Troia - Traum und Wirklichkeit
HOMER
HEINRICH SCHLIEMANN
Die KOLB-KORFMANN-Kontroverse
Troja-Atlantis
Udabno in Georgien
Troia - Traum und Wirklichkeit |
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http://www.iit.edu/~agunsal/truva/truva/truvac.gif
TROJA (auch Troia, Ilios, Ilion, lateinisch: Ilium [englisch Troy, siehe Karte]), Stadt an der Nordwestspitze Kleinasiens, heute zur Türkei gehörig. Die Stadt ist Schauplatz des Trojanischen Krieges.
Das Troja in den Epen HOMERs wurde lange für eine legendäre Stadt gehalten. 1871 jedoch begann der deutsche Archäologe HEINRICH SCHLIEMANN mit Ausgrabungen und legte Stein- und Festungsmauern einer antiken Stadt auf dem Berg Hissarlik frei, der etwa 6,5 Kilometer vom Ägäischen Meer und ebenso weit von den Dardanellen entfernt liegt.
SCHLIEMANNs Ausgrabungen wurden nach seinem Tod von seinem Assistenten WILHELM DÖRPFELD fortgeführt (1893 bis 1894 sowie 1924).
Am 16.11. eröffnete die Ausstellung "Troia - Traum und Wirklichkeit" in der Bundeskunsthalle. Das ist ihre dritte Station (vorher war sie in Stuttgart und Braunschweig, was mir aber zu weit weg ist), so daß auch schon Berichte darüber im Netz zu finden sind. "Die Schreibweise Troia mit "i" entspricht der antiken Form, die den Buchstaben "j" nicht kennt. Troia mit "i" kommt sowohl in den griechischen wie in den lateinischen Quellen vor. Aus diesem Grund praktiziert auch das Troia-Projekt der Universität Tübingen (Leitung: Prof. Dr. MANFRED KORFMANN) diese Schreibweise. Die türkische Schreibweise ist Truva."
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Ausstellungssekretariat Bonn:
SUSANNE KLEINE, M.A.
Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland
Friedrich-Ebert-Allee 4
53113 Bonn
Tel. 02 28 / 91 71-297
Fax 02 28 / 23 41 54
KAH online
E-Mail
16. November 2001 bis 17. Februar 2002
Öffnungszeiten
Dienstag und Mittwoch: 10 - 21 Uhr
Donnerstags bis Sonntag und feiertags: 10 - 19 Uhr
Freitag für Schulklassen ab 9 Uhr geöffnet
Die Ausstellung ist in fünf Stationen mit 12 Bildern gegliedert:
1. HOMER und die Ilias
Bild 1 : Die Landschaft
Bild 2 : Der Dichter und sein Werk
2. Troia Rezeption in der Antike
Bild 3 : Vom Wort zum Bild
Bild 4 : In der Mitte eines Weltreiches
3. Troia Rezeption vom Mittelalter bis zur Neuzeit
Bild 5 : Was nicht in der Bibel steht
Bild 6 : Von VERGIL zu HOMER
Bild 7 : Die Ilias lesen
4. Troia und die Troas
Bild 8 : Die Suche nach Troia
Bild 9 : Hisarlík - Anatomie eines Hügels
Bild 10 : Ein Rundgang durch Troia
5. Troia heute
Bild 11 : "in meinem Ende..."
Bild 12 : Fortsetzung folgt
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Nach dem heutigen erarbeiteten Stand der Informationen besteht der Hügel Hisarlik aus 10 Schichten, und auf jeder dieser Schichten stand zu der jeweils betreffenden Epoche ein anderes Troja. Teamquest zeigt einen virtuellen Rundgang von RALPH ZANDER (IRT GmbH, München).
http://www.troia.de/media/troia_virtuell/troia1bis9.gif
Troia, von ca. 2950 v. Chr. bis ca. 500 n. Chr.
I ca. 2950-2500 v. Chr.
II ca. 2500 v. Chr.
III ca. 2500-2300 v. Chr.
IV ca. 2200-2100 v. Chr.
V ca. 2100-1800 v. Chr.
VI ca. 1800-1250 v. Chr.
VII ca. 1200-1000 v. Chr.
VIII ca. 950-85 v. Chr.
IX bis ca. 500 n. Chr.
Hielt SCHLIEMANN noch Troia II, die verbrannte Stadt mit dem sog. "Schatz des PRIAMOS" für das troianische Troia, so wissen wir seit Dörpfeld, dass Troia VI/VIIa in die mykenische Zeit gehört von der HOMER erzählt.
Wenngleich dies überspitzt formuliert ist, so haben doch beide Recht, denn aus den archäologischen Anfangssünden, die der von einer Idee besessene "Dilettant" HEINRICH SCHLIEMANN am Ruinenhügel Hisarlík beging, sollte die moderne Spatenwissenschaft entstehen.
Die früheren Ausgrabungen in Troia in insgesamt 16 Kampagnen (SCHLIEMANN und WILHELM DÖRPFELD 1871 bis 1894, CARL W. BLEGEN von 1932 bis 1938) ergaben die nahezu lückenlose Aufeinanderfolge von Siedlungen aus mehr als 3000 Jahren, von der frühen Bronzezeit bis zum Ende des römischen Imperiums. Sie spiegeln die wechselhafte Geschichte dieses strategisch wichtigen Siedlungsplatzes an der Nahtstelle zweier Kontinente und zweier Meere wider.
