Daß in Montana Montanindustrie betrieben wurde, ist passend. Allerdings ist die Stadt Butte zumindest mir bis vor kurzem (im Gegensatz beispielsweise zu Kiruna in Schweden) völlig unbekannt geblieben. Dabei war sie die zweite Stadt in den USA, die elektrische Straßenbeleuchtung einführte - die erste war Chicago.
Eine Vogelschau-Landkarte (vgl. Surftipp 27/2000) zeigt Butte so:
http://memory.loc.gov/cgi-bin/map_image.pl?data=/home/www/data/gmd/gmd425/g4254/g4254b/pm004530.sid&x=4696&y=3056&res=4&width=586&height=382
Ich rate sehr, die Landkarte genauer anzusehen, etwa die Gebäudezeichnungen am Rand, die Fabrik(en) am Horizont links oder die Eisenbahnen am rechten Rand..
Die Suche in den Sammlungen der US-Kongreßbibliothek liefert immerhin:
Sonderlich schön scheint die Stadt (erwartungsgemäß) nicht zu sein. Immerhin ist einiges erhalten geblieben, was woanders in den USA schon abgerissen worden wäre. In der Sammlung HABS/HAER (Historic American Building Survey/Historic American Engineering Record) könnt ihr 74 schwarz-weiß-Fotos ansehen.
Die Butte Historical Society bietet im WWW nichts wirklich interessantes. (Ich war auch angeblich erst der 1087. Besucher seit 30.4.1998, aber das kann am vierstelligen Zähler liegen.) Dieser Mangel wird aber durch Dokumente anderer Anbieter wettgemacht.
Einige Kolumnen von JOHN ASTLE zur Geschichte der Stadt und drei andere von KATIE ASHIMsind bei coppercity online.
Im Bauboom zwischen 1888 und 1900 wurden viele victorianische Wohnhäuser in Butte errichtet, die architektonisch angeblich weniger zu Montana passen als zu Pittsburg, Brooklyn oder San Francisco. Wegen der oft bunten Bemalung werden sie als "Butte's Painted Ladies" bezeichnet. Zu den weiteren Denkmälern Butte zählen:
Angeblich eines der schönsten öffentlichen Gebäude im Westen der USA ist das 1910 bis 1912 im "Beux Art style" errichtete Gerichtsgebäude. Weil die wirkliche Macht in Montana in Butte konzentriert war, konnte man klotzen und dafür etwa soviel ausgeben wie für das Capitol in der Hauptstadt.
1893 eröffnete CHIN CHUN HOCK, der schon in Seattle eine Firma gegründet hatte, in Butte einen Laden. Das 1899 bezogene Gebäude ist heute das bedeutende Denkmal der chinesischen Bevölkerungsgruppe. "Wah Chong Tai" bedeutet "wunderbares altes China". Vgl.
Am 13.6.1914 plünderte der Mob das Gewerkschaftsgebäude, nahm den Safe mit und sprengte ihn. Bei der nächsten Versammlung 10 Tage später wurde sogar ein Mann erschossen und das Gebäude gesprengt. Daran erinnert die erhaltene Mauer als "Labor History Wall". Jahre später, am 1. August 1917, wurde der Gewerkschaftsführer FRANK LITTLE wegen seine Agitation gegen die Beteiligung der USA am 1. Weltkrieg von 6 Männern abgeführt, geschlagen, hinter einem Auto hergezogen und schließlich aufgehängt. Niemand wurde des Mordes überführt. Vgl. GEORGE EVERETT: When Toil Meant Trouble: Butte's Labor Heritage
Das Scott Inn wurde 1897 erbaut und diente als Unterkunft für Arbeiter im Kupferbergbau bis zum Aufstand von 1914, bei dem wie erwähnt die Miner's Union Hall zerstört wurde. Seit 1994 ist es ein kleines Hotel mit 7 Zimmern.
Das Gebäude wurde 1884 als Unterkunft für WILLIAM ANDREWS CLARK, damals einer von Montanas "Kupferkönigen", der durch den Bergbau zu einem der reichsten Männer der Welt geworden war, errichtet. Das Copper King Mansion zeigt seit seinem Tod 1925 die dort von ihm gesammelten Kunstwerke. Vgl Katie Ashim: Copper King Mansion.
