Morde
Vergewaltigungen und
Zwangsprostitution
John Rabe
chemische und biologische Experimente
Leugnen der Verbrechen
Deutschland - Japan
Im August hatte ich erwogen, einen Surftipp zu den Atombombenabwürfen auf Hiroshima und Nagasaki zu schreiben, aber dann davon abgesehen, weil ich nicht möchte, daß Japan hier bei der ersten Erwähnung als Opfer erscheint. Japan war Aggressor in Asien. "Schon 1910 hatte Japan Korea besetzt und kolonialisiert, im Jahre 1931 folgte der Einmarsch in die Mandschurei, 1937 überfielen japanische Truppen China. Dann wurden auch die anderen südostasiatischen Staaten angegriffen; deren Bürger wurden in Japan als Untermenschen angesehen. Die japanische Armee beging dabei zahlreiche schwere Kriegsverbrechen. Die bekanntesten: die Massaker von Nanking 1937 an über einer halben Million Menschen innerhalb weniger Tage, die Menschenversuche einer Spezialeinheit im Norden Chinas, die Verschleppung von Hunderttausenden Frauen in Bordelle für japanische Soldaten, die Ermordung Hunderttausender durch Zwangsarbeit im Dschungel Südostasiens." (BENNI TROTTKE).
Die Mandschurei war industriell recht entwickelt und wurde auch von Japan als Industriegebiet genutzt. Schon seit 1929 produzierte Japan auf der Insel Ohkuno schemische Waffen. Nach dem Einmarsch in die Mandschurei wurde in Qiqihar die Einheit 516 errichtet. Während die kriegsführenden europäischen Mächte den Einsatz von Giftgas vermieden, schätz man, daß Japan Giftgas in etwa 2000 Einsätzen benutzte. Die Überreste der Chemiewaffen stellen noch heute eine große Gefahr dar:
During the final weeks of WWII, Japanese lmperial Army truckloaded thousands of Chemical Weapons, including mustard gas and another lethal toxin and dumped them into the Nen River, northeast China. The dumping was part of a secret campaign to erase evidence of Japan's Chemical War against China. The cover-up nearly succeeded...
After the war, China began gathering abandoned chemical weapons and burying them in remote Dunhua County. It is now Asia's most dangerous dump. Today the two massive pits there contain more than half a million munitions shells. Experts warned that an accidental explosion in Dunhua would kill everything, even grass, within a 200 kilometer radius.
It has been estimated that 700,000 - 2,000,000 Chemical Bombs most of them loaded with mustard gas and many of them corroded and leaking, are still scattered in China.
und allgemein:
Historische Entwicklung [Japans]
von MANFRED POHL
[aus den Informationen zur Politischen Bildung]
Ich möchte heute speziell das Massaker von Nanking/Nanjing betrachten. In den letzten Jahren hat dieses Massaker auch im Westen Aufmerksamkeit gefunden, wozu neben anderen die Bücher von IRIS CHANG in den USA und ERWIN WICKERT in Deutschland beitrugen. Japan überfiel China am 7.7.1937. In China tobte zwar gerade ein Bürgerkrieg, aber leichtes Spiel hatten die Eroberer nicht. Erst am 13.12.1937 fiel die damalige chinesische Hauptstadt Nanking (CHIANG KAI-SHEKs Hauptstadt) in ihre Hand, obwohl man ursprünglich einen dreimonatigen Blitzkrieg geplant hatte.
IRIS CHANG: The Rape of Nanking - The Forgotten Holocaust of World War II. 290 Seiten. Basic Books/HarperCollins, 1997 wurde auch in deutschsprachigen Zeitungen besprochen. So schrieb die Weltwoche 4/98, 22.1.1998 Die japanische Eroberung von Nanking erfolgte in der Mitte des Krieges gegen China. Er begann 1931 und endete 1945. In dieser Zeit kamen nach Schätzungen des Kriegsverbrechertribunals in Tokio zehn bis dreissig Millionen Chinesen um. Am 13. Dezember 1937 durchbrachen rund fünfzigtausend japanische Soldaten die letzte Abwehr der Verteidiger von Nanking. Sofort veranstalteten sie ein Blutbad. Tausende junger Chinesen, sowohl Soldaten wie Zivilisten, wurden zusammengepfercht, an den Rand der Stadt getrieben und dort mit Maschinengewehren niedergemäht, mit Bajonetten geköpft oder mit Benzin übergossen und bei lebendigem Leibe verbrannt... CHANG dokumentiert, dass manche Chinesen bei lebendigem Leibe begraben und dass Väter gezwungen wurden, ihre Töchter zu schänden, während Angehörige zuschauen mussten. Die japanischen Soldaten hängten Chinesen an den Zungen auf eiserne Haken und begruben andere bis zum Gürtel, um dann blutrünstige Wolfshunde auf sie loszuhetzen. Die Japaner brachten so viele Menschen um, dass sie Mühe hatten, sich all der Leichen zu entledigen. |
http://www.arts.cuhk.edu.hk/NanjingMassacre/nmmap.gif |
The Rape of Nanking : The Forgotten Holocaust of World War II by IRIS CHANG Paperback - 290 pages (November 1998) Penguin USA (Paper); ISBN: 0140277447 |
http://images.amazon.com/images/P/0140277447.01.MZZZZZZZ.jpg |
IRIS CHANG Die Vergewaltigung von Nanking. Das Massaker in der chinesischen Hauptstadt am Vorabend des Zweiten Weltkriegs. Gebundene Ausgabe - 283 Seiten (1999) Pendo-Vlg., Zürich; ISBN: 3858423459 Preis: DM 48,00 EUR 24,54 |
http://images-eu.amazon.com/images/P/3858423459.03.MZZZZZZZ.gif |
Ein Interview mit der Autorin ist nachzulesen bei
Bei Amazon hat die US-Fassung inzwischen 228 Besprechungen durch Leser bekommen. Bei der deutschen gibt es erst 2. Besonders interessant ist der Beitrag von Prof. UWE MAKINO, Chuo Universität Tokyo, Juristische Fakultät
IRIS CHANGs Buch allerdings wäre besser nicht erschienen. Es hat zu viele Fehler, und es ist offensichtlich unter Zeitdruck geschrieben worden, denn 1997 jährte sich das Massaker zum 60.Mal. Japans Rechte, d.h. die Leugner und Verharmloser, haben hier ein gefundenes Fressen für ihre verqueren Ansichten. Ich selbst habe Kontakte zu seriösen japanischen Historikern, die alle nur abwinken, wenn man sie auf das Buch von CHANG anspricht. Sie hat ihren Bestseller in den USA gehabt - aber den Japanern, die an Aufklärung interessiert sind und ihre Landsleute mit der Wahrheit konfrontieren wollen, hat sie einen Bärendienst erwiesen. Die geplante Übersetzung ins Japanische wird nicht erscheinen, weil sie sich weigerte, Anmerkungen zuzulassen (in der deutschen Ausgabe hingegen gibt es welche)...