Im Jahr 1988 ... begann die neue Grabungsserie des international besetzten Troia-Projekts der Universität Tübingen unter Leitung des Prähistorikers MANFRED KORFMANN. Ziel ist allerdings nicht die Suche nach Schätzen oder der Beweis für den Troianischen Krieg der Ilias HOMERs, sondern die Überprüfung und Erweiterung der früheren Ergebnisse mit den modernen Methoden der heutigen Archäologie
Literatur:
Troia Traum und Wirklichkeit Herausgegeben vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg 2001. 496 Seiten mit ca. 500 meist farbigen Abbildungen. 24,5 x 30 cm. Gebunden mit Schutzumschlag Theiss-Verlag. ISBN 3 8062 1543 X Subskriptionspreis bis zum 31.03.2002: DM 69,00 danach: DM 82,00 |
http://www.theiss.de/ktv/images/380621543X-b.jpg |
Weitere Links:
Homer |
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Das saarländische Kultusministerium schlägt für Klasse 5 die Behandlung von Sagen vor. Auf der Homepage des Zentralinstituts für Unterrichtsmedien heißt es über HOMER und die Illias:
HOMER, griechisch HOMEROS, am Beginn der antiken griechischen Literatur stehender Dichter, als Verfasser der beiden wichtigsten altgriechischen Epen, der Ilias und der Odyssee, Begründer der ältesten literarischen Gattung. HOMERs historische Existenz ist nicht belegt, und über die Frage, ob die beiden Epen von ein und demselben Verfasser stammen, gehen die Meinungen auseinander. Linguistische und historische Untersuchungen legen jedoch die Vermutung nahe, dass die beiden Dichtungen im 8. Jahrhundert v. Chr. an der von Griechen besiedelten Westküste Kleinasiens entstanden. Die Stoffe, die in beiden Epen verarbeitet wurden, stammen aus einer mündlich tradierten Form der Kleinepik, die in die Zeit der frühgriechischen Stämme im 2. Jahrtausend v. Chr. zurückreicht und wahrscheinlich von umherreisenden Rhapsoden (Sängern) an den Adelshöfen vorgetragen wurden. HOMER Der griechisch Dichter HOMER, dessen Lebenszeit vermutlich ins 8. Jahrhundert v. Chr. fällt, steht als Verfasser der beiden Epen Ilias und Odyssee am Beginn der ältesten Literaturgattung. Bereits in der Antike, wo man ihn sich als blinden Greis vorstellte, fehlten genauere Informationen über Person und Lebensumstände. Heute ist seine historische Existenz allgemein umstritten.
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Die Ilias
Die Ilias (abgeleitet von dem griechischen Namen für die Stadt Troja: Ilion), die als das ältere Werk gilt, spielt im letzten Jahr des Trojanischen Krieges, der auch den Hintergrund für die Haupthandlung bildet, und umfasst einen Handlungszeitraum von 49 Tagen. Sie schildert in 24 Büchern den Zorn des griechischen Helden ACHILLEUS, wie es bereits im Proömium angekündigt wird. Vom Heeresführer AGAMEMNON gekränkt, der ihm seine Sklavin BRISEIS raubte, verlässt ACHILLEUS die griechische Streitmacht, die daraufhin im Kampf gegen die Bewohner von Troja schwere Niederlagen erleidet. ACHILLEUS zeigt sich unversöhnlich, lässt jedoch zu, dass sein Gefährte PATROKLOS an seiner Stelle die Truppen anführt. Als dieser im Kampf fällt, richtet sich der Zorn des ACHILLEUS gegen die Trojaner, deren Heerführer HEKTOR, ein Sohn des Königs PRIAMOS, er im Zweikampf tötet. Die Dichtung endet mit den Totenfeierlichkeiten für HEKTOR, nachdem ACHILLEUS PRIAMOS den Leichnam seines Sohnes zur Bestattung überlassen hat, weil er sich mit dem trojanischen König angesichts des Todes und des schmerzlichen Verlusts eines Nahestehenden verbunden fühlt. Die Haupthandlung wird von zahlreichen Nebenepisoden unterbrochen, die die verschiedensten von Göttern abstammenden Helden im Zweikampf zeigen, und auch die Götter selbst mischen sich in der unterschiedlichsten Form in die Kampfeshandlungen ein. Die Odyssee Inhalt der 24 Bücher der Odyssee, die einen Handlungszeitraum von zehn Jahren umfasst, sind die Irrfahrten des griechischen Helden ODYSSEUS nach Ende des Trojanischen Krieges, bevor er schließlich zu seiner Gattin PENELOPE heimkehrt. Der erste Teil des Epos beginnt kurz vor der Heimkehr des Odysseus, der nach einem Schiffbruch seinen Rettern von seinen Irrfahrten erzählt, in deren Verlauf er zahllosen Gefahren ausgesetzt war. Parallel dazu schwenkt die Handlung in die Heimat des Helden, wo sich eine Horde Freier in seinem Hause niedergelassen hat, die um die Gunst seiner Gattin PENELOPE buhlen. Diese kann sich ihrer nur mit einer List erwehren und schickt ihren Sohn TELEMACHOS aus, um nach seinem Vater zu suchen. In Form von Rückblenden erzählt ODYSSEUS selbst seine Abenteuer, etwa bei dem menschenfressenden einäugigen Riesen POLYPGEM. Später muss er sich auch der Verlockungen der Nymphe KALYPSO erwehren, die ihm Unsterblichkeit verspricht, wenn er als ihr Gemahl bei ihr bliebe. Der zweite Teil des Epos berichtet von ODYSSEUS Heimkehr nach Ithaka, wo er sich zunächst heimlich der Loyalität seiner Dienerschaft versichert und schließlich blutige Rache an den Freiern nimmt. (Aus: Encarta)
JAN THOR schreibt über die beiden Werke und die Gattung des Heldengesangs:
Die literarische Gattung des Epos, also des Heldengesanges, scheint älter zu sein als die Besiedlung Griechenlands durch Indogermanen um 2200 vor Christus, und der Hexameter scheint sich für diese Gattung früh durchgesetzt zu haben. Es ist anzunehmen, daß schon vor HOMER andere die Schlacht um Troja und die Fahrten des Odysseus zu Epen verarbeiteten. HOMERs Werke sind die einzigen schriftlichen Fixierungen, die wir kennen, ob es auch davor schon Versuche gab, Epen schriftlich zu fixieren, wissen wir nicht.
