Neutral Moresnet
Esperanto
Versailler Vertrag
Der Code NAPOLÉON
Galmei, Zink
Vielle Montagne
Lommel
Mühlheim
Oberhausen
Wiesloch
Friedrichsegen
Alston Moor
weitere
Zinkstandorte ohne Bezug zur Vielle Montagne
Das Ende der Vielle
Montagne
Cockerill
Preußen wurde zwar vor 300 Jahren Königreich, interessanter ist aber die Zeit vor ungefähr 200 Jahren. Im 18. Jahrhundert und teilweise auch im 19. war Preußen ein recht moderner Staat und oft an der Spitze. Um 1800 aber war Frankreich eindeutig moderner. Liberté, Egalité, Fraternité - gute Idee, aber die Umsetzung ist nicht nachahmenswert. Napoleons Niederlage aber brachte Preußen neue Chancen. Auf dem Wiener Kongreß bekam es das Rheinland. Eigentlich waren die Hohenzollern zwar an Erwerbungen oder zumindest Rückgabe im Osten interessiert, konnten sich damit aber nicht durchsetzen. Das Rheinland paßte nicht so gut: Viele Katholiken, die zudem die französische Besatzung und das französische Recht auch positiv aufgenommen hatten. Preußen kümmerte sich zwar sehr um die Entwicklung, wie sich später zeigte (Industrialisierung im Ruhrgebiet, Eisenbahnbau - wie schon in der vorigen Folge erwähnt, setzte ein preußischer Offizier nach der Niederlage NAPOLÉONs die französische Landvermessung fort), aber daran war beim Wiener Kongreß noch nicht gedacht worden. Sonst hätte man Preußen das Rheinland wahrscheinlich nicht gegeben. Es gab nämlich sogar um ein paar bodenschatzreiche Hektar Differenzen. Um die geht es in dieser Folge.
Am 7. Juli besuchte ich nämlich das Göhltalmuseum in Kelmis (Belgien), was mir eine Anregung ist. Es erinnert an Neutral Moresnet und seine Industrie.
Neutral Moresnet heißt heute Kelmis. Das Gebiet wurde neutralisiert, weil man sich nicht einigen konnte, wem es gehören sollte.
H. BINDELS zeigt in
3*Moresnet diese Karte dazu:
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Moresnet,
kleines neutrales Gebiet auf der belgisch-preußischen
Grenze, 7 km südwestlich von Aachen, wird im W. von der
belgischen Bahnlinie Lüttich-Bleiberg, im O. von der
preußischen Linie Herbesthal-Aachen durchschnitten und
umfaßt 550 Hektar. Der einzige Ort ist das Dorf Neutral=M.
(auch Kelmis genannt) mit dem
großartigen Galmeibergwerk Altenberg und 2800 Einw.;
dicht daneben auf preußischem Gebiet liegt der Ort Preußisch=M.
(650 Einw.) und 3 km südlich im belgischen Arrond.
Verviers Belgisch=M. (1037 Einw.). Das
Gebiet wurde 1816 gebildet und bis 1841 von Preußen und
Belgien gemeinsam verwaltet, ihm dann aber eine eigene
Verwaltung aus einem Bürgermeister und einem Rat von
zehn Mitgliedern zugestanden. Für die Rechtspflege sind
die preußischen und belgischen Gerichtshöfe nach Wahl
zuständig; gültig ist der Code Napoléon. Belgien hat
seit 1854 seine Gerichtseingesessenen, Preußen die
seinigen seit 1874 zum Militärdienst herangezogen. Vgl.
HOCH, Un territoire oublié au centre de l'Europe (Bern
1881) Meyers
Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des
allgemeinen Wissens. |
Im Göhltalmuseum gibt es auch ein Geländemodell, auf dem mit grauen Klötzchen die Grenzen des Neutralen Gebiets markiert sind. Wegen der Höhenunterschiede sehen die nicht mehr so gerade aus wie auf der Karte:
Hier ist auch gut der Dreiländerpunkt zu erkennen. Der Dreiländerpunkt wirbt heute vor allem mit seinem Labyrinth. Auf niederländischer Seite liegt der Ort Vaals und der höchste Punkt der Niederlande, über den sich BERND MÜLLENDER in der ZEIT lustig macht.
Das ist ja der Gipfel
Hollands Wintersportzentrum heißt Vaalserberg. Hier gibt es Loipen und Hütten, alles, was Skifahrer so brauchen. Nur keinen Schnee
Von BERND MÜLLENDER
Der Aufstieg ist nicht ohne. Volle 150 Meter Höhenunterschied sind, aus dem Tal kommend, zu bewältigen. Mit 13 Kurven, darunter sogar eine richtige Haarnadelkurve, in der man als Autofahrer schon im zweiten Gang seine Mühe hat. Ein dick vermummter Radfahrer ist gerade an seinem ersten Gang gescheitert und schiebt. Stellenweise, signalisieren ihm seine Beine, hat die eichenwaldgesäumte Strecke locker an die zehn Prozent Steigung. Gut, dass wir am Vaalserberg keine Schneeketten brauchen heute. [...]
Werbebilder der Region zeigen tief verschneite Wälder und emsige Schneehasen auf flinken Brettern. KEES VERPLANCKEN, Regionalleiter des Fremdenverkehrsverbandes VVV, erinnert sich an 1992, als es zuletzt fast eine Woche lang so richtig weiß war, als »viele Rodler vom Vaalserberg herunter ins Tal gesaust« sind. Und an die Skilangläufer: »Sogar Straßen waren gesperrt, 3000 bis 4000 Leute waren unterwegs.«
... 322,5 Meter sind, auch ohne Schnee und Heißgetränk, hoch, sehr hoch. Wer weit mehrheitlich unter Dünen- respektive Deichhöhe lebt (in »negativer Höhe«, wie heimische Geografen sagen), wird diese Erhebung sowieso in einer Art gefühlter Höhe (altitude chill) weit über jedem Zugspitz-Niveau empfinden. Und dennoch scheinen die Holländer das Gebiet innerlich nicht recht anzunehmen: Würden sie sonst auffällig fremdelnd vom »Ausland im eigenen Land« sprechen?