Es wäre zu wünschen, daß dem deutschsprachigen Lesepublikum in Übersetzung zugänglich gemacht wird:
TOBIAS STRAUMANN schrieb im Tagesanzeiger vom 19.7.1999
Die heftige Anklage stiess in den USA - ähnlich wie bei GOLDHAGENs Buch über "Hitlers willige Vollstrecker" - auf geteiltes Echo. Die Medien waren fast einhellig begeistert, und das Publikum kam in Strömen zu den Lesungen. Das Buch wurde innerhalb von vier Monaten in einer Auflage von 125000 Exemplaren verkauft und war zehn Wochen auf der Bestsellerliste der "New York Times", "Newsweek" publizierte Vorauszüge, IRIS CHANG trat in den prominentesten Sendungen auf.
Bei den professionellen Historikerinnen und Historikern hingegen war das Urteil kritischer. Nicht nur CHANGs Vergleich mit dem Holocaust rief Widerspruch hervor, auch das Fehlen einer profunden Analyse wurde bemängelt. So schrieb der Stanford-Professor DAVID M. KENNEDY in einer viel beachteten Kritik: "Dieses Buch beschreibt den Horror in Nanking sehr gut, aber es erklärt ihn nicht." KENNEDY bestreitet auch, dass das Massaker völlig vergessen worden sei und Japan sich nie für seine Verbrechen im Zweiten Weltkrieg entschuldigt habe. "IRIS CHANG wiederholt das alte westliche Klischee: Deutschland erinnert sich zu viel an den Zweiten Weltkrieg, Japan zu wenig."
Doch wie schon bei der GOLDHAGEN-Debatte lässt sich auch bei dieser Kritik fragen: Was ist wichtiger, die akademisch umfassende Erklärung eines historischen Problems oder der Hinweis auf bisher vernachlässigte Ereignisse? Ausserhalb der chinesisch-amerikanischen Exilgemeinde waren ja die Verbrechen des japanischen Imperialismus bis anhin nur in groben Zügen bekannt. Seit IRIS CHANGs Bericht hat sich das geändert - ein einzigartiger Erfolg für ein Buch. Die Kritik, dass der japanische Imperialismus dabei nicht umfassend erklärt werde, wirkt eher kleinlich.
Aber im WWW gibt es noch mehr Informationen zum Thema, so daß ich mir das Buch erst gar nicht kaufe (außer vielleicht im Modernen Antiquariat).
China News Digest. The CyberSpace Info Center for Chinese and Friends Worldwide (CND) hat die ausführlichste Darstellung:
Der Übersetzer schreibt in der Einführung:
13 Kapitel und 3 Anhänge, 1 Karte und 2 Tabellen sind im WWW veröffentlicht, außerdem Vorwort und Epilog.
http://www.cnd.org:8017/njmassacre/photos/unit731e.jpg rechts: |
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Photographs from the Nanjing Massacre in this document are courtesy of the China News Digest Nanjing Massacre Photo Archive |
Im Kapitel VI über Tötungsspiele wird z.B. berichtet, das Japaner aus den Morden Vergnügungen machten:
For instance, there was one incident in which more than 1,000 people who had been bound and marched into a square were separated into rows and made to stand still. Some were wearing long traditional gowns, while others were wearing western style clothing; some in the group were women and there were also children. The entire group was haggard, disheveled, and barefoot. First, the Japanese doused the people with gasoline and then they opened fire on the crowd with machine guns. When the bullets hit their bodies, the gasoline caught fire. The refugees' burning bodies quivered from head to toe causing the whole scene to flicker from the light of the gasoline fires on their bodies. The Japanese soldiers stood by laughing hysterically and taking pleasure from the scene they had created. (See the [two] files from the Nanjing Historical Archives, "A Record of the Miserable Conditions in Enemy Occupied Areas," Volume V (unpublished), and "A Conversation with LIU ROUYUAN After His Escape From Nanjing to Hunan.")
There were some Japanese soldiers who tied up groups of several dozen or several hundred refugees and forced them to march to the edge of a frozen pond. The Japanese forced them all to strip naked, break the ice, enter the freezing water, and "go fishing." In a matter of seconds they froze to death. Some tried to resist but were immediately shot and their corpses shoved into the frozen water. In another incident, Japanese soldiers, for no apparent reason, captured a young man and hung him from an electrical wire. Below their victim, they stacked up a pile of firewood. The wood burned slowly until much of the young man's body had been roasted and charred to a crisp. The soldiers, yelling wildly, departed the scene. On another day, the Japanese set a fire on Taiping Road. After the fire had spread, they forced a large number of shop clerks from the area to extinguish it. But while they were in the midst of putting out the fire, the Japanese soldiers used rope to tie up the fire fighters and tossed them into the blaze to be burned alive. The soldiers watched on the sidelines, raising an uproar and yelling excitedly. On yet another occasion, the Japanese bound up a group of refugees, hand and foot, and threw them into a shallow pond. One after the other, they lobbed in their grenades causing an explosive shower of blood and flesh. The assembled Japanese soldiers could not control their laughter. In another case, the Japanese tied up a group of captives and marched them to the Judicial Yuan building. One by one, the Japanese forced them to climb up to the roof of the building. Some people, realizing that their time had come, voluntarily tossed themselves off the building and fell to their immediate deaths. Others, however, had to be forced onto the roof. Down below, the Japanese had built a bonfire. The captives could neither go up nor go back down, and the screams echoed from amidst the flames.
