WWW-Tipp der Woche 29/2000

No Gun Ri
My Lai
School of the Americas
Kampfhunde

No Gun Ri

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Vor 50 Jahren - in der fünften Woche des Koreakrieges - war eine Eisenbahnbrücke bei No Gun Ri in Südkorea Schauplatz eines US-amerikanischen Kriegsverbrechens (Karte). Vor knapp einem Jahr wurde es zugegeben, weil Veteranen der 7. Kavallerie das Schweigen brachen.

Der Fernsehsender ABC (von dem auch die Karte rechts stammt) berichtete eindrucksvoll, niemand habe eine genaue Schilderung geben können, aber sie hätten übereingestimmt, was Ort und Zeit und Opfergruppen (Frauen, Kinder und alte Männer) angehe. Uneinigkeite herrsche darüber, ob auch die Soldaten beschossen worden seien (wenn doch, waren es Einzelfälle). Einige Soldaten hätten sich geweigert, “civilians just trying to hide” zu beschießen.

    The 30 Korean claimants — survivors and victims’ relatives — said what happened July 26-29, 1950, was an unprovoked, three-day carnage. “The American soldiers played with our lives like boys playing with flies,” said CHUN CHOON-JA, a 12-year-old girl at the time.

    The reported death toll would make No Gun Ri one of only two known cases of large-scale killings of noncombatants by U.S. ground troops in this century’s major wars, military law experts note. The other was Vietnam’s My Lai massacre, in 1968, in which more than 500 Vietnamese may have died.


http://www.abcnews.go.com/media/World/images/map_korea991001_n.gif
Beschreibung dieses Fotos bei ABC:
    Maj. Gen. WILLIAM B. KEAN, without helmet, is shown near the front lines in Aug. 17, 1950. Because of fears of North Korean infiltrators, Kean reportedly told his troops that all civilians in the battle zone "are to be considered as enemy..." (U.S. Army/AP Photo)

http://www.abcnews.go.com/media/World/images/ap_korea_bridge2_990929_h.jpg

Am 30.9.1999 berichtete die New York Times:

Dieser und zwei weitere Berichte sind in voller Länge bei Tripod nachzulesen.

Einer der 20 Überlebenden, der 62jährige Bauer CHUNG GOO HO erzählte Newsweek:

Das No Gun Ri-Massaker, ähnliche Verbrechen oder auch "nur" Unglücksfälle erweisen sich für die Veteranen noch nach Jahrzehnten als Belastung. So berichtete die Seattle Times am 12.2.2000:

Weitere Links:

Im Koreakrieg wurden in drei Jahren 36.914 Amerikaner getötet und 103.284 verwundet, im Vietnamkrieg in neun Jahren 58.167 getötet und 153.303 verwundet.

Nach der Veröffentlichung von Berichten über No Gun Ri wurden oft Vergleiche zu My Lai gezogen:

My Lai

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http://www.law.umkc.edu/faculty/projects/ftrials/mylai/CALLEY.JPG

http://www.law.umkc.edu/faculty/projects/ftrials/mylai/MAP2.jpg

Am 16. März 1968 massakrierten US-Soldaten mehr als 500 Zivilisten im südvietnamesischen Dorf My Lai in der Provinz Quang Ngai. Das widersprach natürlich dem Kriegsvölkerrecht und den Anweisungen des "Military Assistance Command Vietnam". Aber die Provinz galt als Vietcong-Gebiet. Über 140000 Einwohner waren schon obdachlos.

Dem Angriff um 8 Uhr morgens war der Verlust dreier Kollegen vorausgegangen und eine Ansprache des Kommandanten ERNEST MEDINA (35), der behauptete, man werde nur auf Vietcong treffen können, weil Frauen und Kinder das Gebiet verlassen hätten. Die 700 Einwohner wurden bei alltäglichen Beschäftigungen angetroffen und zunächst separiert und nach Vietcong befragt. Bald wurde der erste ermordet (mit dem Bajonet). Wenn auf die Aufforderung, herzukommen, niemand die Hütte verließ, waren Soldaten Handgranaten hinein oder setzten sie in Brand. Zwei junge Frauen wurden vergewaltigt und erschossen. Dann wurde eine Gruppe von Frauen exekutiert, die an einem Tempel knieten und beteten. 80 Einwohner wurden auf dem Dorfplatz zusammengetrieben. Leutnant WILLIAM CALLEY (24) befahl Soldat PAUL MEADLO die Erschießung. Der gehorchte unter hysterischem Weinen oder Schreien (crying). CALLEY selbst hat ein zweijähriges Kind, das zunächst überlebt hatte, in einen Graben geworfen und erschossen.

Unter den US-Soldaten gab es übrigens auch ein "Opfer": Ein Soldat schoß sich selbst in den Fuß, um beim Morden nicht mitmachen zu müssen.

