Isaac Newton
Leonardo da Vinci: Das letzte Abendmahl
In diesem Surftipp kommt viel Religion vor, obwohl ich eigentlich zwei Wissenschaftler würdigen wollte. Liegt's an Ostern? Einer von ihnen, ISAAC NEWTON, meinte:
Issac Newton |
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Vor vielen Jahren habe ich mal auf eine Kontaktanzeige (sinngemäß: suche gebildeten Mann, der mir sagt, was die Welt zusammenhält) geantwortet: "Es ist die Gravitation. Wozu Bildung doch gut ist". War nicht gut genug, die Frau kennenzulernen. Aber als ich in Surftipp 45/2000 HELMUT NEWTON vorstellte, dachte ich auch daran und schrieb, ISAAC NEWTON fände ich interessanter. Mit der Gravitation konnte mich ISAAC NEWTON jedenfalls überzeugen, mit seinem Gotteszitat nicht.
Daß ISAAC interessanter ist als HELMUT meint vermutlich auch ANDREW MCNAB. Er betreibt newton.org.uk zu Ehren des großen Forschers. Ein Blick ins Inhaltsverzeichnis:
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Den umfangreichsten Online-Lexikoneintrag hat möglicherweise das Kirchenlexikon! Hier nur zwei Auszüge:
NEWTON, ISAAC, * 4.1. 1643 (umgerechnet auf den zu jener Zeit in England nicht gültigen Gregorianischen Kalender / nach dem Julianischen Kalender * 25.12. 1642) in Woolsthorpe (Lincolnshire / England), 31.3. 1727 in Kensington (heute zu London gehörend), Mathematiker, Physiker und Astronom, daneben Verfasser wichtiger chemischer, alchemistischer, chronologischer und theologischer Studien. Ab 1655 Besuch des Gymnasiums in Grantham, ab 1661 »subsizar« des Trinity College in Cambridge und daselbst Student der Mathematik bei I. BARROW (1630-1677), 1664 Stipendiat des Trinitiy College, 1665 B.A., 1667 fellow des Trinity College, 1668 Magister, von 1669-1701 als Nachfolger seines Lehrers BARROW Lucasian Professor« für Mathematik in Cambridge. Im Jahre 1696 wurde N. Münzwardein in London, seit 1699 war er bis zu seinem Tode Direktor der Königlichen Münze. Nach der Glorious Revolution von 1688 wurde N. 1689 als Vertreter von Cambridge ins Unterhaus und 1701 abermals zum Mitglied des Parlaments in Westminster gewählt. N. wurde im Jahre 1672 Mitglied der Royal Society, war seit 1699 auswärtiges Mitglied der Pariser Akademie, war von 1703-1727 Präsident der Royal Society und wurde im Jahre 1705 im Trinity College in den Adelsstand erhoben...
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band XVI (1999) Spalten 1130-1138 Autor: JÖRG ULRICH
Das Kirchenlexikon behandelt die weniger ins allgemeine Bewußtsein eingegangenen Glaubensaussagen NEWTONs:
Weit mehr als das in den »Principia« und in den Opticks« dargelegte Material findet sich in der erst unlängst einigermaßen vollständig herausgegebenen Korrespondenz und in den inzwischen edierten wissenschaftlichen Manuskripten, die N. selbst nicht zur Veröffentlichung vorgesehen hatte. Ihre nach wie vor in Arbeit befindliche gründliche Durchsicht dürfte die Einschätzung der Forschungen N.s noch einmal auf eine ganz neue und differenziertere Basis stellen. Die mathematisch-physikalischen Anschauungen N.s, setzten sich zunächst nur zögernd durch, genossen aber im späten 18. und im 19. Jahrhundert eine nahezu kanonische Geltung unter den Naturwissenschaftlern. Die sich v.a. gegen N.s Wissenschaftstheorie richtende, scharfe und abfällige Kritik eines GOEHTE und eines HEGEL stellt demgegenüber eher eine Ausnahme dar. Erst zu Anfang des 20. Jahrhunderts erfuhren die Anschauungen N.s durch die