One time, several Japanese suddenly charged into a butcher shop. They captured a young man, ordered him to remove his clothing, and poured acid all over his body from head to toe. Immediately, his body was burned. In order to speed up his death, the youth began cursing indignantly at the Japanese. From behind the young man, the Japanese followed along raising a clamor and enjoying themselves. They forced the young man to walk around until he died. There were some other Japanese who tied up a group of about 100 captives. They divided them up, gouged out their eyes, cut off their noses and ears, and then used gasoline to burn them to death.
Weitere Links:
http://tribo.org/nanking/heads.jpg
The Rape of Nanking
by JAMES YIN and SHI YOUNG, with foreword by the Most Rev. DESMOND M. TUTU and preface by Prof. YING-SHIH YÜ,
is published with parallel English and Chinese text by Innovative Publishing Group of Chicago. 328 + xv pp. $60.
ISBN 0-9632231-5-1. Copyright © 1996, 1997 by Innovative Publishing Group, Inc.
H U M A N I T I E S A N D T H E A R T S
Nightmare in Nanking
By SUE DE PASQUALE
Der schon zitierte TOBIAS STRAUMANN meint über CHANGs Buch
Die Lektüre des Buches lohnt sich auch deshalb, weil Geschichten darin enthalten sind, die einem nicht mehr aus dem Sinn gehen. Da ist zum Beispiel der verworrene Lebensweg des deutschen Siemens-Vertreters und Nationalsozialisten JOHN RABE, der kurz vor dem Einmarsch der Japaner ein Telegramm an HITLER schickte. Der Führer müsse sich bei der mit Deutschland verbündeten japanischen Regierung dafür einsetzen, "dass wir eine neutrale Zone für diejenigen einrichten, die nicht in die Schlacht um Nanking verwickelt sind". Damit erreichte er immerhin, dass die japanische Luftwaffe von nun an nur noch militärische Ziele bombardierte, was dazu beitrug, dass er während des Massakers Hunderttausenden von Chinesen das Leben retten konnte. Aber als er 1938 nach Deutschland zurückkehrte, wurde ihm sein Einsatz für die Chinesen zum Verhängnis. Die Gestapo verhörte ihn und verbot ihm jede öffentliche Stellungnahme gegen die japanische Kriegsführung. Siemens schickt ihn nach Afghanistan...
Nach dem Kriegsende wollten die Alliierten RABEs Einsatz nicht honorieren. Zuerst verhafteten ihn die Russen, dann die Briten, schliesslich wurde er von einem deutschen Bekannten als Nationalsozialist denunziert. Doch dann wendete sich das Schicksal, die Behörden sprachen nach einem langwierigen Verfahren keine Strafe gegen ihn aus - "auf Grund der erfolgreichen humanitären Arbeit in China". Und wenig später erhielt er einen grösseren Geldbetrag von den Überlebenden des Massakers. JOHN RABE starb 1950 und hinterliess ein 2000-seitiges Manuskript, das erst 1996 von IRIS CHANG gefunden wurde. Letzter Teil des verworrenen Dramas: Die Familie hat es unter Verschluss gehalten, um RABEs Nazi-Vergangenheit auszulöschen.
Na gut, IRIS CHANG hat das Tagebuch gefunden. Aufbewahrt hat es R_s Enkelin URSULA REINHARDT:
Weltwoche 4/98, 22.1.1998
Japan spricht nicht über seine Kriegsverbrechen. Zum Beispiel über Nanking, 1937. Ein neues Buch klagt jetzt an...
Von RETO PIETH
Sie nahm RABEs Fährte in Hamburg auf, weil sie wusste, dass er dort geboren war. Es gelang ihr, RABEs Enkelin URSULA REINHARDT aufzuspüren. Und diese hatte für CHANG eine ungeheure Überraschung bereit: das 1200 Seiten lange Tagebuch ihres Grossvaters, in dem dieser das Geschehen in Nanking aufgezeichnet hatte. In diesem aufwühlenden Dokument beschreibt RABE, wie er und die anderen westlichen Ausländer unter meist horrenden Bedingungen in unermüdlichem Einsatz das Leben unzähliger Chinesen retteten, Vergewaltigungen stoppten, hungernden Stadtbewohnern im Kugelhagel Reis brachten und zitternden Frauen in der Sicherheitszone bei der Geburt beistanden. Für die Chinesen wurde RABE der «lebendige Buddha von Nanking». Das Hitler-Regime in Deutschland allerdings war nicht beeindruckt. Nach seiner Rückkehr verfasste RABE zuhanden HITLERs einen detaillierten, illustrierten Bericht über die Greueltaten in Nanking und versuchte, in Vorträgen und Auftritten die Öffentlichkeit auf die Massaker aufmerksam zu machen. Doch die Gestapo nahm ihn in Gewahrsam, verhörte ihn stundenlang und machte ihm klar, er solle gefälligst das Maul halten, wenn ihm sein Leben lieb sei. Nazi-Deutschland hatte kein Interesse daran, den künftigen Bundesgenossen Japan vor den Kopf zu stossen.