Vielleicht liegt es an der Nähe zum wirklichen Ausland. Denn die armen Holländer müssen sich ihren Vaalserberg, diese ihre »Attraktion an sich« (VERMEEREN) tragischerweise mit Belgien und Deutschland teilen. Aber wenigstens ist das hoheitliche Dreiländereck mit seinem Grenzsteine-Ensemble ein paar Schritte weiter fast mannshoch niedriger (321 Meter).
Der Vaalserberg ist dennoch ein Gebirge der europäischen Komplikationen: In den achtziger Jahren sollte genau auf dem Dreiländerpunkt ein dreiteiliger Turm entstehen. Das edle Gemeinschaftsvorhaben scheiterte indes an den Ausuferungen dreierlei staatlichen Baurechts. Und die gemeinen Belgier messen mit Ostender Normalnull und erhöhen so ihre eigene Lage über die holländische. Was RIET VERMEEREN unverschämt findet: »Wir messen ja auch nicht neu, wenn irgendwo da oben ein Hund hinmacht.« Historiker wissen, dass das Dreiländereck bis 1918, zu Zeiten von Neutral-Moresnet, sogar eine absolute geografische Rarität war: ein Vierländereck. Woran heute noch der zunächst verwirrende Viergrenzenweg erinnert, wenn man dem Schild »Drielandenpunt« folgt.
... Zu Füßen des Gebirgszuges liegt Vaals. Der Ort leitet seinen Namen von in vallis (also: im Tale) her. Hier gab es die erste Tram des Landes, und hier lebten SIGMUND FREUDs Tochter ANNA und KENNEDY-Mutter ROSE FITZGERALD zeitweilig im Mädchenpensionat Kloster Bloemendal. Der guten Luft wegen im holländischen Hochtal (majestätische 180 Meter und etwa einen halben) und um sich winters beim Rodeln zu verlustieren: In der Werbebroschüre von Bloemendal, heute ein Hotel, sieht man auf Fotos der zwanziger Jahre, wie die feinen Töchter im verschneiten Klostergarten auf Schlitten herumtoben.
Kelmis selbst beschreibt seine Geografie so:
Die Ortschaft Kelmis liegt im Dreiländereck Belgien - Deutschland Niederlande, ca. 8 Km vom niederländischen Vaals und von der bundesdeutschen Stadt Aachen entfernt.... Die Gemeinde befindet sich in der Nordostecke der Provinz Lüttich und des Verwaltungs- und Wahlbezirks Verviers. Ferner gehört sie zum Wahl- und Gerichtskanton Eupen im Wahldistrikt und Gerichtsbezirk Eupen. Angrenzende Gemeinden sind Raeren und Lontzen im Süden, Plombières (mit den ehemaligen Gemeinden Moresnet und Gemmenich) im Westen und die Stadt Aachen im Nordosten.
Kelmis-La Calamine liegt am mittleren Oberlauf der Göhl am Zusammenfluss mit der Horn oder Lontzener Bach. Die Göhl ist ein direkter Nebenfluss der Maas [weshalb auch für Aachen "Maasland" treffender ist als quot;Rheinland", N.S.], die sie im niederländischen Itteren nördlich von Maastricht erreicht. Die Göhl und ihre Nebenbäche sind seit dem 15.Jahrhundert wirtschaftlich genutzt worden, um Wassermühlen zu betreiben, deren Erinnerung noch in den Orts- und Flurnamen weiterlebt. Ein einziger Betrieb hat überlebt : die Filztuchfabrik Bruch & Cie, am Tüljebach, unweit der deutschen Grenze. Volkstümlich wird der Betrieb noch "Schleifmühle" genannt, da hier vorübergehend eine Nadelschleifmühle eingerichtet war.
Das Göhltal selbst ist in einer breiten Senke, die Göhlsenke, eingebettet. Beide sind sowohl durch die abtragende Kraft des Wasserlaufes wie auch durch NW-SO verlaufenden Störungen des gefalteten Grundgebirges entstanden.
Im Göhltal kann man die Faltungen und Überschiebungen des Grundgebirges mit den abwechselnden SW-NO streichenden Schichten gut beobachten : Sandstein- und Schieferschichten der Famennenstufe (Oberdevon), Kalkstein- und Dolomitschichten des Unterkarbons (Dinant) und Sandstein- und Schieferschichten mit dünnen unproduktiven Steinkohlenflößen des Oberkarbons (Namür).
Über die Geschichte des Göhltales berichtet WILHELM DITHMAR in Der Esperanto-Staat Neutral-Moresnet (dazu später mehr)
Die Geschichte des Göhltales, in dem Moresnet liegt, ist es wert, einmal aufgezeigt zu werden. Wir wissen, in diesem jetzt zu Belgien gehörenden Raum liegen die deutschsprachigen Gebiete Belgiens, die ihre Heimatsprache "verteidigen". Jene Gebiete standen seit der Eroberung durch den römischen Feldherrn Julius Cäsar, nach Überwindung und Ausrottung des hier wohnenden keltisch-germanischen Völkerstammes des Volkes der Eburonen unter germanischem Einfluß. Die Römer siedelten in dem leer gewordenen Raum die germanischen Stämme der Tongern und Ubier an.
Wohl versuchten die Römer auch hier wie in Gallien eine Romanisierung, die aber in ihren Anfängen stecken blieb und sich auf die linksrheinischen Städte beschränkte.
