WWW-Tipp der Woche 43/2000

Allgemein

Rundfunkanstalten
   AFN und BFN
   Berliner Rundfunk
   NWDR
   RIAS
   SDR und SWF
   BR

Personen
   Axel Eggerecht
   Hugh Carleton Greene
   Adolf Grimme
   Günter Neumann
   Ernst Schnabel
   Karl Eduard von Schnitzler
   Peter von Zahn

Musik

Bei Buchhändler ARNOLD PASCHER fragte Anfang Juni ein Besucher, welcher Tote noch bewege. Die Nachrichten brächten zwar oft Meldungen, daß jemand gestorben sei, aber das bliebe weitgehend ohne Reaktion. Früher sei das anders gewesen. Dann brachte er KENNEDY als Beispiel. Angeblich wisse jede(r), wo er/sie damals war.

Ich wies darauf hin, daß es verschiedene Aspekte seien: Von einer Todesmeldung bewegt werden und Tote, die die Welt bewegten. Mir fielen zwar ein paar Totesmeldungen ein, die für mich bedeutend waren und durch deren zugrundeliegendes Ereignis sich für mich etwas änderte, aber die Verstorbenen würden bestimmt nicht so viele kennen wie KENNEDY: AXEL EGGEBRECHT, KARL-HEINZ WOCKER, ERICH FRIED hätte ich persönlich in Westberlin Charlottenburg gehört, WOCKER als England-Experten, gegen den ROLF SEELMANN-EGGEBERT blaß wirke, schätzen gelernt und EGGEBRECHT hätte ich als Rundfunkjournalisten des NWDR. Der andere Besucher fragte, ob ich damals in Hamburg gewesen sei. Sehe ich wirklich schon so alt aus?

Ich möchte mich heute mit dem Nachkriegsrundfunk in Deutschland beschäftigen. Technisch war der dürftig, sowohl die früheren Sender als auch die früheren Empfangsgeräte waren oft zerstört. Der RIAS begann deshalb als Drahtfunk und Rundfunkgeräte hatten einfache Technik. UKW war noch nicht eingeführt. Rundfunk war wichtig, nun nicht mehr für Kriegshetze, sondern z.B. für den DRK-Suchdienst.

"80 Prozent der Vorkriegsproduktion war von Betrieben in Ost-Berlin und dem östlichen Teil Deutschlands erzeugt worden, die nun demonstriert oder enteignet waren, z.B. Mende in Dresden, Körting in Leibzig, Graetz in Berlin." (Geschichte des Radios) Der "Grundig Heinzelmann" wurde als Bausatz geliefert:

weitere Links zum "Heinzelmann":

Allgemein

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    Deutsche Hörer! Wie bitter ist es , wenn der Jubel der Welt der Niederlage, der tiefsten Demütigung des eigenen Landes gilt! Wie zeigt sich darin noch einmal der schreckliche Abgrund, der sich zwischen Deutschland, dem Land unserer Väter und Meister, und der gesitteten Welt aufgetan hatte! ... Möge die Niederholung der Parteifahne, die aller Welt ein Ekel und Schrecken war, auch die innere Absage bedeuten an den Größenwahn, die Überheblichkeit über andere Völker, den provinziellen und weltfremden Dünkel, dessen krassester, unleidlichster Ausdruck der Nationalsozialismus war. ... Ich sage: es ist trotz allem eine große Stunde, die Rückkehr Deutschlands zur Menschlichkeit. Sie ist hart und traurig, weil Deutschland sie nicht aus eigner Kraft herbeiführen konnte.
    Autor: THOMAS MANN im Rundfunk am 10.Mai 1945

Die Besatzungsmächte ordneten den Rundfunk in Deutschland neu, aber unterschiedlich.

    1945-49 Hunger nach Kultur

    Die Amerikaner übernehmen die drei ehemaligen Reichssender Frankfurt, Stuttgart, München und favorisieren ein dezentrales Modell. Sie errichten Landesrundfunkanstalten zur Stärkung der Rolle der Länder.

    Die Briten schaffen nach dem Vorbild der British Broadcasting Corporation (BBC) eine zentrale Rundfunkanstalt, den Nordwestdeutschen Rundfunk. Er ist die erste öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt in Deutschland.