Nach dem Krieg war RABE mittellos und ein gebrochener Mann. Doch als die Chinesen in Nanking vom Elend ihres Helden erfuhren, sammelten sie hundert Millionen chinesische Dollar - rund zweitausend amerikanische Dollar - und schickten sie an RABE. Ausserdem erhielt er von den Chinesen jeden Monat ein Paket mit Lebensmitteln - bis 1949 die Kommunisten in China die Macht übernahmen. 1950 starb RABE an einem Gehirnschlag. Warum geriet nach dem Zweiten Weltkrieg die Verwüstung von Nanking dermassen in Vergessenheit? Laut CHANG lag das hauptsächlich am Kalten Krieg. Beide Chinas - die kommunistische Volksrepublik und Taiwan - bemühten sich, Japan für sich zu gewinnen. Weil sie Tokio nicht vor den Kopf stossen wollten, liessen sie das Thema Nanking fallen. Auch die Vereinigten Staaten drängten Japan nicht, das grauenhafte Geschehen in Nanking aufzuarbeiten. Washington brauchte Tokio als Verbündeten gegen die Sowjetunion und gegen China. Heute liegt die Hauptverantwortung für die fehlende umfassende Abklärung des Blutbades von Nanking anderswo: in Japan, dessen Archive noch immer geschlossen sind und wo weder die Geschichtsschreibung noch die Massenmedien das Volk über die Rolle ihrer Heimat im Zweiten Weltkrieg aufklären.
Oft wird JOHN RABE mit OSKAR SCHINDLER verglichen, anscheinend auch von der New York Times, wie Amazon in der eigenen Besprechung behauptet.
Der Herausgeber ERWIN WICKERT [Vater von ULRICH WICKERT und lange Zeit Diplomat in China, N.S.], der als Student im Jahr 1936 einige Zeit in seinem Haus wohnte, hat ihn als sympathischen, allseits beliebten, humorvollen, hilfsbereiten, aber keineswegs besonders auffälligen Menschen kennengelernt. Ein Jahr später jedoch, als japanische Truppen in ihrem Eroberungskrieg Chinas damalige Hauptstadt Nanking eroberten, wuchs JOHN RABE weit über seinen Kaufmannsberuf hinaus. Von den Ausländern Nankings einstimmig zum Vorsitzenden eines Komitees gewählt, errichtete er zusammen mit amerikanischen und zwei deutschen Freunden in Nanking eine Sicherheitszone für 250 000 Chinesen. Mitten in dem Chaos der japanischen Besetzung war er monatelang faktisch Bürgermeister einer Großstadt...
Das Buch schildert JOHN RABE und seine Zeit aus seinen Tagebüchern, aus diplomatischen Berichten, Dokumenten, Pressemeldungen, Zeugnissen von Zeitgenossen und durch Auszüge aus seinen Protesten bei den Japanern über die Greueltaten der Truppen, die wochenlang plündernd, mordend, vergewaltigend und brandstiftend durch die Stadt zogen. 'Wir sind in jenen Dezembertagen buchstäblich über Leichen gestiegen,' schreibt JOHN RABE, 'fast ein jeder von uns stand dutzendmal in Gefahr ermordet zu werden. Ich hatte keine andere Waffe als mein Parteiabzeichen und meine Armbinde mit dem Hakenkreuz.' JOHN RABE wurde einige Monate nach dem Einmarsch der Japaner gegen seinen Willen von seiner Firma nach Berlin zurückbeordert. Als er dort in Vorträgen das Massaker der Japaner schilderte, verhaftete ihn die Gestapo und beschlagnahmte seine Tagebücher sowie einen Film über die Greuel. Seine Firma beschäftigte ihn nur noch in subalternen Positionen. Nach dem Krieg wurde seine Entnazifizierung zunächst abgelehnt. Seine Firma zögerte, ihn wieder einzustellen. Er hielt sich lange Zeit durch Gelegenheitsarbeiten am Leben, hungerte, erkrankte und hatte resigniert. 'In China ein Lebender Buddha' schrieb er in seinem von ERWIN WICKERT gefundenen späten Tagebuch, 'hier ein Pariah, ein Outcast. Da kann man schon vom Heimweh kuriert werden.' Er starb in Armut, öffentlich unbekannt, 67 Jahre alt, im Januar 1950 in Berlin.
Somit haben wir zwei Versionen, wer das Buch gefunden hat, CHANG oder WICKERT. Der Spiegel wird bei Amazon zitiert (beim SPIEGEL selbst ist das vermutlich nicht mehr online). Er hebt RABEs originellen Humor hervor. Z.B. richtete er eine Sprechstunde von 21 bis 23 Uhr ein. Weiter heißt es beim SPIEGEL:
Parteigenosse RABE hält sich irrtümlich für einen Nazi. Das Wesen des Dritten Reiches erklärt er den Chinesen so: "Wir sind Soldaten der Arbeit, eine Regierung der Arbeiter. Wir lassen den Armen nicht im Stich!" Daß nur Oberschicht und Mittelstand aus Nanking fliehen können, empört ihn tief.
"Ich wollte, bei Gott, HITLER würde uns helfen, damit wir endlich die neutrale Zone errichten können." Gerade hat RABE ein Telegramm abgeschickt: "unterzeichneter amtswalter der ortsgruppe nanking bittet seinen fuehrer um guetige fuersprache bei japanischer regierung ... mit deutschem gruss rabe siemens-vertreter." Es gibt Mißverständnisse, die auch nach 60 Jahren ihre tragische Komik nicht verlieren.