Nach dem Zusammenbruch des römischen Reiches und nach der Völkerwanderung erschienen im 5./6. Jahrhundert die Franken. Im Aachener Raume setzten sich die ripuarischen Franken fest. Sie nahmen die Gebiete Köln-Aachen-Limburg und Flandern bis zur Scheldemündung in Besitz. Im Gegensatz zu den salischen Franken blieben die Ripuarier ihrem germanischen Erbe treu, so daß sehr bald linksrheinisch, so auch zu Aachen, eine Regermanisierung erfolgte.
Immer neue germanische Überströmungen machten sich kund und blieben besonders in der Zeit KARLs des Großen bestehen. Die sprachliche Grenzziehung war nicht mehr zu überwinden. Im Südwesten von Aachen blieb die romanisch orientierte Wallonie bestehen, während der Aacheiier Raum in Sprache und Kultur dem Germanischen verhaftet blieb.
Mitten in dem so entstandenen Kulturdreieck Lüttich-Maastricht-Aachen liegt nun das Göhltal. Und im Herzen dieses Gebietsstreifens das ehemals Neutral-Moresnet.
Prof. LIESE, Aachen, hat in einer Zeitschrift "Das klassische Aachen" diese Gegend auf Grund archäologischer Funde untersucht. Er stellte fest: Die Zone Raeren, Eynatten, Hauset, Hergenrath und Moresnet bis Vaals war bis zum 10. Jahrhundert noch von heidnischen Germanen bewohnt, die sich in den dortigen Waldgebieten versteckt hielten. Im Aachener Wald auf dem Klausberg früher Wodansberg) bestatteten sie in Steingrundgräbern ihre Toten, bis die Christianisierung auch sie erfaßte. Es gibt eine Reihe von Sagen, die die Voreltern in jenen Gebieten erzählten, wenn sie mit ihren Kindern in langen Winternächten am Kamin saßen und der Sturmwind über die Dächer sauste. Dann zog der germanische Gott Wodan, wie es damals hieß, mit seinem wilden Heer über Wälder und Felder ...
In einem von Prof. Dr. ALFRED MINKE (Professeur à l'Université catholique de Louvain, Leiter des Eupener Staatsarchivs) beim Neujahrsempfang der IHK Eupen 1997 gehaltenen Vortrag über Die wirtschaftliche Entwicklung des Grenzlandes Eupen-Malmedy-St.Vith vom Ende des Ancien Régime bis 1940 erfahren wir z.B.
Neutral Moresnet hatte diese Flagge und hinter dem Link verbergen sich weitere Informationen über die niederländischen und belgischen Bürgermeister / Kommissare.
Bei "Zollgeschichte" werden mehrere Ansichtskarten mit Neutral Moresnet als Motiv gezeigt, bei dieser erkennt ihr gut die Grenzen:
Außerdem fand ich noch Informationen über die Mundart der Region. Belgium - Languages and dialects
Die umfangreichste Darstellung Neutral Moresnets hat aber CEES DAMEN ins Internet gestellt. Auch das Göhltalmuseum zeigt er in Bildern. Manches skurile Detail (wie z.B. inoffizielle Briefmarken oder die Bedeutung für die Esperanto-Bewegung) erfahrt ihr dort.
Mal ein Zwischenergebnis: Bis hierher dürfte klar sein, daß ein kleines an Rohstoffen reiches Gebiet beim Wiener Kongreß nicht Preußen, aber auch nicht den Niederlanden zugesprochen werden konnte, das große Ruhrgebiet aber ohne Probleme an Preußen fiel, weil dessen Rohstoffe noch nicht entdeckt waren. So gesehen ist das Rheinland Preußens Alaska.
Obwohl die Kunstsprache Esperanto erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts erfunden wurde, fand sie in Neutral Moresnet schon begeisterte Fürsprache. 1908 wurde dort ein Esperanto-Staat ausgerufen.
Encyclopædia Britannica Esperanto
artificial language constructed in 1887 by L.L. ZAMENHOF, a Polish oculist, and intended for use as an international second language. ZAMENHOF's Fundamento de Esperanto, published in 1905, lays down the basic principles of the language's structure and formation.
Esperanto is relatively simple for Europeans to learn because its words are derived from roots commonly found in the European languages, particularly in the Romance languages. Orthography is phonetic, all words being spelled as pronounced. Grammar is simple and regular; there are characteristic word endings for nouns, adjectives, and verbs. Nouns have no gender and are marked by the ending -o; the plural is indicated by -oj (pronounced -oy),and the objective (accusative) case by -on, plural ojn: amiko friend, amikoj friends, amikon friend (accusative), amikojn friends (accusative). There is only one definite article, la (e.g., la amiko the friend), and no indefinite article. Adjectives end in -a (e.g., bona amiko good friend) and take plural and objective endings to agree with nouns (e.g., la bonaj amikoj estas tie the good friends are there, mi havas bonajn amikojn I have good friends). Verbs are all regular and have only one form for each tense or mood; they are not inflected for person or number (mi havas, vi havas, si havas, ili havas I have, you have, she has, they have). There is an extensive set of suffixes that can be added to word roots to allow various shades of meaning or newly derived forms; compound words are also used.
Esperanto is probably the most successful of the artificial international languages. The number of Esperanto speakers is estimated at more than 100,000. The Universala Esperanto-Asocio (founded 1908) has members in 83 countries, and there are 50 national Esperanto associations and 22 international professional associations that use Esperanto. There is an annual World Esperanto Congress, and more than 100 periodicals are published in the language. More than 30,000 books have been published in Esperanto.
Encyclopædia Britannica Zamenhof, L.L.
born Dec. 15, 1859, Bialystok, Pol., Russian Empire [now in Poland]
died April 14, 1917, Warsaw
in full Ludwik Lejzer Zamenhof ,pseudonym Doktoro Esperanto (Esperanto: Doctor Hopeful) Polish physician and oculist who created the most important of the international artificial languagesEsperanto.
