<- Zurück Dr. Frank Mörsberger Darmstadt 01.06.2010 Vor ->

Sehr geehrter Herr Köhler,

viele meiner Freunde und ich befürchten, dass Sie mit Ihrem für den "Normalbürger" nicht nachvollziehbaren Rücktritt dem Amt des Bundespräsidenten und sich persönlich einen weit größeren Schaden zugefügt haben, als dies die durchaus berechtigte Kritik an Ihren Interview-Aussagen (auch wenn diese ggf. etwas aus dem Zusammenhang gerissen und fehlinterpretiert waren) jemals vermocht hätte.

Wir können nur mutmaßen, daß es noch andere Gründe für Ihren überstürzt wirkenden Schritt gab, die Sie der Öffentlichkeit aus welchen Motiven auch immer, bislang vorenthalten haben. (evtl. gesundheitliche Gründe?).

Ich möchte meiner Enttäuschung über Ihren Rücktritt hiermit Ausdruck verleihen und bin erschüttert, dass Sie als bislang aufrecht und bürgernah wirkender Bundespräsident gerade in diesen schwierigen politischen Zeiten "das Handtuch werfen" und sich aus einer persönlich empfundenen Kränkung heraus(denn das Amt als solches wurde durch die Kritik überhaupt nicht angegriffen!) aus der Verantwortung für Deutschland stehlen. So jedenfalls empfinde ich es. Dem Staatsoberhaupt kommt gerade in schweren Zeiten eine besondere Rolle als verlässliches "Vorbild" und moralische Institution zu. Schade, dass der Eindruck in wenigen Sekunden von Ihnen selbst zerstört wurde. Es bleibt für uns alle unfassbar!

Ich plädiere ausserdem dafür, dass eine Gesetzesänderung herbeigeführt wird, die Bundespräsidenten nach Ihnen, die das Amt ebenfalls aus nichtigem Anlass und auf derart unwürdige Weise für das Land und die Bürger niederlegen, das Anrecht auf die Fortzahlung Ihrer Bezüge auf Lebenszeit und alle weiteren Verünstigungen mit sofortiger Wirkung entzieht.

Sie sollten sich evtl überlegen aus Gründen der Rehabiltierung, dieses Geld der Steuerzahler für einen gemeinnützigen Zweck zur Verfügung zu stellen. Aus Ihren früheren Tätigkeiten dürften Sie sicherlich auskömmliche Altersbezüge erhalten.

Persönlich wünsche ich Ihnen und Ihrer Frau, die Ihren Schritt tapfer mitträgt (Hochachtung!) alles erdenklich Gute und hoffe, dass Sie die tiefe persönliche Krise überwinden werden.

Sie waren bis gestern zumindest kein schlechter Bundespräsident !

Mit freundlichen Grüßen
Dr. F. Mörsberger
Darmstadt