The Good Man of Nanking : The Diaries of JOHN RABE by JOHN RABE, ERWIN WICKERT (Editor), JOHN E. WOODS (Translator) Hardcover - 384 pages (November 1998) Knopf; ISBN: 037540211X |
http://www.hallmemoirs.com/images/037540211X.01.MZZZZZZZ.gif |
JOHN RABE. Der gute Deutsche von Nanking. ERWIN WICKERT Gebundene Ausgabe - 443 Seiten (1997) Deutsche V.-A., Stgt.; ISBN: 3421050988 Preis: DM 48,00 EUR 24,54 |
http://images-eu.amazon.com/images/P/3421050988.03.LZZZZZZZ.gif |
In zwei Darstellungen fand ich auch noch anderer Retter der Chinesen erwähnt, nämlich Robert Wilson und Wilhelmina Vautrin
Ungefähr jede zweite Chinesin wurde Opfer von Vergewaltigungen. Oft geschahen die in Gruppen, z.T. wurden Frauen auch entführt und zur Prostitution gefunden. Am Beispiel des Ginling College werden die Folgen deutlich. Dorthin waren etwa 20000 Frauen und Kinder geflüchtet. Japaner entführten über hundert, brachten sie aber nach tagelangen Vergewaltigungen zurück. Teilweise starben sie bald danach. (Chapter XII: Raping and Pillaging Committed by the Japanese in the Safety Zone)
Auch Kinder, Schwangere oder Alte waren nicht sicher.
...one time a group of Japanese gang raped a middle-aged woman. Later, when they discovered that the woman was pregnant, they wantonly cut open her stomach, pulled out the foetus, and used it as a plaything. Laughing, they carried their toy out onto the street where they ran into a Japanese officer. They brandished the foetus, which was pierced onto one of their bayonets, in front of the officer causing him to let out a chuckle.
Extracts from Edgar Snow's Scorched Earth, London (1941)
Anything female between the ages of 10 and 70 was raped. Discards were often bayoneted by drunken soldiers. Frequently mothers had to watch their babies beheaded, and then submit to raping. One mother told of being raped by a soldier who, becoming annoyed at the cries of her baby, put a quilt over its head, and smothered it to death, finishing his performance in peace. Some officers, who led these forays, turned their quarters into harems and fell into bed each night with a new captive. Open-air copulation was not uncommon. Some 50,000 troops in the city were let loose for over a month in an orgy of rape, murder, looting and general debauchery which has nowhere been equalled in modern times...
International "Safety Zone" became in reality a danger zone for non-combatants and a boomerang for its well-meaning organizers ... Day after day Japanese entered the zone to seize women for the pacification of the lusty heroes. Young girls were dragged from American and British missionary schools, installed in brothels for the troops, and heard from no more. One day in a letter written by one of the missionaries in the Zone I read about a strange act of patriotism, concerning a number of singing-girls who had sought refuge with their virtuous sisters. Knowing of their presence in the camp, and urged on by some of the matrons, the missionary asked them if any would volunteer to serve the Japanese, so that non-professional women might be spared. They despised the enemy as much as the rest; but after some deliberation nearly all of them stepped forth. Surely they must have redeemed whatever virtue such women may be held to have lost, and some of them gave their lives in this way, but as far as I know they never received posthumous recognition or even the Order of the Brilliant Jade.
Confessions from Former Japanese Soldiers berichtet z.B., daß der an den Verbrechen beteiligte japanische Soldat AZUMA SHIRO, nachdem er Nanking besucht hatte, um sich zu entschuldigen, von anderen Japanern Morddrohungen erhielt. (siehe auch weiter unten "Leugnen der Verbrechen")
Weitere Links:
Die Verbrechen beschränkten sich nicht auf Gräuel, die Soldaten sozusagen bei der Arbeit ausübten, sondern umfaßten auch "medizinische" Experimente an Gefangenen wie
nach The Biochemical Warfare - Overview der Alliance for Preserving the Truth of Sino-Japanese War (APTSJW) Bei dieser Allianz ist auch eine Dokumentation "The Biological Warfare - Unit 731" online. Alle angeblich dort zu sehenden Fotos fehlen, vielleicht weil die Verzeichnisstruktur mal geändert wurde. Ich habe ohnehin Probleme, mir so etwas anzusehen. Ansonsten ist der Aufsatz ausführlich. Noch ausführlicher ist "the complete story" an gleicher Stelle. Über 3000 Forscher arbeiteten in den Einheiten 731 und 100. Hauptziel war die Entwicklung biologischer Waffen. In The Other Holocaust : Nanjing Massacre, Unit 731, Unit 100, Unit 516 werden fünfstellige Opferzahlen allein der biologischen Kriegführung angegeben: |
http://www.sjwar.org/731/7-02-731-Main-Compound.JPG The main compound of Unit 731 |
SHELDON H. HARRIS, a historian at California State University and author of the book, "Factories of Death: Japanese Biological Warfare 1932-45 and the American Cover-up" stressed that "My calculation, which is very conservative, and based on incomplete sources as the major archives are still closed, is that 10,000 to 12,000 human beings were exterminated in lab experiments". In addition, "field tests were carried out all over China and Manchuria," in which estimates that more than 200,000 Chinese were killed in germ warfare field experiments.
As the war was ending, Japanese purposely released all the plague-infected animals. The Northeastern China immediately became a disaster area and caused outbreaks of the plague that killed at least 30,000 people from 1946 through 1948.
TAKAI MATSUMURA, Japanese historian and economist at Tokyo's Keio University, said germ warfare experiments were also conducted in at least 10 other cities in China, including Beijing, Nanjing and Guangzhou (Canton), as well as Singapore.
EISUKE MATSUI, Japanese Professor of radiology at Gifu University school of Medicine, said he was compelled to uncover Japan's germ warfare in order to educate the young generation of Japan.
However, TOSHIMI MIZOBUCHI makes no secret of his years with Unit 731. A 76-year-old real estate manager living outside the Japanese city of Kobe, "They were logs to me," said MIZOBUCHI, a training officer with the unit. "Logs were not considered to be human. They were either spies or conspirators." As such, he said, "they were already dead. So now they die a second time. We just executed a death sentence." He is organizing this year's reunion for the several hundred surviving veterans of Unit 731.