A Jew whose family spoke Russian and lived in an environment of racial and national conflict on the Polish-Russian borderland, ZAMENHOF dedicated himself to promoting tolerance, mainly through the development of an international language. After years of experiment in devising such a tongue, working under the pseudonym of Doktoro Esperanto, he published an expository textbook, Lingvo Internacia (1887; Dr. Esperanto's International Language). His pseudonym, Esperanto ([one] who hopes), was to become the language's name.
In addition to continuing his medical career, ZAMENHOF worked to develop Esperanto and organize its adherents. The first Esperanto magazine appeared in 1889, the beginnings of formal organization in 1893. With some literary and linguistic skill, Zamenhof developed and tested his new language by translating a large number of works, including the Old Testament, Hamlet, HANS CHRISTIAN ANDERSEN's Fairy Tales, and plays of MOLIÈRE, GOETHE, and NIKOLAY GOGOL. At the first international Esperanto congress at Boulogne, France (1905), and at successive annual congresses in various European cities, ZAMENHOF delivered a number of memorable addresses, but he renounced formal leadership of the Esperanto movement at Kraków, Pol., in 1912. His Fundamento de Esperanto (1905; 17th ed., 1979; Basis of Esperanto) established the principles of Esperanto structure and formation.
WILHELM DITHMAR erinnert an die Vorbereitung der Esperanto-"Republik" vor den Toren Aachens: Der Esperanto-Staat Neutral-Moresnet
In dieser "Republik" Neutral-Moresnet lebte als ein "ungekrönter König" der seit 1880 in Preußisch-Moresnet (das Gebiet,links der Lütticher Straße liegend) wohnende Arzt Dr. MOLLY [nach dem heute eine Straße benannt ist, N.S.] auf der sogenannten Jamsmühle. 1881 wurde er stellvertretender Bürgermeister. Seine Praxis erstreckte sich von Altenberg bis weit ins belgische Gebiet. Er war Träger hoher preußischer Orden, wie Kronen- und Rote-Adler-Orden. Vom belgischen Staat erhielt er nach Bekämpfung einer Seuche den "Croix civique".Er wurde zum Geheimen Sanitätsrat ernannt. 1919 ist er nach dem Kriege zu Altenberg gestorben. Anekdoten gibt es viele über ihn.
Dieser Dr. MOLLY, mein Großvater mütterlicherseits,war ein Mensch vielseitiger Begabung. Er besaß eine große Schmetterling-Käfersammlung, Freimarken- und Münzensammlung. Sehr bewandert war er in vielen Sprachen, auch in den Altsprachen. Er korrespondierte mit aller Welt. Sein Freimarkensammel-Eifer ging so weit, daß er am 6. Oktober 1886 in Neutral-Moresnet eine Postanstalt errichten ließ, auf der für Neutral-Moresnet eigene Freimarken mit dem Aufdruck "Kelmis-Moresnet" verkauft wurden. [...]
Um 1906 erschien bei ihm, wahrscheinlich auf internationaler Ebene sich treffend (Molly gehörte einem bekannten Weltbund an), der französische Professor Dr. ROY. Beide Herren beschlossen die Gründung eines "Esperanto-Staates".
Über dieses Vorhaben liegen, wie mir ein PIERRE CLAES aus Brüssel mitteilt, im Wiener Esperanto-Museum Protokolle vor. Ich habe Auszüge daraus gesehen. Jener Prof. Dr. ROY machte um 1906 meinem Vater in Aachen einen Besuch; er war von meinem Großvater geschickt worden. Er bat meine um neun Jahre ältere Schwester, auf einer Großversammlung im Altenberger Schützenlokal Lieder auf Esperanto zu singen. Was denn auch geschah.
Bei CEES DAMEN gibt es je zwei Fragmente des Amikayo-Marsches, den Willy Huppermans zur Ausrufung der Republik Amikejo 1908 komponierte, in WAV- und MP3-Format.
Der Versailler Vertrag bestimmte:
II. Teil. Grenzen Deutschlands
Artikel 27.
Die Grenzen Deutschlands werden folgendermaßen festgelegt:
1. Mit Belgien:
Von dem Treffpunkt der drei Grenzen Belgiens, Hollands und Deutschlands in südlicher Richtung:
die Nordostgrenze des ehemaligen Gebietes von Neutral-Moresnet, dann die Ostgrenze des Kreises Eupen, dann die Grenze zwischen Belgien und dem Kreis Montjoie, dann die Nordost- und Ostgrenze des Kreises Malmedy bis zum Treffpunkt mit der Grenze von Luxemburg.
Das hat für einige Verkehrswege kuriose Folgen gehabt, vgl. Kursbuchstrecke 48 Raeren - Weywertz (Vennbahn)
vgl. auch Die belgische Position in Versailles: Reparationen und territoriale Forderungen. Autor: JENS EHRHARDT Datum SS 2001
Übrigens verlor das Deutsche Reich durch den Versailler Vertrag (nach eine Abstimmung 1922) Ostoberschlesien und damit 79 % der Steinkohlenförderung, 75 % der Stahlerzeugung und 66 % der Zinkerzeugung
Die Encyclopædia Britannica: Eupen-et-Malmédy berichtet auch über Grenzkorrekturen nach dem Zweiten Weltkrieg:
region in Verviers arrondissement, Liège province, Wallonia région, Belgium. Eupen-et-Malmédy lies along the border with Germany and consists of the so-called cantons rédimés ("redeemed cantons") of Eupen, Malmédy, and Sankt Vith. Until 1794 the region was part of the duchy of Limbourg, the ecclesiastical principality of Stavelot-Malmédy, and the duchy of Luxembourg. Under French rule from 1794 to 1814, it belonged to the Ourthe département (the present Liège province). Most of the region was annexed by Prussia as a result of the Treaty and Congress of Vienna (1815). It included Moresnet, which was much contested because of its zinc mines and which was divided--one part being given to Prussia, one to The Netherlands, and the third part becoming a condominium called Neutral Moresnet. After World War I, the Versailles treaty assigned Eupen, the district of Malmédy and Sankt Vith, Prussian Moresnet, and Neutral Moresnet to Belgium. This was ratified by plebiscite (1920), and Germany recognized the new frontier in the Pact of Locarno (1925).