In gewisser Weise nutzt HOMER die Möglichkeiten der schriftlichen Fixierung sehr weitgehend aus: seine beiden Epen sind, auch wenn sie sich nicht mit Mahabharata und Ramayana messen können, sehr lang, und trotzdem kunstvoll aufgebaut und durchkonstruiert: die Illias erzählt nicht einfach die Geschichte des zehnjährigen trojanischen Krieges, sondern, um ein einziges Thema konzentriert, fünfzig Tage daraus; es wird nicht einfach eine alte Geschichte von tapferen Kriegern erzählt, sondern eine bestimmte Handlung mit eng verzahnten Einzelepisoden konzentriert vorangetrieben. Und die Odyssee löst sich von der linearen Erzählung, wichtige Ereignisse werden als Rückblende erzählt, Handlungen laufen parallel ab, von einer schlichten Erzählweise zuerst geschah das, und dann geschah das, und dann geschah das kann keine Rede sein, und viele spätere Epen wirken daneben geradezu altmodisch. Womöglich gab die schriftliche Fixierung auch die Gelegenheit, an einzelnen Versen und Abschnitten auf eine Art und Weise zu feilen, die vorher nicht möglich war.
Andererseits stecken beide Epen noch voller Relikten der mündlichen Erzähltradition. Ein besonders auffallendes Relikt sind die Wiederholungen feststehender Formulierungen. und sprach die geflügelten Worte, der mutige Renner ACHILLES, der herrliche Dulder ODYSSEUS sind Phrasen, die immer wieder auftauchen. Vermutlich, weil es ja notwendig war, die Erfordernisse des Hexameters zu beachten, wurde eine einmal gefundene Formulierung, die sich in das Schema des Hexameters einfügen ließ, an anderer Stelle wieder verwendet, und ein Dichter kannte eine Menge von solchen Hexameter-kompatiblen Phrasen, um sie bei Bedarf verwenden zu können.
Die derzeit vorherrschende Forschungsmeinung zu HOMER und seinem Werk ist folgende: Die Ilias ist weitgehend das Werk eines Dichters, der ältere mündlich überlieferte Sagen in einem sorgfältig geplanten literarischen Werk verarbeitete. Dazu benutzte er die erst wenige Generationen vor seiner Zeit entwickelte griechische Schrift. Er lebte in der zweiten Hälfte des 8. Jahrhunderts vor Chr., stammte wahrscheinlich aus einer kleinasiatischen Griechengemeinde und hatte Gelegenheit, die Ruinen des bronzezeitlichen Troia zu sehen. In seinem Werk, der Ilias, lassen sich verschiedene Ebenen historischer Erinnerung fassen. Der große Krieg, den er als Hintergrund seiner Geschichte wählt, kann eine schattenhafte Erinnerung an die Umbruchphase im östlichen Mittelmeerraum zum Ende der Bronzezeit im 13. und 12. Jahrhundert v. Chr. sein. Dabei haben in der mündlichen Überlieferung zum Teil auch Detailinformationen zur Kultur jener Zeit überlebt.
Literatur / Weitere Links:
Heinrich Schliemann |
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HEINRICH SCHLIEMANN wurde 1822 geboren. Zu seiner Zeit waren Kenntnisse der Antike, selbst ihrer bedeutenden Sprachen Altgriechisch und Latein, im Bürgertum noch weit verbreitet. Daher kannte er die Texte HOMERs schon als Kind. SCHLIEMANN wird zunächst Kaufmann (mit Erfolgen in Rußland und den USA, die später seine Grabungen finanziell ermöglichten) und kommt als Autodidakt zur Archäologie. Dafür lernt er weitere moderne und alte Sprachen. Ich würde das nicht bringen. Das gilt auch auf anderem Gebiet: Ich habe mit 43 auch nicht ein solches Vermögen wie er mit 44, als er sich seinem Hobby zuwandte. Allerdings lebe ich noch, während z.B. ANDERS CELSIUS und ELVIS PRESLEY gar nicht so alt geworden sind. Ab 1870 machte er 12 Jahre lang Grabungen in Kleinasien an der einstigen Mündung des Skamander-Flusses: hier war er sicher, nach eingehender Lektüre der "Ilias" von HOMER, die er wie einen Reiseführer studiert und jede Ortsbeschreibung geprüft hatte, die Stadt Troia wiedergefunden zu haben. |
http://emuseum.mnsu.edu/information/biography /pqrst/images/schliemann_heinrich.jpg |
SCHLIEMANNs Funde aus dem "Schatz des PRIAMOS" sind heute in Rußland.