Kaum nachvollziehbar ist die US-amerikanische Bereitschaft, auf eine Strafverfolgung zu verzichten, um die "Forschungsergebnisse" selbst zu bekommen und die Sowjetunion davon fernzuhalten:
One week after Japan surrendered to Allied Forces, Lieutenant Colonel SANDERS arrived in Japan. He was among the first batch of Americans sent there. His mission was to imminently uncover the Japanese bacteriological warfare organization and to locate its commander General ISHII. During the next three months, he interrogated many Japanese military leaders and scientists from Unit 731, but he could not find ISHII.
From his first days in Japan, Lt. SANDERS was intentionally misguided by the assigned interpreter NAITO. To hasten the task of obtaining the Unit 731 research material, SANDERS suggested to General MCARTHUR that, I make a promise to Naito to not prosecute any person as a war criminal who participated in germ warfare. This suggestion received approval from General MCARTHUR.
In early September, SANDERS discovered that Unit 731 had performed experiments on live humans. When he reported this back to General MCARTHUR, he was told to keep silent on this issue.
US Suppressed Prosecution of Unit 731 to Keep its Bacteriological Warfare Data
SANDERS went back to the US for business after staying in Japan for only ten weeks. He handed over the second stage of the investigation to his colleague Lieutenant Colonel ARVO THOMPSON. SANDERS never returned to Japan to finish his investigation. Forty years later he wrote in his memoirs I told Lieutenant Colonel THOMPSON about the anthrax bomb and the use of live humans in experiments. I specifically asked him to search for anthrax experiment data and the Uji bomb.
When Lieutenant Colonel THOMPSON arrived in Japan, the Tokyo Military Tribunal was just about to start the trial of the Class A war criminals. Although ISHII had arranged a fake funeral ceremony in his hometown and the Japanese newspaper alleged that he was dead, ISHII knew that he could not hide forever. He finally surrendered to the allied authority. THOMPSON interrogated him for more than a month (from January 17 to February 25, 1946). To parry the investigation, ISHII was very thrifty on his words and purposely toned down the scale of the bacteriological warfare research, denying his experiments on live humans, but boasted of his knowledge about bacteriological warfare. Thus, THOMPSON was equally deceived by the Japanese. He only mentioned the technology of making germ bombs and the knowledge of cultivating large quantity of germs in his May 1946 report.
Under the influence of General MCARTHUR, JOSEPH KEENAN, the Chief Prosecutor of Tokyo Military Tribunal, suppressed Russias motion to prosecute the Japanese war criminals of germ warfare. Major General CHARLES WILLOUGHBY, Head of the Intelligence Department of the Allied Forces Headquarter under General MCARTHUR, controlled all of Unit 731 personnels contacts with the outside world in order to prevent the leak of the bacteriological warfare information to the Russians.
Wie in Deutschland stellten die Alliierten auch in Japan Hauptkriegsverbrecher vor Gericht. Das Ergebnis wird bei China News Digest so zusammengefaßt:
*G=Guilty; X=Not Guilty; O=Blank; U=Other. *Explanation of Counts follows table
COUNTS ACCUSED |
1 | 27 | 29 | 31 | 32 | 33 | 35 | 36 | 54 | 55 | SENTENCE NOTE |
ARAKI | G | G | X | X | X | X | X | X | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
DOIHARA | G | G | G | G | G | X | G | G | G | U | Death |
HASHIMOTO | G | G | X | X | X | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1945 |
HATA | G | G | G | G | G | O | X | X | X | G | Life Imp. Paroled 1955 |
HIRANUMA | G | G | G | G | G | X | X | G | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
HIROTA | G | G | X | X | X | X | X | O | X | G | Death |
HOSHINO | G | G | G | G | G | X | X | O | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
ITAGAKI | G | G | G | G | G | X | G | G | G | U | Death |
KAYA | G | G | G | G | G | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
KIDO | G | G | G | G | G | X | X | X | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
KIMURA | G | G | G | G | G | O | O | O | G | G | Death |
KOISO | G | G | G | G | G | O | O | X | X | G | Life Imp. Died 1950 |
MATSUI | X | X | X | X | X | O | X | X | X | G | Death |
MINAMI | G | G | X | X | X | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1954 |
MUTO | G | G | G | G | G | X | O | X | G | G | Death |
OKA | G | G | G | G | G | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1954 |
OSHIMA | G | X | X | X | X | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
SATO | G | G | G | G | G | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1956 |
SHIGEMITSU | X | G | G | G | G | G | X | O | X | G | 7 years Paroled 1950 Appointed Foreign Minister 1954 |
SHIMADA | G | G | G | G | G | O | O | O | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
SHIRATORI | G | X | X | X | X | O | O | O | O | O | Life Imp. Died 1949 |
SUZUKI | G | G | G | G | G | O | X | X | X | X | Life Imp. Paroled 1955 |
TOGO | G | G | G | G | G | O | O | X | X | X | 20 years Died 1948 |
TOJO | G | G | G | G | G | G | O | X | G | U | Death Enshrined as "martyr" at the Yasukuni Shrine in 1978 |
UMEZU | G | G | G | G | G | O | O | X | X | X | Life Imp. Died 1949 |
Beachtet die vorletzte Zeile: "TOJO: Death. Enshrined as 'martyr' at the Yasukuni Shrine in 1978". Es handelt sich dabei um die religiöse (Ver)ehrung von japanischen Kriegstoten.
18. August 1998 Jungle World
Benni Trottke: Requiem am Yasukuni-Schrein
Zum Jahrestag der Kapitulation gedenken Japans Nationalisten ihrer Kriegsverbrecher
So zogen am vergangenen Sonnabend Tausende traditionsbewußter und nationalistischer JapanerInnen zum Yasukuni-Schrein in Tokio, um der japanischen Toten zu gedenken. 6000 Menschen strömten zur Gedenkveranstaltung, die von Kaiser AKIHITO und dem neuen Premierminister KEIZO OBUCHI geleitet wurde...