    In der französischen Besatzungszone entsteht mit dem Südwestfunk (SWF) für die gesamte Besatzungszone ein einheitliches Rundfunkprogramm.

    In der SBZ entsteht mit dem Berliner Rundfunk ein zentral gelenkter Sender, dem weitere Landessender angeschlossen sind. Hier soll der Rundfunk in erster Linie die Schaffung einer antifaschistisch-demokratischen Ordnung, wie sie die KPD/ SED postuliert, unterstützen.

Im Unterschied zur Weimarer Republik hat die Post keine Recht zum Betrieb der Sendeanlagen (diese gehören ab sofort den Rundfunkanstalten). Die Post versucht in den Folgejahren vergeblich, diese entschädigungslose Enteignung rückgängig zu machen.

Auch der Staatseinfluß wird von den Westmächten bekämpft und durch die Selbstverwaltung der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ersetzt. Viele Politiker meinten, der einem demokratischen Staat unterstellte Rundfunk sei automatisch ebenfalls demokratisch.


http://www.dhm.de/lemo/objekte/pict/
Nachkriegsjahre_mikrophonSiemensNeumann/index.jpg

Mikrophon "Siemens Neumann U 47"
Dieses Mikrophon wurde in der Nachkriegszeit für Rundfunk-Studioaufnahmen genutzt.
Siemens
Besatzungszonen, 1947
Metall, Gummi
150 x 43 x 43 cm
Haus der Geschichte, Bonn
EB-Nr.: 1992/07/252

Vielfach halfen deutsche Emigranten, die im Ausland Rundfunkerfahrung sammeln konnten, beim Aufbau des Nachkriegsrundfunks mit. Die Arbeitsgemeinschaft selbständiger Kulturinstitute hat dieses Jahr ihre Jahresausstellung ihnen gewidmet. Die Rückkehrer wurden keinesfalls freudig begrüßt, man unterstellte ihnen, das angenehmere Leben gehabt zu haben. Zu diesen Emigranten zählten EBERHARD SCHÜTZ, HANS MAYER (für wenige Monate 1946/47 als Chefredakteur Politik bei Radio Frankfurt) , STEPHAN HERMLIN, ALFRED KANTOROWICZ (während des Zweiten Weltkriegs im Dienste einer amerikanischen Rundfunkgesellschaft), HANS MAHLE (Berliner Rundfunk), ALFRED DÖBLIN (Südwestfunk) und THOMAS MANN.

1949 wurde als Goethejahr in Ost und West gefeiert:

weitere Links:

Rundfunkanstalten

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AFN und BFBS

Die Rundfunkanstalten der alliierten Truppen haben in Deutschland vor allem den Musikgeschmack mithörender Deutscher beeinflußt. Es ist aber nicht ihre Aufgabe, diese Hörer zu bedienen und den lokalen Sendern Konkurrenz zu machen.

Das American Forces Network begann um 5:45 (allerdings nachmittags am 4.7.1943) seine Sendungen in Europa, wie in der AFN History nachzulesen ist. Über die Sendungen aus Deutschland berichtet man:

Die Ruhruniversität Bochum (vgl Surftipp 5/2000) hat unter dem Motto BFBS - Ein Radio für Briten und Deutsche den British Forces Broadcasting Service untersucht.

weiterer Link:

Der Berliner Rundfunk

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WOLFGANG BENZ beschreibt in den Informationen zur Politischen Bildung 259 die Rundfunkpolitik in der SBZ:


http://www.sensut.berlin.de/sensut/geschichte/
denkmal/pix/charlottenburg/rundfunk.jpg
Der Berliner Rundfunk war zwar eine sowjetische kontrollierte Einrichtung (wie die Reichsbahn inklusive S-Bahn), aber das Funkhaus stand im Westen. Der von HANS PÖLZIG entworfene Bau in der Masurenallee 8-14 wurde 1931 eingeweiht. Da es seit 1953 das Hauptgebäude des Sender Freies Berlin ist und immer noch benutzt wird, ist es das älteste Funkhaus Westeuropas in Betrieb. Am Tag des Offenen Denkmals konnte es kürzlich besichtigt werden.
http://www.oldradios.de/sfb4.jpg

Die PDS sieht die Aktivitäten des Berliner Rundfunks noch fast wie zu DDR-Zeiten die SED:

Die oben erwähnte Aufforderung erfolgte vier Wochen vor der Sprengung. Da fällt es schwer, an Willkür zu glauben. Allerdings waren beide Seiten an der Sprengung interessiert, um die eigene Macht oder die angebliche Willkür des Gegners zu beweisen. Besser informiert der Katalog "Auftrag Luftbrücke".