The territories were occupied by Nazi Germany from 1940 until the liberation of Belgium (1944), although some of the heaviest fighting of World War II went on there through January 1945, when the region was a principal locus of the Battle of the Bulge.
Postwar frontier adjustments and land transfers between Belgium and West Germany in 1949 and 1958 (confirmed by an agreement signed in 1956) brought the area of the territories to about 410 square miles (1,060 square km). Most of the inhabitants speak German. Since 1963 Eupen-et-Malmédy has existed as a German-language region composed of two geographic entities. One, around Eupen, comprises the communes of Eupen, Kelmis, Lontzen, and Raeren; the other, around Sankt Vith, consists of Amel, Büllingen, Burg-Reuland, Bütgenbach, and Sankt Vith. The Malmédy region is French-speaking but with facilities for the use of German; it consists of the communes of Malmédy and Waimes. Eupen is the seat of Belgium's German-speaking Community, which is a locally elected council responsible for culture, education, the media, medicine, and the use of languages.
The region is mostly forest and moorland, with areas cultivated for fodder. Eupen produces cloth, electric cables, metal wires, chocolates, and soap. Malmédy has a prosperous paper industry and brewery. Sankt Vith is a noted cattle market, and furniture is made there.
Der Code NAPOLÉON ist ein Begriff, mit dem das Zivilrecht der napoleonischen Zeit gemeint ist, vgl
FAQ #8: The Code NAPOLÉON By ROBERT BURNHAM
This code was so impressive that by 1960 over 70 different states either modeled their own laws after them or adopted them verbatim. The Code Napoleon took the over 14,000 decrees that had been passed under the Revolutionary Government and simplified them into one unified set of laws. The Code had several key concepts at its core:
BURNHAM weist aber auch auf Mängel und Schwächen hin (z.B. keine Gleichberechtigung der Geschlechter). Bei den "NAPOLEON Series" gibt es auch eine vollständige Übersetzung (ins Englische): Full Translation of the Civil Code.
Dieses Recht war in Neutral Moresnet noch in Kraft, als es anderswo schon weiterentwickelt (z.B. bzgl. der Zulassung von Gewerkschaften) worden war.
Die Mineraliensammlung des Fachbereichs Chemie und Chemietechnik zeigt, wie Zinkspat, Galmei aus Kelmis / Neutral Moresnet aussieht:
http://ac16.uni-paderborn.de/lehrveranstaltungen/_aac/mineralien/grafik/zinkspt.jpg
Visualisierung gefördert durch das BMBF Last Updated by Dr. Allwissend [! den möchte ich kennenlernen, N.S.] on 10.05.1999.
© 1997-1999 by Prof. Dr. VOLKER SCHUBERT, University of Paderborn
Die Gemeinde Kelmis berichtet selbst über ihre Rohstoffe:
So eine kleine Gegend hatte natürlich viel Außenhandel, deshalb komme ich gleich noch zu anderen Industriestandorten wie z.B. Stolberg.
Der Naturpark Hohes Venn bietet gelegentlich Wanderungen Auf den Spuren von Kupfer und Messing an:
Der Name "Galmei" beschreibt das Vorkommen von Zink und Blei im Boden. Auf solchen schwermetallhaltigen Böden findet man die Galmeiflora, eine Pflanzengemeinschaft, deren Arten sich im Laufe der Evolution an diese - für sie durchaus giftige Umwelt - anpassen konnten. Galmeigebiete gehören zu den seltensten Biotopen der Eifel. Eines dieser ökologisch wertvollen Gebiete ist der Schlangenberg bei Stolberg. Ein Spaziergang über den Schlangenberg führt nicht nur in die Naturkunde des Schutzgebietes, sondern auch in seine Bergbaugeschichte. Bereits die Kelten gruben hier nach Eisen, das Galmeierz wurde wahrscheinlich erst von den Römern entdeckt. Galmei enthält Zink, Blei und Manganverbindungen zu unterschiedlichen Anteilen.
Galmei wurde zum "Gelb-Färben" von Kupfer verwendet. Die benachbarte "Kupferstadt Stolberg" sollte genau genommen eigentlich "Messingstadt" heißen, denn Kupfer wurde hier nicht abgebaut, sondern lediglich hierher importiert. Davon zeugen noch heute zahlreiche Wege durch die Eifel mit bedeutungsvollen Bezeichnungen wie "Kupferstraße" oder "Kupferweg".
Im Stolberger Raum wurde das importierte Kupfer mit Galmei zu dem goldähnlichen Messing veredelt, das in früheren Zeiten einen viel höheren Wert besaß als heute. Der Stolberger Raum ist wahrscheinlich der Herkunftsort des europaweit verbreiteten "Hemmoorer Eimers", eines Gebrauchs- und Ziergefäßes aus Messing, das zur Römerzeit von wohlhabenden Familien verwendet wurde.