Werfen wir dazu einen Blick zurück in die letzten Kriegstage jenes kurzlebigen Tausendjährigen Reiches". Die Luftangriffe auf die Reichshauptstadt nahmen immer mehr zu. Die Stadt war erfüllt von Hektik; vieles schien drunter und drüber zu gehen. Obwohl HITLERs Schergen bis zum bitteren Ende den Endsieg prophezeiten, so gingen sie doch auf Nummer sicher und brachten viele Kunstschätze der Berliner Museen in sichere Verwahrung. Die besonders wertvollen Gold- und Silberstücke (darunter auch der Schatz des PRIAMOS) gelangten zunächst in den Panzerschrank der Preußischen Staatsbank am Gendarmenmarkt. Von dort aus mußten die Wertobjekte in den als bombensicher geltenden Flakbunker am Berliner Zoo umsiedeln oder aber nach Lebus an der Oder und - sogar im Jahr 1945 - in den Graf-Moltke-Schacht der Saline Schönebeck (Elbe). Kurz vor oder kurz nach der Kapitulation wurden die ausgelagerten Bestände von den Siegermächten sichergestellt und später zumindest teilweise wieder nach Berlin transportiert einen Teil in den Osten, einen anderen in den Westteil. Erst die deutsche Vereinigung hat auch die Wiedervereinigung der SCHLIEMANN-Fundstücke möglich gemacht. Doch die spektakulärsten Exponate, eben jener "Schatz des PRIAMOS", blieben bis in unsere Tage unauffindbar... Für Aufregung sorgte auch die britische Tageszeitung Observer mit einem Artikel am 24. März 1991. Darin berief sie sich auf sowjetischen Experten KONSTANTIN AKISHA und GRIGORII KOZLOV, die angaben, der Hort schlummere noch heute in sowjetischen Museen. Der Schatz des PRIAMOS werde lediglich geheim gelagert. |
http://www.uni-muenster.de/Rektorat/veranst/image/vst0431.jpg Goldenes Trinkgefäß aus dem "Schatz des PRIAMOS" |
1996 wurde die Beutekunst im Moskauer Puschkin-Museum gezeigt. Der Katalog durfte keinen Beitrag des Direktors des Berliner Museums für Vor- und Frühgeschichte enthalten: Die Moskauer Museumschefin IRINA ANTONOWA hat sich dem Vernehmen nach geweigert, die Ausführungen ihres Berliner Kollegen in den Katalog aufzunehmen, der in sieben Sprachen erschienen ist. Die Eigentumsfrage an den 1944 aus dem brennenden Berlin nach Moskau "verbrachten" kulturhistorischen Kostbarkeiten, die bis jetzt in Moskauer Museumsdepot "aufbewahrt" worden sind, gehört zu den heißesten Eisen deutsch-russischer Verhandlungen in Sachen "Beutekunst". ... Dennoch darf der Katalog-Käufer gewiß sein, mit dem Buch ein Dokument in Händen zu halten. Es geht darin nicht nur um die Zeit des "Trojanischen Kriegs" und der mythologischen Heroen, sondern - wegen der "Verbringung" - eben auch um den Zweiten Weltkrieg und den anschließenden "Kalten Krieg". Rußland versteht die Troja-Ausstellung und den entsprechenden Katalog trotz aller Kontroversen als eine "Einladung zum Frieden" - so jedenfalls der Kulturminister JEWGENI SIDOROW. |
http://ccwf.cc.utexas.edu/~tjmoore/myth4web/05troygold.jpg |
SCHLIEMANNs Ausgrabungsarbeit im 19. Jahrhundert Es ist aus heutiger Sicht sehr wahrscheinlich, dass HEINRICH SCHLIEMANN zu Beginn seiner Suche nach Troja selbst noch die allgemein gültige Theorie verfolgt hat, die Überreste der Stadt seien auf Bali Dagi zu finden. Die Frage, wie er zu der Erkenntnis kam, die Stadt sei auf dem Hügel Hisarlik zu finden, führt zu FRANK CALVERT (1828-1907), einem ortsansässigen Briten mit archäologischen Interessen und Bemühungen und einer beachtlichen antiken Sammlung. Dieser war mit der Geologie der Gegend bestens vertraut und hatte bei Probeausgrabungen auf Bali Dagi im Jahr 1864 festgestellt, dass sich das alte Troja dort nicht befunden haben kann. Für weitere Ausgrabungen kaufte er den nordöstlichen Teil des Hügels Hisarlik, wo er teilweise den Athenatempel freilegte und eventuell sogar schon einen Teil der Stadtmauer von Troja VI. Bei seinen Ausgrabungen entdeckte FRANK CALVERT auch, dass der Hügel aus mehreren Schichten bestand.Seine weitere Ausgrabungen sollten vom Britischen Museum finanziert werden, jedoch wurde der Entschluss wieder fallengelassen. Dies ist der Hauptgrund, warum die Ehre der Trojanischen Ausgrabungen nicht ihm zuteil wurde. Bei aller ihm zuteilgewordenen Anerkennung SCHLIEMANNs wird FRANK CALVERTs entscheidende Rolle heute jedoch meist noch vernachlässigt. Der finanzstarke HEINRICH SCHLIEMANN war in der Folge in der Lage, die Informationen aus Gesprächen mit CALVERT zu nutzen und die Ausgrabung der Stadt selbst zu finanzieren und durchzuführen. Dies tat er mit mehreren Grabungen: 1871-1873, 1878-1879, 1882-1890. Seine gewonnen Erkenntnisse, unter anderem den bekannten Schatz des PRIAMOS, veröffentlichte er dabei immer außergewöhnlich schnell. SCHLIEMANN vermutete die Stadt Troja damals auf dem Boden des Hügels, weshalb er tief in die Erde grub und dabei die obenliegenden Schichten des Hisarlik zerstörte. Von dieser Grabungsmethode ist heute noch der SCHLIEMANN-Graben zu erkennen. Diesen Fehler erkannte er aber selbst sehr bald und ging danach systematischer vor. |
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Daß SCHLIEMANN Ehrenbürger Berlins wurde, verdankte er dem Arzt RUDOLF VIRCHOW (vgl. Surftipp 14/2000), wie
beim Luisenstädtischen Bildungsverein beschreibt, übrigens wieder ohne Abbildung, obwohl eine vorgesehen ist. Das scheint man dort nicht in den Griff zu bekommen.
