Liebe Netzgemeinde,
heute ist mal kein eigener realer Ausstellungsbesuch Anlaß oder Inhalt meines Tipps, sondern eine hervorragende Darstellung über englische Kunst und Kultur im 19. Jahrhundert. Zwar habe ich von Kunst und Kultur kaum einen Schimmer, aber was BOB SPEEL zusammengetragen hat, konnte auch mich fesseln, zumal es da z.B. auch um Architektur und Bahnhöfe geht. Schwerpunkt scheinen aber die Präraphaëliten zu sein.
Der Kristallpalast http://www.speel.demon.co.uk/pex/fc1131.jpg
Seine umfangreiche Homepage ist wunderbar einfach gestaltet (farbige Hintergründe, die keine Ladezeit kosten, statt Animationen). Geschickt wiederholt er Inhalte unter verschiedenen Aspekten - man kann sich z.B. über die Biografien anderen Themen nähern oder von einem Ort (z.B. Hyde Park) her auch etwas über die erwähnten Künstler aufrufen. Ein anderer guter Einstieg ist das Inhaltsverzeichnis der Hintergrundinformationen.
Die Verlinkung ist solide, und auch Abbildungen werden viel seltener nicht gefunden als etwa auf meiner Homepage (ich arbeite dran). Die Abbildungen sind übrigens Stiche, also keine Fotos vom heutigen Zustand, wie bei den von mir schon wärmstens empfohlenen Amsterdamer Monumenten.
Eine gute Ergänzung bildet die Ausstellung Victoria & Albert, Vicky & The Kaiser - Ein Kapitel deutsch-englischer Familiengeschichte des Deutschen Historischen Museums, die ich am Rosenmontag 1997 (10.2.1997) besuchte. Einen Rundgang gibt es auch im Internet. Der Katalog lohnt sich, ich zitiere gleich daraus.
Der Rundgang beginnt mit der Thronbesteigung der Queen VICTORIA, die den deutschen Prinzen ALBERT von Sachsen-Coburg-Gotha ehelichte. Gemeinsam prägten sie das Antlitz der britischen Monarchie. Sechs ihrer neun Kinder heirateten wiederum Deutsche. VICKY, die älteste Tochter, wurde deutsche Kaiserin und die Mutter WILHELMs II., des letzten deutschen Kaisers. Seine Flottenpolitik führte zu einem Wettrüsten mit England und gilt als eine der Hauptursachen des Ersten Weltkrieges.
Mir gefielen am besten die Modelle, die in der Ausstellung gezeigt wurden. Dazu zählten Schiffsmodelle aus dem National Maritime Museum, von denen aber nur eines im Katalog abgebildet ist. Immerhin bietet er ausführliche Erläuterungen:
Seit 1850 war es im britischen Schiffsbau üblich, ein Modell des zu bauenden Schiffes anzufertigen. Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen konnte man damit auf Handelsmessen die neuesten Schiffstypen und den aktuellen technischen Fortschritt zeigen, zum anderen konnte man die Modelle benutzen, um die Schiffe interessierten Kunden und Reedereien vorzuführen. Manchmal wurde die Anfertigung eines Modells vom Besitzer des Schiffes in seinem Vertrag mit der Werft festgelegt.
Die Geschichte des Schiffsmodells dokumentiert sehr anschaulich den Triumph der Dampfmaschine über das Segel und den Aufstieg und Fall Großbritanniens als größte Seefahrernation der Welt. In ihrer Anfertigungsweise sind die Modelle praktisch einzigartig. Normalerweise wurden sie im Maßstab 1:48 angefertigt, was der Norm für britische Schiffsbaupläne entspricht. Sehr große Schiffe wurden allerdings manchmal nach halb so großem Maßstab gebaut, das heißt in der Größenordnung 1:96. Die Modelle sind höchst akkurat und - wenn überhaupt - wurden nur wenige Details übergangen. Bei genauer Untersuchung des Decks der "Leviathan" zum Beispiel findet man Torpedonetze, Hühnerställe, Signalausrüstung und viele andere Einzelheiten. Ohne Ausnahme sind alle Modelle von ausnehmend hoher Qualität - manche haben vergoldete oder versilberte Beschläge -, und sie waren in eleganten Schaukästen aus Mahagoni ausgestellt. Ein Modell war sehr teuer in der Herstellung: Es war nicht ungewöhnlich, daß ein Team von Modellbauern bis zu einem Jahr damit verbrachte...