Doch auch in jüngerer Vergangenheit hat es am Schlangenberg unterschiedliche Grubengebiete gegeben, die dort aneinander grenzten. Dabei benutzte z.B. eine Galmeigrube den Abraum der benachbarten Eisengrube. Sehr anschaulich schildert Bergmann ALBERT GERARDS die schweren Arbeitsbedingungen des vergangenen Jahrhunderts: "Frauen und Kinder sammelten - häufig auf den Knien rutschend - das Gelände nach Steinen ab und sortierten den Abraum aus. Man kann heute noch an den Abraumhalden erkennen, welche Gesteinsart genutzt wurde - das poröse, ockerfarbene Galmeigestein oder der festere, dunkelrote Eisenstein".
Das (noch nicht komplette) Stolberg. Alphabet der Heimatkunde definiert diese Begriffe um Galmei:
Galmei: Bergm.- hüttm. Sammelbegriff für nicht-*sulfidische (schwefelfreie) *Zinkerze. Hauptsächlich sind dies *Zinkspat (Zinkkarbonat) u. *Kieselzinkerz (Zinksilikat) bzw. *Willemit. Abhängig davon, welcher der Erztypen jeweils dominant vertreten ist, spricht man von karbonatischem oder silikatischem ~.
Typischerweise ist ~ ein durch *Metasomatose entstandenes *Sekundärerz (*Galmei-Entstehung). Der ~ liegt meist in fester, stückig-kompakter Form vor (Felsgalmei), kann jedoch auch, abhängig vom Verwitterungsgrad, als erdige Massen (Mulm) auftreten (Erdgalmei). Letzterer ist meist zwar weniger rein, ließ sich jedoch ohne vorhergehenden Mahlvorgang zum *Messingbrennen verwendet (*römisches Messing).
Während im Stbg. Raum der ~ überwiegend karbonatisch ausgebildet ist, bestanden insbesondere die tiefer liegenden Erzlager im *Altenberg vorwiegend aus silikatischem ~.
Im deutsch-belgischen Grenzgebiet war für ~ der mundartl. A. Kelmis weit verbreitet, der sich auch in der Bezeichnung des im Gebiet des *Altenberges gelegenen Ortes gleichen Namens widerspiegelt. Der franz. A. Calamine wurde als international übliche Bezeichnung für ~ übernommen. Entsprechend trägt der Ort Kelmis in der franz. Variante den Namen La Calamine.
~ war bereits zur Römerzeit (*römisches Messing) u. später auch zur Zeit der *Kupfermeister unabdingbarer u. einzig möglicher Grundstoff zur Herstellung von Messing. Bei dem damals üblichen Verfahren der Messingherstellung (*Zementation) war der Einsatz von metallischem *Zink nicht erforderlich, sondern ~ konnte direkt als Zuschlagsstoff (zusammen mit Stück-*Kupfer) eingesetzt werden.
Neben der relativ einfachen *metallurgischen Verarbeitbarkeit ließ ~ sich recht leicht abbauen, da er als typisches *Sekundärerz (*Metasomatose) in sehr geringen Tiefen bzw. direkt an der Oberfläche dort lagerte, wo der Gebirgskörper durch *Störungen gelockert war.
Bezogen auf das einzusetzende Kupfergewicht benötigte man bei der Messingherstellung ungefähr die doppelte Gewichtsmenge an ~, was generell dazu führte, daß die Messingstandorte an ~-*Lagerstätten gebunden waren.
~ wurde über lange Zeit nicht als Zinkerz erkannt, sondern galt als eine Art Farbstoff, der dem Kupfer eine goldgelbe Farbe verlieh (*Zementation).
Galmei-Entstehung: Die Bildung des *Galmeis erfolgte durch *Metasomatose (Umwandlung) der primär entstandenen *Zinkblende (*Schalenblende-Entstehung). Die ursprünglich entstandenen *Primärerz- *Lagerstätten Schalenblende) gelangten, teilweise auch unterstützt durch allmähliche Hebung des Grundgebirges u. dessen Abtragung, in den Einflußbereich von Verwitterungsmechanismen, die durch sauerstoffhaltige Wässer eingeleitet wurden (*Oxydationszone). Unter Einbeziehung der chem. Bestandteile des *Nebengesteins wurde hierdurch über eine komplexe chem. Umsetzung die *sulfidische *Zinkblende zu Galmei umgebildet.[...]
Galmeiflora (Violentum calaminariae): Pflanzengesellschaft, die im Bereich flachgründiger, trockener, nährstoffarmer Kalkböden (*Kalkstein) vorwiegend dort beheimatet ist, wo die *Erze der *Galmeiparagenese an der *Tagesoberfläche anstehen. Durch den hohen Gehalt an toxischen *Schwermetallen werden die sonst üblichen Vegetationsformen verdrängt, so daß Nischen für die schwermetallresistenten Arten (*Metallophyten) der ~ entstehen, die zwar auch auf unbelasteten Böden gedeihen könnten, dort aber von kräftigeren (nicht oder weniger schwermetallresistenten) Arten erdrückt werden.[...]
Die ~ besteht aus den sogenannten Charakterarten, die allesamt Schwermetallresistenz aufweisen, u. den steten Begleitern. Die Charakterarten sind:
Zu den steten Begleitern gehören beispielsweise Flechtenarten u. der quendelblättrige Thymian. [Was bedeutet quendelblättrig? N.S.]
Sowohl bezüglich des Vorkommens einer bestimmten Art, des Galmeiveilchens nämlich, als auch hinsichtlich der Artenzusammensetzung muß die ~ als einzigartige botanische Besonderheit gelten, die nur in den *Erzfeldern bzw. an den ehemaligen) Hüttenstandorten um Stbg. u. *Kelmis vorkommt. [Hervorhebung von mir, N.S.]