Der Arzt und Ethnologe RUDOLPH VIRCHOW, der Troja besucht hatte, war unter allen Zeitgenossen die Wissenschaftlerpersönlichkeit, der SCHLIEMANN sich am engsten verbunden fühlte und sich anvertraute und der ihm immer wieder zum unentbehrlichen Fürsprecher und Schutzpatron bei allen Anfeindungen wurde. VIRCHOW und seinem weitreichenden Einfluß war es besonders zu danken, daß die SCHLIEMANNsche Troja-Sammlung 1881 nach Berlin kam, der Kaiser ihm dafür höchstpersönlich ein Dankschreiben schickte und bald darauf SCHLIEMANNs Wunsch, Ehrenbürger der Reichshauptstadt zu werden, in Erfüllung ging. Am 11. Dezember 1879 hatte SCHLIEMANN seinem Vertrauten und Verbündeten RUDOLF VIRCHOW insgeheim mitgeteilt, daß er beabsichtige, seine trojanische Sammlung ans Berliner Museum zu verschenken unter der Bedingung, daß das Lokal, wo sie aufgestellt wird, d. h. die Säle schön und passend sind und auf immer meinen Namen tragen, was vom deutschen Parlament bestätigt werden muß. Ich selbst will sie aufstellen; es muß nur ganz verschwiegen bleiben, denn es würde mir sehr in England schaden ... Als die Troja-Sammlung mit dem Schatz des PRIAMOS 1881 nach Berlin ging, galt sie als eine Schenkung an das deutsche Volk, mit der der Name SCHLIEMANN für immer verbunden sein sollte. Nun erhoffte er sich dafür vom Kaiser und den Berlinern eine Anerkennung. An VIRCHOW richtete er in einem Brief vom 6. Januar 1881 die Bitte: Veranlassen Sie doch, daß die Stadt Berlin meine Frau und mich zu Ehrenbürgern ernennt, und tun sie sonst, was irgend von anderen Auszeichnungen erreichbar ist. VIRCHOW kann als Stadtverordneter zumindest in bezug auf SCHLIEMANNs Ehrenbürgerschaft etwas unternehmen, zu dem bald darauf erbetenen Orden Pour le mérite und anderem kann er ihm nicht verhelfen...
Am 7. Juli 1881 wurde SCHLIEMANN zum Ehrenbürger der Stadt Berlin ernannt, und VIRCHOW hielt die Laudatio.
Das ehemalige Pfarrhaus von Ankershagen ist heute HEINRICH-SCHLIEMANN-Museum Dort wurde der Forscher am 6.1.1822 geboren (also kommt mein Surftipp ausnahmsweise zu früh, zumindest zu seinem 180. Geburtstag).
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HEINRICH SCHLIEMANN führte neue Forschungsmethoden in der Feldarchäologie ein, die noch heute Anwendung finden:
SCHLIEMANNs Erkenntnisse über die mykenische Geschichte und Kultur erwiesen sich als tragfähig und boten die Grundlage für weitere ausgedehnte Forschungen und Grabungen, die bis in die Gegenwart fortgeführt werden.
Die Linkseite des Museums ist umfangreich. Warum soll ich das alles abschreiben.
Stattdessen zitiere ich noch eine Wertung SCHLIEMANNs, zu der REINHARD WITTE im Katalog zur Ausstellung "Troja, Mykene, Tiryns, Orchomenos", die die DDR und Griechenland gemeinsam 1990 veranstalteten, kommt:Bereits SCHLIEMANNs Zeitgenossen sahen deutlich, daß dessen Popularität nicht allein auf dessen Ausgrabungserfolge beruhte. Eine große Aktie daran hatte sein ungewöhnlicher Lebensweg. Es sind, wir alle wissen es doch, eben die Genies und prädestinierten Romanfiguren und nicht die im stillen sich in ruhigen, gleichmäßigen Bahnen entwickelnden und schaffenden soliden Handwerker, die die größte Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Wenn ein armer mecklenburgischer Pfarrerssohn mit mangelhafter Schulbildung vieles in späteren Jahren durch eigene Kraft und Glück nachholen konnte, was ihm Kindheit und Jugendzeit versagte und sogar in die Schlagzeilen kam, könnte sich dann nicht ähnliches bei diesem und jenen wiederholen? Solche Gedanken mußten bei jenen Sympathien hervorrufen, die das Leben noch nicht ausgezeichnet hatte. Der "Traum von Troja", egal ob tatsächlich geträumt oder genial erfunden, wurde zum Symbol für die Erfüllung unerfüllbar geltender Wünsche...
SCHLIEMANN verstand es ohnegleichen, sich ins helle Licht zu setzen setzen, sein ohnehin dramatisches Leben durch Ausschmückungen noch dramatischer erscheinen zu lassen...
Anhand dieser von mir gezielt ausgewählten Beispiele dürfte sich zeigen, daß SCHLIEMANNs Verhältnis zur Wahrheit einerseits nicht unproblematisch war, andererseits es trotzdem keine Veranlassung gibt, im wesentlichen an seinen Aussagen zu zweifeln... Zu viele Schatten sind auf SCHLIEMANN gefallen, als daß man heute sofort zur Tagesordnung übergehen könnte. Dennoch bleibt SCHLIEMANNs Bedeutung für die Archäologie heute in vielfältigster Weise bestehen.
REINHARD WITTE: SCHLIEMANNs Bedeutung für die moderne Archäologie, in:
Kulturministerium Griechenlands - ICOM Sektion Griechenland
Kulturministerium der Deutschen Demokratischen Republik:
Troja, Mykene, Tiryns, Orchomenos. HEINRICH SCHLIEMANN zum 100. Todestag.
S. 32-48, hier S. 35 und 47
Literatur
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http://www.br-online.de/kultur/literatur/ lesezeichen/20010506/img/coulmas1.jpg |
Weitere Links:
Die Kolb-Korfmann-Kontroverse |
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Der Leiter der Ausgrabungen und der Troia-Ausstellung, MANFRED KORFMANN, bietet auf der Homepage der Uni Tübingen selbst eine Darstellung und Links zur Kontroverse an, die durch ein Interview des Althistorikers FRANK KOLB in der Berliner Morgenpost ausgelöst wurde, die aber auch im Schwäbischen Tageblatt gut dokumentiert ist (daher das Foto KOLBs). Traumgebilde FRANK KOLB, Experte für antike Städte und wie KORFMANN Professor in Tübingen, bricht diese Zurückhaltung. Mit ihm sprach SVEN FELIX KELLERHOFF über die schwierige Erforschung von Troja. Denn der Ort besteht aus neun übereinander liegenden Siedlungen aus mehr als 3000 Jahren, deren mit römischen Ziffern gezählte Schichten man genau auseinander halten muss. |
http://www.cityinfonetz.de/tagblatt/archiv/2001/09/25/kolb.jpg |
Berliner Morgenpost: Herr KOLB, Sie haben 1984 geschrieben, Troja sei keine Stadt gewesen. Das Modell, das in der Braunschweiger Ausstellung steht, zeigt eine bedeutende Siedlung. Korrigieren Sie sich?