Zu jenen, die Jahr für Jahr der "vaterländischen Helden" gedenken, gehörten in den letzten Jahren immer häufiger hohe Mitglieder der Regierung und der Regierungspartei LDP. Endgültig hoffähig wurde die Ehrung Mitte der achtziger Jahre durch den damaligen, auch in Europa hochangesehenen Premierminister NAKASONE, der als erster Regierungschef am Schrein auftrat. Jährlich versammeln sich dort bürgerliche Konservative und Nationalisten, Greise in Kriegsuniform und Rechtsradikale, traditionsbewußte ältere Damen und junge Manager im dunklen Zweireiher...
Zugleich ist dieser Aufmarsch eine der wenigen Gelegenheiten, zu der verschiedene Gruppen der zerstrittenen japanischen Linken eine gemeinsame Aktion organisieren. Bis zu 1 000 Menschen demonstrierten in den vergangenen Jahren gegen den japanischen Nationalismus und für die bedingungslose Anerkennung der Kriegsschuld.
Über eine kreative Methode, gegen die Leugnung der Verbrechen zu demonstrieren, berichtet Telepolis:
Neue Cracks von japanischen Websites
FLORIAN RÖTZER 31.01.2000
In der Zwischenzeit sind die Cracker in mindesten elf Websites von japanischen Behörden, darunter das Wissenschaftsministerium, die Bank von Japan, das Verteidigungsministerium, der Oberste Gerichtshof oder das Finanzministerium, eingedrungen, um ihre Proteste durch das Entstellen der Websites in die Öffentlichkeit zu bringen. Auslöser für die Massencracks war eine von der Regierung genehmigte Veranstaltung nationalistischer Gruppen in Osaka, auf der das Massaker im Jahr 1937 geleugnet wurde. Die chinesische Regierung hatte dagegen scharf protestiert. Japans Premierminister KEIZO OBUCHI entgegnete, dass es eine Verletzung des Grundrechts auf Meinungsfreiheit sei, wenn man derartige Veranstaltungen verbieten würde, bedauerte aber das Massaker. Beim japanischen Angriff auf Nanking sollen zwischen 60000 und 300000 Menschen umgekommen sein.
Wenn die Opfer Japan und Deutschland vergleichen, schneidet Deutschland recht gut ab: Im Gegensatz zu Japan bot es Entschädigungen, untersuchte die Verbrechen und informiert auch in Schulbüchern darüber und zahlt den Opfern Entschädigungen. Wir wissen, daß das alles nicht so toll ist und es auch hierzulande noch Leugnung und Schlußstrich-Forderungen gibt. Es stimmt aber, daß Japan sich der Verbrechen viel weniger gestellt hat.
In den USA werden inzwischen auch Forderungen gegen Japan laut, sich endlich zu entschuldigen. Das steht in einem Resolutionsentwurf des republikanischen Kongreßabgeordneten LIPINSKI.
LIPINSKI vergleicht aber falsch. Die Zahlen stammen vom Center for Civilian Internee Rights Inc.
durch Nazis | durch Japaner | |
US-Kriegsgefangene im 2. WK. | 96.614 | 33.021 |
während der Internierung gestorben | 1.121 (1,1 %) | 12.526 /37 %) |
gefangene US-Zivilisten | 4.749 | 13.996 |
während der Internierung gestorben | 168 (3,5%) | 1.536 (11 %) |
Er hätte die Zahlen für sowjetische Soldaten in deutscher Kriegsgefangenschaft nennen sollen. Wie die Deutschen mit denen umging, die sie zu Untermenschen erklärt hatten, ist nicht weit entfernt davon, wie die Japaner mit ihren "Untermenschen" umgingen, vgl.
SVEN BRACKE: |
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CHRISTIAN STREIT Keine Kameraden. Preis: DM 49,80 Taschenbuch - 448 Seiten (1997) Dietz, Bonn; ISBN: 3801250237 EUR 25,46 |
http://images-eu.amazon.com/images/P/3801250237.03.MZZZZZZZ.gif |
Es wäre völlig falsch, nun Deutschland selbst so unkritisch zu sehen wie die chinesischen Opfer der japanischen Aggression. Der PDS-Bundestagsabgeordnete GERHARD ZWERENZ hat im Bundestag Aufrechnungsversuche beobachtet und berichtet das auf seiner Homepage auch mit Erwähnung des Nanking-Massakers:
Das heute noch von Japan geleugnete Nanking-Massaker, bei dem die japanischen Eroberer etwa eine Viertelmillion Zivilisten, Frauen und Kinder einbeschlossen, erschlugen, erstachen, erschossen, ist es aufzurechnen mit der fast ebenso großen Opferzahl des amerikanischen Atombombenabwurfs von 1945? Die 25.700 Polen, die laut Politbürobeschluß der KPdSU vom 5.3.1945 (Katyn) ermordet worden sind, lassen sie sich aufrechnen mit den am 29./30. September 1941 in der Schlucht von Babi Jar bei Kiew von Deutschen ermordeten 33.771 Juden? (Die in Babi Jar danach noch ermordeten Opfer werden auf fast 100.000 beziffert.)
Alle Aufrechnungen führen in die Irre. Kenntnisnahme aber wäre notwendig. Für uns Deutsche sind die Fakten der >Enzyklopädie des Holocaust< inzwischen als Taschenbuch-Ausgabe preiswert verfügbar, unumgänglich. Wer das liest und dann noch von der "Auschwitzkeule" faselt, zählt zu den Unbelehrbaren. In den vier Jahren im Bundestag hörte ich vor allem über die bedauernswerten deutschen Toten klagen. Dazu nur ein Beispiel. Am 13.3.1997 zitierte ich im Bundestag zwei Sätze aus einem Antrag von CDU/CSU/FDP: "Der Zweite Weltkrieg gehört zu den furchtbarsten Tragödien der deutschen und europäischen Geschichte. Ihr fielen Millionen auch deutscher Soldaten und Zivilisten zum Opfer."