Dieses Lokal öffnete 1890. Wegen der Besitzer SAM MARTIN und WILLIAM F. MOSBY wurde es M&M genannt. JACK KEROUAC schrieb 1970 darüber für das
Esquire Magazine:
und HENRYK M. BRODER ergänzte kürzlich:
Das 1924 erbaute New Finlen Hotel war dem New Yorker Hotel Astor nachempfunden und beherbergte schon LINDBERG, HOOVER, NIXON, TRUMAN und J.F. und JACKIE KENNEDY
Das außergewöhnlichste Denkmal und eigentlicher Anlaß dieser Surftipps ist das Bordell "Dumas". Davon erfuhr ich durch einen Artikel von
Würde ich nicht die gedruckte Ausgabe beziehen, wäre er mir sicher entgangen. BRODER schreibt:
Um 1900 hatte die Stadt fast 100 000 Einwohner, unter ihnen Tausende von Minenarbeitern aus der ganzen Welt, die aus dem Hügel ("Butte") Silber, Gold, Zink und Kupfer ans Tageslicht holten. Zwischen den Fördertürmen gab es einen "Red light district", größer als das "French Quarter" von New Orleans. Zwar war Prostitution in Montana immer illegal, doch bevor die Bürger die Unschuld ihrer Töchter riskierten, drückten sie lieber beide Augen zu. Die Arbeiter gaben einen Teil ihrer Löhne fürs Vergnügen aus, und die Witwen derjenigen, die unter Tage blieben, konnten für sich und ihre Kinder sorgen, ohne auf Almosen angewiesen zu sein. Die Ökonomie der Stadt hatte ein solides Fundament: Bergbau und Prostitution.
Mitte der 50er Jahre wurden die letzten unterirdischen Minen geschlossen und durch offenen Tagebau ersetzt. Das war billiger, machte aber Tausende arbeitslos. 1982 wurde auch der Tagebau eingestellt, und mit dem Ende des Bergbaus in Butte war es mit der Prostitution ebenfalls vorbei. Im selben Jahr musste das letzte Bordell, das "Dumas" in der Mercury Street, schließen. Die "Madam", RUBY GARRETT, hatte keine Steuern bezahlt, worauf das Finanzamt den Sheriff schickte. "Dann stand das Haus acht Jahre lang leer, und es passierte nichts", erinnert sich RUDY GIECEK, der das "Dumas" Ende 1990 von Madam RUBY für 3500 Dollar erwarb, um es vor dem Abriss zu retten.
GIECEK erzählt die Geschichte des roten Ziegelbaus, als wäre es seine eigene Biografie. "Es wurde 1890 von den frankokanadischen Brüdern NADEAU gebaut und Dumas genannt, weil es der Mädchenname der Frau eines der beiden Bauherren war, weil französische Namen damals modern waren und weil ALEXANDRE DUMAS auch erotische Geschichten geschrieben hatte."
Heute gehört das Gebäude aber der ISWFACE (pronounced 'ice face') - the International Sex Worker Foundation for Art, Culture and Education. Sie versucht es als Museum zu erhalten, weil es das (ehemalige) Bordell ist, das am längsten diesem Zweck diente. Auf der Homepage der gemeinnützigen Vereinigung könnt ihr auch eine Sammlung von Kunstwerken und Erinnerungsstücken besichtigen (und gegen Höchstgebot ersteigern), die im Dumas gefunden wurden.
http://www.iswface.org/images/brkchp.jpg
The Dumas Brothel
45 E. Mercury St. Butte, Montana 59701
a genuine American Whorehouse - America's longest running house of prostitution 1890 - 1982
Hier einige Abbildungen aus dem Katalog.