Beim Verlag Meyer und Meyer ist das Buch
erschienen
Galmeiveilchen findet man z.B. in der Werther Heide am (schon wieder N.) Napoleonsweg:
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Im Gebiet Werther Heide, Napoleonsweg befinden sich hervorragend ausgebildete Schwermetallrasen und -heiden (6130), die sowohl die natürlichen als auch die anthropogen bedingten Schwermetall-Standorte im Naturraum trefflich repräsentieren und die artenreichsten Vorkommen ganz Deutschlands darstellen. Es sind bedeutende Refugialbiotope für die endemischen Galmei-Florenelemente im Raum Aachen - Stolberg mit dem Gelben Galmeiveilchen, der Galmei Grasnelke und dem Galmei-Hellerkraut sowie weiteren Halbtrockenrasenpflanzen. |
Ein Dorf, das seit der kommunalen Neugliederung zu Stolberg gehört, ist Gressenich.
70 n. Chr | Erstes Auffinden von Galmei im Stolberger Raum. Der von den Kelten begonnene Erzbergbau wurde von den Römern fortgeführt. Der römische Schriftsteller Plinius der Ältere schrieb, daß in der Provinz Germanien Galmei gefunden worden sei. Da der Abbau von Galmei in den anderen Orten der Umgebung erst im Mittelalter begann, kann er nur Breinig oder Gressenich gemeint haben. |
150 n.Chr. | Die Galmeiförderung in Gressenich war so ergiebig, daß die Römer nicht länger ihren Bedarf an Messing- und Bronzegeräten aus Italien heranschaffen mußte. Sie exportierten sogar in andere Gegenden. Zahlreiche Ausstellungen zeigen einen Messingeimer aus Gressenicher Produktion, von dem eine große Anzahl in Niedersachsen, sowie weitere Exemplare in Schweden, Dänemark, Norwegen, Ungarn und England gefunden wurden. |
Kurioserweise habe ich als Kind in Stolberg-Werth gewohnt und bin mit dem Fahrrad bis in die Gegend der Grube Diepenlienchen vorgedrungen und erfahre erst jetzt, was ich damals nicht bemerkt habe.
Stolbergs Messingindustrie hatte unter NAPOLÉON "durch die Einführung der Gewerbefreiheit, also die Befreiung von jeglichem Zunftzwang, und durch großzügigen Straßenbau sowie sorgfältige Pflege der Technik" großen wirtschaftlichen Erfolg.
Die Konkurrenz zur Stolberger Industrie
Für die Messingindustrie des Stolberger Tales kam damals eine Zeit der Blüte, die später nicht mehr erreicht worden ist. Die bei Beginn der französischen Revolution stillgelegten Betriebe hatten ihre Werkstätten bald wieder geöffnet, und im Jahre 1804 erreichte die Produktion eine Höhe von 40.000 Zentnern, eine Zahl, deren Bedeutung erkennbar wird, wenn man bedenkt, dass die gesamte Messingproduktion innerhalb Preußens im Jahre 1832 nur rund 14.000 Zentner betrug.
1814 kam es zu einem erneuten Umschwung, als die Rheinlande wieder an Preußen fielen und die vorerwähnten Grundlagen für das Erblühen der gewerblichen Arbeit fortfielen. Es folgten nun Zeiten eines erneuten wirtschaftlichen Niederganges, insbesondere deshalb, weil anfänglich große Zollschwierigkeiten für den Absatz nach den westeuropäischen Märkten bestanden. Für die meisten Gewerbegruppen der westlichen Grenzgebiete wurde es nunmehr erforderlich, ihre Absatzorientierung wieder nach dem Osten umzustellen, woraus sich naturgemäß neben anderen Schwierigkeiten auch erhöhte Transportkosten ergaben. Gleichzeitig war die Kontinentalsperre zusammengebrochen und damit England in den Wettbewerb eingetreten. Dies machte sich in der Messing-, Eisen-, Nadel- und Textilindustrie durchaus ungünstig bemerkbar. Besonders der technische Vorsprung des englischen Verhüttungsverfahrens trat in jener Zeit fühlbar hervor.
In preußischer Zeit mußte sich die Stolberger Industrie von Messing auf Zink umorientieren:
... Der Absatz blieb auf einen kleinen lokalen Markt beschränkt, da er bei gleichen Produktionskosten die höchsten Transportkosten für Rohstoff zu tragen hatte. Schloss diese Tatsache die Stolberger Messingindustrie von einer erfolgreichen Konkurrenz auf dem Weltmarkte mit England, Schweden usw. aus, so war sie ebenfalls vom Inlandsmarkt mit Ausnahme des lokalen Absatzgebietes verdrängt, weil die in der Nähe der Mansfeldschen und böhmischen Kupferbergwerke bestehenden Messingwerke wirtschaftlicher arbeiteten.
Der Umstand, das seinerzeit die Zinkhütten, als sie noch Bergbau betrieben, Galmei nicht mehr abgaben, sondern für eigene Zwecke verwandten, brachte für die Messingindustrie schwerste Folgen. Sie konnte plötzlich nicht mehr über diesen wichtigen Hilfsstoff verfügen, den sie jahrhundertelang zu ihrem Schnellverfahren verwandt hatte. Sie war also gezwungen, sich auf den Verbrauch von Zink umzustellen, was allerdings eine ganz gewaltige Verschiebung der Grundlagen, auf denen die Messingindustrie aufgebaut war, bedeutete, da auf eine Einheit Kupfer die doppelte Menge Galmei verwandt wurde. Dies Bild verwandelte sich nunmehr gerade in das Gegenteil. Zur Messingherstellung wurden 60 bis 70% Kupfer, dagegen nur 30 bis 40% Zink verwandt.
Die Stolberger Messingindustrie, die ehedem mit günstigen Transportkosten für die Rohstoffe rechnen konnte, hatte nunmehr weit höhere Transportaufwendungen gegenüber den Konkurrenzunternehmen, die näher an der Kupferbasis lagen. Konkurrenz für die Zinkerz- Förderung kam aus dem Ausland und dem Westfalen. Die begünstigenden Grundfaktoren waren somit fast restlos verloren. Der unvermeidliche Rückgang drückte sich bald sowohl in der rückläufigen Zahl der in Betrieb befindlichen Öfen wie auch in der fortwährenden Verminderung der Stolberger Messingfirmen aus.
