diese Literatur sehr. Die bedeutendste und liebenswerteste Gesellschaftsutopie stammt von dem Engländer Thomas Morus (1478-1535), dem Lordkanzler König Heinrichs VIII. In seiner "Utopia" wird die Rückkehr eines hochgebildeten Weltreisenden geschildert, der seinen staunenden Freunden mitteilt, er habe eine bislang ganz unbekannte Insel entdeckt. Die Inselbewohner lebten nach Regeln, die der in England bestehenden gesellschaftlichen Ordnung ganz und gar widersprächen. Auf Drängen der Freunde beginnt nun der Reisende - Raphael mit Namen - zu erzählen.

Diese Einleitung und der dann folgende Bericht sind selbstverständlich erfunden. Raphael berichtet von einem demokratischen Gemeinwesen, in dem es kein Privateigentum an Grund und Boden und an Werkzeugen gibt. Alle Menschen müssen landwirtschaftliche und handwerkliche Berufe erlernen (Tuchmacherei, Tischlerei, Schmiedekunst, Baukunst usw.). In jedem Jahr wechselt eine Anzahl Städter und Landbewohner miteinander die Wohnsitze, um die Entfremdung von Stadt und Land zu verhindern. Die Menschen leben in völliger Eintracht und wahrem Glück miteinander. Kriege betrachten sie als die gröbste und grausamste Ungerechtigkeit.

Jedoch unterziehen sie sich militärischen Übungen, und zwar aus zwei Gründen: um feindliche Überfälle zurückzuweisen und zur Befreiung anderer Völker von der Tyrannei.

Diese Menschen leben sehr einfach, die gesunden Mahlzeiten nehmen sie in gemeinsamen Häusern ein. Um 8.00 Uhr abends wird zu Bett gegangen und um 4.00 Uhr morgens aufgestanden. Allgemeine Schulpflicht besteht, der Unterricht ist kostenlos. Trotz der gemeinschaftlichen Kindererziehung wird die Ehe zwischen Vater und Mutter sehr hochgehalten. Bosheit und Unaufrichtigkeit zwischen Eheleuten wie unter den Menschen überhaupt werden öffentlich getadelt. Soweit Thomas Morus. Er wurde übrigens von seinem König, obwohl er dessen verdienstvoller höchster Minister war, hingerichtet, weil er eine Ehescheidung des Königs verurteilte. Morus war ein sehr freundlicher, hochgebildeter und zugleich kompromißlos ehrenhafter Mann. Das war selten in jener Zeit kolossaler Bereicherungen und großer Grausamkeiten.

Graf, Kaufmann, Fabrikant

Im 19-Jahrhundert schufen drei weitere bedeutende Denker utopische Programme, die bereits den ganzen Reichtum der neueren technischen Erkenntnisse in die Zukunftsgesellschaft mit aufnahmen. Es waren die utopischen Sozialisten Saint-Simon, Fourier und Owen - ein Graf, ein Kaufmann und einFabrikbesitzer. Siewaren Angehörige der herrschenden Klassen, deren Gerechtigkeitsbewußtsein sie den Kapitalismus verurteilen ließ.