Die Verbrechen konnten relativ leicht bekannt und aufgeklärt werden, weil

Die juristische Aufarbeitung (der längste Militärprozeß der US-Geschichte) steht im Mittelpunkt der "American Trials The My Lai Courts-Martial 1970". Calley wurde (als einziger schuldig gefunden) zu lebenslanger Zwangsarbeit verurteilt. Präsident NIXON begnadigte ihn zu Hausarrest, der letztlich nur dreieinhalb Jahre dauerte. Die öffentliche Meinung war für Milde, wenn auch nicht für die zur gleichen Zeit angeklagte MANSON-Bande, die auf ähnliche Weise eine Party überfallen und u.a. die Schauspielerin SHARON TATE ermordet hatte. Für diese "Teufel" wollten viele die Todesstrafe.

Regierungskriminalität war damals üblich. Vizepräsident AGNEW mußte wegen Steuerhinterziehung zurücktreten, NIXON später wegen Watergate.

Weitere Links

 

Die "School of the Americas"

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Mir fiel auf, daß über die Mörder in Korea gesagt wurde "Sie spielten mit uns wie kleine Kinder mit Fliegen" und über Calley, er habe wie ein Kind Krieg spielen wollen. Kinder gehören eigentlich in die Schule, die "School of the Americas" dürfte aber nicht die richtige sein. Zwar verweist der letzte Hyperlink auf einen Text aus dieser Schule:

aber sie erlangte traurige Bekanntheit dadurch, daß aus ihr viele Mörder in Uniform hervorgingen (und Staats- und Regierungschefs, von denen keiner demokratisch gewählt wurde). Einige Beispiele:

Die "School of the Americas" wurde 1946 in der Panama-Kanalzone gegründet und erst 1984 in die USA verlegt (nach Fort Benning)

Einen guten Überblick über die Geschichte und die Vorwürfe gegen die SOA geben RICHARD F. GRIMMETT und MARK P. SULLIVAN:

United States Army School of the Americas:
Background and Congressional Concerns

und CNN mit dem Special

School of the Americas
Cold War training camp remains focus of controversy
By BRUCE KENNEDY

aus der 24 teiligen Serie "Cold War"

Die Protestbewegung ist von einem Dutzend Protestierern auf über 10000 gewachsen, allerdings scheinen Theologen dort einen großen Einfluß zu haben (was für mich immer ein Alarmsignal ist, weil ich denen nicht über den Weg traue, die Bewegung aber für den alternativen Karlspreis "Aachener Friedenspreis" prädestiniert, mit dem oft Pfaffen ausgezeichnet werden).

Ihre Homepage gefällt aber mit faktenreicher Kritik statt klerikalem Geschwätz.

  http://www.soaw.org/graphics/photo_1.gif
http://www.soaw.org/graphics/photo_1.gif http://www.soaw.org/graphics/photo_2.gif
http://www.soaw.org/graphics/url.gif

Hier kann man z.B. alle Absolventen finden, interessanter aber sind die kriminellen (notorious).

Weitere Links:

Hintergrundklang: http://www.uniquelygifted.com/CandidCards/Music/greenberet[1].mid

Über diesen Titel und seinen Autor fand ich im CNN-Special zum Ende des Vietnamkrieges vor 25 Jahren einen Beitrag, der jetzt anscheinend nicht mehr online ist, aber ich habe ihn damals als e-Mail verschickt und kann ihn daher noch rekonstruieren:

Wohl gibt es bei CNN noch einen fünf Jahre alten Beitrag: Green Berets march on -- minus the mystique von BRIAN CABBELL

MICHAEL FUTCHs biographischer Text ist etwas ausführlicher. RUSS ATKINSON geht an verschiedenen URLs näher auf die Todesumstände ein.

Außerdem hat SADLER noch als Toter eine eigene Homepage.

Lesenswert aber übertrieben formatiert ist "Songs of the americans in the Vietnam war" von LYDIA FISH.

Exkurs: Kampfhunde

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Durch einen Beitrag im Deutschlandfunk erfuhr ich, daß Kampfhunde bei der Eroberung Lateinamerikas eine bedeutende Rolle spielten. Im WWW findet man aber fast nur Informationen über Hunde, die im 20. Jahrhundert in Kriegen als Retter oder Boten eingesetzt wurden, z.B. vom Generalquartiermeister der US-Armee:

Dogs and national defense
ANNA M. WALLER
1958 Department of the Army Office of the Quartermaster General
Study on the history of War Dog training and utilization during and after World War II.

Die Rheinische Post gab immerhin eine Agenturmeldung wieder, die kurz auf die Geschichte der Kampfhunde einging:

Mit einigen Bemühungen (spanische Stichwörter) habe ich doch noch etwas gefunden:

Demnach wurden am 24. März 1495 zum ersten Mal 20 Mastiffs auf den Antillen im Kampf gegen karibische Indianer eingesetzt. Das war für die Eroberer erfolgreich und führte zu weiteren Einsätzen in ganz Süd- und Mittelamerika.

Soldaten sind Mörder. Insgesamt verfestigt sich nach diesem Surftipp der Eindruck, daß es nur wenige Ausnahmen gibt.

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