Entwicklung der Relativitätstheorie durch A. EINSTEIN eine grundsätzliche Revision. - Die bahnbrechenden Ergebnisse seiner mathematisch-naturwissenschaftlichen Forschungen standen für N. keineswegs in unauflöslichem Widerspruch zum Gottesglauben. Ganz im Gegenteil führte gerade der dynamische Grundzug seiner Physik zu dem Versuch, die erkannten und beschriebenen Gesetze der Bewegung mit dem Gedanken des andauernden Wirkens eines unkörperlichen göttlichen Wesens zu verbinden. In der zweiten Auflage der Principia von 1713 schreibt er, nachdem ihm in Reaktionen auf die erste Auflage des Werkes Atheismus vorgeworfen worden war, im dem Text beigegebenen Scholium generale: »Ohne allen Zweifel konnte diese Welt, so wie wir sie erfahren, mit all ihrer Vielfalt an Formen und Bewegungen, nur und aus nichts anderem entstehen als aus dem absoluten und freien Willen Gottes, der über alles herrscht und regiert.« Diese für N. noch so typische Wechselbeziehung von naturwissenschaftlichen und theologischen Aussagen wurde allerdings schon in der NEWTON-Rezeption insbesondere der französischen Aufklärung (VOLTAIRE, MAUPERTUIS, ALEMBERT, DUCHATELET) weitgehend aufgehoben. - Gott ist für N. »eine vollkommene Einheit, ein Wesen, einfach, unteilbar, lebend und immer Leben gebend, immer und überall notwendig existierend, in höchstem Maße alles verstehend, aus Freiheit das Gute wollend«. Diese platonisierende und dabei die höchste Einheit und Hoheit Gottes betonende Vorstellung hat N. immer wieder in die Nähe zum »Arianismus« gebracht. So wundert es nicht, daß er sich in zwei kirchenhistorischen Traktaten eingehend mit dem arianischen Streit beschäftigt und dabei die Verurteilung des Arius in Nizäa als Abkehr von der wahren Gottesauffassung zu entlarven versucht hat. In scharfsichtig-analytischer Umkehr der altkirchlichen Häresiographie unterstellt N. hierbei dem Gegner der Arius, Athanasius, tiefste moralische Verderbtheit. N. selbst bleibt jedoch in seinen Ausführungen auf der scheinbar unverfänglichen dogmengeschichtlichen Ebene stehen. Er selber hat sich nie offen als »Arianer« bezeichnet - anders als sein Schüler und Anhänger WILLIAM WHISTON, der sich im Jahre 1710 öffentlich zum Arianismus bekannte und daraufhin den von N. übernommenen Lucasianischen Lehrstuhl in Cambridge verlor.
Dagegen argumentiert anderthalb Jahrhunderte später
FRIEDRICH ENGELS - Dialektik der Natur Die Naturforschung in der Geisterwelt
|337| Es ist ein alter Satz der in das Volksbewußtsein übergegangenen Dialektik, daß die Extreme sich berühren. Wir werden uns demnach schwerlich irren, wenn wir die äußersten Grade von Phantasterei, Leichtgläubigkeit und Aberglauben suchen nicht etwa bei derjenigen naturwissenschaftlichen Richtung, die, wie die deutsche Naturphilosophie, die objektive Welt in den Rahmen ihres subjektiven Denkens einzuzwängen suchte, sondern vielmehr bei der entgegengesetzten Richtung, die, auf die bloße Erfahrung pochend, das Denken mit souveräner Verachtung behandelt und es wirklich in der Gedankenlosigkeit auch am weitesten gebracht hat. Diese Schule herrscht in England... Ebenso beschäftigte sich ISAAK NEWTON auf seine alten Tage viel mit der Auslegung der Offenbarung JOHANNIS. Was Wunder also, wenn in den letzten Jahren der englische Empirismus in einigen seiner Vertreter - und es sind nicht die schlechtesten - der von Amerika importierten Geisterklopferei und Geisterseherei anscheinend rettungslos verfallen ist.
Andere Nachschlagewerke:
Daß NEWTONs anfänglich wenig naturwissenschaftliches Denken an seiner familiären Herkunft lag, hat JOHANNES FRIED herausgefunden. Im Büchermarkt (DLF 17.6.2002) berichtet er:
NEWTON war der Ziehsohn eines Pastors, er war völlig aufgewachsen in religiösen Kategorien und gleichzeitig ein rationaler, naturwissenschaftlicher Denker und Forscher, der keine Verbindung zwischen transzendentem Wirken und irdischer Realisation ins Auge gefaßt hat. Gleichwohl hatte er apokalyptisch gedacht, gleichwohl hatte er Deutungen der Apokalypse und des Buches Daniel vorgenommen. Sie haben ein wunderschönes Beispiel von NEWTON in seiner Auslegung der Apokalypse und der Stelle, in der die Heuschrecken in der Apokalypse des Johannes erwähnt werden: Er sagt, die Heuschrecken werden zwei Mal erwähnt. Die Heuschrecke lebt 150 Tage, zwei Mal erwähnt heißt 300 Tage, Tage für Jahre genommen heißt 300 Jahre. Die Heuschrecke symbolisiert den Islam, folglich habe ich 300 Jahre islamischer Herrschaft zu suchen in der Weltgeschichte. Ich finde sie vom 7. bis 10. Jahrhundert.
JOHANNES FRIED: Aufstieg aus dem Untergang. Apokalyptisches Denken und die Entstehung der modernen Naturwissenschaft im Mittelalter
C.H. Beck, 262 S., 18 Abb., geb., EUR 44,-
Besprechung von KLAUS ENGLERT
Soviel zu seinem Lebenslauf und seiner Sympathie mit den Mächten der Finsternis, wichtiger sind aber seine wissenschaftlichen Leistungen.
Seine Entdeckungen und Theorien bildeten den Grundstock für ein naturwissenschaftliches Weltbild, das über zwei Jahrhunderte Gültigkeit hatte. Mit der Fluxionsrechnung begründete NEWTON die heute als Infinitesimalrechnung bekannte Form der Mathematik (neben GOTTFRIED WILHELM LEIBNITZ). Er beschäftigte sich mit Licht und Optik, formulierte die drei "Grundgesetze der Bewegung" und leitete daraus das universelle Gesetz der Gravitation ab.
Welcher Zusammenhang besteht zwischen diesen Entdeckungen/Entwicklungen?
http://www.newton.org.uk/gallery/kn89-2.jpg |
In seinem Hauptwerk 'Philosophiae Naturalis Principia Mathematica' wendete er die Gesetze der Mechanik auf die Himmelskörper an. Mit einer anziehenden universellen Gravitationskraft konnte er die Keplerschen Gesetze der Planetenbewegung begründen. NEWTON hat dafür die Differentialrechnung erfunden, unabhängig von LEIBNITZ, dessen Notation df/dx noch heute verwendet wird. Universität Osnabrück, Theorie der Physik Das nebenstehende Porträt ist das früheste und wurde 1699 von GODFREY KNELLER gemalt. Heute wird es im Farleigh House, dem Sitz des Earl of Portsmouth, gezeigt. |
NEWTONs Neugier wurde von einfachen Phänomenen (Seifenblase, fallender Apfel) angesprochen, was diesen Wissenschaftler auch für Laien interessant macht. Zudem erforschte er in einer Zeit, in der auch manche Erkenntnisse noch normalen Menschen verständlich gemacht werden konnten. Zu Seifenblasen fand er jedoch noch keine Lösung, erst später wurde die Wellentheorie des Lichtes entwickelt (s.u.).
ALFRED RUPERT HALL "Sir ISAAC NEWTON" Microsoft® Encarta®. Copyright © 1998 Microsoft Corporation: According to the well-known story, it was on seeing an apple fall in his orchard at some time during 1665 or 1666 that NEWTON font size="3">conceived that the same force governed the motion of the Moon and the apple. He calculated the force needed to hold the Moon in its orbit, as compared with the force pulling an object to the ground. He also calculated the centripetal force needed to hold a stone in a sling, and the relation between the length of a pendulum and the time of its swing. These early explorations were not soon exploited by NEWTON, though he studied astronomy and the problems of planetary motion. Mehr zur Apfel-Anekdote: NEWTON and the Apple |
http://www.knowhow-kompakt.com/jpegs/apfel.jpg |
Bei der Uni Basel fand ich dazu eine endlich mal präzise Erläuterung und die Anleitungen zum Experiment von/nach H. CAVENDISH!
Das NEWTON'sche Gravitationsgesetz
Das zweite KEPLER'sche Gesetz besagt, dass die Kraft, welche mit der Gravitationswechselwirkung assoziiert wird, eine Zentralkraft ist. Das heisst die Kraft wirkt längs einer Verbindungslinie zwischen den Schwerpunkten zweier wechselwirkender Körper. Wenn wir annehmen, dass die Gravitationswechselwirkung eine allgemeine Eigenschaft ist, muss andererseits die Kraft F, die mit der Wechselwirkung assoziiert wird, proportional zur "Menge" an Materie in jedem Körper sein, d.h. proportional den entsprechenden Massen m1 und m2. Wir können daher schreiben:
http://www.unibas.ch/phys-ap/vers75/_images/_18356_equation45.gif
Es ist schwierig, die Abhängigkeit der Kraft F von der Entfernung r zu bestimmen. Im Prinzip wird die Abhängigkeit experimentell bestimmt, indem die Kraft zwischen den Massen m1 und m2 bei verschiedenen Entfernungen gemessen wird, wodurch die Beziehung zwischen F und r schliesslich abgeleitet werden kann. Eine solche experimentelle Bestimmung ist in der Tat möglich. Sie verlangt jedoch eine empfindliche Messapparatur und für AP-Verhältnisse relativ grosse Geduld.
NEWTON hatte jedoch keine solchen experimentellen Möglichkeiten. Er erkannte motiviert durch die KEPLER-Gesetze, wie das Gravitationsgesetz beschaffen sein musste:
Die Gravitationswechselwirkung zwischen zwei Körpern kann durch eine zentrale Anziehungskraft ausgedrückt werden, die den Massen der Körper direkt proportional und dem Quadrat der Entfernungen zwischen ihnen umgekehrt proportional ist.
Oder etwas moderner ausgedrückt:
http://www.unibas.ch/phys-ap/vers75/_images/_18356_equation57.gif
wobei g die Proportionalitäts- oder Gravitationskonstante ist. Mit der Gleichung (2) sind jedoch die beiden wechselwirkenden Körper als Punktmassen zu verstehen. Für die Beschreibung der Planetenbahnen vernachlässigt man dabei, im Vergleich mit den grossen Entfernungen, die Ausdehnung der Planeten.
Das Faszinierende und durch den Feldbegriff etwas verständlich gemachte Problem oder Phänomen der Gravitation ist die "Wirkung aus der Distanz":
Ein weiteres beständiges Rätsel ist das der "Wirkung aus der Distanz" oder nicht-lokalen Kausalität. Dies zeigt sich besonders in den Weiten der Quantenphysik.. Beispiele für "bedeutungsvolle Zufälligkeiten" sind beispielsweise die anscheinend "telepathische" Kommunikation, die scheinbar "hellseherische" Fähigkeiten und die "Koinzidenz" zwischen dem Beten und dem Eintreten des Erbetenen, wie Heilung...
Die metaphysische Annahme der Getrenntheit führte zu einer sehr verzwickten Frage: Wie können physisch getrennte Objekte wie Erde und Mond eine Wirkung aufeinander haben? Tatsächlich wurde Isaak Newton's Theorie der Gravitation anfangs von Kriti kern attackiert, weil "Wirkung aus der Distanz" scheinbar auf eine Wiederbelebung der Vorstellung von "okkulten Eigenschaften" hinauslief, von denen man angenommen hatte, sie würden der Vergangen heit des Mittelalters angehören. Die psychologische Unbehaglichkeit bei der Vorstellung scheinbar getrennter Dinge, die aufeinander einwirken, wurde durch die Erfindung der Gravitationsfelder gemildert. Bis heute haben Generationen von Wissenschaftlern versucht, uns mit dem Gedanken der "Wirkung aus der Distanz" vertraut zu machen, indem sie elektri sche Felder, magnetische Felder, elektromagneti sche Felder, morphogenetische Felder und so weiter, postulierten. Diese Felder-Konzepte sind mathematische Kunstbegriffe zur Verbindung der Dinge, und sie sind sehr nützlich, wo sie passen. In der heutigen Wissenschaft basiert fast alles, zumindest implizit, auf dieser ontologischen Annahme der Getrenntheit und einer epistemologischen Annahme, alles Wissen basiere auf den durch die physischen Sinne vermittelten Daten - was zum Ersinnen von Feldern führt, um den Interaktionen entfernter Dinge Rechnung zu tragen.