http://www.iswface.org/images/vibniag.jpg Niagra Hand Unit Massager. circa 1960 - a more current model of vibrator. Sex toys were and still are an important part of a working girl's occupational tools. They can be used to prolong a session (to earn more money) or to induce an orgasm in a hurry if necessary. Nötig? Das fällt mir der frauenfeindliche Dialog ein: |
http://www.iswface.org/images/1911VIB.JPG Black metal vibrator - White Cross model #26 (1911) screw in socket type, with attachments and instructions, in original black wood case. Found in basement crib #9. Vibrator in good condition, attachments rather worn ..... |
http://www.iswface.org/images/TIMER.JPG 1920's Spartus Interval timer - used by the women in the cribs. Customers bought brothel "script" with which they paid the girls for a specific amount of time. At the end of the day, the girls would turn in the script to the madam and be given their "cut." Often the women would set the timer for an extra 5 or 10 minutes so the men would give them cash tips, which the girl usually did not report to the madam. |
http://www.iswface.org/images/sfsex.jpg This postcard, circa 1935, has a condom attached where the tire would go, and says "Safety First, Carry a Spare" |
http://www.iswface.org/images/0027.jpg 1890's Brass double bed with white trim - original mattress (just imagine ...) This bed was used in the "party room" the double suite on the second floor. How many hot trysts did it provide since it was first purchased and put to use in America's longest running whorehouse? |
http://www.iswface.org/images/REFRIDG2.JPG This old refrigerator served as a hiding place for one of the Dumas' most popular girls, a French immigrant who worked up until the ripe old age of 63! Deathly afraid of being arrested and deported, SANDRA had this refrigerator fitted out with air holes and cleverly alluded the authorities who always called the madam prior to their monthly raid. Once inside the refrigerator, SANDRA could lock herself in, and because of a broken outer door lock, the cops never found her! |
Die Gründerin (1997) und Präsidentin der "International Sex Workers Foundation for Art, Culture and Education", NORMA JEAN ALMODOVAR, ist eine Frau mit interessanter Biografie.
1951 in einer Kleinstadt in Upstate New York als viertes von 14 Kindern einer Lehrerin und eines Arbeiters geboren, wuchs sie in einem gottesfürchtigen Haus auf, musste täglich beten und durfte weder Make-up benutzen noch Partys besuchen. Nach der High School schrieb sie sich am Bible College in Philadelphia ein, am liebsten allerdings wäre sie Nonne geworden. Doch dann fuhr sie zu Verwandten nach Los Angeles, wo sie einen Tischler namens RADAMES ALMODOVAR kennen lernte, den sie bald darauf als "intakte Jungfrau" heiratete. Nach zwei Jahren und vielen Turbulenzen in kalifornischen Wohngemeinschaften ließ sie sich scheiden und nahm einen Job als Verkehrspolizistin bei der Polizei von Los Angeles an. Zehn Jahre lang, von 1972 bis 1982, schrieb sie Knöllchen, ließ Autos abschleppen und besoffene Fahrer abführen. Nebenbei beobachtete sie das korrupte Treiben ihrer Kollegen, die in Bars und Bordellen kostenlos bedient wurden. Schließlich hatte sie genug, sie kündigte und wurde Prostituierte - "weil ich endlich einen anständigen Beruf haben wollte", eine Arbeit, für die sie sich "nicht schämen" musste. "Es war eine sehr bewusste Entscheidung. Ich machte es gerne, und ich machte es gut."
NORMA JEAN trat in vielen Talkshows auf und schrieb ein Buch ("Cop to Call Girl"), in dem sie ihren Weg von einer Polizistin zur Prostituierten beschrieb. Ihre ehemaligen Kollegen waren von dem Werk so angetan, dass sie es ihr entsprechend heimzahlten. Sie wurde wegen "pandering", Ermunterung zur Prostitution, angeklagt und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt, von denen sie 18 Monate absitzen musste. Doch bevor sie im Sommer 1987 die Strafe antrat, machte sie noch einmal kräftig Schlagzeilen. Sie bewarb sich als Kandidatin der "Libertarian Party" um das Amt des stellvertretenden Gouverneurs von Kalifornien, "ein völlig überflüssiges Amt, das den Steuerzahler Millionen kostet". Ihren Wahlkampf finanzierte sie durch den Verkauf von Plakaten, auf denen sie ziemlich nackt als Pin-up-Girl posierte.