Auf dieses Zitat bezogen fuhr ich fort: "Das ist bezeichnend, meine Damen und Herren. Bevor Sie auch nur ein einziges jüdisches, polnisches, russisches Opfer des deutschen Vernichtungskrieges genannt haben, denken Sie sofort an die deutschen Opfer. Täter gibt es in Deutschland offensichtlich nicht..."
Als ich in der Debatte zur Traditionspflege der Bundeswehr vom 24.6.1998 den Pazifismus verteidigte, was für christliche Politiker per se an Kriminalität grenzt, gefiel sich der teilweise durchaus aufgeklärte CDU-Abgeordnete FRIEDBERT PFLÜGER in den Zwischenrufen: "Auschwitz ist durch Soldaten befreit worden... Es kommt darauf an, für wen die Waffen eingesetzt werden, für eine Diktatur oder eine Demokratie. Er hat nichts begriffen!"
Was der Dr. PFLÜGER nicht begreifen wollte: Die Sowjetsoldaten, die Auschwitz befreiten, setzten ihre Waffen genausowenig für eine Demokratie ein wie die Wehrmachtsoldaten, die das Gebiet von Auschwitz zuvor erobert hatten. Die Frage Demokratie Diktatur steht dabei überhaupt nicht. Im Falle Auschwitz waren die Deutschen unbezweifelbar die angreifenden Täter, die Rotarmisten aber die Verteidiger ihrer Heimat und die Befreier der Opfer. Das grassierende Vergleichssyndrom der deutschen Täter und ihrer Nachkommen Nazi = Bolschewist erweist im Falle Auschwitz seine exemplarische Untauglichkeit, von der Heuchelei nicht zu sprechen. Meine Antwort an den Abgeordneten PFLÜGER im Bundestag lautete: "Zu den ersten Todesurteilen... gehörten die gegen Pazifisten. Der militärische Sieg gegen Hitler wurde nur deshalb notwendig, weil es in Deutschland zu Anfang zu wenig pazifistischen Widerstand gegeben hat. Mit ihm wäre es nicht möglich gewesen, diese Welt mit Krieg zu überziehen. Wer zu den Waffen greift, dem wird mit Waffen begegnet werden."
Am jeweils 27. Januar versammeln sich die Abgeordneten zur Auschwitz-Befreiungs-Gedenkfeier im Bundestag. Als das 1998 erstmals geschah, hielt YEHUDA BAUER, Direktor des Internationalen Forschungsinstituts für Holocaust-Studien am Yad Vashem, Jerusalem, eine eindringliche Rede. Ihr erster Satz lautete: "Am 27. Januar 1945 besetzte die sowjetische Armee den Lagerkomplex Auschwitz. Befreit jedoch wurden weniger als 7.000 Menschen, hauptsächlich Kranke, die von der SS am Leben gelassen wurden. Die anderen 58.000 waren wenige Tage zuvor auf den Todesmarsch gegangen..."
Auf die Auschwitz-Befreiungsfeier folgte der übliche Bundestagsalltag mit den gängigen Weisheiten der Politiker, wonach es eine "ehrenhafte Wahl" gewesen sei, "dem Kriegsgegner bis zuletzt zu widerstehen", was "insbesondere für die Soldaten des deutschen Ostheeres" zutreffe. (DREGGER) Ganz recht, Herr CDU-Ehrenvorsitzender, ohne den kriegsverlängernden Kampf des deutschen Ostheeres wäre Auschwitz gar früher befreit, wären die Todesmärsche verhindert worden. Es ging aber darum, "STALINs Vernichtungskrieg" gegen das deutsche Volk abzuwehren. (NORBERT GEIS-CSU)
Ich saß an jenem Januartag auf meinem Platz im Bundestag, sah die MdBs gegenüber brav den Worten des YEHUDA BAUER applaudieren und versuchte fast verzweifelt zu enträtseln, ob die Herren heucheln oder an einer intellektuellen Bösartigkeit leiden, die ihre Denkfähigkeit auf den bloßen deutschnationalen Punkt reduziert.
Blicken wir von der Ostfront an die Südostfront nach Ungarn, wo sich die Sowjets ebenso näherten und am 12.2.1945 das zur Festung erklärte Budapest stürmten. Der laut DREGGER "ehrenhafte Widerstand" kostete 30.000 deutschen und ungarischen Soldaten sowie 25.000 Budapestern das Leben. 7.000 Budapester und 15.000 Juden wurden durch die ungarischen Pfeilkreuzler in den letzten Tagen noch hingerichtet. Bei den Sowjets gab es fast 80.000 Tote und eine Viertelmillion Verwundete. Das Beispiel ist nur eins von vielen. Wenn im 13. Deutschen Bundestag durch namhafte Abgeordnete dennoch als Mehrheitsmeinung von Regierung und Koalition die Fortsetzung des deutschen Krieges auch nach dem 20. Juli 1944 und gar noch im Jahre 1945 als "ehrenhaft" erklärt wird, so ist dies nichts anderes als die Rehabilitierung aller jener Generäle und Offiziere, die diese letzten Kriegsmonate hindurch millionenfachen Tod verursachten. Aus dem Munde von DREGGER, GEIS und ihrer Parteifreunde werden diejenigen, die bis 5 Minuten nach 12 nicht vom Massenmord ließen, zu lobenswerten Patrioten ernannt. Wer nicht in diese Bonner Sklavensprache einstimmen will, kann das nur als spätes Bekenntnis zu HITLER bewerten, denn er war am Ende der deutschen Hölle noch der Oberkommandierende.
bsa (was auch immer das bedeutet)