ISAAC NEWTON übertrug die Erkenntnisse der Mechanik auf andere Gebiete. Bei der Astronomie funktionierte das besser als beim Licht. Heute wird das Licht als Welle und Teilchen gesehen, NEWTON sah nur den Teilchencharakter.
Die Idee vom Teilchencharakter des Lichtes hatte bereits der englische Physiker Sir ISAAC NEWTON geäußert, allerdings nicht aufgrund zweifelsfreier experimenteller Befunde, sondern aus Begeisterung über seine selbstentworfene Mechanik. Auch NEWTON glaubte schon, die Weltformel in Händen zu halten, da seine Mechanik eine universelle Verbindung zwischen so unterschiedlichen Dingen wie den Kreisen der Gestirne und dem Fallen eines Apfels herstellt. Angespornt durch diesen ungeheuren, weltweit bestaunten Erfolg, versucht er auch die Gesetze der Optik als Teilgebiet der Mechanik zu begreifen. Licht, als Teilchenstrom verstanden, würde zwanglos den scharfen Schattenwurf und die geradlinige Ausbreitung von Licht erklären. Für die Deutung anderer Phänomene wie Interferenzerscheinungen, also die gegenseitige Auslöschung bestimmter Lichtstrahlen, muß er jedoch einige Hilfsvorstellungen in sein Modell hineinmogeln.
1704 veröffentlicht NEWTON seine Abhandlungen zur Optik in drei Bänden. Darin entwickelt er eine Theorie der Brechung und der Farben auf der Basis der Teilchenvorstellung. Weißes Licht denkt er sich aus Strahlen unterschiedlicher Brechbarkeit zusammengesetzt, wobei die Strahlen den Farben rot, orangerot, gelb, grün, blau u. violett entsprechen. Das vom Prisma erzeugte farbige Streifenband, so "wirklich" es dem Auge erscheine, hält er aber für etwas Immaterielles und nennt es "Spektrum", abgeleitet von dem lateinischen Wort für Geist. Das Werk macht Karriere, in der Wissenschaft ebenso wie in der Kunst, der Philosophie und Theologie.
NEWTONs streng physikalisch formulierte Farbenlehre findet glühende Verfechter wie hitzige Gegner, auch weit über seine Zeit hinaus. Tote soll man nicht beschimpfen. Aber als GOETHE rund achtzig Jahre danach sein eigenes, rein auf ästhetische und sittliche Grundsätze gestütztes Weltbild entwirft, kann er der beißenden Polemik nicht widerstehen. Er sucht das Wahre, Gute, Schöne, und das Licht spendet ihm einen so reichen Schatz an Sinnbildern und Gleichnissen, daß er dem menschlichen Empfinden mehr vertraut als der schnöden Messung. Seine Farbenlehre - volle sechs Bände, davon ein Anti-NEWTON-Band - stellt den letzten großen Versuch dar, ästhetisches Empfinden physikalisch auszudrücken. GOETHE gründet seine Lehre auf den Gegensatz und die Spannung zwischen Hell und Dunkel. Und aus der Trübung sollen alle Farben entspringen.
Geschichte des Lichts - Folge 2: Die Geburt des Lichts Autor: Falk Fischer Redakteur: DETLEF CLAS
Ein Versuch könnte mit Seifenblasen erfolgen.