FRANK KOLB: Nein, das brauche ich nicht. Denn das Modell täuscht Grabungsbefunde vor, die zumindest höchst zweifelhaft sind. Es gibt keine Hinweise auf eine großflächige geschlossene Bebauung außerhalb der Zitadelle - das Modell zeigt fälschlich solide Häuser und eine Mauer um eine «Unterstadt».
Aber unterhalb der Zitadelle sind Spuren von Bauten gefunden worden. Wie erklären Sie das, wenn es keine große Unterstadt gab?
In KORFMANNs Plan des «homerischen» Troja VI sind Gebäude eingetragen, die späteren Epochen angehören. Die Unterstadt von Troja VI scheint, den Grabungsbefunden nach, nur aus verstreuten Holz-Lehmbauten und vielen Freiflächen bestanden zu haben. Das Modell ist eine Fiktion: Traum, nicht Rekonstruktion. ... Wir müssen uns daran gewöhnen, dass HOMERs Troja keine historische Siedlung ist, die wir «finden» können, sondern eine poetische Schöpfung.
Das Gleiche hat man auch SCHLIEMANN vorgehalten, als er sich auf die Suche nach Troja machte - und fündig wurde.
SCHLIEMANN hat eben nicht das Troja HOMERs gefunden, sondern höchstens den Ort, an den sich der Mythos anlehnte. Das von HOMER geschilderte Stadtbild ist Fiktion. Jede weitergehende Deutung findet keine Grundlage in den Befunden.
Die Braunschweiger Ausstellung präsentiert Troja als Drehscheibe des Handels. Könnte der Trojanische Krieg nicht doch ein Kampf um Handelsmacht gewesen sein?
Dies ist das abenteuerlichste aller Fantasiegebilde des Kollegen KORFMANN. Dabei werden Befunde aus 2000 Jahren zusammengefasst und sollen die Bedeutung der Siedlung Troja VI beweisen, die nur einige Jahrhunderte bestand. Ein Beispiel: Eine Schmuckaxt aus Lapislazuli soll Handel zwischen dem «homerischen» Troja VI und Zentralasien belegen. Sie stammt aber aus einer 500 Jahre älteren Schicht. Man kann diese Methode nur ahistorisch nennen. 95 Prozent der Keramik in Troja sind in der näheren Umgebung hergestellt worden - seltsam für eine Handelsstadt, nicht wahr?
Für den türkischen Staatspräsidenten AHMET N. SEZER beweisen die Ausgrabungen, dass die «stärksten Wurzeln der europäischen Kultur in Anatolien» liegen. Ist das Troja-Bild in der Ausstellung politisch motiviert?
Nun, jedenfalls sagt mein Kollege KORFMANN dasselbe und stets das, was man in der Türkei gerne hört. Ich kenne keine qualifizierten Darlegungen, die diese abwegige Behauptung stützen. Wenn man die kulturellen Wurzeln Europas überhaupt geographisch verorten kann, dann nur in der antiken Ägäis...
Ein umstrittenes Modell aus der Ausstellung zeigt KARL HEINZ SCHLICHTHÄRLE:
http://home.t-online.de/home/schlichthaerle/troja6.jpg
Am 3.8. hatte sich der Streit um Troia zugespitzt. KOLB forderte KORFMANN schriftlich zu einer öffentlichen Diskussion über die Schau auf. KORFMANN (Bild rechts wieder aus dem Schwäbischen Tageblatt) fühlte sich aber von der Bezeichnung "DÄNIKEN der Archäologie" so beleidigt, daß diese Diskussion immer noch nicht zustande gekommen ist. Nun ist sie für Anfang 2002 geplant und wird wohl daran scheitern, daß KOLB sich nicht vorher entschuldigt. Die Stadt habe eine wichtige Handelsfunktion gespielt, erklären dagegen die Archäologen. Gefunden wurden minoische, mykenische und zyprische Keramik, Fayence, Elfenbein, Straußeneier, anatolische und mykenische Siegel. (Berliner Morgenpost 6.8.2001) |
http://www.cityinfonetz.de/tagblatt/archiv/2001/09/25/korf.jpg |
KOLB schlug zurück:
Historiker legt nach: Troja nur eine «drittklassige Ansiedlung»
Berliner Morgenpost 4.10.2001
... Der Tübinger Althistoriker FRANK KOLB warf dem derzeit bekanntesten Troja-Forscher, dem Tübinger Archäologen MANFRED KORFMANN, am Dienstag in Braunschweig «luftige pseudohistorische Behauptungen», eine «Irreführung der Öffentlichkeit» und eine «Geschichtsklitterung» vor, «die nicht ungestraft bleiben» dürfe. Während Troja für KORFMANN eine Handelsmetropole war, sieht KOLB dies völlig anders: «Meiner Ansicht nach handelte es sich um eine drittklassige Ansiedlung, etwa eine Burg von regionaler Bedeutung.»... Es gebe zahlreiche Unstimmigkeiten und Beispiele, von fehlenden Stadtbefestigungen bis zur ungünstigen Lage des Troja-Hafens, so KOLB, der für Januar nächsten Jahres eine Troja-Konferenz in Tübingen ankündigte. «Ich bin gespannt, ob KORFMANN kommt», meinte er. Zunächst wird KORFMANN am 11. Oktober im Braunschweiger Dom über «Troia - Traum und Wirklichkeit» referieren. dpa
Der Angegriffene nutzte diese Gelegenheit nicht, seine Darstellung gegen die Kritik zu verteidigen. Dazu heißt es auf der schon erwähnten Homepage des Troia-Projektes, auf der übrigens auch Berichte im Wortlaut nachzulesen sind, die die sie veröffentlichenden Zeitungen nicht online anbieten:
Für Prof. KORFMANN gilt allerdings als Voraussetzung für eine solche Diskussion die vorherige öffentliche und adäquate Rücknahme der Beleidigungen, mit denen Prof. KOLB in zahlreichen Interviews, Artikeln und zuletzt beim Vortrag in Braunschweig die wissenschaftliche Ehre KORFMANNs angegriffen hat ( "Däniken der Archäologie", "Phantast", "Irreführung der Öffentlichkeit", "Geschichtsklitterung").
Nicht nur deshalb ist M.KORFMANN in seinem Referat zum Abschluss der Braunschweiger Ausstellungsstation am 11.10. im Braunschweiger Dom nicht auf die Kontroverse eingegangen. Nach seiner Meinung hätte die Diskussion von Anfang an in die Universität gehört und er will sie nicht über die Medien fortsetzen. Nur einmal nahm er zu dem Streit dezidiert in einem Interview Stellung: Der Einladung an alle Journalisten und Kritiker zur Autopsie und zum Gespräch in Troia ist Anfang August Frau SIGRID LÖFFLER (Zeitschrift "Literaturen") gefolgt. Das ausführliche und autorisierte Gespräch mit ihr ist zu finden im Heft 10 (Oktober) / 2001 von "Literaturen"
In diesem Gespräch, dessen Abschrift das Troia-Projekt veröffentlicht, gab KORFMANN zu, daß die Beweislage dünn ist, aber auch:
Troia war immer schon ein Reizthema - und wird es bleiben. Ein Hauptmann BÖTTICHER machte SCHLIEMANN und DÖRPFELD vor 130 Jahren über die Zeitungen den Vorwurf, sie verfälschten ihre Grabungsergebnisse. Troia sei gar kein Siedlungsort, sondern eine große Feuer-Nekropole. Vor zehn Jahren machte uns, wieder unter großer Medienbegleitung, der Geologe EBERHARD ZANGGER den Vorwurf, wir würden die Ausdehnung unseres Grabungsplatzes bagatellisieren in Wirklichkeit arbeiteten wir in Atlantis. jetzt, über die Medien lanciert, soll Troia viel kleiner und unbedeutender sein, als wir Ausgräber meinen...
in der Ägäis, in Südosteuropa, im westlichen Anatolien, im Schwarzmeerraum und im Kaukasus wird man kaum einen Ort finden mit der Architekturqualität und mit den Dimensionen Troias. Als Prähistoriker kann ich diesen vielschichtigen Platz nicht genug hervorheben... Dieser Ort weist am Schnittpunkt zwischen Europa und Anatolien und an der Meerenge zwischen Ägäis und Schwarzem Meer eine in vielen Details auffällige, ja aufwändig erbaute Anlage auf Warum gerade hier an dieser geografisch und wohl auch geopolitisch so wichtigen Stelle? Nehmen wir unsere guten Kenntnisse des assyrischen Fernhandelssystems zum Maßstab, das im 19. und 18. Jahrhundert zwischen Assur und der anatolischen Schwarzmeerküste bestens dokumentiert ist, dann fällt es gar nicht schwer, Troia in dieser Zeit eine Zentralort-Funktion an den Dardanellen zuzuschreiben...
Nehmen Sie den Konkurrenzort Mykene: Wenn wir dort nicht die Herrschergräber und ein paar Schriftquellen hätten, dann käme mit gleicher Argumentation kein Mensch auf die Idee, in Mykene den Handelsplatz zu sehen, der es war. Man beachte doch die Größe und Stärke der Mauern in Troia! Es gibt nördlich von Mykene und Tiryns nichts Vergleichbares.
Vielleicht ist dieser Historikerstreit auch durch die verschiedenen Diszplinen verursacht - Althistoriker wollen Troia als griechische Stadt sehen, Archäologen als vorderasiatische. Der Althistoriker GUSTAV ADOLF LEHMANN kritisierte das in der WELT vom 27.10.2001:
Die mykenische Welt ist mit tausend Fäden mit der des klassischen Griechentums verbunden. Dennoch tun immer noch viele Althistoriker so, als habe es vor der Polis eigentlich nur Adam und Eva oder den Urkommunismus gegeben. Hier sind die Altertumswissenschaften wirklich gefordert, Vermittlungsarbeit zu leisten.
Insgesamt ist die Darstellung der Kontroverse auf der Homepage Troia-Projektes eine wichtige Informationsquelle, auch wenn von einer Partei erstellt wurde. Mir gefällt aber nicht die Abneigung gegen Öffentlichkeit, die KORFMANN und seine Mitarbeiter zeigen:
Die ungewöhnliche Art und Weise, in der hier wissenschaftliche Meinungsunterschiede mit all den Fallstricken von Interviews öffentlich ausgebreitet werden, statt den üblichen und sinnvollen Weg über wissenschaftliche Foren zu gehen, veranlasst uns, einen umfassenderen Überblick über die erhobenen Vorwürfe zu versuchen und eine zitierfähige Entgegnung Prof. KORFMANNs zur Verfügung zu stellen.
Wer eine so bedeutende Ausstellung konzipiert, kann doch nicht ernsthaft erwarten, daß Widerspruch nur "über wissenschaftliche Foren" geübt wird. Und daß nicht alle Historiker KORFMANNs Meinung teilten, dürfte auch schon vorher gewesen sein.
Weitere Links:
Atlantis - Troja |
oben |
Wie schon KORFMANN erwähnte, hat EBERHARD ZANGGER in Troja das sagenumwobene Atlantis wiederzuerkennen behauptet. Das vertritt auch jetzt die Website des Wissenschaftlers, der in Kamen geboren ist, aber jetzt in Zürich lebt. Hauptnachteil der Homepage ist übrigens, daß sie immer wieder neue Fenster öffnet. Außerdem fehlen Abbildungen.
In ZANGGERs Biographie heißt es:
ZANGGER wurde als erster deutscher Wissenschaftler in "Edge" aufgenommen (www.edge.org), das Forum der grössten Denker unserer Zeit.
