANN noch Troia II, die verbrannte Stadt mit dem sog. "Schatz des PRIAMOS" für das troianische Troia, so wissen wir seit Dörpfeld, dass Troia VI/VIIa in die mykenische Zeit gehört von der HOMER erzählt.

Hisarlík. Die einen nennen sie "die Ruine einer Ruine", die anderen den "Schicksalsberg der Archäologie".

Literatur:

Weitere Links:

Homer

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Das saarländische Kultusministerium schlägt für Klasse 5 die Behandlung von Sagen vor. Auf der Homepage des Zentralinstituts für Unterrichtsmedien heißt es über HOMER und die Illias:

JAN THOR schreibt über die beiden Werke und die Gattung des Heldengesangs:

Die derzeit vorherrschende Forschungsmeinung zu HOMER und seinem Werk ist folgende: Die Ilias ist weitgehend das Werk eines Dichters, der ältere mündlich überlieferte Sagen in einem sorgfältig geplanten literarischen Werk verarbeitete. Dazu benutzte er die erst wenige Generationen vor seiner Zeit entwickelte griechische Schrift. Er lebte in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Chr., stammte wahrscheinlich aus einer kleinasiatischen Griechengemeinde und hatte Gelegenheit, die Ruinen des bronzezeitlichen Troia zu sehen. In seinem Werk, der Ilias, lassen sich verschiedene Ebenen historischer Erinnerung fassen. Der große Krieg, den er als Hintergrund seiner Geschichte wählt, kann eine schattenhafte Erinnerung an die Umbruchphase im östlichen Mittelmeerraum zum Ende der Bronzezeit im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. sein. Dabei haben in der mündlichen Überlieferung zum Teil auch Detailinformationen zur Kultur jener Zeit überlebt.

Literatur / Weitere Links:

Heinrich Schliemann

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HEINRICH SCHLIEMANN wurde 1822 geboren. Zu seiner Zeit waren Kenntnisse der Antike, selbst ihrer bedeutenden Sprachen Altgriechisch und Latein, im Bürgertum noch weit verbreitet. Daher kannte er die Texte HOMERs schon als Kind.

SCHLIEMANN wird zunächst Kaufmann (mit Erfolgen in Rußland und den USA, die später seine Grabungen finanziell ermöglichten) und kommt als Autodidakt zur Archäologie. Dafür lernt er weitere moderne und alte Sprachen.

Ich würde das nicht bringen. Das gilt auch auf anderem Gebiet: Ich habe mit 43 auch nicht ein solches Vermögen wie er mit 44, als er sich seinem Hobby zuwandte. Allerdings lebe ich noch, während z.B. ANDERS CELSIUS und ELVIS PRESLEY gar nicht so alt geworden sind.

Ab 1870 machte er 12 Jahre lang Grabungen in Kleinasien an der einstigen Mündung des Skamander-Flusses: hier war er sicher, nach eingehender Lektüre der "Ilias" von HOMER, die er wie einen Reiseführer studiert und jede Ortsbeschreibung geprüft hatte, die Stadt Troia wiedergefunden zu haben.


http://emuseum.mnsu.edu/information/biography
/pqrst/images/schliemann_heinrich.jpg

SCHLIEMANNs Funde aus dem "Schatz des PRIAMOS" sind heute in Rußland.

1996 wurde die Beutekunst im Moskauer Puschkin-Museum gezeigt. Der Katalog durfte keinen Beitrag des Direktors des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte enthalten:

    Die Moskauer Museumschefin IRINA ANTONOWA hat sich dem Vernehmen nach geweigert, die Ausführungen ihres Berliner Kollegen in den Katalog aufzunehmen, der in sieben Sprachen erschienen ist. Die Eigentumsfrage an den 1944 aus dem brennenden Berlin nach Moskau "verbrachten" kulturhistorischen Kostbarkeiten, die bis jetzt in Moskauer Museumsdepot "aufbewahrt" worden sind, gehört zu den heißesten Eisen deutsch-russischer Verhandlungen in Sachen "Beutekunst".

    ... Dennoch darf der Katalog-Käufer gewiß sein, mit dem Buch ein Dokument in Händen zu halten. Es geht darin nicht nur um die Zeit des "Trojanischen Kriegs" und der mythologischen Heroen, sondern - wegen der "Verbringung" - eben auch um den Zweiten Weltkrieg und den anschließenden "Kalten Krieg". Rußland versteht die Troja-Ausstellung und den entsprechenden Katalog trotz aller Kontroversen als eine "Einladung zum Frieden" - so jedenfalls der Kulturminister JEWGENI SIDOROW.


http://ccwf.cc.utexas.edu/~tjmoore/myth4web/05troygold.jpg
SCHLIEMANNs Ausgrabungsarbeit im 19. Jahrhundert