Seifenblasen: Spielzeug der Wissenschaft
Seit vor etwa 5000 Jahren von den Sumerern die Seife erfunden wurde, haben die Seifenblasen die Menschen bis heute begleitet und erfreut. Nicht nur Kinder, auch Wissenschaftler gerieten in ihren Bann. So beschäftigten sich LEONARDO DA VINCI (1452-1519) mit der Oberflächenspannung von Flüssigkeiten und ISAAC NEWTON (1643-1727) mit dem Farbenspiel in der Seifenhaut. Der berühmteste Vertreter in neuerer Zeit, der sich der Seifenblase und den damit verbundenen Phänomenen verschrieben hat, war CHARIES VERNON BOYS (1855-1944), ein Mitglied der Britischen Royal Society, dessen klassische Vorlesung über "Seifenblasen, ihre Entstehung und ihre Farben" 1890 in London veröffentlicht wurde...
Wie entsteht die prächtige Färbung?
ISAAK NEWTON wollte es 1665 genau wissen: Warum erzeugen Seifenblasen aus einer farblosen Flüssigkeit leuchtende, tanzende Farben auf Ihrer Oberfläche? Seine Annahme, dass diese Erscheinung mit dem geringen Abstand von Innen- und Aussenfläche der Blasen zusammenhängen müsse, bekräftigte er mit einer Reihe von optischen Versuchen.
http://www.th.physik.uni-frankfurt.de/~jr/gif/phys/stamp_newton.jpg
Richtig lag NEWTON wiederum mit seiner Bescheidenheit:
Mit NEWTON läßt sich (im Reformhaus-Kurier 2/2001) für den Mittagsschlaf argumentieren:
Sogar karrierefördernd soll der Mittagsschlaf nach Meinung von Experten der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung sein.
Überzeugte Mittagsschläfer wussten das im Prinzip schon immer. Der frühere britische Premierminister WINSTON CHURCHILL beispielsweise hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sich am Nachmittag regelmäßig ins Schlafzimmer zurückzog, um zu schlummern. Andere berühmte Mittagsschläfer waren u.a. ISAAK NEWTON, BENJAMIN FRANKLIN, ALBERT EINSTEIN, KONRAD ADENAUER, JOHN F. KENNEDY oder MARGARET THATCHER.
Warum habe ich noch nicht Karriere gemacht?
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Laut Industrie- und Handelskammer zu Aachen. Internet-Business-Network Firmenindex A gibt es an meinem Wohnort eine Abendmahl Gaststätten GmbH. Das ist aber nicht der Grund für den zweiten Teil meiner Surftipps, auch nicht, daß ALBERT SCHWEITZER seine Dissertation über das Abendmahl schrieb:
SCHWEITZER, ALBERT, ev. Theologe, Kulturphilosoph, Tropenarzt, Bachinterpret, * 14.1. 1875 Kaysersberg (Oberelsaß), + 4.9. 1965 Lambarene (Frz. Kongo). - S.s Vater LUDWIG S. war ev. Pfarrer. 1893 Studium der Theologie u. Philosophie in Straßburg; Orgelunterricht bei CHARLES MARIE WIDOR in Paris. An Pfingten 1896 faßte S. den Entschluß, nach seinem 30. Lebensjahr einen Beruf menschlichen Dienens anzustreben. Im Wintersemester 1889/89 Studium der Philosophie und Musik in Paris; S. legt eine Dissertation über Kant vor. 1899 Philosophiestudium in Berlin; er wird zum Dr.phil. promoviert. 1900 Doktorexamen in Theologie mit einer Dissertation über das Abendmahl. 1902 Habilitation an der Ev.-Theol. Fakultät in Straßburg mit der Schrift »Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis«; dann Privatdozent für NT. 1905 gibt er die Absicht bekannt, Urwaldarzt zu werden. Seit 1905
Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon, Band IX (1995) Spalten 1195-1200 Autor: KLAUS KIENZLER
Ich habe bereits in Surftipp 16/2000 über die Ausstellung im Gropius-Bau über den Codex Leicester von LEONARDO DA VINCI berichtet.