Wie "kritisch" dieses "Informations-" Medium Berliner Rundfunk war, zeigen einige Zensurmaßnahmen:

Der BR

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Über den Bayerischen Rundfunk informierte 1999 eine Ausstellung im Museum für Post und Kommunikation, Nürnberg, Der Ton. Das Bild. Die Bayern und ihr Rundfunk 1924-1949-1999

Katalog: "Der Ton. Das Bild. Die Bayern und ihr Rundfunk 1924-1949-1999", Augsburg: Haus der Bayerischen Geschichte 1999, 342 S., ISBN: 3-927233-66-8, Preis: DM 29.-

Die Ausstellung wurde rezensiert für H-Soz-u-Kult von Elfie Rembold.


http://www.hco.hagen.de/museen/aus-rez/pix/reimold99-1.jpg

Aus der Chronik (40erJahre)

Der NWDR

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Der NWDR ist ein Beispiel für den Einfluß, den die Politik auf den Rundfunk gewann. Dabei war das von der britischen Militärverwaltung nicht gewünscht. Wie es doch dazu kam, schildert HORST OHDE.

JANE SHATTUC beschreibt den Versuch, die richtige Methode zur Umerziehung der Deutschen zu finden:

Auch wenn der NWDR seinen Sitz in Hamburg hatte, wurde Köln nicht vernachlässigt. In Nordrhein-Westfalen wurde UKW eher erprobt als in Hamburg und auch in Düsseldorf hatte die Anstalt ein Studio (wofür allerdings die Stadt die Initiative ergriffen hatte).


http://www.nrw2000.de/ausstellung/nrw/pics_nrw/einweihung%20Funkhaus.jpg

WDR-Chronik

Über die Einführung der Ultrakurzwelle berichtete der SPIEGEL: R U N D F U N K - Klang unterm Mikroskop

weitere Links:

Der RIAS

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RIAS-Pausenzeichen (real audio)

http://www.riasberlin.de/us-index.html

Der RIAS als Rundfunkanstalt existiert nicht mehr, aber das Orchester und das ehemalige RIAS-Gebäude erinnern noch an ihn. Heute verwaltet Deutschlandradio Berlin eher schlecht als recht das Erbe. Außerdem hat eine deutsch-amerikanische "RIAS BERLIN COMMISSION" die Erforschung seiner Geschichte übernommen. Ein Ergebnis ist

RIAS BERLIN - die frühen Jahre im Plakat
Eine Plakat-Ausstellung zum 50jährigen Jubiläum des Sendebeginns

History and Purpose

Chronology of RIAS and the RIAS Berlin Commission

Der RIAS war sowohl mit seinen Informationssendungen als auch mit seinem Kabarett "Die Insulaner" (vgl den nächsten Surftipp) das Informationsprogramm der Westberliner, zumal der SFB erst 1953 gegründet wurde (und sein Programm mit der Freiheitsglocke begann, vgl den vorigen Surftipp).

weitere Links:

SWR (SWF und SR)

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Über die dem Südwestrundfunk vorausgegangenen Rundfunkanstalten habe ich nur einen nennenswerten Text gefunden, und zwar eine Buchbesprechung von AXEL SCHILDT (Hamburg)

KONRAD DUSSEL: Die Interessen der Allgemeinheit vertreten. Die Tätigkeit der Rundfunk- und Verwaltungsräte von Südwestfunk und Süddeutschem Rundfunk 1949 bis 1969 (Südwestfunk Schriftenreihe Rundfunkgeschichte, Bd. 5). Nomos Verlagsgesellschaft, Baden-Baden 1995 (531 S., br., 88 DM).

Hintergrundmusik: Choo2XG.MID

Heft 11 und 12 der "Nordwestdeutschen Hefte" des NWDR
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