Es ist aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich, dass HEINRICH SCHLIEMANN zu Beginn seiner Suche nach Troja selbst noch die allgemein gültige Theorie verfolgt hat, die Überreste der Stadt seien auf Bali Dagi zu finden. Die Frage, wie er zu der Erkenntnis kam, die Stadt sei auf dem Hügel Hisarlik zu finden, führt zu FRANK CALVERT (1828-1907), einem ortsansässigen Briten mit archäologischen Interessen und Bemühungen und einer beachtlichen antiken Sammlung. Dieser war mit der Geologie der Gegend bestens vertraut und hatte bei Probeausgrabungen auf Bali Dagi im Jahr 1864 festgestellt, dass sich das alte Troja dort nicht befunden haben kann. Für weitere Ausgrabungen kaufte er den nordöstlichen Teil des Hügels Hisarlik, wo er teilweise den Athenatempel freilegte und eventuell sogar schon einen Teil der Stadtmauer von Troja VI. Bei seinen Ausgrabungen entdeckte FRANK CALVERT auch, dass der Hügel aus mehreren Schichten bestand.Seine weitere Ausgrabungen sollten vom Britischen Museum finanziert werden, jedoch wurde der Entschluss wieder fallengelassen. Dies ist der Hauptgrund, warum die Ehre der Trojanischen Ausgrabungen nicht ihm zuteil wurde. Bei aller ihm zuteilgewordenen Anerkennung SCHLIEMANNs wird FRANK CALVERTs entscheidende Rolle heute jedoch meist noch vernachlässigt.

Der finanzstarke HEINRICH SCHLIEMANN war in der Folge in der Lage, die Informationen aus Gesprächen mit CALVERT zu nutzen und die Ausgrabung der Stadt selbst zu finanzieren und durchzuführen. Dies tat er mit mehreren Grabungen: 1871-1873, 1878-1879, 1882-1890. Seine gewonnen Erkenntnisse, unter anderem den bekannten „Schatz des PRIAMOS“, veröffentlichte er dabei immer außergewöhnlich schnell. SCHLIEMANN vermutete die Stadt Troja damals auf dem Boden des Hügels, weshalb er tief in die Erde grub und dabei die obenliegenden Schichten des Hisarlik zerstörte. Von dieser Grabungsmethode ist heute noch der „SCHLIEMANN-Graben“ zu erkennen. Diesen Fehler erkannte er aber selbst sehr bald und ging danach systematischer vor.


http://www.schliemann-museum.de/images/buchdeckel.jpg

Daß SCHLIEMANN Ehrenbürger Berlins wurde, verdankte er dem Arzt RUDOLF VIRCHOW (vgl. Surftipp 14/2000), wie

beim Luisenstädtischen Bildungsverein beschreibt, übrigens wieder ohne Abbildung, obwohl eine vorgesehen ist. Das scheint man dort nicht in den Griff zu bekommen.

Das ehemalige Pfarrhaus von Ankershagen ist heute HEINRICH-SCHLIEMANN-Museum Dort wurde der Forscher am 6.1.1822 geboren (also kommt mein Surftipp ausnahmsweise zu früh, zumindest zu seinem 180. Geburtstag).

Dort rühmt man:

Die Linkseite des Museums ist umfangreich. Warum soll ich das alles abschreiben.

Stattdessen zitiere ich noch eine Wertung SCHLIEMANNs, zu der REINHARD WITTE im Katalog zur Ausstellung "Troja, Mykene, Tiryns, Orchomenos", die die DDR und Griechenland gemeinsam 1990 veranstalteten, kommt:

Literatur


http://www.br-online.de/kultur/literatur/
lesezeichen/20010506/img/coulmas1.jpg

Weitere Links:

Die Kolb-Korfmann-Kontroverse

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Der Leiter der Ausgrabungen und der Troia-Ausstellung, MANFRED KORFMANN, bietet auf der Homepage der Uni Tübingen selbst eine Darstellung und Links zur Kontroverse an, die durch ein Interview des Althistorikers FRANK KOLB in der Berliner Morgenpost ausgelöst wurde, die aber auch im Schwäbischen Tageblatt gut dokumentiert ist (daher das Foto KOLBs).