Aus ZANGGERs Forschungen gingen neben zahlreichen Fachveröffentlichungen, Interviews und Essays die Bücher Atlantis - Eine Legende wird entziffert (1992), Ein neuer Kampf um Troia (1994) und Die Zukunft der Vergangenheit (1998) hervor.
Seit 1999 ist ZANGGER in der Klaus J. Stöhlker AG in Zollikon-Zürich als Unternehmensberater für Öffentlichkeitsarbeit tätig.
Man darf dahinter Ausgrenzung durch die wissenschaftliche Mehrheitsmeinung vermuten. Dafür spricht auch die Behauptung KOLBs:
... so weiß doch jeder Insider, dass es stets das Bestreben KORFMANNs war, sein grob geschnitztes Troia-Bild intern und in der Öffentlichkeit durchzusetzen und gegenteilige Meinungen mit brachialen Methoden zu unterdrücken. Grabungsteilnehmer, die seine Meinung nicht teilten, mussten gehen, und seinen schärfsten Kontrahenten, EBERHARD ZANGGER, hat er laut Bericht der Schweizer "Sonntagszeitung" vom 2. Mai 2001 nicht nur in eine Ecke mit ERICH VON DÄNIKEN gestellt, sondern in ehrabschneiderischer Weise so beleidigt, dass KORFMANN gerichtlich für den Wiederholungsfall zu einer Geldstrafe von bis zu einer halben Million Mark verurteilt worden ist.
DÄNIKEN hat KOLB dann selbst mit KORFMANN in Verbindung gebracht.
Kernthese: Unser Wissen über "Atlantis" basiert nur auf einer einzigen Quelle - einem zwanzigseitigen Text des griechischen Philosophen PLATON. PLATON beschreibt die Herkunft und Überlieferung der Geschichte aus ägyptischen Quellen. Alle Angaben, die PLATON über den Text macht, sind glaubwürdig und plausibel. PLATON selbst scheint den wahren Charakter der Geschichte jedoch erst erkannt zu haben, als er ihre Niederschrift mitten im Satz abbrach.
Die Identifikation von Atlantis mit Troja verfolgt folgende Ziele:
ZANGGER zählt 15 Hauptmerkmale von Atlantis - und ihre Parallelen in Troja auf:
Da komme ich nur auf 11! Details über die Kontroverse über ZANGGERs Thesen sucht man noch vergeblich.
Literatur:
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http://images-eu.amazon.com/images/P/3426775042.03.TZZZZZZZ |
Weitere Links:
Udabno in Georgien |
oben |
In einem Artikel über die KORFMANN-KOLB-Kontroverse im Bocholt-Borkener Volksblatt fand ich einen Hinweis auf Udabno:
Mit einem Diavortrag stellte das Institut auch das neueste Ausgrabungsprojekt Udabno in Georgien vor. Die Tübinger Archäologen vermuten Verbindungen zur Troja, da die dort gefundenen Metallstücke aus Udabno stammen könnten. Udabno war während der Bronzezeit ein Zentrum der Metallverarbeitung, weil es dort reiche Erzvorräte gab.
Mehr darüber berichtete die ZDF Sendung "Aspekte" am 26.10.2001
http://zdfonl3.zdf.de/imperia/Medien/Images/wissen/aspekte/archiv/oktober2001/16777.jpg
... nicht Griechenland sei in der Bronzezeit der Nabel der Welt gewesen, so KORFMANNs provokante These. Bereits um 4.000 v. Chr. sollen Kulturen an der Grenze des alten Orients gelebt haben, mit sehr hohem Entwicklungsstand, wie Funde belegen. Die Voraussetzungen dafür waren gut, denn das Land war reich an Bodenschätzen: Gold, Silber, Kupfer und Eisen wurden aus Erzen erschmolzen, der Kaukasus galt als das "Erzgebirge der Bronzezeit". Schon antike Mythen erzählten vom Kaukasus und seinen Metallen. Unter JASONs Leitung segelten die Argonauten übers Schwarze Meer, um das "Goldene Vlies", ein Fell zum Goldwaschen, zu erhalten. PROMETHEUS war an die Felsen des Kaukasus geschmiedet, der Schmiedegott HEPHAISTOS stammte von dort. Für die deutschen und georgischen Archäologen stellt sich Georgien vor allem als bronzezeitliche Waffenschmiede dar, bei Ausgrabungen fanden sie Pfeilspitzen aus Obsidian sowie Äxte aus Kupfer und Zinn.
Mit Stichwaffen aus Bronze - importiert aus dem Kaukasus - sollen auch Griechen und Trojaner in die Schlacht gezogen sein. Denn in der trojanischen Erde hat MANFRED KORFMANN exakt die gleichen Stichschwerter gefunden wie nun in der georgischen: Er schließt daraus, dass es schon damals eine Art Handel zwischen Mittelasien und der Ägäis gegeben hat. In Troja stieß KORFMANN, der seit 13 Jahren auch die Ausgrabungen dort leitet, immer wieder auf Gegenstände, die von weit her stammen mussten...
... Wie unverzichtbar Archäologie in Georgien ist, zeigt die prächtige Ausstellung "Georgien, Schätze aus dem Land des Goldenen Vlies", vom 28.Oktober 2001 bis 19.Mai 2002, im Deutschen Bergbau-Museum Bochum.
Plakat zur Ausstellung
http://www.archaeologie-online.de/magazin/fundpunkt/brunn/georgien-plakat.jpg
Die Legende über den Zug der Argonauten könnt ihr auf der Homepage der Uni Wien nachlesen. Die ziemlich wirre Geschichte kann ich hier nicht zusammenfassen. Für Textverständnistests (PISA) ist sie jedenfalls nicht zu empfehlen. Wer nur mal sehen will, welche Reiseroute die Argonauten nahmen, kann sich diese Karte ansehen.
Hintergrundmusik: http://www.lostsoul.org/howards/midi/oldfield-midi/earth/atlantis.mid (Lament For Atlantis von MIKE OLDFIELD)
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