Jetzt ist eine aktuelle Ausstellung in Mailand der Anlaß, von der ich im Deutschlandfunk hörte, ohne mir allerdings das Museum merken zu können. Die Ausstellung zeigt, wie LEONARDOs Meisterwerk restauriert wurde, aber auch, welche Bildsprache andere Künstler wählten und wie LEONARDOs Darstellung in späteren Werken anderer KünstlerInnen (bis zu ANDY WARHOL) aufgegriffen wurde.
Daraufhin habe ich stundenlang im Web danach gesucht und so viel gefunden, daß ich die Ergebnisse hier vorstelle. Die Ausstellung selbst habe ich aber erst nach zwei Stunden entdeckt, nachdem ich zunächst in einem Irrweg nach der italienischen Übersetzung von "letztes Abendmahl" gesucht habe. Das ging so: Ich habe nur noch italienische Dokumente anzeigen lassen in denen "last supper" stand und hoffte, daneben den italienischen Ausdruck zu finden. So ähnlich wurden auch die Hieroglyphen entschlüsselt. Mit "ultima cena" habe ich dann weitergesucht, aber nicht das Gesuchte gefunden (vielleicht ist das zu aktuell). Schließlich bin ich relativ konventionell mir "Milano Museum" zum Erfolg gekommen.
Il genio e le passioni. Leonardo e il Cenacolo
I precedenti, i disegni, i riflessi di un capolavoro
Palazzo Reale
Dal 21 marzo al 17 giugno 2001
Orario: tutti i giorni 9.30 - 20.00;
giovedì, 9.30 - 23.00
Ingresso: Lit. 15.000 (intero); Lit. 12.000 (ridotto)
Una splendida mostra a coronamento dei lavori di restauro compiuti sul Cenacolo di Milano.
Die Öffnungszeiten gefallen mir. Richtig überzeugt war ich erst, als ich die Erläuterungen von vermutlich PIETRO MARANI fand, in denen auf kleinen Bildchen Kunstwerke anderer Künstler gezeigt wurden: Il genio e le passioni: una mostra dedicata agli storici dell'arte
Onlinekunst hat 6 Dokumente über LEONARDO im Netz. Das Abendmahl wird in Teil 2 der Biografie gezeigt, das ist aber nicht die Startseite, auf die ich hier verlinke. Das geschieht übrigens erst 2005 und ich möchte auch loben, daß sie die URLs in den vier Jahren nicht geändert haben.
Die umfangreichste Darstellung zu LEONARDO DA VINCIs letztem Abendmahl in Santa Maria delle Grazie, Mailand, die ich im WWW gefunden habe, behandelt auch die einzelnen Charaktere und Bildausschnitte wie den Hintergrund und den Tisch.
Das Bild hat viel erleiden müssen:
During the night before the Assumption Day of 1943 the difficult story of the Last Supper began: a bomb fell on the cloister next to the refectory destroing the left part of the room, leaving the wall of the Last Supper under the power of weather and men. The masterwork endured many other offencies: for example, a door has been made in the centre of the wall with the Last Supper to connect the pantry to the refectory without taking care about LEONARDO's work.
Vielen erscheint die Verwendung des Meisterwerks als Comic, Tätowierung oder in der Werbung auch als Leid oder Mißbrauch. Da ich keine religiösen Gefühle habe, kann ich das nicht beurteilen, aber ein paar Texte darüber im WWW anbieten. Besonders umstritten war eine von zwei Versionen für OTTO KERN:
Weihnachtsmann WENDERS wirbt für die Japaner
"Die Kunst der Werbung" - auf der Berliner Sommerakademie kommen sich zwei bisher fremde Bereiche näher
Berliner Zeitung Datum: 13.07.1995 Ressort: Kultur Autorin: ELKE BEHLE
Dem renommierten Fotografen HORST WACKERBARTH gelingt es hingegen immer wieder, seine Projekte künstlerisch, redaktionell, und kommerziel mehrfach zu verwerten. Wackerbarth, der gleich mehrere Workshops der Sommerakademie leitete, bekennt unumwunden: "Eine Auftragsarbeit soll mir und meinem Auftraggeber Geld bringen." Bis zum Februar diesen Jahres profitierte davon das Modeunternehmen OTTO KERN. Eine, wie WACKERBARTH sagt, "Provinzschneiderei im Pfälzer Wald", die er durch sperrige Modeaufnahmen als Marke etablierte und deren Umsätze sich daraufhin innerhalb von sechs Jahren verdreifachten. Mit verhältnismäßig wenig Geld, doch um so mehr Originalität und Mut gelang es ihm über eine flüchtige Rezeption hinaus, Werbekampagnen quasi als Medienereignisse zu inszenieren. So besetzte er "Stars" wie NAOMI CAMPBELL oder HEIKE HENKEL konträr zum Image oder verletzte provokativ religiöse Traditionen: ein weiblicher JESUS im Kreise halbnackter Jüngerinnen in OTTO-KERN-Jeans beim Abendmahl. Ein im Umlauf gebrachtes Gerücht löste schon vor Erscheinen der Anzeige einen Medienrummel aus, der unbezahlbar gewesen wäre.