    Traumgebilde
    Berliner Morgenpost 17.7.2001

    FRANK KOLB, Experte für antike Städte und wie KORFMANN Professor in Tübingen, bricht diese Zurückhaltung. Mit ihm sprach SVEN FELIX KELLERHOFF über die schwierige Erforschung von Troja. Denn der Ort besteht aus neun übereinander liegenden Siedlungen aus mehr als 3000 Jahren, deren mit römischen Ziffern gezählte Schichten man genau auseinander halten muss.


http://www.cityinfonetz.de/tagblatt/archiv/2001/09/25/kolb.jpg

Ein umstrittenes Modell aus der Ausstellung zeigt KARL HEINZ SCHLICHTHÄRLE:

Am 3.8. hatte sich der Streit um Troia zugespitzt. KOLB forderte KORFMANN schriftlich zu einer öffentlichen Diskussion über die Schau auf. KORFMANN (Bild rechts wieder aus dem Schwäbischen Tageblatt) fühlte sich aber von der Bezeichnung "DÄNIKEN der Archäologie" so beleidigt, daß diese Diskussion immer noch nicht zustande gekommen ist. Nun ist sie für Anfang 2002 geplant und wird wohl daran scheitern, daß KOLB sich nicht vorher entschuldigt.

Die Wissenschaftler um KORFMANN wiesen die Behauptung, die Keramikfunde seien in der näheren Umgebung hergestellt worden, zurück:

    Die Stadt habe eine wichtige Handelsfunktion gespielt, erklären dagegen die Archäologen. Gefunden wurden minoische, mykenische und zyprische Keramik, Fayence, Elfenbein, Straußeneier, anatolische und mykenische Siegel.

    (Berliner Morgenpost 6.8.2001)


http://www.cityinfonetz.de/tagblatt/archiv/2001/09/25/korf.jpg

KOLB schlug zurück:

Der Angegriffene nutzte diese Gelegenheit nicht, seine Darstellung gegen die Kritik zu verteidigen. Dazu heißt es auf der schon erwähnten Homepage des Troia-Projektes, auf der übrigens auch Berichte im Wortlaut nachzulesen sind, die die sie veröffentlichenden Zeitungen nicht online anbieten:

In diesem Gespräch, dessen Abschrift das Troia-Projekt veröffentlicht, gab KORFMANN zu, daß die Beweislage dünn ist, aber auch:

Vielleicht ist dieser Historikerstreit auch durch die verschiedenen Diszplinen verursacht - Althistoriker wollen Troia als griechische Stadt sehen, Archäologen als vorderasiatische. Der Althistoriker GUSTAV ADOLF LEHMANN kritisierte das in der WELT vom 27.10.2001:

Insgesamt ist die Darstellung der Kontroverse auf der Homepage Troia-Projektes eine wichtige Informationsquelle, auch wenn von einer Partei erstellt wurde. Mir gefällt aber nicht die Abneigung gegen Öffentlichkeit, die KORFMANN und seine Mitarbeiter zeigen:

Wer eine so bedeutende Ausstellung konzipiert, kann doch nicht ernsthaft erwarten, daß Widerspruch nur "über wissenschaftliche Foren" geübt wird. Und daß nicht alle Historiker KORFMANNs Meinung teilten, dürfte auch schon vorher gewesen sein.

Weitere Links:

Atlantis - Troja

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Wie schon KORFMANN erwähnte, hat EBERHARD ZANGGER in Troja das sagenumwobene Atlantis wiederzuerkennen behauptet. Das vertritt auch jetzt die Website des Wissenschaftlers, der in Kamen geboren ist, aber jetzt in Zürich lebt. Hauptnachteil der Homepage ist übrigens, daß sie immer wieder neue Fenster öffnet. Außerdem fehlen Abbildungen.

In ZANGGERs Biographie heißt es:

Man darf dahinter Ausgrenzung durch die wissenschaftliche Mehrheitsmeinung vermuten. Dafür spricht auch die Behauptung KOLBs:

DÄNIKEN hat KOLB dann selbst mit KORFMANN in Verbindung gebracht.

ZANGGER zählt 15 Hauptmerkmale von Atlantis - und ihre Parallelen in Troja auf:

Da komme ich nur auf 11! Details über die Kontroverse über ZANGGERs Thesen sucht man noch vergeblich.

Literatur:


http://images-eu.amazon.com/images/P/3426775042.03.TZZZZZZZ

Weitere Links:

Udabno in Georgien

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In einem Artikel über die KORFMANN-KOLB-Kontroverse im Bocholt-Borkener Volksblatt fand ich einen Hinweis auf Udabno:

Mehr darüber berichtete die ZDF Sendung "Aspekte" am 26.10.2001

Weitere Links:

Plakat zur Ausstellung

Die Legende über den Zug der Argonauten könnt ihr auf der Homepage der Uni Wien nachlesen. Die ziemlich wirre Geschichte kann ich hier nicht zusammenfassen. Für Textverständnistests (PISA) ist sie jedenfalls nicht zu empfehlen. Wer nur mal sehen will, welche Reiseroute die Argonauten nahmen, kann sich diese Karte ansehen.

Hintergrundmusik: http://www.lostsoul.org/howards/midi/oldfield-midi/earth/atlantis.mid (Lament For Atlantis von MIKE OLDFIELD)

 

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