JOHN GRAVES im Katalog, S. 287
Bei der Eröffnung der Weltausstellung am 1. Mai 1851 hatte die elfjährige Prinzessin VICKY den 19jährigen Preußenprinzen FRIEDRICH WILHELM durch ihre Ausstellungsführung in deutscher Sprache beeindruckt. Möglicherweise wurden von den Eltern der beiden zu diesem Zeitpunkt erstmals Heiratspläne geschmiedet. Von der Eröffnung wurde auch ein Gemälde gezeigt, zu dem berichtet wurde, daß ein im Vordergrund abgebildeter Asiate irrtümlich für den Abgesandten des Kaisers von China gehalten wurde. Später habe sich herausgestellt, daß er ein mittelloser Emigrant aus dem Londoner East End war.
JOSEPH PAXTON entwarf mit dem Kristallpalast eine Glas-Eisenkonstruktion in Fertigbauweise. Mit einer Länge von 563 Metern übertraf er das längste Gebäude Londons, St. Pauls Cathedral, um das Dreifache. Im Querschiff war der Kristallpalast 124 Meter breit und 33 Meter hoch. Die Länge der aneinandergereihten Ausstellungstische betrug 13 Kilometer. 14.000 Aussteller, die Hälfte aus dem Ausland ( mit Frankreich und den USA an der Spitze, bestückten die Abteilungen. An manchen Tagen wurden erhöhte Eintrittsgelder verlangt. Ein Besuch an einem solchen Tag erhöhte das Prestige der zahlungskräftigeren Besucher und erzielte den erwünschten Effekt, die Klassen nicht miteinander zu vermischen. Bis zum Schluß der Ausstellung am 11. Oktober 1851 besuchten mehr als sechs Millionen Menschen die Weltausstellung.Nach dem Ende der Weltausstellung wurde der Kristallpalast im Hyde Park abgebaut und 1853 in Sydenham südlich von London wiedererrichtet. Er diente weiter als Ausstellungs- und Vergnügungsstätte, bis er 1936 ausbrannte. Die Überreste wurden 1941 abgetragen, um deutschen Bombern nicht als Orientierungshilfe zu dienen.
nach dem Katalog, S. 210 - 213
http://www.darmstadt.de/darmstadtalt/kultur/centena/mabige1.jpg |
1899 gründete Großherzog ERNST LUDWIG von Hessen, der Sohn der Prinzessin ALICE und Lieblingsenkel der Königin VICTORIA die Künstlerkolonie Mathildenhöhe, die am 15. Mai 1901 feierlich eingeweiht wurde. Er machte Darmstadt damit zu einem Zentrum der europäischen Stilkunstbewegung um 1900. Anregungen für eine Vereinigung von Künstlern, die mit gleicher Zielsetzung gemeinschaftllich wirkten, fand ERNST LUDWIG unter anderem im englischen Arts and Crafts Movement, aber auch in Reformbewegungen, wie sie von Paris, Wien und Glasgow ausgingen. Auch davon zeigte man ein Modell. nach dem Katalog, S. 268 |
Heute findet man nach einigem Suchen auf der unübersichtlichen Homepage Darmstadts eine Online-Ausstellung über "100 Jahre Künstlerkolonie Mathildenhöhe Darmstadt"
Die Tätigkeit des Bertelsmann-Verlages im Dritten Reich und speziell im Zweiten Weltkrieg wird von einer unabhängigen Historikerkommission untersucht, die kürzlich erste Ergebnisse veröffentlicht hat.
Beispiel für Wehrmachtsbücher aus dem Bertelsmann-Verlag: Tag und Nacht am Feind. Aufklärungs-Abteilungen im Westen Herausgegeben im Auftrag des Oberkommandos des Heeres C. Bertelsmann, Gütersloh 1943
Darüber berichtet DIE ZEIT, aus der ich auch die anderen Links zu dem Thema habe (deshalb nenne ich sie zuerst).
Die Unabhängige Kommission hat eine Homepage
Und hier findet man die Stellungnahme von THOMAS MIDDELHOFF:
In diesem Zusammenhang habe ich mir noch mal die Online-Ausstellung
der Bibliothek der Universität von Virginia angesehen. |
Darin geht es um die Ausgaben für die US-Streitkräfte. Originell an diesen Buchausgaben war das Format: Vier Bücher übereinander. Dadurch mußten einige gekürzt werden, um gleich viele Seiten zu erzielen. Natürlich war das unhandlich, und nach dem Motto: "Davon kann man sich eine Scheibe abschneiden" wurden vier einzelne Bücher daraus. |
Hintergrundmusik: http://www.uniquelygifted.com/CandidCards/Music/Pomp_And_Circumstance-2.mid
Mit freundlichen Grüßen
Norbert Schnitzler