Eine Abbildung der Version 12 Männer um eine Frau zeigen die Theologen der Uni Erfurt.
MATTHIAS BÖHNI schrieb im Schweizer Tagesanzeiger:
Als der Münchner Modemacher OTTO KERN 1993 barbusige Mädchen für seine Jeans werben liess, musste er die Anzeige schleunigst zurückziehen. Nicht wegen zuviel nackter Haut, sondern weil es eine Nachstellung von LEONARDOs "Abendmahl" war - die Models entsprachen den Jüngern JESU. Die verantwortlichen Werber steckten Tadel ein, diesmal nicht nur wegen Sexismus, sondern auch wegen Entweihung hehrer Kunst und Verletzung religiöser Gefühle.
In Wirklichkeit sehen wir oben eine bekleidete Frau und halbnackte Männer. Diese Version (die einzige, die ich im WWW fand) zog weniger Kritik auf sich als die von BÖHNI beschriebene. Die Werber hatten zwar strikt auf Parität geachtet und zwei Anzeigen entwickelt, um den Sexismus-Vorwurf zu vermeiden, es hat aber nichts genutzt. Bei halbnackten Frauen scheint eben auch hierzulande irgendwas in Gefahr, das Christentum, die Würde der Frau oder was auch immer. Die Taliban sehen das auch so, nur konsequenter, wenn sie Frauen mit schlecht sitzendem Schleier diesen am Kopf festtackern.
In Das Kreuz am Körper. Dem religiösen Phänomen von Tattoo und Piercing auf der Spur von MARCUS ANSGAR FRIEDRICH wird eine Tätowierung gezeigt, die DA VINCIs letztes Abendmahl als Froschveranstaltung parodiert. Ich mag Tätowierungen nicht und erspare mir das Einbinden der Abbildung, ihr habt ja den Link.
Nachtrag 14.1.2006: Der neue satirisch gemeinte Kult des Fliegenden Spaghettimonster hat auch schon eine Abendmahlsdarstellung:
In dem Zusammenhang möchte ich noch auf eine beeindruckende Dissertation hinweisen, die ich nur gefunden habe, weil dort Abendmahlsdarstellungen erwähnt werden, deren Thema das aber nicht ist, aber gut zu Ostern paßt, nämlich
Die Kleider der Passion.
Für eine Ikonographie des Kostüms
Dissertation zur Erlangung des akademischen Grades doctor philosphiae (Dr. phil)
eingereicht an der Philosophischen Fakultät III der Humboldt-Universität zu Berlin
von ANDREA-MARTINA REICHEL, geb. 8.1.1960
Es lag zwar nahe, einen religiösen Titel zu nehmen, ich wollte das aber vermeiden und dachte deshalb zunächst an "Physical", immerhin mal von OLIVIA NEWTON-JOHN gesungen. Aber "physical" bedeutet nicht "physikalisch" sondern "körperlich" (vgl. den Text) wie "silicon" nicht "Silikon" sondern "Silizium" bedeutet. Dann dachte ich an den Apfel und entschied mich für "Please help me I'm falling" (Text: Please Help Me I'm Fallin' as recorded by HANK LOCKLIN).
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