Das Stolberger Industriemuseum Zinkhütter Hof zeigt in seiner Ausstellung vor allem die Geschichte des Werkstoffs Zink und des Produktes Nadel.
Zink ein Allerweltsmaterial
Zu Beginn wird die Zinkgewinnung und Verarbeitung präsentiert, an die sich Produkte aus Zink, vom alten Wetterhahn aus dem letzten Jahrhundert, bis zur Einheits-Zinkbadewanne der Großmutter anschließen. Mitte des 18. Jahrhunderts gelang es erstmals, Zink aus Galmei zu gewinnen. Bis dahin kannte man das reine Zink nicht. Man hielt Galmei für einen Farbstoff, der Kupfer gelb, d.h. messingfarben, färbte, und die metallischen Eigenschaften des Kupfers verbesserte. Seit dem 16. Jahrhundert entwickelte sich der Stolberger Raum zum Zentrum der Messingindustrie. Dank der reichen Galmeivorkommen, konnten Stolberger "Kupfermeister" ihre Erzeugnisse bald in ganz Europa vertreiben. Im 19. Jahrhundert ging die Messingproduktion stark zurück. Aufgrund der Erfahrungen entwickelte sich in der Folge die für den Aachener Raum bedeutende Zinkindustrie.
Aachener Nadeln
Die Aachener Region gilt als ein bedeutendes, und heute als das letzte Zentrum deutscher Nadelproduktion. "Aachener Nadeln" waren nicht nur im Inland, sondern weltweit gefragt. Im Museum dokumentieren Maschinen und Werkzeuge die einzelnen Arbeitsschritte vom Draht bis zur Kontrolle mit dem "Klenkes" des fertigen Produkts. Darüber hinaus wird die Vielfältigkeit und Komplexität der Nadel für die unterschiedlichen Anforderungen der Textilindustrie gezeigt.
Diese Abbildung eines Zinkofens könnt ihr als elektronische Postkarte verschicken : |
Galmei (Kieselzinkerz, Kieselgalmei, Kalamin, Hemimorphit, Smithonit,
Zinkbaryth), Mineral aus der Ordnung der Silikate (Olivingruppe), findet sich meist in kleinen rhombischen, ausgezeichnet hemimorphischen, länglich tafelförmigen oder kurz und breit säulenförmigen, bisweilen auch pyramidenähnlichen, aufgewachsenen und zu Drusen, meist aber zu keil=, fächer=, nierenförmigen, traubigen oder kugeligen Gruppen verbundenen Kristallen, auch in feinstängeligen oder faserigen Aggregaten, feinkörnig, dicht bis erdig, ist farbls, meist verschieden hellfarbig, glasglänzend, durchsichtig bis undurchsichtig, Härte 5, spezifisches Gewicht. 3,35 - 3,50 und besteht aus kieselsaurem Zinkoxyd Zn2SiO4 + H2O mit 67,5 Proz. Zinkoxyd und 25 Proz. Kieselsäure. G. findet sich meist mit Zinkspat zusammen, jedoch auch auf Erzgängen neben Bleierzen und Zinkblende, bei Tarnowitz, in Polen und Galizien, bei Altenberg bei Aachen [Hervorhebung von mir. Altenberg bei Aachen bitte nicht mit Altenberg bei Dresden verwechseln, dort wurde Zinn abgebaut. N.S.], Iserlohn, Wiesloch in Baden, Raibl und Bleiberg in Kärnten, in Belgien, Derbyshire, auf Sardinien, an der Nordküste Spaniens bei Restosa und Cumillas, in den Provinzen Guipuzcoa und Santander, bei Rezbanya, Nertschinsk u. in Nordamerika. Früher stürzte man das Mineral als nutzlos über die Halde, doch wird es jetzt allgemein auf Zink verhüttet. Edler G., soviel wie Zinkspat. Meyers Konversations-Lexikon. Ein Nachschlagewerk des allgemeinen Wissens. Einen Artikel über Zinkgewinnung aus
Fünfte, gänzlich neubearbeitete Auflage... Siebzehnter Band. Turkos bis Zz Leipzig und Wien. Bibliographisches Institut 1897 S. nach 1032 - 1038 habe ich eingescannt und Euch online verfügbar gemacht. |
Über Zinkverarbeitung informieren außerdem
Es überrascht mich, daß ausgerechnet ein Sportbuchverlag auch was Vernünftiges im Programm hat, aber der Meyer & Meyer Verlag hat. | http://www.meyer-meyer-sports.com/de/produkte/buch/titel/bilder/389124472x.jpg |
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Dieses Buch habe ich im Zinkhütter Hof gekauft und dort erfuhr ich auch erstmals von Neutral-Moresnet (HERBERT RUHLAND: Neutral-Moresnet, S. 234 ff) GERHARD FEHL, DIETER KASPARI-KÜFFEN, LUTZ-HENNING MEYER (Hrsg) Mit Wasser und Dampf ... |
http://www.meyer-meyer-sports.com/de/produkte/buch/titel/bilder/3891241038.jpg |
Hintergrundmusik: 16tons.mid. Der Titel wurde durch TENNESSEE ERNIE FORD berühmt. Zur Geschichte des Titels vgl. "Sixteen Tons - The Story Behind The Legend". Weil er mit Bergbau zu tun hat, habe ich ihn hier als Hintergrundmusik genommen, aber Kohlenbergbau ist etwas anderes als Metallbergbau, weil Galmei z.B. nicht explodiert. Schlagwetter sind keine Gefahr und in den Gängen konnten offene Flammen Licht spenden.
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