FreedomUSA berichtet unter about NORMA JEAN ALMODOVAR auch über ihre Vorfahren:
Bei MAGDALENA MERETRIX (Meretrix Online. Sexwork Activism And Erotic Writing For Discerning Adults) fand ich
Das Prostitutionsmuseum hat neben 2 Aufsätzen zur Geschichte auch allerlei Souvenirs und Photos, auch eins von einer Prostituierten aus Butte. Insgesamt sind die "Exponate" umfangreich und originell und der Besuch lohnt sich (zumal er kostenlos ist). Z.B. zeigt es eine Kaffetasse mit der Aufschrift "Stolen from Mabel's Whore House in Las Vegas", einen "Police Anti Prostitution Olympic Pin" von 1984 und eine argentinische Steuermarke für Prostituierte von 1913. Originell sind auch die "Brothel Tokens" (leider nur Nachbildungen), eine Art Spielgeld, das gegen sexuelle Dienstleistungen eingetauscht werden konnte. Wieweit diese Beschreibung auf das "Nazi Brothel Token" paßt, weiß ich nicht.
Die US-Kongreßbibliothek hat auch dieses in Butte aufgenommene Foto aus der Zeit der Weltwirtschaftskrise gespeichert:
http://memory.loc.gov/pnp/fsa/8a11000/8a11100/8a11182r.jpg
Entrance to Venus Alley, Butte, Montana. / ROTHSTEIN, ARTHUR, 1915- photographer. 1939 Summer.
vgl. Venus Alley, Butte, Montana. / ROTHSTEIN, ARTHUR, 1915- photographer. 1939 Summer.
In dem Zusammenhang ist aktuell noch die CEDAW (Convention on the Elimination of All Forms of Discrimination Against Women) interessant, wobei die Abkürzung eigentlich für das Kommittee benutzt wird, das die Konvention erarbeitete. Artikel 6 bestimmt:
Weitere Links:
During a working session on Monday night, June 5, for instance, delegations examining possible amendments to the Beijing Platform debated a paragraph on sex trafficking. A representative from the Philippines zeroed in on the denunciation of "forced prostitution" and moved to strike the word forced-in effect condemning all types of prostitution. The U.S. delegation objected to such a blanket critique and responded that if forced were removed, prostitution should be deleted from the list entirely. With a few computer keystrokes, prostitution disappeared from the text of the document projected onto a white screen behind the dais. More debate ensued. Again "forced prostitution" was added to the list, and the United States sat by without protest. Again the word forced was dropped, and immediately the U.S. delegation objected strongly for a second time. The rationale given: Other language in the paragraph concerned sex crimes, so adding prostitution to the list here would be redundant.
And yet twice the delegation had allowed "forced prostitution" to remain in the list unchallenged. No concerns about redundancy there. The message was clear: "Voluntary" prostitution should not be viewed as a crime. Several miles from the Statue of Liberty, with its invitation to "Give me your tired, your poor," the CLINTON administration was now suggesting that all countries should open their arms to prostitutes.
Sex workers of the world, unite: Among other things, the administration is lobbying the Senate to approve a Convention for the Elimination of Discrimination Against Women (CEDAW), a United Nations, international treaty that is being used to encourage legalized prostitution.
Hintergrundmusik: house_of_the_rising_sun.mid.mid
Den Text gibt es bei HOUSE OF THE RISING SUN (trad./ALMANAC SINGERS) (1700s/1941).
In the United States, The Rising Sun, a song with roots in 17th century British folk melody -- the rising sun has been a longtime symbol for brothels in British and American ballads -- circulated widely among Southern musicians, black and white. Black bluesman TEXAS ALEXANDER first recorded it in 1928. [ROY] ACUFF [who commercially recorded the song on Nov 3, 1938] may have learned this number from such neighboring Smoky Mountain artists as versatile entertainer CLARENCE TOM ASHLEY or the CALLAHAN Brothers, an influential duet team of the '30s and '40s.
JOHN R. RUMBLE, Liner Notes, Country & Western Classics: Roy Acuff, Time-Life Records, 1983, p. 19
Und BOB DYLANs Fassung von 1962 kann aus als Real Audio gehört werden.
Zahlreiche Versionen im MP3-Format.
siehe auch: